-->Reform der Restauration
Wie der Neo-Liberalismus die Balance der Wirtschaft zerstört
Autos kaufen Autos
Es ist eine alte, linke, seit Lafontaines Kneifen längst ausgestorbene Weisheit: Autos kaufen keine Autos.
Die Neo-Liberalisten in FDP und CDU/CSU (aber mittlerweile auch eine Menge Leute in der SPD) scheinen aber immer noch genau das zu glauben. Und seit die Gewerkschaften sich selbst in ihrem Einfluss beschneiden und eine törichte Tat nach der anderen begehen, ist auch niemand mehr da, der Widerworte geben kann, die auch Wirkung zeigen.
Längere Arbeitszeiten als Antwort auf Arbeitslosigkeit?
Nachdem der Arbeitskampf für kürzere Arbeitszeiten im Osten kläglich und geradezu grotesk scheiterte, kam Angela Merkel auf die famose Idee, statt dessen im Westen wieder länger zu arbeiten. CDU-Wirtschaftsexperte Michael Fuchs ging gar so weit, gleich die Rückkehr zu einer 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich zu fordern.
Schon die Bundesregierung hatte in den vergangenen Monaten Reformen eingeleitet, die letztendlich die Unternehmen bzw. die Wirtschaft entlasten und die Bevölkerung stärker belasten. Mit dem Vorstoß Merkels würde dies noch weiter getrieben werden, denn die Unternehmen bekämen mehr Arbeit für das gleiche Geld. Arbeit würde also billiger werden. Ist doch toll, oder?
Nein, natürlich nicht. Bei Licht und klarem Verstand betrachtet ist es eine absolute Absurdität. Denn was wird geschehen, wenn für das gleiche Geld mehr Arbeit produziert werden kann?
Nun, offensichtlich werden mehr Waren, Dienstleistungen etc. zur Verfügung stehen, weil die Unternehmen mit den finanziellen Mitteln, die sie haben, mehr produzieren können als vorher. Doch werden dadurch auch Arbeitsplätze geschaffen?
Wie soll man mehr Geld ausgeben, das man nicht hat?
Zunächst nicht. Denn damit die Unternehmen auch effektiv mehr Geld haben, muss diese zusätzlich produzierte Ware (Dienstleistungen, etc.) erst mal verkauft werden. Doch die Bevölkerung hat ja nicht mehr Geld, da diese längere Arbeitszeit bei gleichbleibenden Gehalt eingeführt werden soll. Wieso also sollten sie mehr Geld (das sie ja gar nicht haben) ausgeben, nur weil mehr Ware im Regal liegt? Sicher mag es einen minimalen Effekt geben, der die schlummernden Vermögen in Bewegung bringt, die Kaufkraft also stärker genutzt wird. Aber die Kaufkraft an sich wird nicht größer. Und da sie zurzeit auf einem ohnehin niedrigen Niveau ist, nicht zuletzt auch wegen der psychologischen Barriere, der zufolge die meisten Menschen das Gefühl haben zu wenig Geld zu besitzen und sich daher einschränken zu müssen, wird auch ein größeres Angebot nicht zu einer Belebung des Konsums führen.
Aber trotzdem mal angenommen, es würde funktionieren und durch die erhöhte Produktion bei gleichen Kosten würde mehr konsumiert und mehr gekauft werden. Wie würde das die Lage auf dem Arbeitsmarkt verbessern?
Es ist anzunehmen, dass die Unternehmen, so sie denn durch diese Maßnahme wirklich einen"Boom" erleben würden, ihre Produktion weiter steigern könnten, wozu sie mehr Arbeitskräfte bräuchten. So würden tatsächlich zunächst neue Arbeitsplätze entstehen.
Doch ist das wirklich zu erwarten? Ganz egal, wieviel"schlummerndes Vermögen" in Deutschland existieren mag, allein ein höheres Angebot an Waren führt nicht zu einem höheren Interesse. Anders gesagt, wer auf sein Geld achten muss, wird nur einen sehr begrenzten Teil seines Vermögens für Dinge ausgeben, die er nicht unbedingt zum Überleben braucht. Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man zwar im Schaufenster all die schönen Dinge sieht, die man gerne besitzen möchte, sie aber nicht mehr kauft, weil man das bisschen Geld, das man (vielleicht) noch hat, lieber für wichtigere Dinge aufspart.
Das Angebotsprinzip hat einen kritischen Punkt
Es ist also davon auszugehen, dass es bei dem Angebotsprinzip der freien Marktwirtschaft einen kritischen Punkt gibt, an dem die Nachfrage der Bevölkerung gesättigt ist und nur durch höhere Kaufkraft weiter gesteigert werden kann und nicht durch ein noch größeres Angebot.
Nun mag manch einer zu der Meinung gelangen, dass dieser kritische Punkt noch lange nicht erreicht ist, da auf den Banken dieses Landes in der Tat noch eine Menge Geld herumliegt. Doch wird dieses Geld, das gedacht ist für Alterssicherung, Eigenheimbau oder Notgroschen für (noch) schlechtere Zeiten, wirklich durch ein größeres Angebot mobilisiert? Es ist grotesk, das zumindest einer dieser drei Punkte, nämlich der Eigenheimbau, durch die jüngsten Reformen teurer geworden ist, was zwangsläufig dazu führen muss, dass noch mehr Geld dafür zurückgelegt werden muss, noch mehr Kaufkraft auf Banken eingefroren wird.
Dass durch ein höheres Angebot auch eine höhere Nachfrage erreicht wird, ist nur für eine Wirtschaft korrekt, in der das Angebot die Kaufkraft nicht schon überschreitet. Wir aber leben in einem gesättigten Markt. Daher wird ein noch größeres Angebot nur dann etwas nützen, wenn vorher oder zumindest gleichzeitig auch die Kaufkraft massiv vergrößert wird.
Autos kaufen keine Autos
Oder um es mit dem alten, linken Beispiel zu erklären: wenn ein Autohändler nur ein Auto besitzt, aber zehn Kunden hat, die prinzipiell gerne ein Auto besitzen würden (so wie es etwa im Sozialismus der DDR war), so würde es die Wirtschaft massiv ankurbeln, wenn man mit Vergünstigungen wie z.B. billigere Arbeit die Möglichkeit schafft, dass der Händler nicht nur ein Auto, sondern vielleicht sechs oder sieben besitzen kann. Dadurch würden diese Autos als Nebeneffekt auch billiger werden, wodurch jene Kunden, die vielleicht wegen des Preises einen Kauf ablehnten, ebenfalls dazu bewogen werden, ein Auto zu kaufen.
Wenn nun aber statt sechs oder sieben Autos, fünfzehn oder zwanzig bei dem Händler stehen, müssten seine zehn Kunden zunächst erstmal in der Lage sein, sich auch zwei Autos leisten zu können. Dabei muss zudem bedacht werden, dass jeder seiner Kunden durch sein Vermögen und sein Einkommen eine begrenzte Kaufkraft besitzt, die er sich für all die Dinge, die er braucht und all die Dinge, die er zusätzlich haben will, einteilen muss. Dabei nimmt der Autokauf einen individuell unterschiedlichen Prozentsatz dieser Kaufkraft ein. Wird dieser Prozentsatz durch die Kosten überschritten, wird er sich kein weiteres Auto kaufen. Dabei ist ebenfalls zu beachten, dass billigere Arbeit das Endprodukt nicht um den gleichen Faktor billiger macht, sondern um einen geringeren. Dann nützt es dem Kunden auch wenig, wenn er zwischen 100 Autos wählen kann. Er kann sich trotzdem nicht mehr leisten, ja eventuell sogar noch weniger.
Die richtige Balance ist der Schlüssel
Das heißt also: um eine Wirtschaft erfolgreich am Laufen zu halten, muss man Kaufkraft und Angebot in einem ausbalancierten Maß halten. In Deutschland ist das Angebot bereits deutlich größer als die Kaufkraft. Jetzt durch Entlastungen der Unternehmen dieses Angebot noch weiter zu erhöhen, ohne gleichzeitig die Kaufkraft der Bevölkerung im gleichen Maße (oder eigentlich notwendigerweise sogar im noch größeren Maße) zu fördern, ist absurd und führt am Ende zu noch größerer Arbeitslosigkeit.
Was wirklich getan werden muss
Statt dessen müssen wir endlich die Privatpersonen entlasten, dem einfachen Bürger mehr Geld in die Tasche geben, damit er erst mal die Waren kauft, die jetzt in den Kaufhäusern verrotten. Eine Arbeitszeitverlängerung würde noch mehr Waren zum gleichen Preis produzieren, die sich niemand mehr leisten kann, weil keiner auch nur einen Cent mehr in der Tasche hat. Eine staatlich subventionierte Arbeitsverkürzung dagegen würde mehr Arbeit schaffen und so die Kaufkraft stärken. Das Argument, dass die Unternehmen dadurch an den zusätzlichen Kosten dieser Arbeiter zugrunde gehen würden, ist nicht zulässig, denn im Moment werden diese Arbeitslosen bzw. Sozialhilfeempfänger ja von der Gesellschaft bzw. dem Staat finanziert. Zum einen wird zudem jene Gruppe an Arbeiten und Angestellten größer, die netto kaum mehr als den Sozialhilfesatz verdienen und zum anderen könnte der Staat jedes Unternehmen, das einen Sozialhilfeempfänger anstellt, um die Summe der Sozialhilfe unterstützen. Der Staat würde keinen Cent zusätzlich ausgeben müssen und die Unternehmen hätten die billige Arbeit, die sie verlangen.
Wodurch entsteht Arbeitslosigkeit?
Warum wird das nicht getan? Weil man Sozialhilfeempfängern natürlich leichter einreden kann, dass sie selbst schuld sind, dass sie dem Staat Unsummen kosten und die miserable Wirtschaftslage verursachen, während ein Mensch, der sein Geld durch harte Arbeit verdient, natürlich ein völlig anderes Selbstbewusstsein hätte und so vielleicht erkennen würde, was wirklich schuld ist an der schlechten Wirtschaftslage. Eine Wirtschaft bedingt sich nicht durch die Anzahl der Menschen, die in ihr leben oder durch die vorhandene oder nicht vorhandene Arbeit. Arbeit wird durch Menschen erzeugt. Arbeit ist letztendlich nichts anderes als die Erzeugung all der Dinge, die die Menschen brauchen oder zu brauchen glauben. Wenn mehr Menschen in einem Staat leben, dann ist auch mehr Arbeit in diesem Staat zu leisten. Es nützt also nichts die Zuwanderung zu stoppen oder auf die Faulenzer, die nicht arbeiten wollen, zu schimpfen. Weder die Ausländer noch die Faulenzer sind an unserer Arbeitslosigkeit schuld. Arbeitslosigkeit hat nichts mit Quantität zu tun, sondern allein mit dem mangelnden Gleichgewicht der wirtschaftlichen Verhältnisse. Weder Ausländer noch Faulenzer sind schuld an der schlechten wirtschaftlichen Lage, allein Politik und vorallem eben die Wirtschaft selbst sind daran schuld, aus Unfähigkeit oder Gier, je nach dem, wie man es sehen will.
<ul> ~ Quelle</ul>
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