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Schriftverstärkung als Hervorherbungen durch mich
Londoner Konferenz des World Forum zum privaten Waffenbesitz
0120/03.169dÂ
(18.09.2003)
Bericht von Professor Heinrich Härke, Universität Reading, England
Publiziert mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
Am 2. Mai 2003 fand im Tower von London eine Konferenz zum Thema"Die gesetzgeberischen, wirtschaftlichen und menschenrechtlichen Aspekte von Schusswaffenbesitz und dessen Regulierung" mit etwa 40 geladenen internationalen Fachleuten statt. Die der Konferenz zugrundeliegende Absicht wurde von Konferenzleiter Guy Wilson, Präsident des Internationalen Verbandes der Waffen- und Militärgeschichts-Museen, so beschrieben:"International wächst ständig der Druck, etwas gegen das 'Waffenproblem zu tun. Wir müssen erkennen, dass dieser Druck nicht nachlassen wird. Ihm müssen wir uns stellen... Unsere Aufgabe ist es nicht, unseren Gegnern zu sagen, dass sie falsch liegen, sondern ihnen nachzuweisen, dass sie Unrecht haben: wir müssen Emotionen mit Fakten begegnen."
Diesem Ziel hat sich der Veranstalter, das „World Forum on the Future of Sport Shooting Activities“ (WFSA), verschrieben. Dies ist eine internationale Organisation von Akademikern, Intellektuellen und Experten zur Verteidigung des privaten Waffenbesitzes für legale Zwecke. Das WFSA ist ein in Belgien eingeschriebener Verein mit rund 40 Teilnehmerorganisationen in 20 Ländern und mit Sekretariaten in Italien und den USA. Es hat eine Reihe von ständigen Kommissionen (z.B. zum Image des Waffenbesitzes, zu Umwelt, Rechtsfragen sowie Statistik und Forschung), und es veranstaltet eine Konferenzserie zu Fragen des privaten Waffenbesitzes.
Die Londoner Konferenz widmete sich schwerpunktmäßig der internationalen Bedrohung des legalen Waffenbesitzes, die heute besonders von der UN-Initiative zur Eindämmung des illegalen Waffenhandels mit Handfeuerwaffen ausgeht, sowie den negativen Erfahrungen, die weltweit mit der Waffengesetzgebung in den verschiedensten Ländern gemacht wurden. Die Vortragenden, durchweg international bekannte und ausgewiesene Autoren, Forscher und Rechtsexperten, kamen aus den USA, Kanada, Australien, Großbritannien und Ã-sterreich.
Don Kates, Kriminologe und Verfassungsrechtler, Washington, USA wies nachdrücklich darauf hin, dass eines der wesentlichen Ziele der UN-Initiative, nämlich die Beschränkung von Waffenlieferungen auf Staatsregierungen und deren Organe, dazu führen wird, die potentiellen Opfer von Völkermord und Pogromen zu entwaffnen.
Dr. David Kopel, Forscher in einem „Think Tank “ in Golden, USA, und Autor des Standardwerkes The Samurai, the Mountie and the Cowboy (1992) über internationale Waffengesetzgebung unterstrich dies mit weiteren Statistiken zu staatlich sanktioniertem und organisiertem Völkermord im 20. Jahrhundert, der in den UN-Statistiken - die er auch sonst als höchst unzuverlässig entlarvte - völlig fehlte.
Abigail Kohn, Universität Sidney, Australien setzte diese Kritik fort, indem sie die Zahlenstatistiken, mit denen Mediziner in vielen englischsprachigen Ländern den privaten Schusswaffenbesitz als „ öffentliches Gesundheitsproblem „ (wegen verursachter Verletzungen und Tötungen) hinstellen und dessen Beseitigung fordern, einer vernichtenden Prüfung unterzog.
Robert Glock vom gleichnamigen österreichischen Waffenhersteller beschrieb die Bemühungen etablierter Waffenfirmen, einen internationalen Standard der Waffenkennzeichnung zu erarbeiten, und forderte, dass die Kontrollbemühungen der UN sich auf reine Kriegswaffen beschränken sollten.
David Penn vom Imperial War Museum, London, GB lieferte dann den Versuch einer Definition solcher Kriegswaffen (unterste Schwelle: vollautomatische Sturmgewehre) und stellte heraus, dass die Anzahl der weltweit existierenden Schusswaffen (geschätzt auf 550 Millionen) den Versuch einer Kontrolle und Missbrauchsbekämpfung durch Gesetzgebung und Verbote von vornherein illusorisch macht.
Gary Mauser von der Simon-Fräser-Universität, Vancouver, Kanada belegte anhand offizieller Regierungsstatistiken und den Zahlen von Interpol, dass alle westlichen Industriestaaten, die Waffenkriminalität per Waffengesetzgebung bekämpfen wollten, damit nicht nur kläglich gescheitert sind, sondern ausnahmslos eine darauf folgende Zunahme des kriminellen Waffengebrauchs erleben mussten. Den Gegensatz dazu stellen diejenigen US-Bundesstaaten her, in denen das verdeckte Tragen einer Schusswaffe zur Selbstverteidigung erlaubt worden ist: dort ist nach dem Erlassen der sog.“carry laws“ die Gewalt- und Schusswaffenkriminalität gesunken, z.T. sogar drastisch.
Joyce Malcolm, Professorin am Bentley College, Boston, USA, und Autorin von Guns and Violence, eines kürzlich erschienenen Buches über die katastrophalen Folgen des britischen Waffengesetzes beschrieb das Beispiel Grossbritanniens, wo 83 Jahre Waffengesetzgebung begleitet wurden von einem ständigen Ansteigen der Mordrate und des kriminellen Schusswaffengebrauchs und wo es keinen Versuch gibt, aus der Geschichte zu lernen . Die Professorin betonte, dass die offizielle Propaganda, wonach weniger Waffen im Volk mehr Sicherheit bedeuten, weltweit von keiner einzigen, auf überprüfter und gesicherter Zahlenbasis beruhenden Studie bestätigt worden ist.
Stephen Halbrook, Rechtsanwalt aus Fairfax, USA, und Autor einer Studie über die gezielte Entwaffnung der Juden im Dritten Reich führte das Gegenbeispiel der Schweiz an, das nachdrücklich belegt, wie verlogen die propagandistische Gleichsetzung von privatem Waffenbesitz mit Gefahr und Kriminalität ist.
James Swan von der Universität von Michigan, USA drehte den Spiess um, als er über Jagd und Sportschiessen als kulturelles Erbe referierte und dabei Anleihen bei Jung, Freud und Fromm machte. Er hob die sozial positive Rolle des Waffenbesitzes hervor: Teenager, die früh den verantwortungsvollen Umgang mit Waffen lernen, werden hinterher weit weniger oft straffällig als ihre Altersgenossen ohne diesen Zugang. Das wird belegt durch eine Studie des amerikanischen Justizministeriums von 1994 sowie (nach zusätzlichen Informationen von Stuart Andrews) durch eine international weniger bekannte französische Studie von 1989.
Mary Stage, Professorin am Skidmore College, Saratoga Springs, USA rundete die Betrachtung kultureller Aspekte mit einer Geschlechter-Perspektive ab: die angeblich weibliche Abneigung gegen Waffen sei z.T. nichts als feministische Propaganda. Anfang der 90er Jahre wurden ein Viertel aller Waffen in den USA von Frauen gekauft, nicht zuletzt aus Angst vor Verbrechen.
(kann der Baldur bestätigen, bei Wettbewerben haben wir hier Frauen, die die Männerwelt nahezu deklassieren)
Diese Konferenz, deren Vorträge übrigens bald in Buchform veröffentlicht werden sollen, war auch aus mitteleuropäischer Sicht wichtig und interessant. Die Bedrohung des legalen Waffenbesitzes von Privatpersonen geht mittlerweile von höchster internationaler Ebene (UNO, EU) aus.
Die Vorfälle von Zug und Erfurt haben gezeigt, dass bewaffnete Amokläufe eben keine"typisch amerikanische" oder auch britische Erscheinung sind, sondern durchaus auch in Mitteleuropa vorkommen können. Unsere Probleme sind international geworden, die Bedrohung unseres Sports und unseres legalen Waffenbesitzes ist international geworden, und es ist dringend notwendig, dass wir unser dieser Herausforderung auch auf internationalem Parkett stellen.
Anmerkung: Ich danke Stuart Andrews, Colin Greenwood und Wes Stanton für weitere Informationen zum Thema der Konferenz
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Ende Fundsache
Bloß, es wird niemand hören wollen, wetten, daß?
Beste Grüße vom Baldur
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