-->Hallo,
hab ich doch neulich einen Festtagswunsch mit der Überschrift *weihnukka* bekommen........
Wenn man sich das genau überlegt, so ist der christliche Glaube vom jüdischen eigentlich nicht trennbar, das eine fußt ja auf dem anderen, es handelt sich im übrigen, wenn ich das richtig sehe, ja auch um ein und denselben *Gott*, den JHWH. Oder Jahwe oder Jehova. Oder Zebaoth. Oder wie auch immer. Grübel.
Jedenfalls durfte ich ja letzte Woche wieder einer Beisetzung nach katholischem Ritus beiwohnen.
Die Andacht in der Kirche ersparte ich mir, in der Hoffnung, alles einschlägige würde dort bereits gesagt. Doch, weit gefehlt.
Der Singsang des Priesters am Grabe war für mich, samt Text und Sinn darin - sorry, ich kann nicht anders - total befremdlich, schockierend.
Was will denn meine Oma selig mit der ihr gewünschten Herrlichkeit des Tempels in Jerusalem anfangen??? Das ganze Schuld-Gefasel von der Sünde, Erbsünde und Co., ich denke, die Gläubigen sind sich gar nicht bewußt, wie befremdlich dies auf einen aufmerksamen, nicht ehrfürchtigen Nichtgläubigen dieser Konfession wirkt.
Zumal es mit der Lebenserfahrung ja nicht übereinstimmt, daß man angeblich einmal dereinst aus dem Grabe auferweckt werden soll.
Interessanterweise kommen auch katholische Priester - verstohlens und inkognito - in Einzelsitzungen zu spirituellen Medien, weil sie ihr eigenes, amtlich vorgeschriebenes Gefasel selber nicht mehr *glauben* können.
Die glaubenstechnische Durchmischung der Bevölkerung im Lande wird m.E., wie bei den Amis, zu einer weiteren Profanisierung und Kommerzialisierung führen.
Weihnachten ist doch fast nur noch purer Streß.
Das Idealbild einer Familie mit Kindern und Großeltern in einer verschneiten Almhütte vor dem Kamin und Weihnachtsbaum mit Geschenken und Harmonie trägt eine sehnsuchtsvolle Idylle in sich.
Wenn man es schafft, diese Stimmung aufzubauen und als Erinnerung zu konservieren, ist Weihnachten sicher etwas ganz besonderes, auch wenn man den religiösen Hintergrund nicht mit nachempfinden kann.
Andererseits stimmen mich die Vorstellungen von einer Weihnachtsfeier an der Front oder im Spital oder im Pflegeheim depressiv. Der vorgegebene Sinn der weihnachtlichen Botschaft entblößt sich dort in reiner Perversion, angesichts offenbar fehlender Barmherzigkeit und unaussprechlichen Leidens.
Auf welche wenig nächstenliebende Weise der knusprige Weihnachtsbraten gemästet und geschlachtet wurde, wird gleichermaßen ausgeblendet. Beim Baldur gibts keine Gans.
Nach all meinen Erfahrungen dieses Jahres schaffe ich es nicht mehr, jemandem den üblichen Gruß *frohe Weihnachten* zu entbieten.
Zu dominierend ist das Gefühl geworden, das Prosciutto hier beschrieben hat, das der empfundenen Scheinheiligkeit und der Doppelmoral.
Da ich nicht mehr zu diesem Glauben stehen kann, paßt auch der Weihnachtswunsch nicht mehr.
Ich wünsche daher lieber, und ehrlicherweise, schöne Feiertage. Das kann ich voll unterschreiben, ohne rote Ohren zu kriegen.
Meine japanischen Freunde schätze ich außerordentlich, sie sind - außer einem - keine Christen, aber großartige Menschen. Ich will nicht einsehen, daß die kulturell hergebrachte Konfession eines edlen Menschen irgendetwas mit seinem Schicksal oder nachtodlichem Geschick zu tun haben soll.
Wer die Weihnachtstage religiös erleben kann und will, soll dies tun, wer die konfessionellen Postulate für zweifelhaft hält, soll nach seiner Facon die Stimmung genießen. Wer es ganz ablehnt, hat halt Freizeit.
Und wer die religiösen Überlieferungen als fragwürdige Märchen ansieht oder gar eine Gefahr darin erkennt, wer die kirchlichen Institutionen verachtet, wird sich wieder mächtig ärgern können. Ich tu mir den vergoldeten nuschelnden Zitterpaule nicht an.
Bevor ich einmal mit Weihnukka feiern würde, würde ich lieber einen Flug in die Südsee buchen und warten, bis die Luft wieder rein ist.
>Wer ist denn noch wirklich heilig, glaubt an Gott, lebt nach Religionen, nimmt sich den Inhalt der Bücher"Bibel" oder"Koran" zu Herzen und feiert den tatsächlichen Grund von Weihnachten?
Es gibt genügend Leute, die das sogar alles wortwörtlich nehmen.....
>Weihnachten kann mir gestohlen bleiben. Gut, ich habe zwar noch eine Konfession (reformiert) und wurde getauft, aber der Dreck kann mir gestohlen bleiben. Was soll das scheinheilige Getue
da mußt Du Dir als erstes an die eigene Nase fassen, einerseits alles schroff abzulehnen, andererseits das Fähnchen immer noch am Mast zu haben und auch noch für diesen Verein zu bezahlen....das erinnert so an die Wähler, die immer das (kleinere) Übel wählen und sich hinter wundern, daß ein Übel an der Macht ist......wenn Du etwas für scheinheilig empfindest, solltest Du dazu stehen und Dich offen distanzieren.
So, wie ich, der demonstrativ bei der Beisetzung nicht mit in die kirchliche Andacht ging - als einziger. So viel Rückgrat leiste ich mir.
>>und was bringt es den Menschen, an etwas nicht Existierendes (Gott) zu glauben
och, Gott existiert bestimmt, aber er ist für alle da, und steht weit über solchen befremdlichen Riten und Kulten, die ein paar Kuttenträger für allgemeinverbindlich erklärt und die Patentrechte daran kostenpflichtig beanspruchen..........für mich ist das so, als stünde an einem Waldeck jemand an einem selbst aufgestellten Kassenhäuschen und würde Eintritt für das Betreten des Waldes einnehmen.........obwohl links und rechts der Wald für alle offen ist. Wer lieber am Kassenhäuscken vorbei marschiert und Maut zahlt, soll das, wenn es ihm was gibt - ich sehe darin keinen Sinn und ziehe es vor, die Mauthäusler nicht zu alimentieren.
>>und nach Vorgaben (Religionen und deren Büchern) zu leben?
wie gesagt, es gibt genügend Leute, denen dies Halt gibt und die sich außerhalb ihrer Konfession alleine fühlen würden.
Wodurch diese den Glauben hernehmen, daß das in den Büchern niedergeschriebene auch authentisch sein soll, erschließt sich mir hingegen nicht. Am Prophezeiungsforum klärte *Hubert* das so auf, daß es eben Wahrheit gäbe und Wirklichkeit, was beides zwei verschiedene Ebenen seien. Für mich ist das nicht einsichtig, aber ich bin ja auch Ketzer.
>>Nächstes Jahr trete ich aus der Kirche aus.
ein Vorsatz fürs neue Jahr ;-), aber warum rausschieben? Ich habe das schon lange Jahre hinter mir - und muß nicht feststellen, daß damit etwa das Lebensgück abhanden gekommen wäre. Je länger man sich davon verabschiedet hat, desto weniger wirken noch tief eingefahrene Tabu-Gefühle nach, und desto befremdlicher wirken auf einen die ganzen berühmt-berüchtigten Bekenntnisse und Dogmata.
>>OK, die Weihnachtsdekoration find ich ziemlich schön, die Lichter gefallen mir auch und es ist schön, mit der Familie zusammen zu sein, aber der kommerzielle Schrott muss nicht sein.
den kommerziellen Druck mußt Du ja intern nicht mitmachen.
In diesem Sinne allen angenehme Feiertage vom Baldur
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