--><font size="5">Die digitalen Kinderfinder</font>
Ein neuer Handy-Dienst ortet, wo der Nachwuchs steckt -
Datenschützer finden das bedenklich
Berlin - Eltern kennen das Gefühl. Man liegt wach im Bett und horcht aufs Schlüsselklimpern, Schritte. Längst sollte der Nachwuchs zu Hause sein, aber er treibt sich noch in der Disko rum. Oder woanders?
Jetzt kann man das nachprüfen. Ganz diskret."Track your kid" heißt ein neuer Handy-Service, der die Kinder heimlich aufspüren will, wo immer sie stecken. In der Stadt auf 50 Meter genau.
Eine"aus pädagogischer Sicht sanfte Kontrollmöglichkeit", nennt die Fünf-Mann-Firma Armex aus dem nordrhein-westfälischen Gladbeck ihr Geschäftsmodell, das allerdings nur funktioniert, wenn das Kind ein Handy hat.
Aber das haben heute fast alle. Mit Vodafone, E-Plus, O 2 habe man Vereinbarungen, mit T-Mobile liefen die Verhandlungen, heißt es. Die Ortung funktioniert per SMS ebenso wie per Web-Browser. Sogar eine Karte bekommt man serviert, auf der markiert ist, wo das Kind ist. Das alles sei selbstverständlich streng überprüft, verschlüsselt, geschützt, sagt Armex. Damit nicht der falsche Vater die falsche Tochter ortet. Ganz neu ist solche Überwachungstechnik natürlich nicht.
In den USA gibt es das längst, in Deutschland erfreut sich die Handy-Ortung vor allem bei der Polizei großer Beliebtheit. Da geht es nicht um Diskobesuche, sondern um Mord und Totschlag. Sie ist gleichwohl umstritten und höchstens mit richterlicher Anordnung erlaubt. Kein Wunder also, dass der Bundesdatenschutzbeauftragte schon aufmerksam geworden ist.
Auch ein Kind sei von einem bestimmten Alter an"grundrechtsfähig" und dürfe über seine Daten selbst bestimmen, warnt dessen Sprecher Peter Büttger. Wenn eine Ortung per Handy erfolge, sollte der Überwachte davon wissen und am besten per SMS von jedem Vorgang in Kenntnis gesetzt werden. Außerdem lässt sich das System durchaus missbrauchen, etwa zur Überwachung des Ehegatten.
Die Gladbecker Kinderfinder allerdings wähnen sich in diesen Fragen aus dem Schneider. Schließlich dürfen nur solche Anschlüsse geortet werden, die auf den eigenen Namen laufen.
Außerdem würde bei Vertragsabschluss darauf hingewiesen, mit dem Kind zu sprechen, denn"das schafft notwendiges gegenseitiges Vertrauen". Vielleicht ja auch nicht. Vielleicht werden Handys unter Halbwüchsigen auf einmal ganz unmodern. Artikel erschienen am 1. Nov 2003
http://www.welt.de/data/2003/11/01/190757.html?
<ul> ~ zur Geschäftsidee hier</ul>
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