-->10 Uhr Skilaufen, 15 Uhr Hausbesichtigung
Wintersportsaison beflügelt die Nachfrage
nach Ferienimmobilien in Südtirol -
Preise auf hohem Niveau
Bozen - Im Sommer und Herbst laden die Berge zum Wandern ein, von Dezember bis April Skipisten und Langlaufloipen die Wintersportler. Südtirol, so werben die Touristikunternehmer der nördlichsten italienischen Autonomieregion nicht zu Unrecht, ist ein Ferienland in jeder Jahreszeit. Wenn in den kommenden Wochen die Ski-Saison beginnt, werden auch bei den Maklerunternehmen die Kaufanfragen nach Ferienhäusern und Apartments wieder steigen."Viele Interessenten sind vormittags auf der Piste und nachmittags auf der Suche nach einem eigenen Heim in Südtirol", weiß der Makler Christian Weissensteiner von Immobilalliance in Eppan.
Doch mit einem Schnäppchenkauf sollte niemand rechnen, dämpft Weissensteiner übertriebene Erwartungen:"Die Preise befinden sich auf einem hohen Niveau." Das gilt insbesondere in und um die Wirtschaftszentren Bozen und Meran. Freistehende Häuser seien hier kaum unter einer Million Euro zu erhalten. Bei Apartments müsse in Bozen mit Preisen von 2500 bis 3000 Euro pro Quadratmeter gerechnet werden. In der Kurstadt Meran betrage die Spanne sogar 2800 bis 3500 Euro/qm.
Etwas besser sieht es in den übrigen Regionen aus. In Neumarkt werden Eigentumswohnungen zu Preisen um 2000 Euro pro Quadratmeter angeboten. Ähnlich günstige Objekte finden sich im Pustertal und im Vinschgau. Auch in und um Brixen und Sterzing sind Apartments schon für rund 2200 Euro pro Quadratmeter zu finden.
Die Ursache des hohen Preisniveaus liegt nicht nur in der Topographie des Geländes, die es schwierig macht, geeignete Bauplätze zu finden. Weissensteiner:"Die Gemeinden weisen auch an den wenigen Stellen, wo eine Bebauung problemlos möglich wäre, zu wenig Baugründe aus." Als Folge steigen die Preise seit Jahrzehnten kontinuierlich an.
Sollte diese rigide Politik fortgesetzt werden, dürfte der Wert von Immobilien auch in der Zukunft weiter anziehen."Runter gehen die Preise bestimmt nicht", meint Christian Weissensteiner. Dennoch sieht der Makler in einem Teilmarkt die Gefahr einer Blasenbildung:"Im Zentrum von Bozen, wo derzeit bis zu 7000 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden, scheint der Markt inzwischen überhitzt zu sein."
Die hohen Preise haben in den vergangenen Jahren deutsche Käufer nicht vom Markt ferngehalten. Insbesondere Ältere mit einer Affinität zur Bergwelt zieht es in die südlichste deutsche Sprachregion."Sie schätzen auch das milde Klima der Kurstadt Meran, deren Cafés bereits Ende Februar die Tische und Stühle wieder auf die Bürgersteige stellen", erklärt der Makler.
Doch beim Erwerb einer Immobilie in Südtirol sollte mit spitzem Bleistift kalkuliert werden. Denn mit dem Kaufpreis allein ist es nicht getan.
WICHTIG ZU WISSEN"Die Nebenerwerbskosten sind höher als im europäischen Durchschnitt", weiß Otto Ruppert, Leiter der Kreditservicestelle für Auslandsfinanzierungen bei der LBS Bayern, die im LBS-Verbund für die Finanzierung italienischer Immobilien zuständig ist. Die Notarkosten betragen 3,5 Prozent des Kaufpreises, die Maklergebühr bis zu vier Prozent. Zudem kassiert der italienische Staat eifrig mit - besonders wenn das Objekt als Feriendomizil genutzt wird."Dann werden eine Registersteuer von sieben Prozent, eine Hypothekarsteuer von zwei Prozent und eine Katastersteuer von einem Prozent des Kaufpreises fällig."
Deutsche Erwerber im Rentenalter könnten erwägen, ihren Erstwohnsitz nach Südtirol zu verlegen, sagt Ruppert:"Wird die italienische Immobilie als Hauptwohnsitz genutzt, verringert sich die Registersteuer auf drei Prozent, und die Kataster- und die Hypothekarsteuer entfallen gänzlich." Übrigens stammt die Masse der deutschen Interessenten aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin. Ruppert:"Bayern und Schwaben haben die Berge selbst vor der Tür, deshalb zieht es sie eher an den Gardasee oder an die italienischen Küsten von Mittelmeer und Adria." Richard Haimann
http://www.welt.de/data/2003/11/29/203484.html?s=1
|