-->Aktienauktion schockt die Wall Street
Der Börsengang eines Multi-Milliarden- Dollar-Unternehmens ohne Börse bringt die New Yorker Finanzriesen in ernste Bedrängnis
New York -"Die Eigentümer könnten 100 Milliarden Dollar kassieren - aber am Ende würden die Aktien bei Tante Agatha in Des Moines und bei Onkel Milt in Pittsburgh liegen und kein richtiger Markt entstehen." Investmentbanker an der Wall Street zeichnen in der Financial Times ein düsteres Bild von den noch nicht einmal offiziell bestätigten Plänen, die"Internetsuchmaschine" Google über eine Internetauktion an Anleger zu verkaufen - die Aktien also nicht über die Börse zu handeln, sondern über das Internet (DER STANDARD berichtete).
Die Angst der Investmentbanker ist verständlich - waren Börsengänge doch bisher immer eine ihrer wichtigsten üppigen Einnahmequellen. Aktienpremieren laufen normalerweise über Investmenthäuser, doch den Platzierungsweg müssten die Emittenten selber wählen, sagte John Nestor, Sprecher der US-Börsenaufsicht SEC in Washington."Sie können ihre Aktien meinetwegen ihrer Tante verkaufen, doch wahrscheinlich hätten sie damit wenig Erfolg, weil sie nicht über den Marketingapparat einer Bank verfügt", sagte er."Wir achten nur darauf, dass eine Aktie vorschriftsmäßig registriert wird." Zu den üblichen Investmentbanken, die als Emissionshäuser infrage kämen, gehören Goldman Sachs, Morgan Stanley und Merill Lynch. Onlinebörsengänge in deutlich kleineren Dimensionen sind nichts Neues. Das darauf spezialisierte Institut ist W.R. Hambrecht & Co in San Francisco.
Acht Firmen an die Börse gebracht
Seit 1999 hat diese Bank über ihren Dienst OpenIPO acht Firmen an der Börse untergebracht, darunter das Webmagazin Salon.com und den Kaffee-Einzelhändler Peet's Coffee. Die Größe dieser eher lokalen Unternehmen ist allerdings im Vergleich zu Google gering, wenigen Millionen Dollar steht ein geschätzter Google-Verkaufserlös von bis zu 25 Milliarden Dollar gegenüber. Normalerweise bestimmen Investmentbanken, zu welchen Preisen und an wen die Aktien vorzugsweise verkauft werden. Doch genau hier gab es in den vergangenen Monaten und Jahren eine große Anzahl an Skandalen um Bevorzugung und Benachteiligung. Insidern zufolge wollen die Google-Erfinder Sergey Brin und Larry Page den Internet-weg auch einschlagen, um einen Bogen um die Wall-Street-Unternehmen machen zu können.
Seit dem Platzen der Börsenblase im Jahr 2000 liegt der Markt für IPOs (Initial Public Offering) brach. Ein Google-IPO schon im Frühjahr könnte den Markt wieder beleben, meinte ein Mitarbeiter bei Merrill Lynch. Allerdings könnte ein Erfolg der Internet-auktion die gesamte Finanzbranche nachhaltig verändern. Über einen Onlinebörsengang wird seit längerem spekuliert. Denn das Unternehmen ist seit seiner Gründung vor fünf Jahren zum Marktführer aufgestiegen. Und im Unterschied zu den meisten Internetfirmen, die an die Börse gegangen sind, verdient Google ordentlich Geld. Leute im Umfeld Googles rechnen damit, dass die Firma im kommenden Jahr 800 Mio. Dollar Umsatz und 100 bis 200 Mio. Dollar Nettogewinn erwirtschaften wird. Das im kalifornischen Mountain View beheimatete Unternehmen beschäftigt mehr als tausend Mitarbeiter. Sie und die Risikokapitalfirmen Kleiner Perkins Caufield & Byers und Sequoia Capital wären die größten Nutznießer eines Google-IPOs.
Gruss
Otto
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