-->Die USA auf dem Weg zum Dritte Welt Land?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Was wird im nächsten Jahr passieren? Ich versuche erst gar nicht,
Ihnen das zu sagen. Ich kann bestenfalls versuchen, zu sagen, was
passieren SOLLTE.
Und selbst dann erschrecke ich vor meiner eigenen Ignoranz. Ich kann
nicht wissen, was die Götter vorhaben. Alles, was ich tun kann, ist, -
schwach - richtig und falsch zu unterscheiden. Wie ich gestern schon
geschrieben hatte... zumindest können wir das verdienen, was wir
bekommen.
Ich beginne meine heutigen Bemerkungen mit einer störenden Frage:
Warum sollte ein Amerikaner 10 Mal soviel wie ein chinesischer
Arbeiter verdienen? Arbeitet der Amerikaner härter? Ist er soviel
intelligenter? Hat er eine unsichtbare Tugend, die von den Göttern mit
zusätzlicher Kaufkraft gesegnet wird?
Er verdient nur deshalb mehr, weil seine Eltern und Großeltern und
Urgroßeltern hart gearbeitet haben... ihr Geld gespart haben...
Maschinen und Fabriken gebaut haben... Reichtum und Wissen
akkumuliert haben... und es vermieden, sich in Kriegen,
Hyperinflationen, Revolutionen und sozialistischen Illusionen in die
Luft zu sprengen.
Aber jetzt verspielt er seine Ersparnisse... er beleiht die Zukunft
seiner Kinder... und er nimmt willig an extravaganten
Massenhalluzinationen teil (die da sind: Wir werden alle durch
Geldausgeben reich... wir werden eine amerikanische Demokratie im
alten Nineveh aufbauen... unser lieben Freunde die Chinesen werden
die Rechnungen bezahlen...). Sollte ein solcher Mann reich werden?
Bemerkenswert ist, dass trotz des massiven Anstiegs der Hypotheken die
anderen Schulden nicht sinken. Dabei hatte Alan Greenspan doch gesagt,
was für eine großartige Sache Hypotheken seien. Er erklärte, dass sie
es den Hausbesitzern erlauben würden, teure Kreditkartenschulden durch
weniger teure Hypotheken zu ersetzen. Da sich ihre Finanzlage so
verbessern würde, könnten sie ein bisschen mehr Geld ausgeben... ohne
sich direkt ihre ganze finanzielle Zukunft zu verbauen.
Nun, der Fed-Vorsitzende hatte Unrecht damit... wie mit fast allem
anderen. Während der durchschnittliche amerikanische Haushalt seine
Hypotheken erhöht hat, stiegen auch seine sonstigen Schulden. Die
durchschnittlichen Kreditkartenschulden pro Haushalt sind auf 7.000
Dollar gestiegen. Die Konsumentenschulden ohne Hypotheken haben sich
in den letzten 10 Jahren verdoppelt... auf durchschnittlich 18.700
Dollar pro Haushalt.
Natürlich sehen diese Familien die Risiken nicht. Solange das Geld
fließt, stellen sie keine Fragen. Wie kann sich eine Nation, die ein
Haushaltsdefizit von einer halben Billion (!) Dollar hat, neue teure
Programme leisten - wie neue Straßen für junge Iraker? Wie kann ein
Land mit einer fallenden Währung weiterhin ausländische Investitionen
anziehen? Wie können Leute, die weniger als 2 % ihres Einkommens
sparen, die Maschinen und die Technologie erstellen, die notwendig
sind, um in einer modernen, globalisierten Wirtschaft wettbewerbsfähig
zu sein? Diese Fragen scheint sich kaum jemand zu stellen.
Sorgenloses Geldausgeben, massive Defizite, kollektive Fantasien -
wenn das weitergeht, so Paul Krugman in der New York Times, dann
werden die USA bald als ein Dritte Welt Land angesehen werden. Das ist
schon Mal passiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der
Lebensstandard in Argentinien so hoch wie in Europa oder den USA. Dann
kamen die Massen-Illusionen von Sozialismus, Peronismus, Papiergeld
und Schulden. Hyperinflation und Rezession führten zum Abstieg der
argentinischen Volkswirtschaft... bis zu dem Punkt, wo sie fast auf
Dritte Welt Niveau gefallen war.
Mir persönlich macht das keine Angst. Mir gefallen Dritte Welt Länder.
Das Wetter ist da meistens gut. Und die Lebenshaltungskosten sind
normalerweise niedrig. Aber ich bezweifle, dass sich viele Amerikaner
über einen Rückgang ihrer Löhne freuen werden. Und in den USA wird
sich das Winterwetter wahrscheinlich nicht verbessern, auch wenn die
USA zum Dritte Welt Land werden.
Jetzt zu Addison mit mehr News:
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Donnerstag, 8. Januar 2004
Der Ã-lpreis steigt wieder
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in New York
Die amerikanische Finanzpresse freut sich immer noch über die 50 %
Plus bei amerikanischen Aktien im letzten Jahr."Die Aktien sind
zurück, Baby!" schrieb ein Leser... der vergaß, dass die Wirtschaft
und der Aktienmarkt nur die"zahlreichen einmaligen Stimulierungen"
widerspiegelt, um mit meinem Kollegen Dr. Richebächer zu sprechen.
Damit meint er die Zinssenkungen, die 0 %-Finanzierungen der
Autokonzerne und andere Dinge.
"Die Generation, die die Weltwirtschaftskrise erlebt hat, stirbt aus,
und mit ihr verlieren wir unsere Werte", beklagt Howard Dvorkin von
den Rocky Montain News. Dvorkin ist der Präsident einer
Schuldnerberatungsstelle, er ist also direkt mit der Schuldenkrise der
Konsumenten konfrontiert."Jetzt haben wir eine ganze Generation, die
nichts über Sparsamkeit und vorsichtiges Geldausgeben weiß..." Die
Leute, die die Weltwirtschaftskrise miterlebt hatten, hatten aus ihr
gelernt. Aber wenn die nächste Generation der Super-Konsumenten von
ihren Großeltern nicht gelernt hat, wie man spart und investiert...
dann ist es nicht wahrscheinlich, dass sie das noch aus Archiven
lernen werden. Nein... ich fürchte, sie müssen es auf die harte Tour
lernen.
Besonders da die Experten, Analysten und Ã-konomen fleißig versuchen,
neue Gründe zu erfinden, warum der Boom zurück sein sollte!
Dr. Kurt Richbächer erklärt:"Im dritten Quartal 2003 haben sich die
Ausgaben für Güter und Dienstleistungen absolut gesehen um 27
Milliarden Dollar erhöht, verglichen mit einem gleichzeitigen Anstieg
der persönlichen Einkommen von 22,7 Milliarden Dollar, und zu diesem
Anstieg trugen Löhne und Gehälter nur miserable 7,1 Milliarden Dollar
bei. Diese Einkommensquelle ist in den USA praktisch kollabiert, was
die triste Performance in den Bereichen Produktion und Beschäftigung
widerspiegelt."
"Normalerweise hätte das auch die Konsumausgaben beschnitten. Aber
eine Art von Paradigmenwechsel bei der Geldpolitik hat die
traditionell durch das Einkommen bestimmten Konsumausgaben durch 'vom
Reichtum getriebene Konsumausgaben' ersetzt."
"Vom Reichtum getriebene Konsumausgaben", so Richebächer weiter,"sind
ein völlig neuer Begriff in der Volkswirtschaftslehre, erfunden in
Amerika. Was das bedeutet, ist allerdings kristallklar: Erhöhungen der
Konsumausgaben, die durch steigende Aktienkurse und Immobilienpreise
gefüttert werden, sind die Grundlage für steigende Schulden, und in
Amerika wird das alles als 'das Schaffen von Reichtum' angesehen."
"Dieses neue Muster der durch Reichtum getriebenen Konsumausgaben
begann mit dem langen und starken Anstieg der Aktienkurse Ende der
1990er. Was allerdings wirklich zählt, ist nicht der Anstieg der
Aktienkurse, sondern die Schulden- und Ausgabenblase, die dadurch
aufgeblasen wurde. Im Fall der USA hat der verlängerte Boom am
Aktienmarkt die persönlichen Ersparnisse vom Einkommen losgelöst. Die
Amerikaner sahen die Gewinne am Aktienmarkt als ein Substitut für ihr
Arbeitseinkommen, und deshalb erhöhten sie ihre Konsumausgaben, auf
Kosten ihrer Ersparnis.
Der Ã-lpreis ist wieder gestiegen."Erinnern Sie sich", so Cuck Butler,
Händler bei der Everbank,"dass unsere Freunde bei der OPEC vor einem
Monat wegen den Ã-lkontrakten, die in Dollar notierten, klagten, und
dass sie zwei Möglichkeiten hatten? Sie konnten den Ã-lpreis höher
treiben oder bei den Ã-lkontrakten von Dollar auf Euro wechseln. Es
sieht jetzt so aus, als ob sie sich für die erste Möglichkeit
entschieden hätten, was irgendwo zu steigenden Energiekosten führen
sollte." Wo? In Europa und in den USA.
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Donnerstag, 8. Januar 2004
Von China, Britney Spears, Prinz Charles und der Liebe
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in England
*** Armer Prinz Charles! Arme Britney Spears! Diese zwei glücklosen
Prominenten erscheinen fast täglich auf den Titelseiten der britischen
Magazine und Revolverblättchen (ich bin ja gerade in London). Beide
könnten Glück im Spiel haben, denn sie scheinen ja beide kein Glück in
der Liebe zu haben. Ich weiß eigentlich gar nicht, wer Britney Spears
ist, aber ganz Großbritannien scheint sich wegen ihrer Heirat Sorgen
zu machen. Die hielt allerdings nur 55 Stunden, wie ich lesen konnte.
"Es geht nur um Publicity", so die Zyniker.
Und Charles... laut den Zeitungen wird der Prinz gezwungen werden,
seine eigene Heirat zu verschieben, bis eine neue Untersuchung über
den Tod von Diana abgeschlossen sein wird. Es scheint so, dass Diana
eine an keine bestimmte Person gerichtete Nachricht hinterlassen hat,
die sagte, dass ihr Ehemann Charles plane, sie in 'einem Unfall' zu
töten."
"War sie verrückt?" fragt die Zeitung Daily Mail. Ich habe sie nie
getroffen. Aber da sie sich von einem betrunkenen Chauffeur mit 150
Sachen durch die Innenstadt von Paris fahren ließ, könnte ich mir
denken, dass es ihr von Zeit zu Zeit an einem gesunden
Einschätzungsvermögen mangelte.
Aber wir beim Investor's Daily sind sentimentale Idioten, und wir
teilen die Übelkeit von jedem/r, der/die wegen der Stürme der Liebe
ein bisschen seekrank geworden ist.
*** Es ist die Liebe, die wirklich zählt, das hören wir oft. Aber
warum beschäftigen wir uns dann die meiste Zeit damit, dem Geld
hinterher zu jagen? Für Männer - und hier rate ich nur - ist Geld wie
das bunte Gefieder eines Pfaus. Das ist eigentlich ein Handicap, denn
es kostet Energie... und zieht Raubtiere an. Aber zieht es auch
Bewunderung an... und sogar Liebe?
Im Investors Daily vom 30. 12.2003 hatte ich geschrieben:
"'Für Frauen sind bestimmte Dinge wichtiger als für Männer', so meine
Frau Elizabeth. 'Status ist wichtiger. Zumindest für Frauen, die nicht
arbeiten; die erhalten ihren Status durch bestimmte andere Dinge als
Arbeit. Wie durch erfolgreiche Kinder. Denn sie haben wenig andere
Wege, wie sie ihren Status zeigen können.'"
Ein Leser schrieb mir dazu:
"Ich lese gerade auf Englisch das Buch 'Keep the Aspidistra Flying'
(zuerst 1936 herausgegeben) von George Orwell. Und da steht auf Seite
103:"
"Das einzige, was eine Frau jemals will, ist Geld; Geld für ein
eigenes Haus und zwei Babys und schöne Möbel (...). Die einzige
Sünde, die sie sich vorstellen kann, ist es, kein Geld zu wollen.
Keine Frau beurteilt einen Mann nach etwas anderem als nach seinem
Einkommen. Natürlich sagt sie sich selbst das nicht so. Sie sagt, dass
er so ein netter Mann sei - was bedeutet, dass er viel Geld hat. Und
wenn man kein Geld hat, dann ist man nicht nett. Dann ist man
irgendwie entehrt."
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Donnerstag, 8. Januar 2004
Der Dollar in der Toilette - und Spekulationsblase in China
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
*** Aus dem"King Report":"Der Dollar befindet sich in der Toilette
und der Goldpreis steigt, wegen der Kommentare von Jackass Bernanke,
der gesagt hat, dass das Risiko einer Dollarkrise niedrig sei... Der
Markt bewertet diese Bemerkungen so, als ob die Fed entweder
signalisiert, dass sie die Zinsen für die nächste Zukunft niedrig
halten will und dass sie sich keine Sorgen über den Dollarkurs macht -
oder dass die Offiziellen der Fed ahnungslose Idioten sind. So oder so
will man deshalb keine Dollar halten. Diese Clowns brauchen etwas
Erfahrung in Bezug auf die realen Weltgeschäfte."
"Der Dollar erreichte im Februar 1985 sein Topp, aber ab Mitte 1985
brach er nach dem sogenannten 'Plaza Accord' ein. Die Aktien brachen
zwei Jahre später ein, Mitte Oktober 1987... Wie wir immer wieder
hören, lieben Aktien eine Zeitlang Inflation und eine kollabierende
Währung, aber spätern müssen sie dafür teuer bezahlen. 30 Monate nach
dem Topp des Dollar im Februar 1985 brachen die Aktienkurse ein. Oder
anders gesagt: 23 Monate, nachdem der Dollar seinen Einbruch begann,
erreichten die Aktienkurse ihr Topp."
"Wie wir bereits vor Monaten prognostiziert haben, erwarten wir ein
Topp am Aktienmarkt diesen Januar und dann noch eine Erholungsrally im
März, die das Januarhoch nicht mehr übertreffen sollte. Aber danach
sollte man aufpassen."
"Diese Einschätzung stimmt auch mit dem Wahlzyklus überein. Die
Analysten der Wall Street haben immer heraustrompetet, dass das dritte
Jahr einer Präsidenten-Amtszeit ein gutes Börsenjahr sei, aber sie
haben geschwiegen über das, was danach folgt. Denn im Wahljahr gibt es
normalerweise im ersten Quartal ein Topp, dann bis zum späten Frühling
einen Rückgang, dann eine starke Rally bis zur Wahl und dann einen
ernsten Rückgang, der nach der Wahl beginnt."
***"Was ist mit China?" wurde ich gestern in einem Interview gefragt.
China ist DIE GROßE STORY der Finanzwelt. Jeder scheint davon
profitieren zu wollen.
Aber was kann ein Investor schon über eine chinesische Gesellschaft
wissen? Fast nichts. Und ohne etwas zu wissen kann er nicht wirklich
investieren. Sondern nur spekulieren.
"Wo wir gerade von Spekulationsblasen sprechen...", schreibt Brian
Hunt von Pirate Investor,"der Aktienfonds China Fund notiert bei
44,84 Dollar. Dabei beträgt der Nettowert der enthaltenen Positionen
nur 27,11 Dollar, also bezahlt man hier eine Prämie von 65 %."
Pao Mo! Pao Mo! Pao Mo! Das ist chinesisch und bedeutet
"Spekulationsblase, Spekulationsblase, Spekulationsblase!"
*** Noch ein kleiner Auszug aus dem"King Report":
"Im Oktober lag die Mordrate in Bagdad bei 6 Morden je 100.000
Einwohnern. In den USA liegt diese Rate bei 17 pro 100.000 in Los
Angeles, 19 in Philadelphia, 22 in Chicago und 46 in Washington D.C."
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