-->Neuseeland zu verkaufen
Einwohner fürchten den Ausverkauf der schönsten Landstriche
Ausländische Investoren überbieten sich mit Grundstückspreisen
Wellington - Für den Ansturm auf Neuseeland ist Shania Twain ein gutes Beispiel: 16 Mio. neuseeländische Dollar (acht Mio. Euro) soll die kanadische Country-Sängerin für 17 Hektar Hochland am Wanaka-See geboten haben - das Vierfache dessen, was die Regierung in Wellington als Schätzpreis nennt. Weil sie nicht die einzige Ausländerin ist, die in Neuseeland Land haben will, fürchten sich viele Einwohner."Wir verlieren das Eigentum an unserem Land nicht", beteuert Finanzminister Michael Cullen - und kündigt an, die Gesetze für ausländische Immobilieninvestitionen zu überprüfen.
Das Klima in Neuseeland ist angenehm, die Landschaft leuchtet dunkelgrün, und von den Krisenherden der Welt ist man weit entfernt. Kaum vier Millionen Menschen leben auf den zwei großen und den vielen kleinen Inseln - 14 Einwohner pro Quadratkilometer, und auf jeden von ihnen kommen im Schnitt zehn Schafe. Kein Wunder, dass viele Ausländer sich hier niederlassen wollen. Bislang seien etwa eine Million Hektar Land in fremden Händen, schätzt die in Aotearoa ansässige Interessengruppe"Kampagne gegen Fremdkontrolle"."Sechs bis sieben Prozent (der gesamten Fläche) mag nicht nach viel klingen, aber es geht dabei meist um das begehrenswerteste Land", sagt Kampagnensprecher Bill Rosenberg.
Deshalb will Finanzminister Cullen den"Overseas Investment Act" überprüfen lassen. Denn so sehr die Dollars aus dem Ausland willkommen sind, so wenig sollen die schönsten Regionen des Landes ausverkauft werden. Die Regierung wolle an einem"liberalen Investitionssystem" festhalten - und den Neuseeländern zugleich ein"stärkeres Vertrauen" geben, betont Cullen. Bei der Gesetzesdurchsicht soll es vor allem um das Hochland auf der Südinsel gehen, wo ein großer Teil des Kinofilms"Herr der Ringe" gedreht wurde, um Küstenlandschaften, Kultur- und Erbschaftsangelegenheiten.
Bislang brauchen Ausländer die Genehmigung des Ausschusses für Übersee-Investitionen (OIC), wenn sie ein Grundstück kaufen wollen, das größer als fünf Hektar oder teurer als zehn Mio. Dollar ist. Zudem müsse der Käufer nachweisen, dass seine Investition für Neuseeland einen"wesentlichen und erkennbaren Nutzen" habe, so OIC-Chef Stephen Dawe.
Kritiker argumentieren, der Ausschuss sei zu dieser Vergabepolitik nicht im Stande. So bekam 1999 ein reicher New Yorker die Erlaubnis, ein geschichtsträchtiges Gutshaus mit drei Kilometern Strand in Hawkes Bay an der Ostküste der Nordinsel zu kaufen, nachdem er versprochen hatte, daraus einen Magneten für Industriebosse zu machen. Vier Jahre später ist von der angekündigten Exklusiv-Ferienanlage und zugesagten Arbeitsplätzen nichts zu sehen.
Derzeit untersucht der OIC 13 solcher Fälle, darunter den eines Deutschen, der die Insel Pepin kaufte und entgegen seiner Ankündigung kein Urlauberprojekt darauf baute. OIC-Chef Dawe würde den Verkauf großer Grundstücke ins Ausland deshalb gern strenger regeln:"Wenn es schon ein ausreichender Grund ist, dass ein paar Leute eingestellt werden, damit man solche Ländereien verkauft", sagt er,"dann müssen wir uns fragen, ob das Gesetz in dieser Hinsicht stark genug ist." AFP
|