-->Vielen Dank für den Text. Grossartig; gelegentlich steht auch Vernünftiges in einer Zeitung. Der Rationalitätsbegriff weiter Teile der Oekonomie und offensichtlich auch in Teilen der Psychologie ist von einer unglaublichen Eingeschränktheit - und gänzlich unberührt von Fortschritten, die es in der Philosophie seit langem gibt. Man scheint immer wieder bei Adam und Eva zu beginnen, und kommt leider darüber auch nicht hinaus.
Kein Wunder, dass damit die Wirtschaft nicht verstanden werden kann, und dass sie kollabiert, wenn solche Rationalitätsideen temporär
Verbreitung erlangen können. Es beginnt schon damit, dass man Rationalität ökonomistisch interpretiert, als ob Leben und Gesellschaft aus Wirtschaften bestünden - so wichtig dieses natürlich - auch - ist.
Der erste Advent ist ein gutes Datum, um über den Wams-Text etwas nachzudenken.
F. Malik
>Reif für den rosa Elefanten? >
>"Zu guter Letzt..."/ Wams
>von Bernd Niquet
>Welche Aktie würden Sie lieber kaufen? Eine, die mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit um 50 Prozent ansteigt, oder eine, die mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit fünf Prozent zulegt?
>Die Wissenschaft hat eine eindeutige Antwort auf diese Frage: Wer die erste Aktie kauft, handelt rational, weil der Erwartungswert des Gewinnes dieser Aktie wesentlich höher liegt als bei der zweiten. Wer die zweite Variante wählt, handelt irrational, ist zu dumm für die Wirtschaft.
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>Mit derartig gearteten Experimenten glauben unter anderem die Psychologen Kahnemann und Tversky die Irrationalität menschlichen Handelns nachweisen zu können. Und nicht nur sie glauben das, auch das schwedische Nobel-Komitee ist dieser Meinung, schließlich haben beide Forscher für ihre Arbeiten den Nobelpreis der Wirtschaftswissenschaften bekommen. Konsequent diese Entscheidung, schließlich erweisen sich Kahnemann und Tversky damit als würdige Nachfolger früherer Nobelpreisgewinner wie beispielsweise Robert Merton und Myron Scholes, die 1998 mit der Pleite ihres LTCM-Fonds beinahe das Welt-Finanzsystem an die Wand gefahren hätten.
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>Wenn man mir die obige Frage gestellt hätte, hätte ich mich umgedreht und einen Waldspaziergang gemacht. Warum das? Weil es im Wald nur reale Dinge gibt und weil ich dabei an die wunderschöne Geschichte mit den rosa Elefanten denken würde. Sie geht so: Ein Mann geht allein durch den einsamen Wald und trifft plötzlich auf einen anderen Mann, der dauernd in die Hände klatscht."Warum klatschen Sie dauernd in die Hände?" will er von ihm wissen."Damit vertreibe ich die rosa Elefanten", antwortet dieser daraufhin."Aber hier gibt es doch gar keine rosa Elefanten.""Na bitte, sehen Sie."
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>Mit den Wahrscheinlichkeiten ist es nämlich genauso wie mit den rosa Elefanten. Es gibt sie schlichtweg nicht! Es sind Konstrukte des menschlichen Geistes, an die man glauben kann oder nicht. Eine Ausnahme ist das Spielcasino. Beim Roulette- und beim Kartenspiel kann man objektive Wahrscheinlichkeiten aufstellen, da man diese Spiele berechnen kann. Das Leben und die Börse sind hingegen keineswegs vorhersehbar.
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>Aus diesem Grunde ist es fast schon ein sträfliches Tun, in den Aktienmärkten oder sonstigen wirtschaftlichen Bereichen mit Wahrscheinlichkeiten zu operieren. Weil nämlich suggeriert wird, dass man das Unberechenbare berechenbar machen könne. Dem ist jedoch nicht so.
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