--><font size="5">Super Bowl für"fußballbegeisterte" Anleger ein Börsenindikator</font>
Es gibt wichtigere Dinge im Leben als die Börse.
American Football zum Beispiel. Am Sonntag erreicht die Saison 2004 ihren Höhepunkt. Zum 38sten Mal treten die Meister der beiden Profi-Ligen National Football Conference (NFC) und American Football Conference (AFC) zum Super Bowl an.
Die halbe Nation fiebert dabei mit. Im vergangenen Jahr hockten exakt 138,9 Millionen Amerikaner vor der Glotze und schauten den in klobigen Plastikschutzanzügen schwitzenden Catchern bei ihren Sprinteinlagen zu.
Am Sonntag werden es bestimmt nicht weniger sein. Das Jahr ist zwar erst vier Wochen alt, doch nach den jüngsten Präsidentschaftsvorwahlen, der Welle von Strafverfahren gegen vermeintlich kriminelle Bosse und der schwelenden Haushaltskrise, kommt das Sportspektakel gerade zur rechten Zeit.
Der Super Bowl ist aber auch ein wichtiger Wirtschaftsmotor. Während die Umsätze in den Wettbüros ihren Jahreshöchststand erreichen, freut sich der Fernsehsender CBS über fette Werbeeinnahmen. In diesem Jahr soll ein 30-Sekunden-Spot 2,3 Mio. Dollar kosten. 100 000 grüne Scheinchen mehr als vor einem Jahr. Da die Reklameblöcke längst verkauft sind und auch die letzten verbliebenen Spots nach dem Spiel noch für rekordverdächtige 800 000 Dollar verkloppt werden, rufen erste Analysten bereits ein Ende der langjährigen Werbekrise aus. Daneben soll es aber auch Aktionäre geben, die ihre Anlagestrategie vom Ausgang des Super Bowl abhängig machen.
Gewinnt die NFC-Mannschaft - in diesem Jahr die Carolina Panters - dann können sich Investoren in den kommenden elf Monaten auf einen wilden Bullenritt freuen. Der Dow Jones wird dann am Jahresende mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent über dem Niveau vom Jahresanfang notieren. Das haben jedenfalls zwei amerikanische Professoren Anfang der 90er Jahre empirisch nachgewiesen. Sollte dagegen der AFC-Meister New England Patriots als Sieger vom Platz gehen, müssen sich Anleger auf einen Tanz mit dem Bären einstellen. In der Vergangenheit ist der Dow Jones anschließend in 70 Prozent aller Fälle bis zum Jahresende unter den Stand des Vorjahres geplumpst.
Wer auf Nummer sicher gehen will, stößt seine Aktien deshalb rechtzeitig ab - oder probiert sein Glück als Shortseller und verkauft geliehene Wertpapiere, in der Hoffnung sie zum Jahresende billiger zurückkaufen zu können und die Differenz als Gewinn einzustreichen.
Leider hat dieses Börsenbarometer wie so viele andere vermeintlich todsichere Indikatoren ein paar Macken. Zum einen gibt es den Super Bowl erst seit 1966. Im Vergleich zu den Millionen Wertpapieren, die tagtäglich an Wall Street den Besitzer wechseln, ist die niedrige Zahl an Endspielen für eine verlässliche Prognose natürlich zu wenig und Verzerrungen deshalb unvermeidlich.
Zum anderen häufen sich, warum auch immer, seit der Russlandkrise Ende der 90er Jahre die falschen Prognosen: 1998 und 1999 deuteten Siege des AFC-Meisters Denver Broncos auf fallende Kurse hin - tatsächlich erreichten die Börsen beinahe täglich neue Höchststände. Ein Jahr später siegte endlich wieder mit den St. Louis Rams eine NFC-Mannschaft - doch statt steigender Kurse verbrannte sich eine Generation von Jungaktionären in der Baisse die Finger.
Sollten die Carolina Panters den Super Bowl holen, tun Anleger jedenfalls gut daran, nicht einfach blind auf steigende Kurse zu wetten, sondern zur Sicherheit auch gänzlich unsportliche Größen wie die amerikanische Notenbank bei ihrer Anlagestrategie zu berücksichtigen. Nachdem die Fed vorgestern erstmals indirekt ein Ende der rekordniedrigen Zinsen signalisierte, ist der Dow Jones umgehend eingebrochen. Football-Investoren sollten deshalb aufpassen, dass der eiförmige Ball am Jahresende nicht doch noch im eigenen Tor landet.
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