-->Donnerstag, 20.11.2003
Sachsen-Anhalt plant islamische Anleihe - Zunächst nur Großinvestoren im Visier
Wird Magdeburg London, dem größten Finanzplatz Europas, bald Konkurrenz machen? Weitere Meldung: Universität Bochum veranstaltet Fachtagung:"Wirtschaft und die islamische Welt“
Im Finanzministerium von Sachsen-Anhalt ist eine Anleihe nach islamischen Regeln geplant. Diese berücksichtigt das Verbot des Geldzinses im Koran (vor allem Sure 2, Vers 275), indem es der Anleihe Gebäude der Finanzverwaltung zugrunde legt, für die eine Miete gezahlt wird. Gemäß der Lehre des Islams besitzt Geld keinen eigenen Nutzen, es ist lediglich Wertmesser. Geschäfte können daher nur über Güter und Dienstleistungen erfolgen.
Bereits 2001 plazierte das Land Sachsen-Anhalt an arabische Großanleger 50 Mio. Euro aus einer klassischen, internationalen Anleihe mit einem Gesamtvolumen von 1 Mrd. Euro. Dabei kam der Gedanke auf, der auch im Nahen Osten neuen Idee zu folgen und eine Anleihe gemäß islamischer Kriterien aufzulegen. Die Finanzierungskosten für das Land sollen durch die neue Anlegergruppe nach Möglichkeit gesenkt werden und die Investorenbasis verbreitert.
Konventionelle Anleihen sind besichert durch das zukünftige Steueraufkommen eines Landes und nicht durch Immobilien. Die übliche Verschuldung wird also von den Nachkommen bezahlt, statt durch das Vermögen der heutigen Generation gedeckt sein zu müssen.
Islamisch strukturierte Anleihen dienen der Generationengerechtigkeit, indem die Finanzierung das Vermögen der jetzt Lebenden nicht überschreiten kann. Zudem ist die Schuldenaufnahme zur Begleichung von Raten und Löhnen islamisch nicht möglich. Ein Land das lediglich nach islamischen Kriterien sich finanziert, wird also nicht in die Schuldenspirale geraten, die sich in einer wachsenden Neuverschuldung zeigt.
Entgegen den Finanzierungsbemühungen anderer Länder und Kommunen in Deutschland geht es bei dem Projekt islamische Anleihe (Sukuk) keineswegs um ein Steuersparmodell, wie bei den sogenannten Cross-Border Leasingverträgen mit den USA. Vielmehr sieht das Land Sachsen-Anhalt die berechtigte Chance, mit einer solchen Premiere in Europa die Aufmerksamkeit muslimischer Investoren vom arabischen Golf bis Malaysia auf sich zu ziehen und sich als Investitionsstandort sowie als Handelspartner zu profilieren. Dabei sind zunächst Großinvestoren im Visier, der Kleinanleger geht hier leer aus.
Die Fachabteilungen im Ministerium haben die Struktur der Finanztransaktion gemeinsam mit der Citibank erarbeitet, die sich wiederum von der Anwaltskanzlei Allen & Overy, Frankfurt am Main, beraten lässt. Citibank hatte als eine der ersten Banken im arabischen Golf eine spezialisierte islamisch arbeitende Niederlassung errichtet. Jetzt müssen noch der Finanzminister und der Finanzausschuss des Landtags zustimmen. Dann steht der ersten islamisch strukturierten Anleihe Europas nichts mehr im Wege. Wird Magdeburg als Landeshauptstadt tatsächlich schneller sein als London, der größte Finanzplatz Europas? Die Chance hat sie. Es bedarf lediglich noch des politischen Willens verbunden mit dem Wunsch, das Land einer Milliarde Muslimen auf der Welt bekanntzumachen. (von Michael Saleh Gassner)
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Hier meine Interpretation:
Es handelt sich bei der Anleihe lediglich um so genannte Asset-Backed-Securities, also Anleihen die durch Sachwerte besichert sind. Also keinesfalls innovativ.
Außerdem handelt es sich immer noch um Staatsverschuldung, denn in der Regel ist der Mieter der Immobilien der Staat bzw. das Land, welche sich sowieso schon über alle Maße hinaus verschulden…
Also nichts weiter als ein Marketinggag, um auch noch andere Anleger in die deutschen Schuldpapiere zu bewegen. Ob man im Zweifelsfall noch an die Immobilie herankommt bzw. welche Miete man als islamischer Ausländer bekommt, wenn der deutsche Staat bankrott ist, steht auf einem anderen Blatt.
Die Schuldenspirale hat sich schon zu weit gedreht, als dass man eine Möglichkeit hätte durch solche Konstrukte herauszukommen. Es erinnert an die Taktik einem ertrinkenden noch mehr Wasser zu geben. Die Steuerquote in Deutschland liegt bei ca. 70 % (alle direkten und indirekten Steuern) und man ist noch nicht mal in der Lage einen minimalen Haushaltsüberschuss zu erwirtschaften. Nun beginnt man vorhandenes Vermögen zu besteuern und raubt damit der Zukunft die erforderliche Basis.
Magdeburg wird also garantiert nicht, wie in dem Artikel gemutmaßt wird, internationaler Finanzplatz wird ;-)
Islamische Anleger sollten meiner Meinung nach weiterhin ihrer traditionellen Sparform in GOLD treu bleiben, dann wird diese Region aus einem möglichen Schuldenkollaps stärker hervorgehen, als Europa oder die USA.
Das gute daran ist, dass die Argumentation einer zukünftigen Steuerbelastung späterer Generationen aufgrund der hohen Staatsverschuldung ins Leere laufen, denn die Zeche bezahlen wir wenigstens noch selbst ;)
„Zum Golde hängts zum Golde drängts“!
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