-->Hallo Galiani!
Ich möchte mich zwar nicht in die Debatte einmischen, aber eine Bemerkung hätte
ich es doch (winzig kleine). Na ja vielleicht zwei.
Zunächst einmal müßten wir doch wohl klären was Siemens nun ist. Siemens ist ein hierarchisches Unternehmen, wie mittlerweile alle große Unternehmen, wo man nicht nur Kontrakte und mitarbeiter verwaltet, sondern auch einzelne Firmenteile, Abteilungen etc. Selbstverständlich haben die jeweiligen Abteilungen untereinander Kontrakte (was denn sonst) bezüglich Lieferungen, Qualität etc.
Doch das nur am Rande. Eigentlich geht es um die eigentliche Aufgabe, die offenbar von Siemenskonzern angestrebt wird - nämlich Firmensegmente auszugliedern (Gründe: Haftung inoffiziell, und Finanzierung - offiziell sind das die erhofften Synergien, die man früher ja nicht hatte, da geschichtsbedingt, bestimmte Kontrakte nicht zu Stande kämen (laut Siemensvorstand bei Börsengang von Infineon). Auf deutsch: Siemens erhoffte sich unter dem Namen Infineon auch dort tätig zu werden, wo"Siemens" unbeliebt
sei. (Lassen wir das mal durchgehen - natürlich ist es Selfmarketing - oder wie das richtig heißt - ach ja - kauft mal Aktien - dann wird alles gut).
Sie schreiben dann weiter:
"...Dem widersprechen Sie zwar jetzt nicht mehr!! (Soll das etwa heißen, daß wir uns jetzt darüber einig sind, daß sich der Begriff"Wirtschaft" nicht über die Existenz von Kontrakten definieren läßt?)..."
Ihrer Schlußfolgerung kann ich hiernach ja gar nicht folgen. (Mag sein daß Sie richtig liegen - dem widerspricht aber der Vorstand von Siemens/Infineon in dem
man quasi Spaltung des Betriebes zum Zwecke der Synergieeffekten, betrieblicher Expansion etc. verkauft.
Zu Siemens selbst: so wie ich das sehe - plant Siemens geschickterweise Haftungsbegrenzung in dem quasi sich Siemens lediglich ab damals als Inhaber von Infineonanteilen definiert, oder wie es bei Epcos der Fall gewesen ist.
Auch wenn wir uns sicher einig darüber sind, daß dies jetzt zwei separate Unternehmen sind, so entstehen doch gleich als erstes"Kontrakte" zwischen
getarnter Macht (Siemens) und den Lieferanten (Infineon).
Daher ist wohl das Wirtschaften über Kontrakte zu definieren, oder - wenn man Siemens Vorstand glaubt - über die Möglichkeit zur Erlangung von neuen Kontrakten. Was denn sonst?
Dann schreiben Sie weiter:
"...Damit fällt dann allerdings Ihre schöne Theorie, wonach die"Macht" (die den Kontrakt nach Ihrer Theorie"zur Erfüllung bringt") der einzige Ursprung des"Wirtschaftens" sei, logisch in sich zusammen....".
Nun ja! Dann hätte aber doch Siemens es nicht notwendig gehabt Infineon auszugliedern. Oder? Rein theoretisch macht man es doch eben, um neue Kontrakte zu ermöglichen.
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Dann schreiben Sie weiter:
"...Warum hab' ich nur das Gefühl, daß Sie trotzdem darauf bestehen werden, daß sich das Entstehen von"Wirtschaft" nur über die Macht erklären läßt.
Und ich vertrete eben - so Leid's mir tut - mit guten Gründen eine andere Ansicht. Und manchmal stimmen Sie meinen Argumenten sogar zu; und scheuen sich trotzdem die logischen Schlußfolgerungen daraus zu ziehen....!..."
Ich denke, die Annahme ist doch gar nicht so falsch, wie Sie es darstellen wollen. Freies Wirtschaften eines Menschen, hat was mit leidenschaftlicher
Tätigkeit zu tun - das sind die echten Macher, Handwerker, Musiker - was weiß ich.
Zwar doofes Beispiel, aber dennoch interessant. Dieter Bohlen. Er wollte offensichtlich mit aller Macht Medienpersönlichkeit werden (ist ja auch kein Wunder - denn Musikmacher war er nur bei dem ersten Lied, alles was danach kam, war leicht abgewandelt (und auch wenn der Spruch sicher unangebracht ist -
als ihm die Abwandlungsideen ausgingen hat er sich in guter kapitalistischer
Sitte Helfer aus Afrika besorgt - die seine lieder dann nochmalig genießbar machten). Als Buchautor ist er auch gescheitert - was nicht weiter verwundert,
getreu der Devise: ich kaufe das Buch von Bohlen, damit meine Kinder wissen wie sie nicht sein dürfen, wenn sie etwas vererbt bekommen wollen.
Summasummarum: seine Lieder sind genauso mittelmäßig wie sein Buch, aber er ist
dennoch eine Macht auf dem Medienmarkt.
Mal angenommen: hinter Bohlens Tätigkeit würde kein Erfolg stehen, gehe ich mal davon aus, daß er sich schnell umorientieren würde - weil singen nicht seine
Leidenschaft sei, oder Bücher schreiben. Womöglich würde er dann den Flug nach Kreml versuchen um sich in die Szene zu setzen - keine Ahnung.
Aber was ich eigentlich sagen will: Die meisten Menschen haben keine Lust leidenschaftlich an eigenem Erfolg zu basteln, insofern sie dafür verzichten oder auch hungern müssen. In einem System aber das im Prinzip immer auf Mangel
und Knappheit aufgebaut ist, und in dem man sich dennoch behaupten muß, obwohl selbst der Kredit für den Aufbau eines Unternehmens auf etliche Auflagen geknüpft ist - die uns alle quasi zu rationalen Umgang mit Ressourcen zwingen
(und zwar schon in einem Alter wo man zum ersten Mal die Schule besucht)
haben wir es dann eben doch mit dem Gespann Macht und Wirtschaft untrennbar zu tun, wobei die Macht reguliernd auf die Wirtschaft einfließt, um das größte Nutzen daraus für jetzt und die Zukunft zu erhalten.
Die zwei Faktoren - Nutzen und Zukunft - muß die Macht einkalkulieren um sich
jetzt und auch in der Zukunft gegenüber anderen Mächten behaupten zu können.
Die Beiden Faktoren auch sind dafür auch verantwortlich dafür, warum Macht und
Machtverhältnisse entstehen - und wenn wir die Macht als Nehmer (Steuer) definieren, und alle Leistenden als Zahler definieren (Leistungsträger)
definiert die Macht auch die Form des Wirtschaftens.
Der jahrelange Traum der deutschen Macht war ressourcenmäßige Unabhängigkeit
von Ausland (hier sind insbesondere Rohstoffe wie Eisen, aber auch Erdöl
als Energielieferant zu erwähnen etc.) Daher mußte auf dem Gebiet der Wissenschaft herausragendes geleistet werden und eben aus dem Grund ist Deutschland und grüne Politik miteinander vereinbar.
Wenn die Deutschen auf diesen Gebieten immer noch als führend zu bezeichnen
sind, dann doch nur aus dem grund, weil die Macht hierfür die Rahmenbedingungen
geschaffen hat, um sich gegenüber anderen Mächten zu behaupten.
Daher: ich bin zwar auf Eure Diskussion sehr gespannt, aber letztendlich
muß mir Jemand schon stichaltige Argumente entgegenbringen, wieso man es als selbstverständlich annimmt - das entwicklungstechnisch gesehen es im Verdienst
eines Volkes ist, daß ein Land zu Dichter und Denker, oder Naturwissenschaftler aus Leidenschaft wird, obwohl noch vor Jahren, war es über mehrere Tausende Jahre ganz normale Sitte, sein Fleisch selbst umbringen zu müssen, bevor man es verspachtet. ;)
Ehrlich gesagt: Entwicklungen wie Computer, PC-Programme und Musikrichtungen
aller Art werden nur von einer Masse dann angenommen, wenn sie sich davon entweder Zeitvertreib, oder Auskommen in der Zukunft verspricht. Wieso sollte es denn mit Wirtschaften anders gewesen sein? Der Staat (Macht) führte eine Steuer ein, bei einer Bedrohung von außen, und die Masse trug es mit.
Der Krieg ist eben Vater aller Dinge, wie es die Chinesen sagen, doch wird der Krieg nur von einer Macht angezettelt. Um diesen Krieg zu führen, muß die Macht seine Wirtschaftsressourcen entsprechend dafür ausrichten, genauso wie die
fiskale Abgaben etc. All das führt dazu eben, daß die Macht den Zustand"herbeizaubert" in dem gewirtschaftet werden muß.
Die deutsche Sprache selbst (und natürlich nicht nur die) führt schon alleine über lapidare Bemerkungen genügend Hinweise, daß es so ist: (vermutlich auch die Sprachentwicklung).
Die Deutschen mögen nicht, wenn man als Ausländer über deutsche Politik Bemerkungen macht (schon gar nicht werden solche Bemerkungen ernsthaft
debatiert). Liegt wohl darin, daß die meisten der Ansicht sind, sie verwalten
ihr Schicksal selbst. Wenn es Jemand dennoch nicht tut, da hört man schon,
daß man sich um ein Unterhalt kümmert, oder wie wichtig die staatliche Hilfestellung (Arbeitslosengeld/hilfe etc.) sei (je nach Situation).
Wer sich für nichts interessiert, sorgt lediglich dafür noch - in seiner
lapidarer Feststellung -"ich muß arbeiten ich brauche Geld" - um seinen
Mittagstisch zu fühlen.
Aber machen wir uns nichts vor - sobald man zu diesen Schichten gehört,
ist man bereits von der Macht verwaltet in Hinblick auf Steuerlast, Pflichten,
Abgaben und Gesetzen, die hauptsächlich und in erster Linie dem Staat dienen.
Es geht so weit, daß der Staat bei Einstellung eines Verfahrens die tatsächlich Geschädigten nicht informiert - und insofern ein Großkonzern wegen einem Gerichtsbeschluß eigentlich eine Wiedergutmachung gegenüber den Geschädigten
zu leisten hätte, wird meistens der unwissender Geschädigte gar nicht erst informiert, wobei eben Verjährung ebenfalls nützlich ist.
Daher: die Macht zwingt uns alle in gewissen Sinne zu wirtschaften, besser gesagt Machtverhältnisse.
Gruß von T.
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