-->>Hallo Forumsgemeinde,
Hi Zandow,
>mit großem Interesse habe ich hier im Forum die Diskussionen zum Schwundgeld von Wörgl verfolgt, besonders dabei die Argumentationsschlachten zwischen oldy und dottore. Vor einigen Tagen ist an anderer Stelle (f-Forum) die Freigeldidee wiedermal empfohlen worden. Dies habe ich nun zum Anlaß genommen, mir darüber Gekanken zu machen ob ein Schwundgeldsystem auf Dauer funktionieren kann.
Schoen.
Vorab und OT - es wuerde mich mal interessieren, wie Dir meine"Verbesserungsvorschlaege" zum Thema"Werte" geschmeckt haben.
Zum Thema:
>Auf den ersten Blick sieht man nach dem Start des Wörgl-Geldes eine rege Bautätigkeit in der Gemeinde Wörgl sowie allgemeine Zufriedenheit ringsum. Da das Wörgl-Geld am 15. September 1933 nach gut 13 Monaten anscheinend besten Funktionierens verboten wurde, können wir nicht aus der Praxis heraus sagen, ob das Freigeldsystem Fluch oder Segen ist.
Richtig.
Aber eines kann man mit Sicherheit sagen: das Woergl-Geld, das waehrend seiner Laufzeit hinsichtlich der gesamten Wirtschaftstaetigkeiten im Woergler Raum zweifellos sehr erfolgreich war, muss gewissen Maechten schwere Dorne in deren Augen gewesen sein, sodass sie dieses Geld damals argumentationslos verboten, was letztendlich dazu fuehren wird, dass auch Du wie viele andere auch Jahrzehnte spaeter die fehlende Praxis bei diesem Geld bedauern.
Die Dorne betreffend: man muss sich darueber im klaren sein, dass seitens der oesterreichischen Staatsmacht Gruende gegen das Woergel-Geld vorgelegen haben muessen, die zu einer Machtausuebung dergestalt gefuehrt haben, dass die aufbluehende Wirtschaftstaetigkeiten im Raum Woergel per Woergel-Geldverbot wieder brutal niedergeknueppelt wurde.
Den Machtherrschaften muss folglich irgendetwas"mehr wert" gewesen sein als die aufbluehenden Wirtschaftstaetigkeiten im Woergler Raum.
>Um diese Frage zu beantworten, schaue ich mir die Funktionsweise (also Geld- und Warenströme, Guthaben und Schulden) des Wörgl-Geld-Systems sowie die Ergebnisse desselben an:
>A) Die Situation der Gemeinde Wörgl vor der Einführung des Freigeldes
>Die Gesamtsituation war von zunehmend lahmender Wirtschaftstätigkeit und steigender Arbeitslosigkeit geprägt. Sehr schlechte Zeiten also, wenige Jahre nach 1929. Wörgl steckte mitten in der Weltwirtschaftskrise.
>Die Gemeinde Wörgl war pleite. Sie war bei der Sparkasse Innsbruck mit 1,3 Mio Schilling verschuldet und war nicht in der Lage, Zinsen (Rückstand von 50 T Schilling), geschweige denn Tilgung, zu zahlen! Dieser Verschuldung standen Guthaben/Forderungen in Form und Höhe von einem Einlagebuch bei der Wörgler Raiffeisenkasse (eine Art Festgeld, 37 T Schilling), eine Forderung an das Land Tirol aus dem Jahr 1927 (50 T Schilling) sowie Steuerforderungen an die Wörgler Bürger (118 T Schilling) entgegen.
>Insgesamt also eine klassische Situation mit dem Zusammenhang: hohe öffentliche Verschuldung folgt geringe Wirtschaftstätigkeit folgt hohe Arbeitslosigkeit folgt noch höhere Verschuldung folgt noch geringe Wirtschaftstätigkeit folgt noch höher Arbeitslosigkeit usw. usf.
Richtig.
>B) Das Wörgl-Geld wird eingeführt
>Ein Verein ("Wohlfahrtsausschuß") begibt die"Arbeitswertscheine". Die Gemeinde kauft diese 1:1 für Schilling und bezahlt damit die Arbeiter bei öffentlichen Bauvorhaben und verkauft diese Scheine auch 1:1 an Gewerbetreibende.
>Die Betrachtung des Laufes des Wörgl-Geldes, welches von den Gewerbetreibenden gekauft wurde, kann hier vernachlässigt werden, da dadurch keinerlei wesentliche oekonomische Effekte erzielt wurden.
>Den wesentlichen oekonomischen Effekt (Arbeitsbeschaffung und Belebung der Wirtschaftstätigkeit) erzielte das von der Gemeinde an die von ihr eingestellten Arbeiter ausbezahlte Wörgl-Geld. Mit diesem Wörgl-Geld gingen die Arbeiter nun Lebensmittel und sonstige Waren einkaufen, was die Gewerbetreibenden wegen der sich nun belebenden Umsätze sicherlich gefreut hat. Die Gewerbetreibenden haben nun ganz fix, noch am gleichen Tag (sic!), ihre Steuerschulden mit dem Wörgl-Geld beglichen, insgesamt 79 T Schilling.
>Somit sehe folgenden Weg des Wörgl-Geldes: Gemeinde -> Arbeiter -> Gewerbetreibender -> Gemeinde -> Arbeiter -> Gewerbetreibender -> Gemeinde ->Arbeiter...... (immer im Kreis). Gleichzeitig sehe ich einen Warenstrom von den Gewerbetreibenden zu den Arbeitern sowie die von den Arbeitern errichteten öffentlichen Bauten.
>Legt man nun den Warenstrom (plus die zuvor verrichtete Arbeit) und den Geldstrom übereinander, so kann ich sofort sonnenklar erkennen: Die Ausgabe ("Verkauf") der Waren von den Gewerbetreibenden an die Arbeiter ist von der Gemeinde durch Erlaß der Steuerschulden bezahlt worden und für den Erhalt der Waren ("Kauf") mußten die Arbeiter für die Gemeinde arbeiten. Das Wörgl-Geld ist somit nichts anderes, als staatliche Beschäftigung!! Waren wurden mit Steuerforderungen bezahlt!!!
Mensch Zandow, jedes Geld (GZ), und nur GZ kann Geld sein, muss mit"staatlicher" Beschaeftigung starten, in diesem Falle war die Gemeinde Woergl der Staat, weil am Anfang immer der initielle Staatskredit stehen muss. Siehe auch das Geld DM 1948 in der BRDDR.
Alle Waren und Dienstleistungen werden zu allen Zeiten mit GZ bezahlt, GZ sind Steuerforderungen und nix anderes, diese Steuerforderungen werden im Falle des Staatsniederganges, begleitet von erlahmender Wirtschaftstaetigkeit, sogar immer staerker an Private direkt zediert, i.e. Steuerprivilegien gehen aus staatlicher in private Hand ueber, trotzdem bleiben es Steuerprivilegien.
Im Falle Woergl entstand der (Geld-)Obermacht oesterreichischer Staat ein Konkurrent in Form der (Geld-)Obermacht Gemeinde Woergl. Hatte Woergl ueber eine laengere Laufzeit gesiegt, weil es das"bessere Geld" ausgegeben hat, dann haette sich die oesterreichische Obermacht gemeinsam mit der OENB ihr GZ sonstwohin schieben koennen.
>C) Das Ergebnis nach Verbot des Freigeldes
>Durch den Schwund (1% p.m.) und die"Arbeitsbeschaffungsbeitrag" genannte Einlöseprämie (2%) hat die Gemeinde etwas über 1.200 Schilling p.a. eingenommen. Dazu kommen 6% Zinsgewinn aus der Schilling-Anlage des Vereins. Macht zusammen etwas über 2.000 Schilling p.a. Das dürfte grad mal so das Gehalt des Bürgermeisters gedeckt haben.
><font color=#0000FF>VOR, WÄHREND und NACH dem Wörgl-Experiment war die Gemeinde zu Zins- und Tigungszahlungen ihrer Schuld gegenüber der Sparkasse Innsbruck nicht in der Lage. Wörgl war und blieb pleite!!!</font>
Das schaut nur so aus.
Merke: bevor der Oberhund Staat seinen eigenen Bankrott erklaert, zieht er stets das Drucken von Geld per Staatsanleihen vor und verschiebt auf diese Art und Weise seinen eigenen Bankrott zunaechst auf viele seiner Unterhunde, bevor dann schlussendlich im Finale furioso doch alle MFIs, ZB und Staat kippen.
>D) Was wäre, wenn...
>... es kein Verbot des Freigeldes gegeben hätte?
>Mit absoluter Sicherheit behaupte ich hier jetzt, daß die Gemeinde Wörgl in wenigen Monaten ihre GESAMTEN Guthaben/Forderungen verloren hätte. ALLES!! Alle Steuerschulden wären in wenigen Monaten getilgt worden. (Die Forderungen an das Land Tirol und das Einlagebuch waren bereits an die Sparkasse Innsbruck abgetreten worden.)
Was ist daran negativ, wenn der Staat Woergl in relativ kurzer Folge keine Steuerforderungen mehr offen hat, sich folglich nur noch aus dem"Geldschwund" marginal bedienen kann, folglich als staatlicher Auftraggeber und Beschaeftiger stark nachlaessend weitgehend ausfaellt, was die Staatsquote sehr stark nach unten drueckt, wogegen die Gewerbetreibenden und die Arbeiter weitgehend steuerbefreit all den Wirtschaftstaetigkeiten nachzugehen vermoegen, die der Markt, der weitgehend von staatlicher Einflussnahme befreit ist und somit sie selbst sind, an seine Teilnehmer stellt?
>Ich möchte hier allergrößte Zweifel anmelden, daß nach vollständiger Tilgung der Steuerschulden durch die Gewerbetreibenden von diesen noch Wörgl-Geld angenommen worden wäre. Es hätte für die Gewerbetreibenden keinerlei Gründe mehr gegeben, dies zu tun!!! Sie wären der Gemeinde nichts mehr schuldig gewesen. Somit hätten die Arbeiter für ihr Wörgl-Geld schlichtweg nichts mehr kaufen können.
Ein klassischer Fehlsch(l)uss.
Geld, GZ, eignet sich nicht nur mit Hauptzweck zum Bezahlen von Steuern, sondern auch per Zession zum Regeln privater Schuldverhaeltnisse.
Warum sollten sowohl Gewerbetreibende wie auch Arbeiter auf diese Geldfunktion zum Regeln ihrer privaten Schuldverhaeltnisse verzichten, wenn dessen Hauptzweck volumentechnisch am gesamten Marktumsatz nur marginal ist?
Was kann es fuer Gewerbetreibende und Arbeiter besseres geben, als ein GZ eines NST, der nur geringe Steuern von allen Beteiligten abfordert, der folglich nur marginal an Maerkten praesent sein kann, mithin die Manipulation von Maerkten durch den Staat nur gering bleibt, der folglich auch nicht die Mega-Pleiten irgendwelcher unserioeser Grosskonzerne oder Banken abfedert, die allemal nicht verschwinden sondern regelmaessig auf die Steuerzahler umgebucht werden?
>Doch was wäre in diesem Fall (keine Steuerschulden mehr), wenn die Gewerbetreibenden das Wörgl-Geld weiterhin freudig angenommen hätten? Nun, sie hätten es nur (außer zur Zahlung der laufenden Steuer) nur an ihre Angestellten und an ihre Lieferanten (innerhalb Wörgls!) weiterreichen können.
Das waere zwar nicht ewig so geblieben, aber nehmen wir diesen Fall mal an.
>Das Wörgl-Geld wäre nicht, wie vorher, in die Gemeindekasse zurückgekehrt.
Ja, es waere"draussen" geblieben, es waere aber nur soviel"draussen" geblieben, wie dort tatsaechlich benoetigt wurde, um den gesamten Waren- und Dienstleistungsumschlag zu bewaeltigen, weil keiner unnoetig auf"Schwundgeld" sitzen moechte, das staendig an Wert verliert.
>Da der ständige Schwund (1% p.m., 2%) mit richtigen Schilling zu bezahlen war,
Das mag damals so geregelt gewesen sein, denn schliesslich und endlich war Woergl auch nur ein Unterhund des Oberhundes oesterreichischer Staat.
Worin waere denn der staendige"Schwund" zu bezahlen gewesen, wenn der"richtige" Schilling in diesem Zeitraum hops gegangen waere?
Ich helfe Dir bei der Antwort: der"Schwund" ist nix anderes als eine Steuer, die letztendlich immer genau in dem GZ zu entrichten ist, in dem die Steuer erhoben wird.
>müßten eben jene richtigen Schilling neben dem Wörgl-Geld umlaufen, d.h. durch wirtschaftliche Verbindungen zu außerhalb (!) von Wörgl liegenden Märkten beschafft werden. Dabei stünden jedoch die Wörgler genau vor jenem Problem, das durch das Freigeld beseitigt werden sollte.
Tjaaa, ganz so einfach waere weder von den Woerglern noch von den vielen anderen Gemeinden und Staedten der oesterreichische Staatsbankrott nicht zu bewaeltigen gewesen.
Aber ich kann Dich beruhigen: die Waehrungen der vielen Woergls waeren zueinander und untereinander konvertierend von den Betroffenen vereinbart worden, waehrend es parallel dazu die OENB zu Staub zerbroeselt haette.
>Und würden nun die Wörgler den Schwund mit Wörgl-Geld bezahlen, käme unausweichlich die Inflation und sehr bald eine Hyperinflation ins Land!
Wieder ein klassischer Fehlsch(l)uss.
Inflation gibt es immer nur dort, wo die Leute gerne auf ihrem verzinslichen Geld hocken bleiben, sodass immer mehr Geld nach"draussen" geht, dieses Szenario ist im"Schwundgeldparadies" auszuschliessen.
Allerdings ist aus anderen Gruenden ein leichtes auf und ab beim Thema Inflation/Deflation nicht ganz zu verhindern, und zwar deshalb, weil auch in einem Schwundgeldszenario Insolvenzen infolge von Misswirtschaft nicht voellig auszuschliessen sind, d.h. dass erst mit jeder festentschiedenen Insolvenz die bis zu diesem Zeitpunkt in diesem Zusammenhang errichtete Kreditsumme auf allen davon betroffenen Konten mit allen Konsequenzen ausgebucht wird.
>Daß es während der Wörgl-Geld-Zeit keine Inflation gab, liegt ganz einfach an der Bezahlung des Schwundes mit richtigen Schilling. Sobald jedoch der Schwund mit Wörgl-Geld selbst bezahlt wird, startet die Inflation. Kein gesunder Geschäftsmann würde dann noch Wörgl-Geld annehmen!
Ach woher!
Jeder gesunde Geschaeftsmann und Arbeiter freut sich, wenn er nur sehr wenig"Schwund" aka Steuer los wird.
Nicht das Woergl-"Schwundgeld" war kaputt sondern der oesterreichische Schilling!
>Zusammenfassung:
>Im Wörgl-Geld-System wurden Waren mit dem Guthaben an Steuerforderungen bezahlt. Ist dieses Guthaben verbraucht, kann die Bezahlung nur noch mit ungedecktem Wörgl-Geld erfolgen!
Selbstverstaendlich nicht, da ein Kredit in Woergl-Geld nicht mit der Pseudo-Sicherheit eines anderen Geldpapieres zu sichern ist, das sich seinem wahren Wert, dem inneren Brennwert, stark angenaehert hat, sondern mit etwas viel handfesterem, dessen Wert im Woergl-Geld gemessen sich garantiert nicht nach Geldpapierart verfluechtend verabschiedet.
>Damit haben wir es mit der klassischen Notenpresse zu tun. Ein kleiner Blick in die Geschichte genügt, um die grausamen Ergebnisse eines solchen Ablaufs zu erkennen.
Ja, die klassische Notenpresse war bei der OENB im Keller, nicht jedoch im Rathaus von Woergl, letzteres sieht nur so aus.
>Zu dem kommt, daß durch die Abzahlung der Steuerschulden bei den Gewerbetreibenden an anderer Stelle Forderungen (z.B. durch Lieferantenkredite von Lieferanten außerhalb Wörgls) entstanden sind. Wörgl hat sich mit seinem Freigeld praktisch auf Kosten der umliegenden Gemeinden saniert.
Letzteres ist richtig, weil die umliegenden Gemeinden treudoof ihrem bankrotten Staat weiterhin die Fahne gehalten haben.
>Von einem allgemein funktionierendem Geld-System kann somit keine Rede sein!!
Ganz im Gegenteil, waeren viele Woergls aus dem Boden geschossen, waere die OENB in Staub und Asche zerfallen, und mit ihr saemtliche Forderungen in derem Geld, genau das ist der Grund, warum unter dem Motto"wehret den Anfaengen" Woergl verboten wurde.
><font color=#FF0000>Das Wörgl-Geld war ein riesiger BETRUG und BESCHISS!!!!!!!</font>
Mal eine Frage, was ist Dir lieber:
a) ein Wirtschaftsszenario, bei dem ein"Schwundgeldsystem" niedrige Steuern ueberhaupt erst ermoeglicht (ob es dann dabei bleibt, das ist wieder eine andere Frage, mit einem NST sollte das aber moeglich sein), das andererseits Misswirtschaft umgehend, schnell und gnadenlos per Insolvenz abstraft, bei dem auch vor allem die Staatsgebaeude und die Bankenpalaeste nicht mit Prunk und Protz"Reichtum" und"Wohlstand" nur vorgaukeln,
oder
b) ein Wirtschaftsszenario, bei dem ein voellig losgeloestes aufwaerts-ohne-Ende-Fiat-Money-System den schillernsten"Reichtum" und"Wohlstand" genau dann erzeugt hat, bevor es unmittelbar in direktem Anschluss in die tiefsten Tiefen abstuerzt?
>Beste Grüße in die Runde, <font color=#008000>Zandow</font>
Bestens gruessend zurueck
TD
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