-->Hi Bob,
>es verhält sich im Detail so:
>Die Natur gehört der sog. Freizeitklasse an, während das gesatzte Rechte der Arbeiterklasse angehört.
>Naturrecht -> Freizeitklasse
>staatliches Recht -> Arbeiterklasse
>Wenn eine gegebene Ordnung sich erschöpft hat, dann erschallt der Ruf"Zurück zur Natur!". Als sich der Absolutismus erschöpft hatte, kam Rousseau und sagte"Zurück zur Natur!". Bekanntermaßen resultiert die Innovation aus der Freizeit.
Und was schliessen wir daraus?
Naturrecht war, ist und bleibt das allererste Recht, das es je gegeben hat, es ist naturgegeben und kommt mit dieser einher, eine naturgegebene Symbiose.
Dabei ist es vollkommen wurscht, ob dieses Faktum"wissenschafts-"bekannt ist oder nicht, es ist da und funktioniert, vergleichlich mit den funktionierenden Naturgegebenheiten, die erst jahrtausende spaeter per Mathematik, Physik und Chemie wissenschaftlich erklaert werden, manchmal jedoch bleibt es bei dem Versuch der Erklaerung. Die Natur funktioniert eben auch ohne Wissenschaften und kluge Professoren.
Im uebrigen, wenn der Ruf"zurueck zur Natur" richtig ist, dann muss Natur zeitlich vor der gegebenen Ordnung liegen, die sich erschoepft hat bzw. die erschoepft wurde, denn man kann nur dann zu etwas zurueckkehren, wenn dieses etwas zuvor ein Ausgangspunkt war, ansonsten ist ein zurueck zu dem etwas nicht moeglich, weil man nie zuvor dort war.
>Rousseau ging auf irgendwelchen Wiesen spazieren und erkannte da in großer Klarheit, wie das neue Recht aussehen müßte. Wenn er den ganzen Tag in einer Kanzlei gearbeitet hätte, wäre er nie darauf gekommen. Außerdem: wenn er nur 50 Jahre früher auf den Wiesen spazieren gegangen wäre, so hätte er die Zusammenhänge auch nicht erkannt.
Tja, Rousseau auf der Wiese ist es so gegangen wie dem Autofahrer, der eines schoenen Mittags gegen 12.00 Uhr auf einer Kreuzung stehend schlagartig aufgewacht ist, weil er allerseits angehupt wurde, und der dann darueber nachzudenken begann, wie die neuen Hupen konstruiert sein muessen, damit das Aufwachen nicht so schlagartig ablaeuft. Waere der Autofahrer wie zuvor immer nur nachts gefahren, er waere nie darauf gekommen und haette auch nie die Zusammenhaenge erkannt.
>Die Natur steht also hier für die Erneuerung des Rechtes. Man hat das Naturrecht genannt, um Freizeit zu evozieren und der ganzen Idee mehr Appeal zu verschaffen.
Konkret: die"Erneuerung" des Rechtes war eine Modifizierung des vordergruendig bestehenden Rechtes mit Elementen, die im latent hintergruendig bestehenden Naturrecht vor jeder anderen Rechtsordnung da war.
Die"Erneuerung" des Rechtes war also ein oder mehrere Schritte"zurueck zur Natur".
>Nun sind zweihundert Jahre vergangen und das anfänglich als Freizeit entstandene Recht ist im wahrsten Sinne des Wortes"verarbeitet" worden, das erkennt man auch an der um sich greifenden Proletarisierung des Juristenstandes.
Tja,"der Mensch" versucht ganz offensichtlich immer wieder die Natur auszutricksen, wohl um ihr zu entkommen.
Dass es dabei immer wieder gegen die Wand geht, nuja, diese Wand verhindert, dass sich"der Mensch" noch weiter von der Natur entfernen kann.
>Das sog. Naturrecht ist also in erster Linie"neues" Recht und als solches tendenziell revolutionär.
Du meinst hoffentlich, dass das sog. Naturrecht"altes neues" Recht ist. Dass sich dieses tendenziell revolutionaer gegen das vorherige"neue alte" Recht auswirkt, nuja, auch unser edler Boardmitstreiter namens Galiani hat in einem Vorbeitrag festgestellt, dass es dabei recht konkurrierend zugeht.
In der ihm eigenen Art loest er dabei den offensichtlichen Konflikt harmonisch auf, wobei ihm offensichtlich nicht ganz gelaeufig ist, dass man"unerfreuliche" weil konkurrierende Fakten nicht allein dadurch aus der Welt schafft, indem man sie in einem ersten Schritt entmaterialisierend spiritualisiert, um sie danach in einem zweiten Schritt durch rein gedankliche Ueberwindung de facto zu entsorgen.
Manche werden es nie verstehen, wann und warum immer wieder laute Geraeusche beim Wandaufprall entstehen, ich meine jetzt nicht Dich damit, Bob.
>Die"fundamentalen Lebenszwecke der Menschen und ihre Verwirklichung" (die"Werte") sind im Laufe der Zeit Veränderungen unterworfen.
Voellig d'accord.
>Eine Rechtsidee kann daher nicht für alle Zeit als"Naturrecht" qualifiziert werden. Sondern das Naturrecht selbst ist je nach den Verhältnissen ein anderes gewesen.
...und zwar auch zu solchen Zeiten, waehrend denen kein Mensch, vor allem keine klugen Professoren, wusste(n) oder wissen konnte(n), dass es ein solches Naturrecht ueberhaupt gibt und was das ist.
>tschüß
Gruss
TD
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