--> MEN´S HEALTH
Kulturgeschichte der Sexualität des Mannes
Kulturgeschichtliches zum Rollenverständnis von Mann und Frau
R.D. Hesch
Nach einer Fernsehsendung im Süddeutschen Rundfunk,
einem Vortrag auf dem Internationalen Bodenseesymposium
und dem Internationalen Andrologietraining
Dieser Artikel enthält:
Die"Geschichte" des Mannes, Physiologisches zum Rollenverständnis
Tabuisierung der Frau
Gewalt gegen sich selbst
Gewalt gegen Andere
Physiologie der männlichen Sexualität
Die Rolle der männlichen Sexualität in unserer Gesellschaft, erektionsfördernde Prinzipien
Die Kontrazeption der Frau als Akt der Selbstbefreiung
Die Bedeutung erektionsfördernder Medikamente für die männliche Sexualität
Bedeutet die Einnahme von Viagra einen Rückschritt?
Bedeutet die Verwendung von Viagra für Frauen ein Mehr an zwanghafter Sexualität durch erektionsenthemmte Männer?
Fördert Viagra die (gemeinsame) Sexualität im Alter?
Ausblick
Kulturgeschichtliches zum Rollenverständnis von Mann und Frau
Die Geistes- und Kulturgeschichte der westlichen Gesellschaft ist fast ausschließlichen vom männlichen Einfluß geprägt. Erinnert sei, um nur einige Namen zu nennen, an Sokrates, Platon, Aristoteles, Paulus, Augustinus, Thomas, Luther, Kopernikus, Galilei, Bacon, Decartes, Newton, Locke, Hume, Kant, Darwin, Marx, Nietzsche, Freud. Auch die religiöse Basis, auf der sich alles entwickelt hat, ruht auf Männern:
Jesus, - dessen Leben und Wirken allerdings kaum noch etwas mit dem Macht- und Verwaltungsapparat zu tun hat, zu dem sich die katholische Kirche weltweit aus der Interpretation des Lebens Jesu entwickelt hat. Mohammed,- wobei der Islam in ähnlicher Weise wie die große christliche Kirche das Leben der Menschen und die Sexualität zur Machtausübung tabuisiert hat. Vorgezeichnet war diese Entwicklung schon im Alten Testament, zitieren wir Coolsaet:
„In der Genesis heißt es: „Gott schuf sie als Mann und Frau, zur Frau „sagt Jahwe: Deine Begierde wird dem Mann gelten und er wird Dich beherrschen.
Das ist klare Sprache von Männern. Interessanterweise kam die klare Trennung zwischen den Geschlechtern und all das, was direkt oder indirekt mit Sex zu tun haben könnte erst nach dem Exodus der Juden zustande. Der Vater durfte sich nicht länger dem Sohn nackt zeigen, der Penis durfte beim Wasserlassen nicht mehr angefaßt werden und so weiter. Zudem waren die Juden damals davon überzeugt, daß die Frau nur eine Art Brutkasten sei.. Im Christentum, das hier eine Fortsetzung der Judentum ist, spitzte Paulus die Lage noch ein wenig zu. Er predigte so viel wie den Verzicht auf Lust und Genuß. Die Lust wurde mit dem Satan gleichgesetzt. Der Koitus war nur ein Auftrag zur Fortpflanzung. Das ging soweit, daß, wenn keine Fortpflanzung mehr nötig oder erwünscht war, Kastration als Mittel zum Zweck akzeptiert wurde, im Geiste Gottes zu leben,- in der sog,. Josefsehe“.
Man braucht sich also nicht zu wundern, daß viele Männer immer noch Kastrationsängste haben. Freud hat diese zwar mit dem Oedipuskomplex erklärt, die Urangst des Mannes ist aber wesentlich gestiftet von Paulus., dessen „Thesen bis auf den heutigen Tag nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Haltung der Christen und er kirchlichen Hierarchie, auf die Sexualität haben. Der war Teufelswerk. Die Folgen einer solchen These waren für viele Jahrhunderte erschreckend. Im 7. Jahrhundert beschloß das Konzil von Soisson, mit überwältigender männlicher Mehrheit, daß Frauen die Seele eines Tieres haben“.
So tief mußte die verängstigte Männerwelt der ehelosen Kirchenfürsten die Frau erniedrigen, um ihre heterosexuelle Unfähigkeit zur Lehre werden zu lassen.
„Die Dominanz des Phallus ist in der römisch- katholischen Kirche tief verwurzelt. Dazu kommt noch der Sündenfall: Auch hier ist der Sex das Böse und wieder die Frau die Hauptschuldige. Man kann sich kaum vorstellen, welche sinnlosen Schuldgefühle ein solches Konzept zur Folge hatte.“
Diese Unterdrückung der Frauen hat nichts damit zu tun, daß Frauen weniger intelligent sind; Richard Tarnas sieht darin etwas Archetypisches, das wahrscheinlich schon vor den großen Religionsstiftungen bestand.
„Das männliche Element war allgegenwärtig und dominant, die Gattung Mensch ist in männlichen Worten weltweit ausgedrückt; der Mensch der westlichen Welt, ein prometheischer Held, der immer nach Freiheit und Fortschritt für sich selbst strebte und dabei im Grunde versuchte, sich von dem bergenden Zusammenhang, der ihn hervorgebracht hatte, abzugrenzen und ihn unter Kontrolle zu halten. Diese männliche Prädisposition war, wenngleich weitgehend unbewußt, nicht nur charakteristisch, sondern zentral und wesentlich für den Werdegang des westlichen Geistes.
Die treibende Kraft dieser Entwicklung war der heroische Impuls, durch den Abschied von der ursprünglichen Einheit mit der Natur ein autonomes und rationales Selbst zu schaffen. Die fundamentalen religiösen, wissenschaftlichen und philosophischen Perspektiven der westlichen Kultur wurden von diesem dezidiert männlichen Element geprägt. Beginnend vor 4000 Jahren mit dem Sieg über die matriarchalischen Kulturen in Griechenland und in der Levantine, sichtbar in der den Westen durch den jüdisch - christlichen Einfluß seither beherrschenden patriarchalischen Religion, in der rationalen Philosophie und in der objektivistischen Wissenschaft. Alles dient der Schaffung des unabhängigen individuellen Ichs als Idealbild des Menschen. Um dies zu erreichen, mußte der männliche Geist offenbar den weiblichen unterdrücken. Stets beruhte die Herausbildung des westlichen Geistes auf der Verdrängung des Weiblichen, der Verdrängung des undifferenzierten einheitlichen Bewußtseins, der participation mystique mit der Natur, der fortschreitenden Negation der Anima mundi, der Weltseele, der Gemeinschaft des Seins, des Allumfassenden, von Mysterium und Vieldeutigkeit, Phantasie, Gefühl., Instinkt, Körper, Natur und, vor allem - Frau:
Verdrängung von allem, was das Männliche projizierend als „das Andere“, das Neutrum identifizierte.
Wir werden zeigen, daß diese Verdrängung vorzugsweise aus der Angst des Mannes vor der Frau resultiert, woraus diese Angst gespeist wird und wozu sie führt.
Aber diese Trennung von Männlichem und Weiblichem weckt zwangsläufig die Sehnsucht nach dem Verlorenen. Und diese Sehnsucht nach dem Verlorenen erreicht ihren Höhepunkt genau in dem Moment, in dem das männlich - heroische Streben in Gestalt des spätmodernen, in seiner absoluten Isolation alle bewußte Intelligenz im Universum für sich beanspruchenden Geistes sein letztes Extrem erreicht hat: Der Mensch allein ist ein bewußtes intelligentes Wesen, der Kosmos hingegen blind und mechanistisch, Gott scheint tot. Der Mensch befindet sich in einer existentiellen Krise: Ein einsames, sterbliches und bewußtes Ich in einem völlig sinnlos und unzugänglichen Universum, das sich außerdem noch in einer psychischen und ökologischen Krise befindet. Diese Krise des modernen Menschen ist ganz wesentlich eine männliche Krise.
Wie Jung vorhergesagt hat, erlebt nun aber seit geraumer Zeit die zeitgenössische Psyche einen epochalen Wandel, eine Versöhnung der beiden großen Polaritäten, eine Vereinigung der Gegensätze, eine “heilige Hochzeit“ zwischen dem lange dominierenden, jetzt aber entfremdeten Männlichen und dem lange unterdrückten, jetzt aber aufstrebenden Weiblichen“ (Tarnas).
Wir sind sicher, daß es zu einem kulturgeschichtlichen Wandel der Biologie des Mannes kommen wird und genauso so wie die Pille die Frau aus der sexuellen Abhängigkeit des Mannes befreit hat, werden erektionsfördernde Mittel den Mann aus der Angst vor dem Versagen angesichts der Frau befreien.
Die „Geschichte“ des Mannes, Physiologisches zum Rollenverständnis
Die Geschichte des Mannes ist eine Geschichte der Versagensangst. Die sexuelle Erregung des Mannes mündet in der Erektion; diese ist ein äußerst labiles Geschehen; ihr Auftreten unterliegt kaum dem Willen, sondern hängt ab von der sexuellen Erregung. Diese ist ganz wesentlich das Ergebnis von komplexen Abläufen in unterschiedlichen Gehirnarealen, die zusammenspielen müssen. Hier hat das männliche Hormon Testosteron seine wesentliche Funktion. Sinnliche Eindrücke (Lust und Liebe) und körperliche Bereitschaft (Physiologie des Penis) müssen zusammenwirken, damit die Erketion zustande kommt und „aufrechterhalten“ (im wahrsten Sinne des Wortes) werden kann. Der Vorgang der Erektion ist ein wesentliches, wenn nicht das sinnstiftende Identifikationsmoment in der Biographie eines jeden Mannes. Das Erlebnis des Versagens hierbei ist das fundamentale Trauma in der Biographie des Mannes.
Ich bin der Meinung, daß für die westliche bestimmte Weltgeschichte die Menschheits,- d.h. Mannbegleitende Kulturgeschichte der Versagensangst des Mannes eine, wenn nicht die bedeutendste bisher nicht ausreichend gewürdigte Ursache von Gewalt, Vernichtung und Genozid ist.
Coolsaet sagt:
„Die Grundtendenz ist zweifellos die Angst vor der Frau („Der Mann an sich ist fundamental bange. Er fürchtet sich vor Frauen“, Bo Coolsaet: ZEIT 25,1998, 74).), vor ihr, die verführt und verschlingt“.
Weiter sagt Coolsaet:
„Die Frau wird unbewußt als von Natur aus dominant empfunden, sie muß also um jeden Preis, notfalls mit Gewalt und Unterdrückung, selbst beherrscht werden. Sexualität, sagt Augustinus, bedeutet die Vernunft zu verwerfen. Deshalb war die die Vorstellung einer idealen, unbefleckt - empfangenden, sozusagen sexlosen Mutter in der Person der Jungfrau Maria notwendig,“, um die Angst vor der Frau endgültig loszuwerden. Diese konnten dann auch die Kleriker angstlos verehren, die normale Sexualität wurde zur unwürdigen Ausnahme tabuisiert und der Moralkontrolle unterworfen, da war sie dann wieder die Angst vor der normalen Lust.
Aus der Versagensangst aber vor der sanfteren Sexualität der Frau, die keinerlei demonstrativen Charakter hat, aus dieser Versagensangst sind zwei verhängnisvolle Entwicklungen entstanden, die Tabuisierung der Frau und die Surrogatentwicklung.
Tabuisierung der Frau
Schon früh im Rahmen der Entwicklung von patriarchalischen Gesellschaften ist es durch die Besetzung der Frau mit Angst zu einer Tabuisierung der Frau gekommen. Nach der Tabuisierung war es dann das Recht des gestörten Mannes, das Tabu zu durchbrechen und zwar mit auch Gewalt, „ die Frau sei dem Manne untertan“, eine Lizenz zur Gewalt, Gewalt beherrscht immer wider die Sexualität von Männern bis in unsere heutigen Tage.
Sexualität als Tabubruch bis hin zur Unterdrückung der Frau über Jahrhunderte (Verbringen ins Kloster), bis hin zur Vergewaltigung als Tabubruch, Erniedrigung (Beschneidung in Afrika und Arabien, heute ein Problem, das neben AIDS zur höchsten Sterblichkeit der Frau in Afrika durch Depression führt wie der neuste UNO- Bericht herausstellt), ferner Ausschluß aus der Gesellschaft (das Wahlrecht haben die Frauen in westlichen Gesellschaften erst seit kurzer Zeit), am schlimmsten ist der Gewaltsex erwachsener Männer durch Vergewaltigung von Kindern; nicht selten der eigenen; Sex mit Frauen anderer Rassen: impotente Männer fliegen nach Asien, um dort Frauen gegen Geld zu vergewaltigen, neuerdings werden solche Frauen hier her geschafft für den gleichen Zweck.
Da Sexualität dem Bereich des Unwillkürlichen zuzuordnen ist, - wir werden darüber noch reden,- hat das androgengeprägte Gehirn, das die Sexualität eben nicht rational kommandieren kann, den Konflikt des Versagens unterdrückt durch Tabuisierung der weiblichen Seele und des Körpers der Frau; wir reden von Pornographie: in Sexfilmen wird immer wieder auf unterschiedlichste Art und Weise bis hin zum Waffengebrauch die Allgegenwart einer funktionierenden Erektion vorgetäuscht oder mit Gewalt erzwungen.
Theweleit hat im ersten Band seines 2- bändigen Werkes „Männerphantasien“ die Mechanismen aufgezeichnet, mit welchen faschistoide Gesellschaften Frauenrollen - und Frauenbilder entwickeln, die Frau, das andere, wird zum Benutzungsobjekt ritualisiert.
Gewalt gegen sich selbst
Masturbation als individuelle Triebentladung beim Jungen und erwachsenen Mann ist ein allgemeines Phänomen in der männliche Biologie und nichts negatives. Masturbation läuft neben der normalen Sexualität bei vielen ungestörten Männern ab.
Interessant ist, daß Collegstudenten im Alter zwischen 16- 20 Jahren häufiger masturbieren als vergleichbare Jugendliche, die im Arbeitsleben stehen wie die Kinsey Studie ermittelte.
Aber auch dieser normale Vorgang wurde von sexuell gestörten Männern tabuisiert, am verhängnisvollsten wirkten sich Untersuchungen des Arztes Tissot über lange Zeit aus. Dieser erfand wegen der behaupteten krankmachenden Schäden durch Onanie ( am schlimmsten die Rückenmarkdarre, etwas, das ich in meiner Jugend noch zu hören bekam), entsetzliche Instrumente, die naturgemäß den gesunden Gebrauch des Penis tief im Unbewußten eines jeden Kindes nachhaltig stören konnten.
Sexuell gestörte, impotente Männer benutzen allerdings nicht selten perverse Masturbationstechniken als Ersatz der partnerschaftlich - weiblichen Liebesbeziehung aus Angst vor dem Versagen. Perverse Surrogatbefriedigung ist eine der verhängnisvollsten Entwicklungen in der männlich geprägten westlichen Weltgeschichte, weil sie die Gewalt gegen sich selbst und eine perverse Scham begründet. Das Erlebnis des Versagens und die Unfähigkeit damit umzugehen führt zu bestrafender Gewalt gegen sich selbst, Unterordnung unter Gewalt durch andere, „dort seinen Mann stehen“, „ denen zeig ich’s“ (Fremdenlegion, Krieg, Karriere, Torturen, Entbehrungen).
In unserer modernen Gesellschaft sind allerdings die Schranken des Perversen recht weit geworden und vieles, was früher pathologisch war, wird heute teils in der Ã-ffentlichkeit geduldet,- einer eine erfreuliche Entwicklung, die den Mann den Zwängen einer fragwürdigen Moral befreit, aber auch eine kritische Entwicklung, weil „ je mehr sich die Sexualität im öffentlichen Raum oder in der intimen Situation vom Primärsexuellen, von der individuellen Lust und dem spontanen Verlangen entfernt, so behaupte ich, desto häufiger ist mit sexuellen Störungen einschließlich erektiver Schwäche zu rechnen ( Kurt Starke, 1997). Der öffentliche Sex, der in den Medien eine allgegenwärtig funktionierende Erektion suggeriert, ist eher angsteinflössend als befreiend. Die Gesellschaft soll eine lustvolle Sexualität tolerieren, die Ã-ffentlichkeit soll aber keine Trugbilder einer maschinenhaften männlichen Sexualität vermitteln, eine Entwicklung, von der man befürchtet, daß sie in gewissenlosen Industrieeinfluß und Kommerz geraten kann.
Gewalt gegen Andere
Ich habe nach all meinen Beobachtungen und Studien vieler Biographien von Männern keinen Zweifel daran, daß die früh gestörte Sexualität von Jungen die Reifung der normalen sexuellen Entwicklung so tiefgreifend stört, daß einen normale Beziehung zur Frau später nicht möglich ist, Erektion, wenn sie denn funktioniert als Instrument der Gewalt und wenn sie nicht funktioniert der Surrogatgewaltausübung dient. Schikane im Beruf, Unterjochung, Krieg gegen andere Versager, Qualen, Folter und Bestrafung von anderen, die eventuell kein Surrogat brauchen („Andersdenkende“), bis hin zu Ausrottung (Genozid).
Es rächt sich aber, die Frau über Jahrtausende zu unterdrücken, sie ist es, die die nächste Generation der Jungen wesentlich aufzieht.
Pilgrim hat in seinem Buch „Muttersöhne“ die Frage gestellt: Was veranlaßt Männer Gewalttaten zu begehen, Blutbäder anzurichten, die Welt zu zerstören?“ Er entwirft die These, daß es die Muttersöhne sind, die dies tun, die Söhne der gequälten und früh verlassenen Mütter, die mangels eines funktionierenden Vaters keine Geschlechtsidendifikation erfahren können. Daß die Frau ihren Sohn an sich binden muß, ist eine Verzerrung ihres Verhaltens, die ihr die Männergeselschaft zugemutet hat und der Muttersohn wird diese Rache in mehr oder weniger gestörte Sexualität umsetzen, weiblich darf er nicht werden, männlich kann er nicht werden, er bleibt zeitlebens gestört.
Theweleit hat im 2. Band seines Werkes „Männerphantasien“ eine beängstigende Analyse des Massenphänomens Mann als Gewaltträger gegeben bis hin zur Flucht in homosexuell gefärbte Männergewalt.
Das 20. Jahrhundert war in der Geschichte der Menschheit das Jahrhundert mit den größten Genoziden, die Gewaltherrscher allesamt bis in unsere heutigen Tage (Saddam Hussein, Ceaucescu, Pinochet, Miloszewich,) tief sexuell gestört. Selbst große demokratisch Regierende haben profunde Sexualstörungen (Willy Brand, Bill Clinton). Die gegenwärtigen Blutmänner sind Tiefkühldiktatoren. Ihr Tun und Trachten ist eingefroren in demokratisches Gehabe, ihre Aktionen werden mit ökonomischen Erfordernissen und mit politischen Notwendigkeiten maskiert, die Blutspuren im Balkan und in Rußland sind solcher Art.
Die Menschheit wandert auf einer Gradwanderung zwischen der mehr oder weniger gestörten Sexualität ihrer Regierenden und Herrschenden.
Physiologie der männlichen Sexualität
Biologisch gesehen ist Sexualität die Voraussetzung für Fortpflanzung; sie kann aber auch ohne dieselbe ablaufen und das ist heute vorherrschend (Verhütung). Unter der Sexualität des Mannes verstehe ich die Lust, alleine oder mit einem Partner sexuellen Kontakt zu haben und erfolgreich Lust zu erleben und auszuleben. Die so bezeichnete Lust nenne ich Libido. Potenz ist die Kraft der Lust zur Ausübung der Sexualität, Erektion ist die körperliche Erregung, die mit einer Mehrdurchblutung des Penis einhergeht, der sich durch die Blutfülle aufrecht stellt.
Erektile Dysfunktion ist die komplexe Störung von Libido und neurovaskulärer Regulation von Tumeszenz und Rigidität des Penis, die über längere Zeit anhält.
Ich gebe diese Definition absichtlich, da Zilbergeld noch 1993 sagt, es gäbe „ immer noch keine allseits akzeptierte Definition, was eine Erektionsstörung überhaupt sei“, versuchen wir es doch mit meinem Vorschlag, sonst wissen wir ja am Schluß gar nicht worüber wir reden.
Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand wird die Sexualität des Mannes durch drei wesentliche Elemente gesteuert:
Primär bedarf es einer androgengesteuerten neuronalen Vernetzung des männlichen Gehirns, damit dieses männliche Lust entstehen lassen und erleben kann; diese Hormonsteuerung anders ist als die des weiblich geprägten Gehirns. Die Identität der männlichen Prägung des Gehirns und der männlichen Lust wird durch Testosteron, das Hodenhormon, bestimmt. Diese Gehirnprägung und die permanente Präsenz von Androgenen im Gehirn ist für die männliche Sexualität fundamental.
In bestimmten Regionen des androgengeprägten Gehirns kommt es bei sexueller Reizung durch unterschiedliche sexuelle Reizqualitäten zur einer Erregung typischer Zentren. Diese neuronale Erregung des Gehirns programmiert die Organisation wichtiger vegetativer, hormonaler und vaskulärer Abläufe, die darauf abzielen, Emotion und körperliche Funktionen in Richtung eines sexuellen Erregungsablaufes zu stimmen.
Teil des sexuellen Erregungsablaufs ist die Erektion. Es ist klar, daß der sexuelle Erregungsablauf beim Mann (wie übrigens auch bei der Frau) ein komplexes Geschehen ist. Die Erektion ist dabei ein wünschenswerter Zustand, um einen Geschlechtsakt abzuschließen, aber kein notwendiger Vorgang für lustvoll empfundene Sexualität (sexuelle Bedeutung). Für den Mann hat die Erektion im Laufe der westlichen Kulturgeschichte die Bedeutung eines notwendigen Ereignisses beim sexuellen Erregungsablauf erlangt¸ damit ist der Anspruch an ihre Präsenz entstanden (kulturelle Bedeutung).
Die Erektion ist ein Vorgang, der im Gehirn in den Regionen codiert ist, in denen das Unwillkürliche programmiert wird, damit hat sie wesentlich zwei Komponenten:
Die Biographie: die Erektion entspricht dem Lebensstil des Mannes, damit der Maturation der Persönlichkeit, der jeweiligen Sexualität und der erektiven Disposition.
Die Psychologie: Wesentlich hängt die Erektion von der Emotion, von der aktuellen Lebenssituation ab ( Partner, Ambiente, Stimmung, Gesundheit von Schlaf und Körperfunktionen)
Die Erektion, - da sie im Unwillkürlichen programmiert wird,- entzieht sich komplett dem Willen des Mannes., ein entscheidendes Moment überhaupt.
Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Daten zur Frage wie der Mann seinen Penis betrachtet, ferner neuere Daten zur Ausstattung des Penis, die geeignet sind mit vielen alten Vorurteilen aufzuräumen:
Die Penisgrösse im Alter hat nach neueren Untersuchungen damit zu tun, wie häufig der Penis erigiert wird und dies hat etwas mit der hormonalen Gesundheit zu tun, ob die Häufigkeit des Samerergusses schützend gegen Prostatkrebs ist, ist eine interessante Überlegung.
Wir wissen heute deutlich, daß sowohl die spontane nächtliche Erektion als auch die sexuell ausgelöst Erektion eine Abhängigkeit zur Androgenwirkung zeigen. Hormonale Gesundheit des Mannes ist immer auch Erektion, damit hat die Erektion auch die Funktion eines Barometers der Hodenhormonsekretion. Zeichen eines Androgenmangels ist beispielsweise eine Masturbation ohne Erektion (endokrine Bedeutung, Hormongesundheit). Erektionsfördernde Medikamente bedürfen der hormonalen Gesundheit zur vollen Wirksamkeit.
Die Rolle der männlichen Sexualität in unserer Gesellschaft, erektionsfördernde Prinzipien
Wir können nun untersuchen, welche Rolle die männliche Sexualität und ihre seit Jahrhunderten dauernde Störung in der gegenwärtigen Gesellschaft spielt
Das biologisch androgen geprägte Gehirn ist auf Aggression und Sieg, die Sexualität männlicher Lebewesen auf Macht, Besitz und Vollzug ausgerichtet; die wenigen matriarchalischen Gesellschaften, die dieses Prinzip nicht kennen, sind in der Evolution unterlegen.
Dieser evolutionäre Druck auf den Mann hat sich vor allem in seiner Sexualität festgemacht, mit besonderer Betonung der Erektion. Somit hat das evolutionsbiologische Bild der männlichen Sexualität seinen Fixpunkt in einer funktionierenden Erektion, was sich in der Erziehung eines Jungen zum Mann auch gesellschaftlich festmacht. Schlichtweg geht man deshalb davon aus: Der Mann kann immer, zu Luft, auf Erden, unter Wasser, im Krieg, in der Wüste.
Die kulturgeschichtliche Betrachtung zeigte uns, daß Männer in unterschiedlichem Ausmaß dieser Vorstellung nicht nachkommen können. Der bereits im Altertum verbreitete Gebrauch von Aphrodisiaka aller Arten beweist, daß, was fast als Naturgesetz galt, falsch sein muß. Trotzdem wird die Sexualität des Mannes immer mit dem Erfolg der Erektion in Zusammenhang gebracht; wer diese nicht bringt ist ein Versager! Versagen ist persönlich und gesellschaftlich ein fast nicht zu ertragendes Erlebnis und darüber hinaus seit Jahrhunderten außerdem ein Tabu.
Wir haben gesehen, daß viele Männer aus diesem Versagen heraus in Surrogaterlebnisse, die meist eine aggressive, entweder gegen sich selbst oder gegen andere gerichtet Komponente enthalten, selten findet dieses Versagen eine Sublimierung in der Kunst, häufiger in Depression. Dichter, Politiker, Diktatoren sind Beispiele für eine aus dem Versagen fehlentwickelte Sexualität..
Viagra bringt kulturgesellschaftlich eine Wende. Erstmals kommt es zu dem öffentlichen Eingeständnis, daß eine regelmäßig ablaufende Erektion nach der Vorstellung: „Mann kann immer“ ein jahrhundertelang gepflegter Schwindel an der Rolle des Mannes war, der diesen außerdem noch in eine unglückliches gesellschaftliches Rollenverständnis brachte. Jetzt zeigt sich, daß die Erektion neben der biologischen auch eine menschliche Komponente hat, daß sie Auskunft über die Befindlichkeit des Mannes anzeigen kann, seine Biographie und die der Partnerschaft, in der Sexualität stattfinden soll.
Die Möglichkeiten, die Viagra eröffnet, gestatten es dem Mann, die Erektion als eine Möglichkeit, aber nicht mehr als etwas Zwanghaftes zu erleben; eine Möglichkeit, von der man Gebrauch machen, sie aber auch lassen kann. Der Druck des Versagen fällt weg. Eine Erektion ist möglich, wenn sie gewünscht und nicht nur, wenn sie gebraucht wird. Eine der gesellschaftlichen Hauptwirkungen von Viagra könnte Gelassenheit sein, gelassener Umgang mit männlicher Sexualität. Der Zwang, fehlende Erektion in Perversionen zu suchen, dürften geringer werden. Wenig Hilfe bringt Viagra Kranken, deren perverse Sexualität auf dem Boden einer fehlgeleiteten Erziehung gewachsen ist, hier ist die Psychotherapie gefragt.
Die Kontrazeption der Frau als Akt der Selbstbefreiung
Die Verhütungspille hat die Frau in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts zum ersten Mal aus der verfügbaren Unterdrückung durch den Mann herausgeführt. Wie immer man auch diese Entwicklung analysiert, sie ist nicht zu trennen davon, daß die Frau jetzt über ihre Sexualität selbst verfügen kann und zwar unabhängig von Schwangerschaft und Stillzeit, sondern durch selbstgetroffene bewußte Entscheidung. Seitdem kommt beim Mann in noch stärkerer Weise wieder die alte Angst vor dem Versagen hoch.
Die kurze Phase des sanften Andienens hat sich in der harten westlichen Männergesellschaft nicht durchsetzen können. Trotzdem ist durch feministische, ökologische, archaische, gegenkulturelle und multikulturelle eine Bewegung in die Gesellschaft gekommen, die vor dem Versagen des Mannes vor sich selbst nicht mehr halt machen wird,- und zwar weltweit. Diese Entwicklung geht ebenfalls weltweit parallel mit einer Auflösung der Trennung zwischen weiblicher und männlicher Welt, dem Zusammenbruch der politischen und religiösen Blöcke, einer weltweiten Verständigungsmöglichkeit. Inwieweit die großen Religionen noch einmal die Menschheit in eine Krise stürzen und in welchem Ausmaß, kann noch nicht gesagt werden.
Ich bin aber der festen Meinung, das erektionsfördernde Medikamente den Mann aus dem biologischen Zwang zur erfolgreichen Erektion und aus der Angst vor deren Versagen ebenso befreien werden wie die Pille die Frau aus der Verfügbarkeit durch den Mann befreit hat. Freilich werden für diese Entwicklung einen Zeitraum von zwei Generationen ansetzen müssen, jede Spekulation ist daher heute verfrüht und die Gegner dieser These sollten sich dies auch zu Herzen nehmen.
Die Bedeutung erektionsfördernder Medikamente für die männliche Sexualität
Durch erektionsfördernde Medikamente kann die Potenz und damit die Erektion kontrolliert ins Bewußtseins übernommen werden, ähnlich dem Vorgang, der es Frauen gestattet durch empfängnisverhütende Maßnahmen ihre Fertilität zu steuern. Mit dieser Möglichkeit sollte die Urangst des Mannes, die Angst vor dem sexuellen Versagen des nicht steuerbaren Vorgangs Erketion, ein für alle Mal ein Ende haben. Der Mann kann sich öffnen und der Liebe und seiner Partnerin ohne diese Urangst zu begegnen. Die Legende „Mann kann immer“, die immer eine Lüge war, kann aufgegeben und durch die Chance ersetzt werden „Mann darf immer“, er kann, wenn man Lust hat, wenn beide Lust haben. Der Mann hat keine Angst mehr vor der Frau, er ist ein mündiger Partner in einer mündigen und funktionalen Sexualität.
Bedeutend erscheint mir auch, daß durch erektionsfördernde Medikamente eine bessere Synchronisierung der Liebe möglich ist.
Der Erregungsablauf beim Mann verläuft in einem kürzeren Zeitrahmen als der der Frau und mündet nicht selten in einer vorzeitigen Ejakulation. 60 % aller Frauen sollen bei dieser sexuellen Interaktion keinen Orgasmus erleben, da die Phasen der sexuellen Erregung bei der Frau in zeitlich längeren Wellen auftreten. Eine länger anhaltende Erektion und die fehlende Furcht vor ihrem vorzeitigen unwillkürlichen Ende, kann den Erregungsablauf des Mannes an den der Frau angleichen, durch geeignete Erziehungs- und Aufklärungsmassnahmen wird hierdurch langfristig eine neue Liebeskultur entstehen, deren partnerschafts- und gesellschaftsrelevante Folgen wir nur erst andenken können.
Die dadurch freigesetzten männlichen Möglichkeiten können und werden enorm sein und die Kultur des Zusammenlebens von Mann und Frau, aber auch der Gesellschaft, tiefgreifend beeinflussen. Es ist zu erwarten, daß sich die Verhaltenskultur des Mannes in den kommenden Jahren nicht nur gegenüber der Frau, sondern auch gegenüber anderen, vor allem älter werdenden Menschen in unserer Gesellschaft entscheidend verändern wird; Glück wird wichtiger als Macht. Dies ist sicher ein langsamer Prozeß, der sich auch durch Unkenrufe des Mißbrauchs durch unreife Menschen in seiner Gesamtentwicklung nicht beeinträchtigen läßt.
Was ein Glück für viele Männer, daß sie keine Pornographie mehr brauchen, kein SM, keine anderen Techniken oder Anregungen, um zu einer funktionalen Erektion zu kommen. Was für ein Glück für Frauen, daß sie einen mündigen Partner und keinen ängstlichen „Schlappschwanz“ an ihrer Seite haben, den sich fürchten müssen.
Bedeutet die Einnahme von Viagra einen Rückschritt?
Im Gegenteil, Viagra ist ein Fortschritt in der biologischen und gesellschaftlichen Befreiung der männlichen Sexualität.
Hinter uns liegen die Zeiten der unaufgearbeiteten Probleme des Mannes mit der Störung seiner Libido, die andere Ursachen hat als die Störung der Erektion. Seit dem Mittelalter mit seiner kirchlichen Prägung von männlicher Macht und Sexualität beobachten wir eine fehlgeleitete Erziehung heranwachsender Jugendlicher und Männer durch Unterdrückung der männlichen Sexualität wie wir das an der Masturbation gezeigt haben. Wie die Befreiung der weiblichen Sexualität durch die Pille kann Viagra ein erster Schritt zu einer mündigen Sexualität für den Mann werden. Die Angst nicht mehr zu versagen, nicht mehr zu müssen, sondern dann zu können wenn ich will, führt zu Gelassenheit und nicht zu Vergewaltigung. Die Vorstellung, mich in Ruhe der Liebe widmen zu können und nicht auf meine Erektion achten zu müssen, hat etwas Befreiendes.
Bedeutet die Verwendung von Viagra für Frauen ein Mehr an zwanghafter Sexualität durch erektionsenthemmte Männer?
Diese Gefahr sehe ich als Randerscheinung, die aber nicht ignoriert werden soll. Viagra wird bei einer Randgruppe von Männern, die immer schon eine perverse Sexualität gepflegt haben, eine neue Variante ins Spiel bringen. Denken wir an den prominenten Politiker und Nobelpreisträger, die sich Frauen vorführen ließen, weil seine normale Sexualität nicht mehr funktionierte. Denken wir an ältere Männer, deren Machtbedürfnis verkommen ist und die Lust im Bordell suchen. Denken wir an brutale Ehemänner, die ihre Frauen vergewaltigen. In diesen Fällen ist Perversion und Brutalität aber durch eine fehlgeleitete Biographie hervorgerufen und besteht somit mit und ohne Viagra.
Alice Miller hat in ihrem Buch gezeigt, wie frühkindliche Gewalt durch Eltern zu einer profunden Störung des Verhaltens führen kann.
Vergewaltigung entsteht im Kopf und nicht im Bauch und ist die Folge einer androgenen Fehlsteuerung des Gehirns. Vergewaltiger werden erektionssteigernde Medikamente benutzen, der Drang zur Vergewaltigung entsteht aber nicht durch die Verwendung derartiger Mittel. Es ist Aufgabe unserer Gesellschaft, dieses Problem zu lösen, Viagra kann bei der Lösung des Problems eher helfen, als es zu verschlimmern. Zahlenmäßig wird es nicht zu mehr Vergewaltigungen kommen als bisher, die Zahl wird eher abnehmen.
Fördert Viagra die (gemeinsame) Sexualität im Alter?
In wenigen Jahren ist ein großer Teil unserer Bevölkerung über 60 Jahre alt; über die Hälfte dieser Menschen werden Frauen sein. Wir wissen, daß das Bedürfnis nach Liebe und Sexualität nie aufhört und auch nicht vor dem hohen Alter Halt macht. Trotzdem hat man in unserer Gesellschaft einen Verzicht darauf kultiviert und Sexualität im Alter tabuisiert. Schließlich gibt es noch andere Dinge im Leben, Beschäftigung mit dem Geistigen, Sexualität ist für junge Menschen reserviert, weil sie an die Fortpflanzung gekoppelt ist, also nichts für Frauen nach der Menopause; jüngere Menschen empfinden Sexualität im Alter abstoßend und anstößig.
Dies wird sich ändern, denn in einer Gesellschaft älter werdender Menschen gehören neben Vorsorgeprogrammen für die Gesundheit bis ins hohe Alter auch Hilfsmittel, die das Leben schön und genußreich gestalten. Der Verzicht auf Genuß im Alter ist etwas Unmenschliches, das häufig die Gesichter alter Menschen zeichnet.
Durch die Hormonersaztherapie älter werdender Frauen bis in das hohe Alter bleibt deren hormonabhängige Gesundheit und auch die Sexualität langfristig erhalten. Der Genuß an Gesundheit und Sexualität wird zu einem wesentlichen Element alter Menschen gehören. Natürlich müssen endlich auch Programm zur hormonabhängigen Gesundheit des Mannes auf den Weg gebracht werden. In diesem Bereich wird Viagra für den Mann, dessen Libido und dessen Liebesbedürfnis noch vorhanden ist, eine Bereicherung des Lebens mit seiner Partnerin bedeuten.
Ausblick:
Schließen wir also:
Das Tatsachen ist nun bekannt.
Die bisherigen Gesellschafts- Moral- und Erziehungsmodelle haben entlang der Geschichte der Menschheit bei der Lösung des fundamentalen männlichen Problems versagt, weil es eben kein gesellschaftliches, sondern ganz zu allererst ein biologisches Phänomen ist, dessen Vorhandensein als faktisch und unabänderlich galt. Die bisherigen Modelle haben nicht dort angesetzt, wo meiner Meinung nach biologisch und anthropologisch das Problem beginnt, sondern sie haben in unterschiedlichem Sinne eine postfaktische Problembewältigung angestrebt. Da es nie biologisch verstanden wurde, wurde über Jahrtausende eine Lösung im gesellschaftlichen Kontext gesucht. Die Geschichte hat uns „blutig“ gelehrt, daß diese Strategien nicht zum Ziele führen können.
Modelle der Enthaltung, der Tabuisierung, der Entsagung, der Regulierung, der Kontrolle, der Unterdrückung in unterschiedlichen weltanschaulichen, politischen und gesellschaftlichen Systemen haben alle versagt, fast keiner der Gesellschaftsentwürfe hat nicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt. Die Geschichte lehrt aber, daß letztlich nur die Gesellschaftsverträge zum Fortschritt der menschlichen Grundnormen geführt haben, welche Befreiungskonzepte aus zwanghaftem Leid hervorgebracht haben.
Die alleinige Medikalisierung der Erektion als Life Style event darf natürlich nicht zu einer Trivialisierung der männlichen und partnerschaftlichen Sexualität führen, sondern es sind jetzt neue ästhetische und emotionale Erziehungsmodelle erforderlich, welche Genußsexualität als die intensivste Möglichkeit eines partnerschaftlichen Vertrauenerlebnisses und der gegenseitigen Verantwortung herausbilden, ferner sollte die Fortpflanzungssexualität eine angemessene gesellschaftliche Bedeutung wiedergewinnen, damit der Generationenvertrag auch in einer Gesellschaft mit einem größeren Anteil älterer Menschen sicher eingehalten werden kann
|