-->Hi, habe es heute vermißt, vielleicht auch andere, deswegen habe ich den Artikel heute ausnahmsweise mal reingestellt.
Gruß Ackid
Montag, 22. Dezember 2003
Sans Souci
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Sans Souci" ist der Name eines teuren Pariser Restaurants.
Das koennte auch die derzeitigen unglaublichen Maerkte beschreiben: Denn"Sans Souci" bedeutet"ohne Sorgen".
Tag fuer Tag gehen diese sorgenfreien Trends weiter. Die Aktienkurse steigen. Die Investoren sollten es eigentlich besser wissen. Immer, wenn die Kurse so hoch steigen, dann ist es extrem unwahrscheinlich, dass die realen Renditen mehr als ein oder zwei Prozent in den naechsten Jahren sein werden. Und noch wahrscheinlicher ist es, dass sie negativ sein werden. Aber die Investoren haben sich dazu entschieden, sich nicht darueber Sorgen zu machen. Irgendjemand hat ihnen gesagt, dass die Aktien steigen werden. Das ist alles, was sie hoeren wollen.
Waehrenddessen verschuldet sich der amerikanische Konsument immer weiter, in dem Glauben, dass er dadurch reicher wird. Es ist nicht so, dass er nicht addieren oder subtrahieren kann. Er hat sich nur dafuer entschieden, dass sich der Teufel darum kuemmern kann, nicht er.
Und wir sollten nicht die chinesischen Zentralbanker vergessen, die in diesem kurzen Abriss der Sorglosigkeit eine besondere Erwaehnung verdienen. Wer sonst wuerde die Reserven seiner Nation in einer Waehrung anlegen, die fast taeglich faellt...
Sind die Chinesen duemmer als die anderen Zentralbanker? Ich habe keinen Grund dafuer, davon auszugehen. Sie scheinen nur den Zeitgeist der Zeit aufgenommen zu haben.
Natuerlich sind wir hier beim Investor's Daily die letzten, die etwas davon ernst nehmen wuerden. Es ist zumindest fuer mich alles Entertainment. Ich nehme das alles leichtherzig hin, so wie ich das mit einer Farce im Schlafzimmer tun wuerde. Aber gelegentlich schnappe ich doch nach Luft, wenn ich daran denke.
Die letzten Wochen brachten Schlagzeilen, die die Fantasie befluegelt haben. Die US-Arbeitslosenzahlen sind etwas gefallen. Die Detroit Free Press erklaert, dass dieser Rueckgang sich darin begruendete, dass Leute von der Liste gestrichen worden sind, die einfach keinen Job gefunden haben und die Suche aufgaben. Diese Leute verschwinden einfach aus der Statistik. Und zudem sind viele Arbeitslose jetzt zu niedrig bezahlten Arbeitern bei Fastfood-Ketten geworden. Aber immerhin, besser als arbeitslos.
Diese Letztgenannten koennen noch eine Menge Tische putzen, bevor die wirkliche Wirtschaftserholung endlich eintritt. Der Volkswirt Joseph Schumpeter erklaert warum:
"Unsere Analyse fuehrt uns zu der Annahme, dass die Erholung nur dann gesund ist, wenn sie selbsttragend ist. Denn jede Erholung, die nur aufgrund kuenstlicher Stimulierungen zustande kommt, laesst einen Teil der Arbeit der Depression unausgefuehrt und wuerde zu neuen Fehladjustierungen fuehren..."
Neue Fehladjustierungen kommen jeden Tag ans Licht. Die Aktienkurse steigen weiter, die Schulden wachsen, die Immobilienpreise steigen auch weiterhin. Aber die grosse Mehrheit der nicht Denkenden, nicht Wissenden und Sorglosen ist frei, weiterzutraeumen. Zumindest eine Zeitlang...
Jetzt zu Eric Fry, unserem Mann auf der Insel der Fantasie, New York:
Montag, 22. Dezember 2003
Aufschwung in Manhattan
von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Ecke der Wall Street
"Eine perfekte Kombination" gibt dem Aktienmarkt Kraft, laut einem der vielen bullish eingestellten Analysten der Wall Street. Was koennte diese Kombination sein, fragte ich mich? Koennte das das riesige amerikanische Leistungsbilanzdefizit sein, kombiniert mit dem fallenden Dollar? Oder vielleicht die Rekordverschuldung der privaten Haushalte, kombiniert mit den vernachlaessigbar geringen Ersparnissen der privaten Haushalte? Oder koennte es die perfekte Kombination von steigenden Rohstoffpreisen sein, kombiniert mit explodierenden Gesundheitskosten?
Nein, sagt der bullishe Analyst, die perfekte Kombination ist eine moderate Inflation kombiniert mit starkem Wirtschaftswachstum. Ich moechte mich da mit dem Analysten nicht streiten, aber ich weise darauf hin, dass die Rohstoffpreise und die Gesundheitskosten explodieren - auch wenn die InflationsDATEN moderat sind. Und es stimmt auch, dass die DATEN zum Wirtschaftswachstum stark sind, aber diese rein statistische Staerke fuehrt zu einem nur sehr bescheidenen Wachstum der Zahl der Arbeitsplaetze.
Aber warum sollte man sich wegen der Arbeitsmarktzahlen Sorgen machen, wenn das BIP umt 8,2 % waechst und der Aktienmarkt boomt? Nichts ist perfekt. Selbst eine Wirtschaft, die eine perfekte Kombination aus hohem Wachstum und niedriger Inflation geniessen wuerde, haette ihre Fehler. Aber ein steigender Aktienmarkt hat - wie eine neue Liebe - die Tendenz, dass die Fehler als voellig irrelevant angesehen werden. Also lassen Sie uns das Glas halb voll nennen und uns eine Zeitlang amuesieren.
Laut offiziellen Zahlen ist die US-Produktion im letzten Monat um fast 1 % gestiegen, das ist der groesste Zuwachs seit 4 Jahren. Und der Manufactoring Index der Philadelphia Fed ist im Dezember auf 32,1 Punkte gestiegen, nach 25,9 im November - das ist das hoechste Niveau seit einer Dekade.
Wenn man die juengsten Zahlen glauben kann - und gleichzeitig die nicht so erfreulichen Fakten wie das immer noch steigende Handelsbilanzdefizit und den fallenden Dollar ignoriert -, dann befindet sich die amerikanische Wirtschaft in einer verdammt guten Verfassung. Zumindest gut genug, dass es ausreicht, die Kleinanleger zu weiteren Aktienkaeufen zu bewegen. Und weil die Kleinanleger wieder steigen und die Bewertungen schon sehr hoch sind, kommen jetzt auch wieder Neuemissionen an den Markt. Das ist gut fuer die grossen Brokerhaeuser der Wall Street, die damit gut verdienen. Deshalb haben letzte Woche Morgan Stanley und Goldman Sachs beide gute Ergebnisse fuers Nettoeinkommen des letzten Quartals vermeldet. Bei Goldman Sachs hat sich der Nettogewinn fast verdoppelt.
An der Wall Street fuehlt man sich wieder wie zu Zeiten eines Booms. Die Luxusrestaurants in Manhatten sind wieder sehr belebt, aber die Investmentbanker sind noch nicht wieder so extravagant wie 1999 oder 2000, als sie mit ihren Freunden uebers Wochenende in die Karibik flogen. Aber Zeichen eines wiederauferstehenden Reichtums sind in Manhattan sichtbar.
"In manchen Restaurants muss man fuer eine Tischreservierung wieder einen Monat warten", so Tim Zagat, Herausgeber des Zagat Survey. Er verweist auf die beruehmte Nobu Sushi Bar, bei der man wahrend des letzten Baerenmarkts am Aktienmarkt taeglich problemlos einen Tisch bekommen konnte."Jetzt muss man einen Monat warten, wenn sie am Telefon ueberhaupt drangehen", so Zagat.
Ich habe nie bei Nobu gegessen, obwohl ich Sushi mag... aber manche Luxusgueter sind einfach jenseits meiner Reichweite. Aber gelegentlich genehmige ich mir bei Starbucks einen dreifachen Cappuccino. Und die Starbucks-Filiale auf dem Union Square ist deutlich groesser als vor einem Jahr. Fast jeden Morgen waehrend der Woche finde ich dort immer rund 20 Leute, die anstehen, um ihren Kaffee zu bekommen.
Und jeden Morgen stehen Millionen von Amerikanern an, um teure US-Aktien zu kaufen... offensichtlich ist die Erholung da.
Montag, 22. Dezember 2003
Eine Sorge als Weihnachtsgeschenk
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Der Abstand zwischen inflationsgesicherten US-Staatsanleihen und normalen 10jaehrigen US-Staatsanleihen verringert sich. In den letzten Monaten hat er sich um 10 % verringert - was darauf hinweist, dass mit einem RUECKGANG der Inflationsrate zu rechnen ist.
*** Es ist ein verwirrendes Bild. Dinge, die produziert und verschickt werden koennen - wie Autos, Kleider, Moebel -, fallen im Preis. Dinge, die lokal produziert werden, oft unter dem Einfluss der Regierung - wie Gesundheitsfuersorge, Bildung und Wohnen - steigen. Die Rohstoffpreise steigen auch - besonders deshalb, weil der Dollar faellt... und weil China soviele Rohstoffe kauft. Der Oelpreis steht mittlerweile bei fast 34 Dollar je Barrel. Auch die Preise fuer Rinder sind in den letzten Monaten gestiegen, um 36 %. Beim Stahl betraegt das Plus 42 %.
Koennen diese Trends weitergehen - fallende Preise fuer produzierte, globalisierte Gueter... steigende Rohstoffpreise? Ja.
*** Die Mieten sind in den USA seit 1995 um 35 % staerker als die Inflation gestiegen. Aber die Immobilienpreise koennten wie die Aktien deutlcih fallen - bei gleichzeitig weiter steigenden Rohstoffpreisen.
Was wuerde passieren, wenn sich die Immobilienpreisen stabilisieren wuerden... oder fallen? Millionen Menschen wuerden ihre Leben schwieriger als zuvor erwartet finden. Bereits jetzt befindet sich die Zahl der Zwangsversteigerungen und der persoenlichen Pleiten auf Rekordniveau - und das trotz der niedrigsten Hypothekenzinsen seit 45 Jahren.
So kommt z.B. aus Denver die Nachricht, dass die Zahl der Zwangsversteigerungen auf 15-Jahres-Hoch steht. Und"das Schlimmste ist noch nicht vorueber", so ein lokaler Volkswirt."Die Leute haben ihre Hypotheken so oft erhoeht, dass ihnen ihre Haeuser eigentlich gar nicht mehr gehoeren."
*** Ich moechte Ihnen ein kleines Weihnachtsgeschenk geben, liebe(r) Leser(in). Ich moechte Ihnen sagen, was im Neuen Jahr passieren wird, so dass Sie sich darauf vorbereiten koennen. Aber da ich mich in fast totaler Ignoranz befinde, habe ich nicht die Faehigkeit dazu, das zu tun. Alles was ich Ihnen anbieten kann, ist diese bescheidene Einsicht: Dass das alles, von dem derzeit so viele Hoffnungen und Hypotheken abhaengen, nicht fuer immer so weitergehen wird.
Wir befinden uns nicht notwendigerweise in einer boesen, gemeinen Welt. Aber sie ist auch nicht die Trauminsel, die die meisten Leute jetzt zu erwarten scheinen. Kurz gesagt, liebe(r) Leser(in), gebe ich Ihnen das Geschenk von ein paar Sorgen. Eine"souci". Eine Sorge um die Welt. Haben Sie eine Sorge, liebe(r) Leser(in), haben Sie eine Sorge. Sie weden Sie vielleicht gebrauchen koennen.
Montag, 22. Dezember 2003
Welche Aktien amerikanische Institutionelle am wenigsten moegen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Ich kann es jetzt sehen", schreibt Dan Ferris, Herausgeber von"Extreme Value"."Starkes Licht in einem alten Klassenzimmer. Kaffeetassen in jeder Hand. Neue Gesichter. Alte Profis. Das Treffen beginnt..."
"Mein Name ist Bob. Ich bin ein institutioneller Investor, und ich stehe auf der Baerenseite..."
"Bob ist das neueste Mitglied der Anonymen Baeren, das ist ein neues 12-Stufen-Programm fuer Investmentmanager, die mehr Aktien verkaufen als kaufen."
"Bob wird eine wundervolle Erfahrung mit uns Teilen, und er wird uns Co-Baeren einen Hoffnungsschimmer geben. Sehen Sie, vor kurzem hat er einen Anruf von Brendan Wood International erhalten, das ist eine Analystengruppe."
"Bob war einer von 3.000 institutionellen Investoren, die von Brendan Wood International anonym befragt wurden. Als die Umfrage von Brendan Wood beendet war, hatten sie eine Liste angefertigt, mit den Aktien, in die Investmentmanager wie Bob das geringste Vertrauen hatten...
Qwest Ford TXU Energy Sears Computer Associates Lucent Technologies Interpublic Group Schering-Plough Sun Microsystems Safeway"
"Wegen der Anonomytaet der Umfrage konnte Bob ueber die Aktien, die er einst besessen hatte, die Wahrheit sagen. Er gab zu, dass ein Teil seiner bearishen Einstellung daher kam, dass er beobachtete, was das smarteste - oder zumindest das am besten informierte - Geld mit diesen Aktien machte."
"Das sichtbarste Beispiel dafuer war Philip Anschutz, Gruender und Chairman von Qwest, der am 17. November 19 Millionen eigener Aktien verkauft hatte, fuer ueber 66 Millionen Dollar. Bob schaetzt, dass Anschuetz wissen sollte, was seine Gesellschaft wirklich wert ist."
"2.999 andere institutionelle Investoren wurden ebenfalls in der Umfrage von Brendan Wood befragt. Sie dachten ueber die 10 Aktien nach, die ihnen am wenigsten zusagten. Es gab eine Menge, ueber das sie nachdenken konnten."
"Im letzten Quartal haben institutionelle Investoren...
... rund 1,9 Millionen Aktien von Ford verkauft.... rund 68 Millionen Aktien von Sears verkauft.... rund 47 Millionen Aktien von Lucent verkauft.... rund 83 Millionen Aktien von Sun MicroSystems verkauft.... rund 16 Millionen Aktien von Schering Plough verkauft."
"Danke fuer Deine Teilnahme, Bob. Nauerlich werden alle Transaktionen von Bob von der Boersenaufsicht ueberwacht. Also ist er eigentlich ueberhaupt nicht anonym. Aber er weiss, dass alle Anteilseigner des von ihm gefuehrten Aktienfonds denken, dass das Lesen dieser Transaktionen eine Zeitverschwendung ist."
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