-->Hi dottore,
ich füge Text ein:
>>Hallo dottore,
>>> Wer unter Erfüllungsdruck (Summe, Termin) wirtschaftet und dabei in Konkurrenz zu anderen steht, strengt sich mehr an als jemand, der weder unter Erfüllungsdruck noch unter Konkurrenzsystem steht, mit dessen Hilfe er den anderen beim Kampf gegen Insolvenz und Illiquidität ausstechen kann. Haben alle dieselbe Null-Chance, der für alle gleichen Verpflichtung zu entkommen, strengt sich keiner an (Sozialismus usw.).
>Hi Dieter,
>auch ich war Unternehmer und das bin ich bis heute (Schweizer AG mit 17 Beschäftigen und 3 Aktionären).
HHHHHHHH freut mich!
>Das Unternehmen ist derzeit bankschuldenfrei, was es aber nicht aus dem debitistischen Druck entlässt.
>Es muss wohl klar gestellt werden, dass Debita nicht etwa nur verzinsliche Verbindlichkeiten sind, sondern Verbindlichkeiten insgesamt. Es ist die Passivseite - und die drückt immer.
HHHHHHHH Was haben wir denn auf der Passivseite:
bei mir steht da 90% Eigenkapital, ein paar Rechnungsabgrenzungsposten in Form von sonst. Verbindlichkeiten, eine Verbindlichkeit gegen eine andere Firma von mir und kurzfr. Lieferantenverb. von ca. 2%.
>Die Verbindlichkeiten bestehen in termingerechter Erfüllung von Miet-, Lohn- und Lieferantenverpflichtungen, kurzum in der Zahlung von Rechnungen, die ununterbrochen auflaufen und die auflaufen müssen, weil sich sonst keinerlei Geschäfte betreiben ließen.
HHHHHHHH ok. natürlich geht man kontinuierlich Verpflichtungen ein, die Bestandteil des"Wirtschaftens" sind. Nur solange die finanziellen Verpflichtungen jederzeit durch vorhandene liquide Mittel gedeckt sind oder solche, die sich ebensoleicht nach menschlichem Ermessen realisieren lassen entsteht kein Druck.
>Die AG richtet Schulungs- und Konferenzräume ein. Das Material muss gekauft - und ergo bezahlt werden.
>Die Ausstattung mit Kapital bedeutet eine Verpflichtung des Unternehmens, es zu bedienen (Dividende) bzw. den Unternehmerlohn zu bezahlen.
HHHHHHH Wieso muß das Kapital zwangsweise bedient werden. Das muß es doch nur wenn Du Kapital gekauft hast. Es muß auch kein Unternehmerlohn gezahlt werden. Sofern Du zuvor Substanz hattest, kann genausogut davon gelebt werden was natürlich voraussetzt, daß man zu irgend einem früheren Zeitpunkt Substanz sammeln konnte.
> Eine Expansion ist möglich durch die Hereinnahme weiterer Aktionäre, da es mit Selbstfinanzierung allein auf Dauer nicht geht. Die Aktionäre sind nur zu gewinnen, wenn entsprechende Ausssichten auf Auszahlungen an diese gewährleistet sind.
HHHHHHHH Du meinst eine Expansion ist ausschließlich daran gekoppelt, daß diejenigen die einsteigen eine akzeptable Dividende bekommen? Wie sieht es mit der Begeisterungsfähigkeit für die Verbreitung einer Idee (Seminare) aus. So wie ich Dich einschätze solltest Du doch in der Lage sein, mit Begeisterungsfähigkeit expansieren zu können. Ansonsten muß ich Dir Recht geben, dann hättest Du Deine unternehmerische Freiheit dem Expansionsdrang geopfert durch Dauer-Verpflichtungen.
>Die AG hat eine Kreditlinie in Höhe von 250.000 Fr., die gelegentlich in Anspruch genommen wird, woraufhin dann entsprechende Kosten (Bankzinsen) anfallen. Können Rechnungen nicht termingerecht gezahlt werden, fallen Verzugszinsen an, werden Rechnungen sofort beglichen kann Skonto abgezogen werden. Klassische debitistische Erscheinungen.
HHHHHHH das stellt für mich kein Problem dar, sofern eine Liquidität jederzeit aufgrund des Umlaufvermögens (meinetwegen stark abgeschrieben) die Beträge ausgleicht.
>Sollten keine Aufträge hereinkommen, derzeit wird mit einem größeren Verlagshaus verhandelt, laufen die Kosten weiter, d.h. die AG steht unter laufendem debitistischen Druck. Es ist ein Unternehmen wie es Tausende gibt und alle stehen unter dem selben Druck.
HHHHHHH Natürlich weiß ich, daß Du die Normalität beschreibst. Aber es ist eine selbst gewählte Normalität. Man muß das nicht. Und wer es macht, gibt Freiheiten auf, zwar mit dem Ziel mehr zu verdienen, größer zu werden, etc. aber immer um den Preis einen Herrn über sich zu haben, dem man termingerecht verpflichtet ist.
>>Hier verkennst Du m.Erachtens das Wesen eines Unternehmers. Es ist genau umgekehrt, wie Du schilderst.
>>Ein Unternehmer wird immer ohne Debitismus existieren können, aber vielleicht ist es der Rest, der es nicht kann/will.
>Ein Unternehmer, der nicht unter debitistischem Druck steht, ist nicht definierbar. Kein Unternehmer kann es sich leisten, mal eben anzufangen und dann plusminus Null wieder aufzuhören. Immer droht Illiquidität oder Insolvenz, also der debitistische Druck. Das findet man sehr schnell heraus, wenn man die Rechnungen einfach liegen lässt und wartet, was dann passiert. Oder lass' einfach mal einen Auftrag platzen, aber Du hast das Material schon gekauft und musst es nun bezahlen.
HHHHHHHH natürlich sind das Erfahrungen, die ich machen durfte.
Die Gretchenfrage ist doch eher: Fange ich mit Schulden an und stehe von Anfang an unter diesem Druck oder fange ich mit einem Überschuß von Eigenem an.
>>Wohlgemerkt ich spreche nicht von Verwaltern (Geschäftsführern, Vorständen, etc.) sondern von Menschen, die kreativ etwas unternehmen.
>Auch die sog."Verwalter" lassen sich eine Menge einfallen. So unkreativ sind die keineswegs. Schließlich gibt es einen Verwaltungsrat, der sich laufend Bericht erstatten lässt, ob etwas Kreatives angedacht oder verwirklicht wird.
>>Die Risikobereitschaft ist fixer Bestandteil des Unternehmers.
>Das Risiko besteht nicht darin, mit plusminus Null nach einer"schönen Zeit" sich wieder ins Privatleben zu verabschieden. Oder halt mal"ein bisschen was" in den Sand gesetzt zu haben und wieder zu schließen. Das Risiko des Unternehmers ist und bleibt die Illiquidität / Insolvenz. Sonst wärs ja wohl kein Risiko.
HHHHHHHH Vollkommen richtig.
>Das Risiko umfasst nicht etwa einen"Kapitalverlust", den man"verschmerzen" kann, sondern darin, dass der Verlust das eingesetzte Kapital überschreitet und Überschuldung festgestellt wird. Was Überschuldung bedeutet, muss ich einem Unternehmer nicht groß erklären.
HHHHHHHH auch korrekt
>Um die Überschuldung zu vermeiden, kann zwar gewartet werden, bis das Kapital"aufgebraucht" ist. Da das Unternehmen jedoch in Konkurrenz steht, die ihrerseits das eingesetzte Kapital"hebelt", d.h. zusätzliche Mittel in Anspruch nimmt (und ergo verzinsliche Verbindlichkeiten aufbaut, wobei anzumerken ist, dass alle Verbindlichkeiten letztlich verzinslich sind, siehe eben, und nicht etwa nur jene, die über Banken laufen, denn sonst würde niemals eine Rechnung fällig gestellt werden bzw. fällig sein), muss das betreffende Unternehmen, um nicht vom Markt zu verschwinden, nach- und gleichziehen.
HHHHHHH sehe ich auch so, daß alle Verbindlichkeiten verzinslich sind.
>Dein Modell ist letztlich dieses: Du hast 1 Mio Kapital. Das verwendest Du für Geschäftsaustattung, Lohnzahlungen für 3 Monate (200') sowie Einkauf von Waren (800') und wenn die Waren liegen bleiben, machst Du die Bude wieder zu und hast die 1 Mio in den Sand gesetzt. So ist es eben leider nicht. Ganz im Gegenteil:
HHHHHHH doch so kann es sein, natürlich mit dem kleinen Unterschied, daß Du den Wertverlust auf Waren und Geschäftsausstattung nicht ganz so hoch ansetzen mußt.
>Hat jemand eine Idee (Kreativität) und etwas Kapital, versucht er sofort weiteres Kapital zu erhalten, um die Idee auch umzusetzen. Dazu führt ihn der Weg zuerst zur Bank, die sein"Geschäftsmodell" prüft und anschließend einen Kredit einräumt, womit der junge Unternehemr subito von verzinslichen Forderungen umzingelt ist.
HHHHHHHH natürlich kenne ich viele dieser"Fälle". Ich bestreite nicht, daß es so üblich ist. Ich bestreite nur, daß es so sein muß, zumal es bei meiner Firma nicht so war obwohl versucht wurde einen Kredit zu bekommen, was aber mangels Kreditwürdigkeit damals abgelehnt wurde. Also fängt man ganz klein an, spart sich das benötigte Kapital vom Munde ab und wächst langsam. Irgendwann möchte dann jede Bank einem sein Geld verkaufen. Aber dann braucht man es nicht.
>Unterhalte Dich doch mal mit Existenzgründern. Die können jede Menge Lieder davon singen. Geschäftsmodelle (Kreativität) allein sind nicht kapitalmarktfähig.
HHHHHHH ich bestreite nur, daß man den Kapitalmarkt als Unternehmer zwangsläufig nötig hat. Doch nur wenn man selber zu wenig Potenzial hat, will man das durch Kapital ausgleichen.
>Selbst wo dies etwas lockerer gesehen wird (USA) sind dann Junk Bonds (verzinsliche Verbindlichkeiten) auszugeben. Und selbst wenn Du ein Modell konstruieren wolltest, wo jede Kreativität sofort am Aktienmarkt platzierbar wäre, entkämest Du dem Debitismus nicht. Denn das"Geld", das dort spendiert würde, muss in cash eingezahlt werden und cash, wie Du bestens weißt, ist immer ein Kreditderivat (setzte also Debita voraus) und selbstverständlich verzinslich in der Welt - wie jeder ZB-fähige Titel und jedes ZB-Geld selbst.
HHHHHHH siehe weiter oben
>>Er kennt zum Zeitpunkt der Ideenrealisierung (durch welche Mittel auch immer) nicht den Preis/Tauschwert, den die angedachten Käufer bereit sein werden zu zahlen, wenn überhaupt. Dieses Risiko nimmt er persönlich auf sich - unter Einbeziehung des pers. Scheiterns, Mißerfolges, Todes. Es ist die Kopplung von Idee und Herstellung, die zum Tauschobjekt führt und kein Zwang, Verbindlichkeiten zu erfüllen.
>Kein Unternehmer, der arbeitsteilig wirtschaftet, kommt ohne Mitarbeiter aus. Mit diesen werden Anstellungsverträge geschlossen (Dienst-, nicht Werkverträge). Aus diesen Verträgen ergeben sich selbstverständlich Verbindlichkeiten und der Zwang, sie zu erfüllen.
HHHHHH selbverständlich entstehen Verbindlichkeiten, die man aber auch jederzeit in einem kalkulierbaren Maße abbauen kann. Es ist nur eine kleine Entscheidung, die man natürlich nur treffen kann, wenn man unabhängig vom Kapital anderer ist.
Ein Arbeitnehmer schuldet mir etwas und ich schulde ihm etwas. Na und. Wenn einer der beiden Seiten sich dem Erfüllungszwang entziehen möchte, sagt er es und die Sache wird beendet.
Erst wenn fremde Kapitalinteressen oder Dividendenansprüche hinzukommen bin ich nicht mehr frei in den Entscheidungen.
>>Nach Befriedigung der Existenzbedürfnisse kommen die unternehmerischen Ziele.
>>
>>Erst wenn die unternehmerischen Ziele mit Gewinnmaximierung gekoppelt werden und zu diesem Zweck Schulden zur Steigerung der Eigenkapitalprifitrate gemacht werden und sich eine Gesellschaft in seiner Mehrheit diesen Zielen verschreibt, erst dann haben wir ggf. ein System, welches debitistisch wäre, wobei ich zusätzlich anmerken möchte, daß ich mir eigentlich kein Urteil über die Theorie machen kann.
>Es ist keine Theorie sondern das 1 zu 1-Abbild der unternehmerischen Realität in sämtlichen nichtsozialistischen Volkswirtschaften.
HHHHHHHHH Hier denke ich nach wie vor, daß es nur einen Teil des Wirtschaftens abbildet.
>>Diesen von mir angedachten debitistischen Zwang haben Gesellschaften, die nicht mehr unternehmerisch tätig sind, sondern nur noch verwaltend, Gesellschaften, die träge und lahm geworden sind, also eine Gesellschaft mit wenig oder keinem Unternehmertum.
>Der Zwang ergibt sich automatisch, sobald Kontrakte welcher Art auch immer eingegangen wurden (Lieferungen, Anstellungen usw.). Diese Kontrakte müssen im Kontrakterfüllungs- (Schuldendeckungs-)mittel"Geld" erfüllt werden., das seinerseits, wie gesagt, der Beweis dafür ist, dass es Debitismus gibt, da es sonst von keiner ZB herausgerückt würde.
>Der Stahllieferant wird nicht - das wäre Tausch - mit Autos bezahlt. Und der Mitarbeiter auch nicht (die Bezahlung mit selbsterstellten Produkten gab's mal in der Frühzeit der Industrialisierung, das sog."Trucksystem", letzte Reste davon sind noch in Deputaten, z.B. bei Brauereien oder beim"Jahreswagen" zu bestaunen, aber das ist nicht die wirtschaftliche Wirklichkeit, in der wir leben).
>Gruß!
HHHHHHHHH Es mag Dich erstaunen, aber in der Branche einer Firma von mir (Produktion) ist es nach wie vor üblich, Waren aufgrund von Produktionsengpässen zu tauschen, wobei das Volumen nicht niedrig ist. Artikel, die knapp sind - und typischerweise dann besonders teuer - werden nicht verkauft (zu hohen Preisen) sondern getauscht (zu Einheitspreisen). In aller Regel wird 1/2 jährlich das Tauschvolumen verglichen und die Differenz bepreist und ausgeglichen oder vorgetragen. Genausogut kennen wir heute noch den Tausch beim Lohn/Gehalt wobei das Debutat, wie von Dir angesprochen viel häufiger vorkommt, vor allem in Bezug auf Betriebswohnungen, Nutzung von betr. Einrichtungen, sonst. Vergünstigungen, etc.
Natürlich weiß ich, daß die"debitistischen Belege", die Du gesammelt hast, zutreffen, existent sind. Aber was sagt mir, daß es so sein muß. Ich sehe auch existente Alternativen!
Und nehmen wir an man würde den"Debitismus" als Lehre akzeptieren, dann wäre die logische Konsequenz daraus zumindest für Typen wie mich, diese Struktur aufs tiefste zu bekämpen.
Das hieße als 1. müßte der Staat vernichtet werden und dann....
Gruß Dieter
PS:
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