-->Experten sehen 2004 als Jahr der Aktien
Wirtschaftsaufschwung dürfte bis zum Sommer weiterhin für gute Stimmung an den Börsen sorgen
Seit zehn Monaten ist der deutsche Aktienmarkt im Höhenflug. Und der Kursanstieg hält an, zumindest nach Ansicht von Fondsmanagern und Volkswirten. Die gute Nachricht für Schlafmützen unter den Anlegern lautet deshalb: Für eine Investition in Aktien ist es noch nicht zu spät, zumal Anleihen bis zum Jahresende aufgrund geringer Renditeerwartungen keine gleichwertige Alternative sind.
Angetrieben von Exportwerten, die vor allem vom Wirtschaftsaufschwung in den USA und Fernost profitierten, legte der Dax im Jahresverlauf 2003 um knapp 40 Prozent zu. Und ein Ende der Hausse ist nicht in Sicht, meint Bernd Habben, Analyst bei der Bremer Landesbank. „Der Index hat im ersten Halbjahr Luft bis zur Marke von 4800 Punkten“, sagt er. Seinen Optimismus begründet Habben mit der guten Stimmung am Aktienmarkt, die weiter anhalten könnte. Habben erwartet in den nächsten Wochen positive Quartalsergebnisse von US-Unternehmen und rechnet auch in Deutschland mit einem Aufschwung. „Die Unternehmen haben in der Wirtschaftskrise Überkapazitäten abgebaut und sich gesund geschrumpft. Beste Voraussetzungen für gute Ergebnisse.“
Hans-Jörg Naumer vom Deutschen Investment Trust (DIT) zeigt sich ebenso zuversichtlich: „2004 ist das Jahr der Aktien.“ Als Begründung hat der Volkswirt ein weiteres Argument parat: „Der Verhältnis zwischen Aktienkurs und Unternehmensgewinnen liegt in Deutschland deutlich unter dem in den USA und noch unter dem Durchschnitt der neunziger Jahre“. Deshalb könne von einer Überbewertung des Dax nicht die Rede sein, zumal Frühindikatoren wie der Ifo-Geschäftsklimaindex, konjunkturelle Erholung signalisieren.
Allerdings: Für das Frühjahr prognostizieren die Banken Gewinnmitnahmen von Großinvestoren, die dem Dax-Aufschwung Einiges an Fahrt nehmen könnten. Diese kurzfristigen Kurskorrekturen, sollten Anleger aber nicht abschrecken - im Gegenteil: „Dann ist eine gute Chance für einen Einstieg“, vermutet Habben.
Einen leichten Einbruch des Dax schließt auch Volker Borghoff, Aktienstratege von HSBC Trinkaus & Burkhardt, nicht aus. Er erwartet in diesem Jahr an den Finanzmärkten ein moderates Wachstum und folgert daraus für den Dax Höchststände von 4300 Punkten. Auch unter Fondsgesellschaften überwiegt der Optimismus. Nachdem knapp drei Jahre Baisse überstanden scheinen, scheut sich Union Investment nicht vor einem positiven Ausblick. Die Fondsgesellschaft vermutet, dass „die Konjunkturerholung noch immer von zahlreichen Marktteilnehmern unterschätzt wird.“
Bei der Wahl zwischen Aktien und Anleihen raten Anlagestrategen zwar zur Vernachlässigung von festverzinslichen Wertpapieren. Wer aber auf den sicheren Zins nicht verzichten möchte, sollte sein Geld eher kurzfristig anlegen. „In Rentenfonds mit Laufzeiten bis zu zwei Jahren sind Anleger gut aufgehoben“, sagt Michael Krautzberger, Leiter für europäische Rentenfonds bei Union Investment. Dazu zählen Geldmarkt- und Kurzläuferfonds. Als Alternative gelten für Privatanleger Bundesschatzbriefe mit einer Laufzeit von zwei bis drei Jahren. Risikofreudige Investoren können die Ertragschancen mit Anteilen von Unternehmensanleihen-Fonds zusätzlich steigern.
Auf Investitionen in US-Staatspapiere würde Naumer vom DIT wegen des Währungsrisikos zur Zeit verzichten. Auch langfristig orientierte Anleger sollten sich gedulden. Denn die gängige Marktmeinung lautet: Spätestens zum Herbst erhöht die Europäische Zentralbank die Zinsen und sorgt damit für einen Renditeanstieg bei Anleihen. Investoren sollten deshalb ein Niveau der zehnjährigen Staatsanleihe über 4,5 Prozent Zinsen abwarten, damit sich die langfristige Bindung auch angemessen rentiert.
Doch da 2004 fast alle Argumente für den Aktienmarkt sprechen, müssen sich Anleger vor allem Gedanken über die richtige Zusammensetzung ihres Wertpapierbestandes machen, und möglichst auf die Zugpferde im Dax setzen.
Zu den Favoriten von Branchenkennern zählen Technologiewerte wie Infineon. Begründet wird das mit der stabilen Chip-nachfrage in Asien. Außerdem steht die Deutsche Telekom aufgrund des konsequenten Schuldenabbaus weiterhin ganz oben auf der Liste der Kaufempfehlungen. Zyklische Werte, die von einem Aufschwung überdurchschnittlich profitieren nehmen ebenfalls viele Fondsmanager ins Portfolio. Dazu zählen Softwareunternehmen wie SAP oder konsumorientierte Konzerne wie Metro.
Schwächen erwarten die Marktteilnehmer in den nächsten Monaten hingegen von export- und somit währungsabhängigen Unternehmen, zum Beispiel der Automobilindustrie. Dort könnte ein starker Euro die Gewinnmargen unter erheblichen Druck setzen. Claas Pieper
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