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ftd.de, Mi, 7.1.2004, 2:00
Immobilien: Waldbrände lassen Versicherungspolicen verkohlen
Von Richard Haimann
Besitzer von Ferienhäusern in Portugal, Spanien und Südfrankreich müssen ab 2004 höhere Beiträge für ihre Gebäudeschutzversicherung zahlen. Assekuranzen erhöhen die Prämien für Ferienimmobilien im Mittelmeerraum.
"Die verheerenden Waldbrände dieses Sommers haben so hohe Schäden verursacht, dass die Versicherungsgesellschaften die Prämien um bis zu 20 Prozent erhöhen", sagt Andreas Hammelberg, Geschäftsführer des Lübecker Versicherungsmaklers Nordwest Assekuranzkontor, das sich unter anderem auf die Vermittlung von Versicherungspolicen für Auslandsimmobilien spezialisiert hat.
Die Prämienerhöhung habe bisher kaum ein Versicherter zum Wechsel der Assekuranz bewogen, sagt Hammelberg."Jede Gesellschaft hat wegen der Schäden ihre Prämien erhöht, sodass ein Wechsel kaum Vorteile bringen würde." Der Makler empfiehlt Eigentümern einer Ferienimmobilie, die überwiegend in Deutschland leben, eine Police zu wählen, die deutschem Standard entspricht und deutschen Gerichtsstand vorsieht. Residenten sollten hingegen eine Versicherung des jeweiligen Landes abschließen. In jedem Fall sollte die Gesellschaft garantieren, dass binnen 48 Stunden eine Besichtigung des Schadensfalls und binnen sieben Tagen die Zahlung erfolgt.
Spiel auf Zeit
Dies sei insbesondere in Spanien wichtig, rät Werner Steuber, Vorsitzender der Deutschen und Schweizerischen Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz. Nach spanischem Recht müssen Versicherungen bei Schäden durch Naturkatastrophen ihre Kunden häufig nicht direkt entschädigen. Der Staat kann die betroffene Region zum Katastrophengebiet erklären und die Höhe der Schadensbegleichung über einen so genannten Desasterfonds kappen, in den alle Assekuranzen einzahlen. Steuber:"Die Entschädigungen fallen dann geringer aus."
Bei großflächigen Überschwemmungen und Sturmschäden würden Versicherungen sich häufig mit Schadensbegleichungen zurückhalten, in der Hoffnung, dass die Region zum Katastrophengebiet erklärt werde. Ist eine Zahlung binnen sieben Tagen garantiert, könnten die Assekuranzen"kein Spiel auf Zeit betreiben".
Kein Versicherungsschutz gegen Erdbebenschäden
Eigentümer von Ferienimmobilien in Griechenland plagt ein anderes Problem."In zahlreiche Regionen des Landes können Gebäude nicht gegen Erdbebenschäden versichert werden", weiß Eckart Tiede, Experte für Auslandsimmobilien bei der Landesbausparkasse Hamburg, die im LBS-Verbund deutsche Käufer griechischer Objekte betreut. Der Grund: Die tektonisch unruhige Region im Schnittpunkt der afrikanischen, anatolischen und eurasischen Erdkrustenplatte wird zu häufig von Erschütterungen heimgesucht.
In Süditalien hingegen, wo tektonische Verwerfungen auch häufig vorkommen, gibt es Erdbebenschutzversicherungen - allerdings gegen Zahlung hoher Prämien. Während in Spanien eine Immobilie im Wert von 200.000 Euro inklusive Hausrat und Haftpflicht nach der Erhöhung ab 2004 für 550 Euro bis 700 Euro im Jahr versichert werden kann, beträgt in erdbebengefährdeten Regionen Süditaliens die Höhe der Prämie für ein vergleichbares Objekt teilweise mehr als 1000 Euro im Jahr.
Keine automatische Verlängerung des Versicherungsschutzes
Griechenland weist noch eine weitere Besonderheit auf: Die Gebäudeschutzversicherung endet immer am 31. Dezember. Im Unterschied zu allen anderen europäischen Ländern gibt es keine automatische Verlängerung. Soll der Schutz fortbestehen, muss ein erneuter Vertrag abgeschlossen werden. Eckart Tiede:"Vergisst ein Eigentümer, eine neue Police abzuschließen, ist das Haus nicht mehr versichert."
Diese Gefahr besteht auch beim Erwerb einer Bestandsimmobilie in Frankreich."Die Versicherung des vorherigen EigentĂĽmers endet automatisch einen Monat nach notarieller Beurkundung des Kaufvertrags", sagt Wolf-Henning Vogel, Experte fĂĽr Frankreich-Immobilien bei der LBS Baden-WĂĽrttemberg. In dieser Zeit muss der Erwerber sich entscheiden, die alte Police fortzufĂĽhren oder einen neuen Versicherer zu finden.
© 2004 Financial Times Deutschland
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