-->"E-Müll für Dich"
AOL hat die unerwünschten Mails nach Themen durchforstet:
Viagra ist Spam-Spitze
Berlin - Charles Stilles hat alles zusammengeschrieben und dann mal hochgerechnet: Viagra ist die Nummer eins. Stilles ist beim weltgrößten Online-Dienst AOL für die elektronische Post zuständig. Er hat all die unerwünschten Werbe-E-Mails ("Spam") gesammelt, die ihm die 30 Millionen AOL-Nutzer beschwerdehalber geschickt haben. Den meisten sollte auf elektronischem Wege das Potenzmittel angedreht werden, was den blauen Pillen zum Spitzenplatz auf Stilles' Top-Ten-Spam-Liste reichte. Auf den Plätzen dahinter geht es um Sex (medikamentöse Vergrößerung primärer männlicher Geschlechtsmerkmale, ansonsten Filme und Fotos), um dubiose Bildungsangebote (akademische Grade online bestellen) und schräge Geldanlagepläne. Zudem manifestiert sich auch hier der Einfluss von Amerikas Talkshow-Königin Oprah Winfrey: Die Formulierung"as seen on Oprah", wie bei Oprah vorgestellt, liegt auf Platz zehn.
Im Jahr 2003 waren erstmals mehr als die Hälfte aller weltweit verschickten E-Mails Spam. Nach Angaben des US-Unternehmens Brightmail, das Spam-Filter anbietet, lag die Quote im Dezember gar bei 58 Prozent. Mehr als jede zweite E-Mail ist also Müll. Bei weltweit 40 Milliarden E-Mails pro Tag, eine Prognose des Marktforschungsunternehmens IDC für 2004, kommt viel Müll auf uns zu. Kann man etwas dagegen tun? Im Prinzip ja. Spam-Filter (beim Internet-Dienst oder im E-Mail-Programm) lassen sich so einstellen, dass Mails bestimmter Absender und bestimmten Inhaltes abgewehrt werden. AOL hat so im Jahr 2003 die Zustellung von 500 Milliarden Mails unterbunden.
Doch die Spam-Versender verändern inzwischen die Schreibweise bestimmter Schlüsselwörter, fügen Leerzeichen ein oder ersetzen das O durch eine Null. Und die Adressen, von denen aus Spam verschickt wird, sind Wegwerfanschriften, die nach einer stets groß angelegten Spam-Aktion gleich wieder abgeschaltet werden.
Viele Dienste arbeiten inzwischen mit Quarantäne-Postfächern. In die kommt jede Mail, deren Absender der Nutzer nicht als unverdächtig gekennzeichnet hat. Da liegt dann die Viagra-Werbung, aber auch die Mail von Oma, die sich jüngst erst einen Internet-Zugang zugelegt hat und nun erstmals der Verwandtschaft ihre nagelneue Mail-Adresse anzeigen will. Es bleibt dabei: Den Müll muss jeder selbst raustragen
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