-->Wie real ist diese Erholung?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Der Dow Jones ist weiter gestiegen. Meine Seele windet sich.
Ein Überblick über die jüngsten US-Wirtschaftszahlen: Die Erstanträge
auf Arbeitslosenhilfe sind auf den niedrigsten Stand seit 2 Jahren
gefallen. Der Aktienkurs von Cisco hat ein 2-Jahres-Hoch erreicht. Die
Produktivität stieg im dritten Quartal um 8 %. Und die Wirtschaft
wächst so schnell wie seit 1984 nicht mehr, mit einem BIP-Zuwachs von
7,2 % im dritten Quartal, und einem Zuwachs bei den Konsumausgaben von
4,7 %.
Was für eine wunderbare Wirtschaft. Das ist fast zu schön, um wahr zu
sein... sogar der Dollar ist ja letzte Woche gestiegen.
Wie konnte ich so falsch liegen? Trotz all meiner Warnungen... meiner
Beobachtungen... meinem Warten auf das Ende der Welt... zeigen die
Zahlen vom letzten Quartal deutlich, dass wir einen Boom haben!
Wie kann das sein, liebe(r) Leser(in)?
Aber Moment... was ist das?
Die Produktivitätszahlen sind zum größten Teil Fiktion, natürlich...
aber es sieht auch so aus, als ob fast die Hälfte des großartigen
Wirtschaftswachstums vom 3. Quartal nur Buchungstricksereien zu
verdanken sei. Zumindest berichten das Bridgewater Associates.
Und ein weiterer großer Anteil des BIP-Zuwachses ist den Autoverkäufen
zu verdanken - die explodierten, mit einem Plus von 38,9 % gegenüber
dem Vorjahr. Ich bin gerade in Baltimore, und da sehe ich es - überall
stehen in den Parkplätzen große, neue Geländewagen.
Aber während die Autoverkäufe durchstarten, weigern sich die
persönlichen Einkommen, überhaupt in die Gänge zu kommen. Die letzten
Zahlen zeigen, dass die Reallöhne pro Arbeitsstunde mit einer
Jahresrate von kaum 1 % wachsen.
Wie die Leute ihre Ausgaben viermal so schnell erhöhen können, wie
ihre Einnahmen steigen - das ist eines der Mysterien, die noch gelöst
werden müssen. Es ist nur eins der Dinge, die mich zu der Frage
bringen, wie real dieser Boom wirklich ist. Zwei weitere Dinge sind in
diesem Kontext die hartnäckig hohe Zahl der Entlassungen und der
Zuwachs der Schulden. Wie Leute, die ihre Jobs verlieren, weiterhin so
viel Geld ausgeben können... so viele Autos und Häuser kaufen
können... das ist eine weitere Frage.
Aber was weiß ich schon?
Was ich weiß, ist, dass das"smarte Geld" diesem Boom nicht traut. Das
erste Mal in seinem Leben transferiert Investmentlegende Warren
Buffett Geld in ausländische Währungen. Templeton warnt die
Investoren. Soros sagt, dass die ganze Sache platzen wird... und das
meint auch sein alter Kumpan Jim Rogers. Was wissen diese alten Männer
schon? Mehr dazu weiter unten...
Auch die Insider verkaufen fleißig Aktien, solange die Kurse noch so
hoch sind. Sie verkaufen 34 Aktien für jede, die sie kaufen. Sie,
liebe(r) Leser(in), könnten dasselbe tun wollen...
Jetzt aber zu Eric Fry an der Wall Street:
----------------------------------------------------------------------
Montag, 10. November 2003
Ein bisschen Stimmung des Jahres 1999... auch wenn es 2003 ist
von Eric Fry, unserem Mann vor Ort in New York
Letzte Woche Dienstag und Mittwoch verließ ich meinen Posten in New
York, um ein Seminar in Baltimore über"gutes Schreiben" führen zu
helfen. Die meisten der Teilnehmenden fanden es sehr nützlich, und
selbst die fähigsten Schreiber unter uns schienen durch diese
Erfahrung zu gewinnen.
Nach dem Seminar aßen 10 von uns in einem afghanischen Restaurant um
die Ecke. Am Ende der Mahlzeit übernahm großzügigerweise mein Kollege
Addison Wiggin die Rechnung... viele von uns sahen seine Unterschrift
auf der Rechnung als das"schönste Schreiben", das wir jemals gesehen
hatten.
Nach dem Seminar fuhr ich per Zug von Baltimore nach New York. Auf
dieser Strecke gibt es jetzt neue Züge, die angeblich
Hochgeschwindigkeitszüge wie der deutsche ICE sein sollen. Nun, im
Korridor zwischen Washington und Boston fahren sie nur sehr selten so
schnell, aber immerhin sind sie sauber und komfortabel.
Auf dem Weg bemerkte ich, dass ich keine so bunten
Reisebekanntschaften wie Bill Bonner machte. Wo immer er hinreist,
trifft er schillernde Persönlichkeiten - Zigeuner, deutsche Barone
oder französische Prostituierte. Aber ich traf noch nicht einmal eine
amerikanische Prostituierte. Stattdessen sah ich mich von zahlreichen
mindestens 40jährigen Geschäftsleuten umgeben, die ununterbrochen in
ihre Mobilfunkgeräte sprachen.
In der"New Economy" haben die Gespräche per Mobilfunk die Geräusche
von Textilmaschinen oder Traktoren - Geräusche der"Old Economy" -
ersetzt.
Aber die im Zug in ihre Mobilfunkgeräte sprechenden Geschäftsleute
sind auch ein Signal für die Wiederauferstehung der
Dienstleistungswirtschaft. Irgendjemand muss irgendwo doch irgendetwas
kaufen oder verkaufen...
Der Aktienmarkt reflektiert die Kauflust der amerikanischen
Wirtschaft, und er reflektiert auch den daraus resultierenden
Optimismus der Investoren. Das Schlimmste ist hinter uns und das Beste
liegt direkt vor uns, so scheint der steigende Aktienmarkt zu
implizieren. Der überhitzte Aktienmarkt macht mir Angst, aber ich bin
auch erfreut, dass er sich so gut entwickelt. Denn eine
Spekulationsblase am Aktienmarkt führt dazu, dass die Leute sich
reicher und glücklicher fühlen, auch wenn sie es gar nicht sind, was
gleichzeitig die Wirtschaft stärker und schwingender aussehend macht,
selbst wenn sie es gar nicht ist. Dass alles führt dazu, dass die
Leute Geld ausgeben, von dem sie denken, dass sie es hätten, auch wenn
sie es gar nicht haben.
Es gab letzte Woche hier in den USA auch einige gute wirtschaftliche
News, die die Investoren zu weiteren Aktienkäufen veranlassten. Die
Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ging in der Woche, die am
1. November endete, auf 348.000 zurück (-43.000), das ist die
niedrigste wöchentliche Zahl, die es jemals während der Amtszeit von
George W. Bush gab.
Währenddessen ist die amerikanische Produktivität (ohne
Landwirtschaft) im dritten Quartal um 8,1 % (auf Jahresbasis)
gestiegen - das ist der größte Zuwachs seit 6 Quartalen. Ich verstehe
zwar nicht genau, wie die Regierung die Produktivität von Leuten, die
in Mobilfunkgeräte sprechen, messen will - aber den Investoren
scheinen die dubiosen Daten zu gefallen.
Die robusten wirtschaftlichen News ließen Aktien und den Dollar
steigen, während US-Staatsanleihen und das Gold fielen. Die
Anleihenkurse fielen, was bedeutete, dass die Renditen stiegen - das
erste Mal seit 2 Monaten ist die Rendite der 10jährigen Staatsanleihen
auf über 4,40 % gestiegen. Der Goldpreis ist immerhin 2 Dollar
zurückgekommen. Der XAU-Index der Goldminenaktien gab in den letzten 3
Handelstagen rund 1 % ab und sitzt auf einem 2-Wochen-Tief.
Im Moment genießen die Investoren an der Wall Street die Stimmung, die
ein bisschen an 1999 erinnert... auch wenn es 2003 ist.
----------------------------------------------------------------------
Montag, 10. November 2003
Ivanhoe!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Baltimore
*** Der Goldpreis ist leicht auf 380 Dollar zurückgekommen. Das ist
immer noch 10 Dollar über meinem Kaufziel... und 30 Dollar über
meinem zuvorigen Kaufziel. Vielleicht sollte ich mein Kaufziel
erhöhen?
*** China und Gold. Das waren die zwei größten Storys bei der New
Orleans Investment Konferenz, wo ich eine kurze Rede hielt. Jeder
schien ein Stück Gold und ein Stück China besitzen zu wollen.
"Ivanhoe!" sagte ein Freund."Hier ist ein Weg, wie man zwei Fliegen
mit einer Klappe schlagen kann. Diese Gesellschaft hat ein Goldfeld,
das so groß ist wie Kalifornien. Das ist in der Mongolei. Aber das ist
nicht alles. Sie hat auch große Kupfervorräte. Und wenn es eins gibt,
das eine wachsende Volkswirtschaft braucht - dann ist es Kupfer. Man
benutzt das z.B. in Klimaanlagen. Im Moment haben die Chinesen noch
keine Klimaanlagen. Aber im Süden des Landes - wo mehr al seine halbe
Milliarde Menschen wohnen - wird es im Sommer normalerweise
schrecklich heiß und schwül. Die Leute werden sich wie verrückt
Klimaanlagen kaufen, wenn sie sich die leisten können. Und wenn ihre
Wirtschaft boomt, dann werden sie sich Millionen von Klimaanlagen
kaufen, und andere Dinge, die Kupfer benötigen. Übrigens, wusstest Du,
dass Kupfer das wesentliche Metall der gesamten modernen Welt ist? Das
ist die kritische Komponente aller elektrischen Maschinen. Wir nehmen
das hier in den USA als gegeben hin, aber das ist das, was die moderne
Welt überhaupt funktionieren lässt. Deshalb wird man jede Menge Kupfer
brauchen. Und Ivanhoe - das ist der Name der Gesellschaft - hat das.
Also kommt man mit dieser Gesellschaft ins China-Geschäft. Und auch
ins Gold-Geschäft - Millionen und Millionen von Feinunzen Gold."
***"Nicht so schnell", sagte ein anderer Freund, ein Geologe."Es ist
eine Sache, ein Metallvorkommen zu finden. Es ist ein anderes, die
Vorkommen abzubauen und das Projekt profitabel zu machen. Diese
Vorkommen befinden sich in der Mitte von Nichts. Sie haben einfach
nicht die technische oder logistische Unterstützung, um diese Arbeit
durchführen zu können (...). Das Guthaben liegt unter der Erde. Man
muss irgendwie da rankommen. Kein Zweifel - die Ivanhoe Story wird
eine Menge Investoren anziehen. Man kann wahrscheinlich Geld
verdienen, wenn man den Anstieg der Aktie mitmacht. Aber es gibt keine
Garantie dafür, dass diese Mine jemals einen Cent Gewinn produzieren
wird. Also, wenn Ihr einsteigen wollt... dann vergesst nicht, auch
wieder auszusteigen."
*** Chinas Wirtschaft wächst mit 8 % pro Jahr. Selbst das könnte noch
untertrieben sein. Die Geldmenge (M2) wächst um mehr als 20 % pro
Jahr. China hat vor kurzem Japan als den drittgrößten Importeur der
Welt überholt - die chinesischen Importe sind in den ersten 9 Monaten
des Jahres um 41 % gestiegen.
Wie heisst nochmal"Spekulationsblase" auf chinesisch? Achja, pao mo.
*** Letzten Freitag war der 10. Geburtstag von meinem Sohn Edward. Ein
Freund schickte mir zur Aufmunterung diesen Brief:
"Bill,
ich habe mit Erheiterung den jüngsten Zwischenfall mit Deinem Sohn und
der Schreckschusspistole gelesen.
Auch ich hatte eine Art Luftgewehr, als ich 14 oder so war und in New
York City gelebt hatte. Meine Eltern waren gegen alle Waffen, also
musste ich versprechen, sehr vorsichtig damit zu sein. Allerdings
überredete mich ein abenteuerlustiger Freund dazu, in ein Fenster
eines Gebäudes zu schießen. Das taten wir, und ein Polizist wurde
gerufen, um zu erkunden, was passiert war.
Wir bekamen seine Ankunft jedoch nicht mit, und wir bewunderten unser
Werk, als der Polizist die Treppen hochkam. Wir wurden sofort
geschnappt. Der Polizist sah zuerst so aus, als ob er uns verhaften
würde. Dann, als er meinen irischen Namen hörte, schien er etwas
freundlicher zu werden. Wir waren plötzlich keine Verbrecher mehr -
sondern kleine Spitzbuben.
Er nahm mein Luftgewehr und gab mir ein Schreiben, und er sagte mir,
dass ich mit meinen Eltern zur Wache kommen solle, wenn ich das
wiederhaben wollte. Dann ging er, und weil ich nicht wusste, was ich
mit dem Schreiben tun sollte, versteckte ich es unter einer Kiste in
meinem Zimmer, während ich darüber nachdachte, was ich meinen Eltern
erzählen sollte.
Allerdings war mein Zimmer so unordentlich, dass meine Mutter mir
eines Tages"half", es aufzuräumen - in meiner Abwesenheit. Dabei
entdeckte sie das Schreiben. Ich hatte ein Problem. Und ich habe das
Luftgewehr nicht zurückbekommen.
Glücklicherweise habe ich niemals jemanden verletzt, und obwohl mir
meine Exfrau vorwirft, dass ich vieles falsch gemacht habe, bin ich
niemals wegen einem Verbrechen verurteilt worden. Und ich habe es
geschafft, ziemlich erfolgreich zu sein.
Das mag für Dich beruhigend sein oder nicht. Aber ich dachte, ich
könnte meine Erfahrung mit Dir teilen."
----------------------------------------------------------------------
Montag, 10. November 2003
Ich bevorzuge die Nachrufe
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Dieser kleine Beitrag ist Teil einer Rede, die ich letzten Samstag auf
der New Orleans Investment Konferenz hielt. Los geht's:
Diejenigen unter Ihnen, die mein neues Buch gelesen haben, werden das
Thema dieser Rede sofort erkennen. Auch wenn Sie ein paar meiner
Artikel im Investor's Daily gelesen haben, wissen Sie, dass diese
Artikel eine morbide Faszination mit dem Tod haben könnten. Ich lese
Nachrufe so, wie andere Leute die Sportseiten lesen - zur Information
und zur Erheiterung, für die destillierte Weisheit von Heiligen und
Sündern.
Das Problem mit den Nachrichten ist, dass es schwer ist, zu wissen,
was wirklich passiert... und fast unmöglich, zu wissen, was wichtig
ist... wenn man sich nur auf das Urteil von anderen lebenden Leuten
verlassen kann. Die Lebenden können sich keine größeren Probleme
vorstellen, als die, mit denen sie im Hier und Jetzt konfrontiert
werden... und keine größeren Möglichkeiten, als die genau vor ihnen.
Ich bevorzuge da die Nachrufe.
Nehmen Sie zum Beispiel die Investments, als weiteres Beispiel. Wenn
Sie heute eine Aktie kaufen, ist Ihre Annahme die, dass Sie diese
Aktie Morgen nicht billiger kaufen können. Wenn man aber ein paar tote
Männer ausgraben würde und unter ihnen eine Umfrage abhalten würde,
dann würde man herausfinden, dass die Chancen ziemlich gut sind, dass
Aktien mit einem KGV von 20 in der Zukunft deutlich billiger sein
werden. Wenn man die Geister der Investoren, die in den 1920ern Aktien
gekauft haben, fragen würde - dann würden sie sagen, dass sie wünschen
würden, sie hätten bis zu den 1930ern gewartet, um Aktien zu kaufen.
Oder wenn man die Leute fragen würde, die in den späten 1960ern Aktien
gekauft haben... dann würden sie sagen, dass sie wünschen, sie hätten
bis in die späten 1970er gewartet.
Aber wenn man die Leute heute fragt - wo die Aktien wieder ein
durchschnittliches KGV von über 20 haben - wie viele würden da warten
wollen? Nicht viele.
Die Fondsmanager haben ihre Cashbestände auf das niedrigste Niveau
seit Jahren zurückgefahrne. Und auch die individuellen Investoren und
Konsumenten scheinen nicht warten zu können. Wie viele sparen schon
darauf, damit sie sich im nächsten Jahr ein Auto kaufen können...
oder eine Aktie in 10 Jahren? Wie viele sparen wirklich - oder
vergraben Gold im Hintergarten -, so dass ihre Kinder und Enkel dieses
Geld für bessere Investments einsetzen können? Nicht viele.
Ich habe letzte Woche ein Interview mit Sir John Templeton gelesen.
Dieser großartige alte Mann sagte, dass er denkt, dass die
amerikanischen Aktien zu teuer sind, und dass die USA ein zu hohes
Haushalts- und ein zu hohes Handelsbilanzdefizit haben. Er sagt, dass
er mit einem langen Bärenmarkt bei den Aktien und einem ernsten
Rückgang der Wirtschaft rechnet. Implizit riet er, Bargeld zu halten.
Die Person, die den Artikel geschrieben hatte, fragte dann lokale
Analysten und Broker, was sie von der Meinung von Sir Templeton halten
würden. Einer stellte dessen Kompetenz in Frage, und er sagte, dass
Templeton wegen seines fortgeschrittenen Alters (Templeton ist 92) den
Kontakt mit dem aktuellen Denken verloren haben könnte.
Templeton ist noch nicht tot, und bereits jetzt werden seine Ansichten
verworfen.
Ich nehme eine der Mehrheit entgegen gesetzte Meinung ein. Ich mag
alte Dinge. Alte Gebäude. Alte Ideen. Alte Bäume. Alte Regeln. Alte
Investoren. Je älter der Investor, desto mehr Vertrauen habe ich in
ihn. Er hat schließlich gute und schlechte Zeiten gesehen. Vielleicht
haben diese alten Jungs schon genug Absurditäten gehört, so dass sie
deren Stimme schon erkennen können.
Und dann habe ich noch Hoffnung für die Zukunft, wegen folgender
Einsicht:"Frauen treffen sich lieber (im Durchschnitt) mit gesunden
älteren Männern als mit gesunden jüngeren Männern, wenn die Umstände
sonst identisch sind, denn die Ersteren bieten einige Hinweise auf
bessere Gene. Graue Haare signalisieren eine erhöhte Fähigkeit zum
Überleben - eine Bedingung für das Erreichen des 'Graue-Haare-Status'
ist es, dass dieser Mann den Launen des Lebens besser widerstehen
kann."
Ich erwähnte letzte Woche, dass ich während eines Fluges von den USA
nach Frankreich einen amerikanischen Vietnam-Veteranen kennengelernt
hatte. Er erzählte mir:"Ich wurde direkt nach meinem 21. Geburtstag
nach Vietnam geschickt. Sir sagten mir, dass ich dort die USA schützen
würde und mithelfen würde, die Welt in einen besseren Ort zu
verwandeln. Ich brauchte genau 2 Wochen, um zu merken, dass das
Sch... war. Wenn ich getötet worden wäre, dann wäre ich nur eine Zahl
in der Statistik gewesen. Nicht mehr."
Natürlich schien der Vietnamkrieg im"Hier und Jetzt" von 1970 die
größte Herausforderung der USA zu sein. Später kamen die Amerikaner zu
Sinnen, und sie zogen sich zurück... und Vietnam fiel an die
Kommunisten. Aber wurde die Welt dadurch besser oder schlechter?
Keiner wusste das, und keinen kümmerte das. Ein Vierteljahrhundert
später schrieb der Donald Rumsfeld dieser Ära - Robert MacNamara -,
dass dieser Krieg ein Fehler war. Aber damals schien er eine gute Idee
zu sein.
Ich erwähne Vietnam aus einem anderen Grund. Der Vietnamkrieg wurde
von Lyndon Johnson in der Annahme begonnen, er könne gleichzeitig die
Wirtschaftslage verbessern. Hätte er den alten General Eisenhower
gefragt, der hätte ihm gesagt, dass man sich entscheiden müsse - Guns
or Butter, also Kanonen ODER Butter. Beides gleichzeitig ginge nicht.
Aber Lyndon Johnson, ein Texaner, war der George Bush von damals. Er
dachte, dass er beides könnte. Auch damals waren die USA eine
Weltmacht. Und der Boom am Aktienmarkt der späten 1960er führte dazu,
dass die Leute dachten, dass die Dinge immer besser würden.
Aber der Krieg lief nicht gut... die Börsen brachen ein... und auch
der Wirtschaft ging es nicht gut. Johnson gab auf, und Richard Nixon
übernahm sein Amt im Weißen Haus. Man verbindet den Namen Nixon
weithin mit der"Watergate-Affäre"... aber sein größtes Verbrechen
beging er im August 1971. Da trafen die Rechnungen der Politik von
Johnson ein. Und andere Nationen konnten ihre Dollarbestände bei der
US-Regierung gegen Gold eintauschen - das hatte diese versprochen.
Er verlangte, dass die französischen Dollarbestände gegen Dollar
eingetauscht würden. Nixon hatte ein Problem. Er konnte das Richtige
tun - das, was Generationen von Amerikanern getan hatten, nämlich
ihren Dollar mit Gold zu decken. Oder, er konnte dieses heilige
Versprechen widerrufen - und damit das Problem der
US-Auslandsverschuldung erleichtern.
Er tat das, was im"Hier und Jetzt" am meisten Vorteile zu versprechen
schien... während das andere nur irgendwann in der Zukunft Vorteile
gehabt hätte. Er schloss das Goldfenster. Man konnte seine Dollar
nicht mehr gegen Gold eintauschen.
Nun, die Zukunft ist jetzt im Hier. Dieses System haben wir heute noch
- früher konnte man Dollar gegen Gold eintauschen. Heute stellen sich
die Leute im In- und Ausland an, um mit ihren Dollar mehr
US-Vermögensanlagen zu kaufen.
Die Ausländer halten jetzt ungefähr 3 Billionen Dollar an
US-Vermögensanlagen, was den Hypotheken auf 30 Millionen
amerikanischen Häusern entspricht, mit durchschnittlich 100.000 Dollar
Hypothek pro Haus.
Aber keine Sorge. Die Schlagzeilen sagen uns, dass die US-Wirtschaft
so schnell wie seit 19 Jahren nicht mehr wächst... und dass die
Produktivität nach den Sternen greift. Das sind News, die unsere
Gedanken beherrschen... und auf diese News verlassen sich die meisten
Investoren. Die Wirtschaft ist so wunderbar... es ist fast zu schön,
um wahr zu sein. Jeder wird reich. Man wäre ein Idiot, jetzt nicht
mitzumachen, so flüstert der Lärm.
Ich bevorzuge die Nachrufe.
P.S. Ich danke Gott für all diesen Lärm.
|