-->Zeit, Wert & Preis. Ein Versuch.
Hallo Allerseits,
wenn man sich so mit den Theorien beschäftigt, kommt man schnell vom Hundertsten ins Tausendste. So hab' ich mir mal einige postings von dottore vorgenommen, um meine eigene Sicht der Dinge etwas zu ordnen. Zunächst ist es dabei wichtig, ganaue Kenntnis der Begriffe zu erhalten, mit denen man operiert. Dies gilt besonders in Diskussionen mit Anhängern anderer Theorien, weil man sonst schnell aneinander vorbei redet.
Hier also ein Versuch, grundlegende Begriffe auf leicht verständliche Art zu definieren (Ausgangspunkt, wie gesagt, dottores Beiträge):
Die Herleitung des Zinses aus der Wert- und Zeitpräferenz kam mir schon immer irgendwie komisch und unlogisch vor. Doch warum nur? Der Knackpunkt liegt zunächst in der Definition von Zeit und Wert. WODURCH sind Zeit und Wert definiert?
A) Zeit
Zeit vergeht. Doch das Vergehen von Zeit definiert diese nicht! ‚Weil Zeit vergeht, vergeht Zeit.‘ ist eine Tautologie (sagt man so?). Zeit kann sich einzig durch Termin definieren. Eine halbe Stunde vergeht also von jetzt BIS der Minutenzeiger auf 180° steht. Termin! Man kann das runterbrechen bis auf Atomuhren, die ja auch letztlich nur mit Naturkonstanten (oje! Naturkonstanten werden inzwischen auch in Frage gestellt. Aber das ist nun wirklich nicht mein Gebiet.) arbeiten. Also: Zeit ohne Termin ist nicht definierbar.
B) Wert
Die Vorstellung von Wert einer Sache ist immer SUBJEKTIV!
Dazu ein Beispiel: Eine Pizza.
JETZT, da ich hier sitze und schreibe, hat eine Pizza für mich keinen Wert. Hab‘ nämlich schon gegessen. Für einen kurz vor dem Hungertod stehenden Menschen hat eine Pizza einen unendlich hohen, weil lebenserhaltenden, Wert. Somit hat also ein und das selbe Gut/Sache/Ding einen entsprechend unterschiedlichen individuellen Wert. Erklärt diese individuelle unterschiedliche Vorstellung vom Wert (Wertepräferenz) den Zins? Nein!
Aaaaber: Rückt der TERMIN meines Hungertodes näher (z.B. drei Tage lang nix essen), so steigt der Wert der Pizza auch für mich.
Wir sehen also, daß der Wert einer Sache direkt verbunden ist mit dem Termin, zu dem sie benötigt wird.
Woraus folgt: OHNE TERMIN KEIN WERT!!
In der Differenz der Werte, also geringer Wert heute zu hohem Wert zum Termin, einen Zins oder Urzins zu erkennen, ist mehr als abenteuerlich. Dies würde nämlich heißen, der Zins sei der Unterschied in der individuellen Vorstellung eines Menschen vom Wert einer Sache zu unterschiedlichen Zeitptunkten.
Jedoch: WORIN sich dieser Unterschied (also der Zins) ausdrückt, bleibt bei dieser Ansicht vollkommen im Dunkeln!
Bei dieser Frage hilft nun die genauere Betrachtung des Wertes einer Sache zum Zeitpunkt des Termins weiter. Denn solange der Termin nicht erscheint, hat eine Sache keinen Wert (solange ich keinen Hunger habe, ist mir die Pizza schnuppe). Erst zum Termin, zu dem eine Sache benötigt wird, kann eine Sache einen Wert haben. Doch WORIN drückt sich dieser Wert einer Sache zum Zeitpunkt des Termins aus?
C) Preis
Der Wert einer Sache zum Termin drückt sich in den Folgen aus, die geschehen, wenn die Sache zum Termin NICHT erscheint! Oder besser: Der Wert einer Sache zum Termin drückt sich in DEM aus, das ich hergeben muß, um an die zum Termin benötigte Sache zu gelangen. Die Folgen bzw. das zur Erlangung der Sache notwendige Ding sind der Preis!
Somit auch: OHNE TERMIN KEIN PREIS!
Welche Folgen und Dinge (Preise) sind das nun? Im Falle der Pizza ist die Folge ihres Nichterscheinens zum Termin der Hungertod. Der Preis, den ich zu zahlen habe, ist also der Tod (daher auch der Spruch ‚....mit dem Leben bezahlt‘). Der Wert einer Sache zum Termin (ihr Preis) drückt sich also immer in etwas anderem als sich selbst aus.
Als aller-allererstes müssen die Menschen zu von der Natur eingerichteten Terminen (siehe dazu das Urschuld-Phänomen) an Nahrungsmittel gelangen. Dies ist nicht schwer, solange die Herstellung der Nahrung selbst bewerkstelligt werden kann (Ackerbau und Viehzucht). Doch größte Schwierigkeiten treten auf, wenn zu einem bestimmten Termin eine Sache benötigt wird, welche nicht oder nicht ausreichend vorhanden ist. Dies ist der Fall, wenn man die Sache selbst einem anderen schuldig ist. Der Preis für diese dringend zu erlangende Sache ist nun das Gut, welches man hergeben muß, um diese benötigte Sache zu erlangen oder die Strafe (Sanktion), die einem widerfährt, wenn man die Sache zum Termin nicht erlangt hat und somit nicht in der Lage ist, mit dieser Sache seine Schuld zum Termin zu tilgen.
Der Preis einer benötigten Sache drückt sich also in derjenigen ANDEREN Sache aus, die hergegeben („getauscht“) werden muß, um eben diese zum Termin zu erlangen. Daraus folgt, daß ohne Schuldendruck (d.h. angedrohte Sanktionen bei Nichterfüllung zum Termin) Preise, Werte und Termine nicht darstellbar, ergo nicht in der Welt sind.
Heißt: OHNE SANKTION KEIN TERMIN!
Damit schließt sich der Kreis vom Preis zur Zeit.
Mit der Definition von Zeit, Wert und Preis ist das Fundament für weitere Betrachtungen gelegt. Nun kann ich mich auf die Suche nach dem Kapitalzins (Böhm-Bawerk) und dem Urzins, known as „value spread between the means and the end“ (Hülsmann) machen.
Beste Grüße, Zandow
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