-->Gold ist angeschlagen und wankt - Technisch droht eine ausgedehnte Korrektur
(18.11.2003)
Gold ist zu Wochenbeginn an der Marke von 400 Dollar je Feinunze gescheitert. Der Preis hatte sich dieser psychologisch bedeutsamen Marke in den vorausgegangenen Tagen im Schleichgang genähert.
Der Rückschlag, der im weiteren Verlauf des Montags einsetzte, trieb die Notierungen für kurze Zeit bis auf 386 Dollar zurück. Und das war’s dann fürs erste. Am Terminmarkt wurden im Zuge dieses Falls viele Stops ausgelöst. Die Fußkranken haben den Markt damit fürs erste verlassen.
Kurz- bis mittelfristig stehen die Chancen weitreichender Preissteigerungen am Goldmarkt nicht besonders gut. Die Investment-Nachfrage reicht nämlich zu diesem Zeitpunkt allem Anschein nach nicht aus, um den physischen Markt wesentlich weiter nach oben zu tragen. Er braucht seine Zeit, um sich eine solide Basis zu schaffen.
Die seriösen Käufer wissen sehr gut, dass sie inzwischen nicht mehr alleine sind, sondern von einer wachsenden Zahl nicht überzeugter Trittbrettfahrer auch am physischen Markt begleitet werden. Das Interesse an Gold ist zu rege geworden, als dass die seriösen Käufer steigenden Preisen noch bedingungslos folgen würden. Sie glauben Zeit zu haben und warten auf einen Rückschlag.
Natürlich kann ein stets möglicher Kollaps des Dollar die Bedingungen schlagartig verändern. Doch dies würde dann nur für den Dollar-Preis für das Edelmetall gelten.
Bemerkenswert erscheint unter eher kurzfristigen Aspekten, dass der jüngste amtliche Bericht über die Zusammensetzung der offenen Positionen an der Comex in New York einen Rückgang der von den Fonds gehaltenen Netto-Kaufpositionen auswies. Dies war entscheidend darauf zurückzuführen, dass die Fonds in der Woche zum 11. November ihre Baissepositionen erhöhten.
Mehr und mehr Fondsmanager halten es also offenbar für unwahrscheinlich, dass die Marke von 400 Dollar in naher Zukunft genommen wird. Sie dürften sich von dem Rückschlag in ihrer Haltung bestärkt sehen.
Societe Generale (SocGen) hat dieser Tage die Frage aufgeworfen, ob die Fondsverwalter nicht etwa vermuten könnten, dass die Produzenten den Abbau ihrer Sicherungs- und Vorausverkäufe (Hedge Books) rapide beenden und dass damit eine wesentliche Quelle auf der physischen Nachfrageseite ersatzlos versiegen würde.
Die Antwort steht noch aus, doch handelt es sich hier um eine Überlegung, die in den zurückliegenden Monaten immer wieder in den Raum gestellt wurde und die von herausragender Bedeutung ist. Wir alle wissen, dass es an keinem Markt, auch bei Gold nicht, auf Dauer gut geht, wenn die physische Seite nicht mitspielt.
Walter Murphy, einer der Techniker von Merrill Lynch, New York, hat sich jetzt aus seiner besonderen Sicht mit Gold befasst und ist zu Schlüssen gelangt, die den Haussiers auf mittlere Sicht nicht gefallen können.
Seiner Meinung nach stellt der Anstieg des Goldpreises auf das höchste Niveau seit dem ersten Quartal 1996 eher das Ende einer Aufschwungphase, die im April eingesetzt habe, dar als den Beginn einer neuen, dauerhaften Aufwärtsbewegung. Die Indikatoren, die unter mittelfristigen Aspekten Aufschluss über die Dynamik des Marktes gäben, hätten die jüngsten Preissteigerungen nicht bestätigt. Sie befänden sich jetzt in einer „überkauften“ Situation und begännen zu verfallen. Auch die längerfristige Rate der Preisveränderungen bewege sich im „überkauften“ Bereich. Zudem spiegelten die Stimmungsindikatoren einen exzessiven Optimismus wider.
Murphy sieht in den jüngsten Preissteigerungen das nahende Ende des im April im Bereich von 320 Dollar entstandenen Aufschwungs. Sollte sich diese These bestätigen, erwartet er, dass ein folgender Abschwung einen beträchtlichen Teil der seither verzeichneten Terraingewinne wieder tilgt.
Der Techniker sieht zunächst einen Test der Zone zwischen 360 und 370 Dollar kommen. Zwischen 340 und 345 Dollar befinde sich ein zweiter, wichtiger Stützungsbereich. Mit dem jüngsten Aufschwung habe der Markt dicht unter der Marke von 400 Dollar einen Widerstand von eigener Gesetzmäßigkeit gebildet. Sollte dieser eindeutig überwunden werden, wäre ein Aufschwung in die Zone zwischen 410 und 425 Dollar zu erwarten, bevor die vermutete große Korrektur einsetzen könne.
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