-->RENTENANSPRÜCHE
<font size=5>Studentenwerk läuft Sturm</font>
Von Martin Dommer
Ausbildungszeiten an Hochschulen werden bei der Rentenbemessung künftig nur noch als Wartezeit anerkannt. Die Neuregelung, derzeit im Bundestag, wird vom Studentenwerk heftig kritisiert.
<font color="#FF0000">Auf der Internet-Seite des Bundesministeriums für Gesundheit und soziale Sicherung heißt es zum neuen Gesetzentwurf:"Die zur Zeit bewerteten drei Jahre der schulischen Ausbildung nach Vollendung des 17. Lebensjahres (Schule, Fachschule, Hochschule, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme) werden mit einer vierjährigen Übergangsregelung zukünftig als unbewertete Anrechnungszeit ausgestaltet, soweit es sich um einen Schul- oder Hochschulbesuch handelt.</font>"
Im Klartext heißt das: Da Akademiker und Fachschüler in ihrer Ausbildungszeit regelmäßig keine Rentenbeiträge zahlen, soll ihnen diese Zeit künftig nur noch als Wartezeit auf den Rentenanspruch angerechnet werden. Bislang wirkte sich die Studienzeit auch positiv auf die Rentenhöhe aus. Für die ersten drei Jahre wurde der Student so behandelt, als habe er Rentenbeiträge entrichtet. Dies sollte Nachteile ausgleichen, die Akademiker beispielsweise gegenüber Lehrlingen haben, deren Ausbildungsbetriebe den Rentenversicherungsbeitrag für sie abführen. Während es für Fachschüler bei der alten Regelung bleiben wird, schauen Studierende bald in die Röhre. Rentenansprüche aus der Studienzeit wird es nicht mehr geben.
"Einzahlungsprinzip stärker beachten"
Das Ministerium begründet die geplante Neuregelung damit, dass man in Zeiten leerer Kassen stärker auf das einer jeden Versicherung zugrunde liegende"Einzahlungsprinzip" achten müsse."Die wohlwollende Regelung aus besseren Zeiten ist heute nicht mehr finanzierbar", sagte eine Ministeriums-Sprecherin gegenüber SPIEGEL-ONLINE.
<font color="#FF0000">Im Internet gibt sich das Ministerium diese Blöße weniger deutlich. Dort heißt es, die derzeitige Besserstellung sei"unverhältnismäßig", weil die Versicherten"bereits durch ihre akademische Ausbildung und die damit regelmäßig einhergehenden besseren Verdienstmöglichkeiten überdurchschnittliche Rentenanwartschaften aufbauen können." </font>
Das sieht man beim Deutschen Studentenwerk naturgemäß anders."Das Vorhaben muss gestoppt werden", fordert etwa der Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde. Er fürchtet, dass eine Abschaffung der bewerteten Ausbildungszeiten bei der Rentenberechnung <font color="#FF0000">ein Studium in Deutschland noch unattraktiver machen wird, als es laut OECD-Vergleich ohnehin schon ist</font>."Wenn wir nicht bald steigende Akademikerzahlen vorweisen können, dann geht es mit der Wirtschaft und den Arbeitsplätzen weiter bergab". [Eigener Kommentar: Da hat er Recht!]
"Einkommen teilweise kaum höher als bei Facharbeitern"
Die Begründung der Bundesregierung, das Gesetz solle Privilegien für Akademiker abschaffen, hält Meyer auf der Heyde für"fadenscheinig"."Erstens gleichen sich diese vermeintlichen Privilegien durch <font color="#FF0000">die höheren und gesellschaftlich dringend benötigten Steuerabgaben der berufstätigen Akademiker aus</font>. <font color="#FF0000">Und zweitens hat sich ihr Einkommen in den vergangenen Jahren stark verringert und liegt in vielen Branchen kaum noch höher als bei einem Facharbeiter</font>." [Eigener Kommentar: Wieder einer der es erkannt hat, daß in Deutschland die Lohnstruktur durcheinandergewirbelt ist.]
Beim Ministerium sieht man das weniger dramatisch. Eine Sprecherin:"Sicher ist der Arbeitsmarkt für Akademiker schwieriger geworden. Dennoch haben sie bessere Aussichten, in gut bezahlte Positionen zu kommen, als Leute ohne (Fach)hochschulabschluss." [Eigener Kommentar: Ja warum haben sie denn bessere Aussichten. Bestimmt nicht vom Faulenzen.... Sie hatten vielleicht jahrelang auf Lehrlingsvergütungen verzichtet? Kann das sein? Oder sie hatten Kosten für ihr Studium? Kann das auch sein?? Wenn ich so einen Sch.... höre...]
Das Studentenwerk wirft der Regierung indes vor, nur einen möglichst späten Renteneintritt erzwingen zu wollen. Außerdem könne sich das Vorhaben gerade in einkommensschwachen Familien negativ auf die Studienentscheidung auswirken. Man brauche keine"Sozialdebatte", heißt es hier."Berufe mit akademischer Ausbildung sichern die gesellschaftlichen Systeme, und höhere Verdienste mit entsprechender Besteuerung finanzieren auch die Bildung nachfolgender Generationen", so Meyer auf der Heyde.
Das Argument von Bundessozialministerin Ulla Schmidt, <font color="#FF0000">niemand werde sich wegen schlechterer Rentenaussichten von einem Studium abhalten lassen</font>, hält er für <font color="#FF0000">blanken Zynismus</font>."Abiturienten aus einkommensschwächeren Elternhäusern werden es sich nun erst recht zweimal überlegen, ob sie spätere Einbußen durch ein Studium riskieren sollen."
Das Ministerium zeigt sich von diesem Argument ungerührt."Entscheidend für Studierende sind doch wohl eher die Qualität der Lehrinhalte und die Studienfinanzierung, die wir mit der Bafög-Reform bereits verbessern konnten", so eine Sprecherin."Welcher 20-Jährige interessiert sich denn bei der Wahl seines Fachs oder Studienorts schon für einen etwaigen Rentenanspruch?"
Quelle: http://www.spiegel.de/unispiegel/geld/0,1518,278992,00.html, Spiegel Online, 20.12.2003
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