-->Guten Tag Herr Boyplunger
NatĂŒrlich ist es, wenn einem vom 1000 Wörtern das eine und das andere oder auch ein Komma nicht gefĂ€llt.
Trotzdem aber sollten die grossen ZĂŒge nicht völlig verlorengehen. Und dazu gehört vor allem auch der Gedanke, dass die politische RealitĂ€t nur zu einem bedingtem Teil unter unseren HĂŒten stattfindet.
Und daher ist der Ausdruck 'Freimaurergesabber' dann ein Hutproblem.
Den Willen finden, nach den Werten zu leben
Rede von Kofi Annan, GeneralsekretĂ€r der Vereinten Nationen, an der UniversitĂ€t TĂŒbingen am 12. Dezember 2003 (Auszug)
«Die Werte des Friedens, der Freiheit, des sozialen Fortschritts, der
Gleichberechtigung und der MenschenwĂŒrde, die in der Charta der Vereinten
Nationen und in der Allgemeinen ErklÀrung der Menschenrechte verankert sind,
besitzen heute nicht weniger GĂŒltigkeit als vor mehr als einem halben
Jahrhundert, als diese Dokumente von den Vertretern vieler verschiedener
Nationen und Kulturen verfasst wurden.
Die Umsetzung dieser Werte in die RealitÀt menschlichen Verhaltens war zur
damaligen Zeit keineswegs besser als heute. Diese grossen Dokumente waren der
Ausdruck einer optimistischen Vision, keine Beschreibung bestehender
RealitĂ€ten. [...] Die Wertvorstellungen unserer GrĂŒnder sind auch heute noch
nicht vollstÀndig verwirklicht. Davon sind wir leider noch weit entfernt. Aber
sie werden heute viel weitgehender akzeptiert als noch vor wenigen
Jahrzehnten. Insbesondere die Allgemeine ErklÀrung der Menschenrechte hat
weltweit Eingang in die Rechtsordnungen gefunden, und sie ist heute in jedem
Land ein Bezugspunkt fĂŒr die Menschen, die sich nach den Menschenrechten
sehnen. [...]
Jede Gesellschaft muss durch gemeinsame Werte verbunden sein, so dass ihre
Mitglieder wissen, was sie voneinander erwarten können und dass es bestimmte,
von allen getragene GrundsÀtze gibt, die ihnen eine gewaltlose Beilegung ihrer
Differenzen ermöglichen. Dies gilt fĂŒr örtliche Gemeinwesen ebenso wie fĂŒr
Staatsgemeinschaften. Heute, da die Globalisierung uns alle einander
nÀherbringt, und Dinge, die Menschen am anderen Ende der Welt sagen oder tun,
sich nur Augenblicke spÀter auch auf unser Leben auswirken, empfinden wir auch
die Notwendigkeit, in einer globalen Gemeinschaft zu leben. Wir können dies
nur tun, wenn wir ĂŒber globale Werte verfĂŒgen, die uns verbinden. [...]
In der Allgemeinen ErklĂ€rung der Menschenrechte verkĂŒnden wir, dass 'jeder das
Recht auf einen Lebensstandard hat, der seine und seiner Familie Gesundheit
und Wohl gewÀhrleistet, einschliesslich Nahrung, Kleidung, Wohnung, Àrztlicher
Versorgung und notwendiger sozialer Leistungen'. Vor drei Jahren bekrÀftigten
alle Staaten in der Millenniums-ErklĂ€rung, dass Ădie internationalen
Beziehungen im 21. Jahrhundert von bestimmten Grundwerten geprÀgt sein
mĂŒssenð: Freiheit, Gleichheit, SolidaritĂ€t, Toleranz, Achtung vor der Natur
und gemeinsam getragene Verantwortung. Sie verabschiedeten konkrete,
erreichbare Ziele - die Millenniums-Entwicklungsziele -, um den Schandfleck
der extremen Armut zu tilgen und Rechte wie das Recht auf Bildung, auf
gesundheitliche Grundversorgung und auf sauberes Wasser fĂŒr alle RealitĂ€t
werden zu lassen.
Viele Millionen Menschen auf der Welt sind heute weit davon entfernt, diese
Rechte in der Praxis ausĂŒben zu können. Dies könnte anders werden, wenn die
Regierungen in den reichen wie auch in den armen LĂ€ndern ihren Verpflichtungen
nachkommen wĂŒrden. Jedoch konzentriert sich heute, drei Jahre nach der
Millenniums-ErklÀrung, unsere Aufmerksamkeit auf Fragen von Krieg und Frieden,
und wir laufen Gefahr zu vergessen, was wir damals feierlich versprachen,
nÀmlich die grundlegenden Menschenrechte zu verwirklichen und die
GrundbedĂŒrfnisse der Menschen zu befriedigen. [...]
Wir mĂŒssen den kaltblĂŒtigen Nihilismus von Attentaten, wie sie am 11.
September 2001 gegen die Vereinigten Staaten begangen wurden, entschlossen
verurteilen. Wir dĂŒrfen aber nicht zulassen, dass solche AnschlĂ€ge einen
ĂZusammenprall der Kulturenð provozieren, durch den Millionen Menschen aus
Fleisch und Blut einer Schlacht zwischen zwei Abstraktionen - dem 'Islam' und
dem 'Westen' - zum Opfer fallen, als ob islamische und westliche Werte
unvereinbar wÀren. [...]
Angesichts einer derartigen Herausforderung können wir den universellen Werten
nur dann erneut Geltung verschaffen, wenn wir bereit sind, grĂŒndlich darĂŒber
nachzudenken, was wir darunter verstehen und wie wir sie umsetzen können.
Das bedeutet, dass wir uns auch darĂŒber klar sein mĂŒssen, was sie nicht sind.
So sollte auf jeden Fall klar sein, dass die GĂŒltigkeit universeller Werte
nicht davon abhĂ€ngt, ob sie ĂŒberall eingehalten oder angewandt werden. Ein
Ethikkodex ist immer der Ausdruck eines Ideals oder einer Bestrebung, ein
Massstab, an dem sich moralisches Fehlverhalten messen lÀsst, nicht so sehr
eine Vorschrift, die sicherstellen soll, dass ein solches Fehlverhalten nie
vorkommt.
Daraus folgt, dass keine Religion und kein ethisches System je wegen
moralischer Entgleisungen einiger ihrer AnhÀnger verurteilt werden sollte.
Wenn ich als Christ beispielsweise nicht will, dass mein Glaube nach den
Handlungen der Kreuzritter oder der Inquisition beurteilt wird, muss ich auch
selbst sehr vorsichtig sein, um nicht den Glauben eines anderen nach den
Handlungen zu beurteilen, die einige wenige Terroristen im Namen seines
Glaubens begehen.
Unsere universellen Werte verlangen von uns auch, dass wir die menschlichen
Eigenschaften, sowohl die guten als auch die schlechten, die wir mit allen
unseren Mitmenschen gemein haben, anerkennen und dass wir die gleiche Achtung
vor der MenschenwĂŒrde und der SensibilitĂ€t der Angehörigen anderer
Gemeinschaften zeigen, die wir auch von ihnen erwarten.
Das bedeutet, dass wir stets bereit sein sollten, andere Menschen ihre
IdentitÀt selbst definieren zu lassen, und dass wir nicht darauf bestehen
sollten, sie nach unseren eigenen Kriterien einzuteilen, so wohlgemeint es
auch sein mag. Wenn wir aufrichtig an individuelle Rechte glauben, dann mĂŒssen
wir anerkennen, dass das IdentitĂ€tsgefĂŒhl des Einzelnen nahezu immer mit dem
GefĂŒhl der Zugehörigkeit zu einer oder mehreren Gruppen verknĂŒpft ist, wobei
die Zugehörigkeiten sich manchmal konzentrisch gestalten, andere Male wiederum
sich ĂŒberschneiden.
Daher gehört zu den Rechten des Einzelnen auch das Recht, Empathie und
SolidaritÀt mit anderen Menschen zu empfinden, die den einen oder anderen
Aspekt seiner IdentitÀt mit ihm teilen. [...]
Der Besitz solcher gemeinsamen Werte löst natĂŒrlich nicht alle Probleme, und
er Àndert auch nichts daran, dass die verschiedenen Gesellschaften einen
gewissen Gestaltungsspielraum haben, um Probleme auf unterschiedliche Art zu
lösen. [...]
Bei allen diesen Fragen ist zu erwarten, dass die Meinungsverschiedenheiten
noch lange andauern werden - sowohl zwischen den Gesellschaften als auch in
ihrem Inneren. Universelle Werte haben nicht den Zweck, alle derartigen
Differenzen zu beseitigen, sondern uns vielmehr dabei zu helfen, sie unter
gegenseitiger Achtung und ohne gegenseitige Zerstörung zu bewÀltigen.
Toleranz und Dialog sind unverzichtbar, da es ohne sie keinen friedlichen
Austausch von Ideen und keine Möglichkeit gibt, zu einvernehmlichen Lösungen
zu gelangen, die es unterschiedlichen Gesellschaften gestatten, sich auf ihre
eigene Weise weiterzuentwickeln. [...]
Gibt es noch universelle Werte? Ja, es gibt sie, aber wir dĂŒrfen sie nicht fĂŒr
selbstverstĂ€ndlich halten. Sie mĂŒssen sorgfĂ€ltig durchdacht, sie mĂŒssen
verteidigt und sie mĂŒssen gestĂ€rkt werden. Und wir mĂŒssen in uns selbst den
Willen finden, nach den Werten zu leben, die wir verkĂŒnden - in unserem
Privatleben, in unseren lokalen und nationalen Gemeinwesen und in der Welt.»
Gruss
zani
<ul> ~ Den Willen finden, nach den Werten zu leben</ul>
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