-->Exportüberschuss und Standortschwäche
ZU GAST: Lüder Gerken ist Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft in Berlin, und der Stiftung für Ordnungspolitik in Freiburg
Wenn man die"Wettbewerbsfähigkeit" der Unternehmen eines Landes ausschließlich an den Exportüberschüssen dieses Landes misst, entsteht ein Trugbild. Das lässt sich leicht erläutern.
Deutsche Unternehmen, die in die USA exportieren, tauschen ihre Dollar-Einnahmen in Euro um. Sie bieten am Devisenmarkt folglich Dollar an und fragen Euro nach. Die höhere Nachfrage nach Euro und das zusätzliche Angebot an Dollar lassen den Preis des Euro im Verhältnis zum Dollar - den Wechselkurs - steigen. Der Ã-konom sagt: Der Euro wertet auf. Als Folge einer starken Steigerung der Warenexporte kosten zum Beispiel 100 Euro nicht mehr 100 Dollar, sondern vielleicht 110 Dollar.
Dadurch können US-Unternehmen ihre Waren in Deutschland billiger anbieten. Ein US-Produkt, das 110 Dollar kostet und daher vorher für 110 Euro zu kaufen war, kann jetzt für 100 Euro angeboten werden. Je mehr also die deutsche Wirtschaft exportiert, desto stärker wertet der Euro auf, desto billiger werden US-Waren und desto leichter haben es US-Unternehmen gegenüber deutschen Firmen. So viel zu dem Trugbild der"Wettbewerbsfähigkeit".
Exportüberschüsse können auch ein Zeichen von Schwäche sein. Im Zuge der Globalisierung investieren immer mehr Unternehmen nicht mehr nur in ihren Heimatländern, sondern weltweit. Firmen wie die BASF und Toyota haben ein weltweites Netz an Produktionsstandorten aufgebaut. Investitionen schaffen Wohlstand und sie schaffen Arbeitsplätze. Länder, die von einer hohen Arbeitslosigkeit geplagt sind, profitieren also besonders davon, wenn ausländische Unternehmen in ihnen investieren und, wenn auch die inländischen Unternehmen, statt ins Ausland abzuwandern, im Inland bleiben. Diese Länder werden sich daher bemühen, Investitionen anzuziehen. Da die Zahl der international tätigen Unternehmen und deren Investitionsvolumen begrenzt ist, hat in den vergangenen Jahren ein regelrechter Wettbewerb der Staaten um die Investitionen dieser Firmen eingesetzt.
Was macht ein Unternehmen, wenn es eine neue Fabrik bauen will und vor der Entscheidung steht, in welchem Land sie gebaut werden soll? Es wägt ab, wo die Aussichten dafür am günstigsten sind, und sieht sich dazu jedes in Frage kommende Land genau an: Sind die Löhne und Lohnzusatzkosten im Verhältnis zum Ausbildungsniveau der Arbeitnehmer attraktiv? Wie hoch ist die Steuerbelastung? Wie ausgeprägt sind Bürokratismus und Regulierungsdichte?... Das Unternehmen wird in demjenigen Land seine Investition tätigen, welches insgesamt die besten Bedingungen bietet. Der Ã-konom spricht von Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes: Je erfolgreicher ein Land Auslandsinvestitionen anziehen und Investitionen inländischer Unternehmen im Inland halten kann, desto wettbewerbsfähiger ist es.
Wie hängen nun die"Wettbewerbsfähigkeit" der Unternehmen eines Landes auf den Exportmärkten und die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte im Ringen um Investitionen zusammen? Auch hier spielt der Wechselkurs eine zentrale Rolle. Wenn der Standort Deutschland gegenüber anderen Ländern nicht ausreichend wettbewerbsfähig ist, investieren ausländische wie deutsche Unternehmen lieber woanders. Wenn sich aber zum Beispiel deutsche Unternehmen entscheiden, eine neue Investition statt in Deutschland in den Vereinigten Staaten von Amerika zu tätigen, dann fragen diese Unternehmen - zur Finanzierung des dortigen Vorhabens - Dollar nach und bieten Euro an. Das bedeutet, dass der Preis des Euro im Verhältnis zum Dollar fällt: Der Euro wertet ab.
Exportüberschüsse können auch Zeichen von Schwäche sein
Dies erleichtert es deutschen Unternehmen, ihre Güter in die USA zu exportieren, während es US-Unternehmen schwerer fällt, ihre Produkte in Deutschland zu verkaufen. Die Folge sind Exportüberschüsse.
Exportüberschüsse sind also nicht nur kein Zeichen für eine besondere"Wettbewerbsfähigkeit" der Unternehmen eines Landes. Vielmehr können sie auch ein Zeichen für eine fehlende Wettbewerbsfähigkeit des Standortes im Ringen um Investitionen sein. Deutschland hat seit vielen Jahren Exportüberschüsse.
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also.. ich sag mal.. [img][/img]
sam
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