-->Hi,
let's nerve you again...
Schon des öfteren war hier die Rede von der Rolle des Goldes für die Solvenz der ZBs.
Ich darf das noch einmal vertiefen. Ausgangspunkt sind wenig bekannte bzw. übersehene Überlegungen (u.a. Lerrick in der FT, Mai 01), die Steiger in einem Vortrag in Südafrika erneut herausgekramt hat. Bezogen auf die BoJ schreibt Lerrick:
"If the Bank held only 10 percent of the long-term government bonds outstanding and interest rates rose by two percentage points, the resulting loss would wipe out the institutions entire capital and reserves".
Nun hat sich die BoJ bekanntlich gegen Kursverluste abgesichert und kann in der Manier deutscher LVs bilanzieren. Nur hilft das bei Ablauf nicht. Da wird der vielleicht auf 120 hochgegeigte und zu diesem Kurs von der BoJ gekaufte Titel nur mit 100 zurückgezahlt. Die 20, die fehlen, sind ja nicht ununterbrochen als Zinsen geflossen. Der Hebel ist umso größer, je näher die Chose beim Nullprozenter liegt. (Würde ein Nullprozenter auf 120 gegeigt, wären die 20 Nettoverlust, da je keine Zinsen fließen können). Also ein delikates Geschäft für Rentenprofis.
Nun hat die BoJ lt. Ultimo-Bilanz das ca. Vierzigfache der Reserven und des Kapitals als Gov securities, was eine ziemlich offene Flanke bedeutet. Davon abgesehen hält die BoJ Foreign currency assets (WK-Risiko) und Aktien (Kurs-Risiko) die ungefähr 120 % aller Reserven (auch der für WK-Risiken) und des Kapitals ausmachen (letzteres ohnehin nur 100 Mio Yen).
Geht's also mit diesen assets runter, wird's ungemütlich.
Mit höher bewertetem Gold gegenzusteuern, macht keinen Sinn, da die Goldposition sich verzehnfachen müsste, um die Foreign currency assets-Position zu erreichen. Also von einem Goldpreisanstieg hätte die BoJ, falls sie denn ihre Aktivseite dringend aufnorden müsste, nur etwas, falls der sich ca. verzwanzigfacht (und das in Yen).
Ganz anders im Euro-Raum!
Der schon einmal hier aufgezeigte Trend hat sich fortgesetzt: Die Goldposition aller ZBs ist seit Juli bis Ende November von 120 auf 130 Mrd gestiegen, also plus 10 (in Euro), die Devisenposition insgesamt aber um 13 runter. Das ist (Kapital und Rücklagen: 65) noch nicht dramatisch, kann es aber werden, sollte sich Dollarverfall (bezogen auf die Position) als erheblich stärker erweisen als der Goldanstieg (bezogen ebenfalls auf die Position).
Die Goldposition ist seit Juli um 8,3 % gestiegen, die Devisenposition um 6,3 gefallen. Das muss natürlich nicht so weitergehen.
Würde die Goldposition bei gleich bleibender Devisenposition wieder auf Juli-Stand fallen, wären mit einem Schlag schon 23 Mrd gg. Juli weg und damit 35 (!) Prozent des Kapitals und der Rücklagen aller Euro-ZBs!
Würde sich die Goldposition gar halbieren (in Euro) bei gleichbleibender Devisenposition, wäre das gesamte (!) Kapital plus Rücklagen der Euro-ZBs"wiped out".
Es liegt also im höchst eigenen Interesse der ZBs, dass am Goldmarkt nichts"passiert".
Dies bedeutet:
1. Die Euro-ZBs könnten gecornert werden. Was der Fed überhaupt keine Mühe machen sollte, zumal bei einem US-Abschwung - man hat dann das Ausland komplett vom Hals, das Habi-Defizit ist weg (= Anstieg des US-BIP!), usw.
2. Die ZBs müssen sich was zur Erklärung des abfliegenden POG einfallen lassen.
3. Sollten sie am Goldmarkt als Käufer auftreten (müssen), wäre dies das Signal zum großen Halali.
4. Eine Entkoppelung etwelcher Art (POG/$, POG/Euro) wirft größte Probleme auf, man denke nur an Euro/$ von 1,50. Dann brennt die u.a. deutsche Exporthütte, was wieder die Euro-ZBs auf den Plan rufen dürfte. Nur: Was sollen sie tun?
Weitere Deduktionen überlasse ich jedermanns Phantasie bzw. den Big Players. Dreh- und Angelpunkt sind - jedenfalls für mich - hinfort die drei großen ZBs.
Schönen Abend noch... + Gruß!
|