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ich habs verpaßt, hab keine werbung gesehen..leider.
..und hier das Echo der Berliner Zeitung vom 12.2.1004
Viva Vitamine
Dr. Rath in Berlin - für Schulmediziner ist er ein Scharlatan, für seine Fans der Krebsheiler
Jens Blankennagel
Auf den Plakaten vor dem Tempodrom steht:"Jetzt kommt Dr. Rath". Für die einen ist es eine Drohung, für andere eine Offenbarung. Überall im Foyer leuchtet am Mittwochabend die Farbe des Meisters - weinrot. Es gibt Tafeln über seinen Kampf gegen das Pharma-Kartell. Es gibt eine Job- Börse, Stände der Dr. Rath Gesundheitsallianz, der Dr. Rath Gesundheitsstiftung. Überall steht sein Kernsatz:"Krebs ist heilbar! Natürlich! Krebs ist kein Todesurteil!"
Die Wunderwaffe des Doktors - Jahrgang 1955 - sind Vitamin-Cocktails. Die kann er nur von Holland aus vertreiben. In Deutschland gelten sie wegen der hohen Dosierung als Medikament. Mit dem Versprechen Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten zu heilen, machte er im Jahr 2003 einen geschätzten Umsatz von 60 Millionen Euro. Als Beweis dient dem Wunderdoktor der achtjährige knochenkrebskranke Dominik. Seine Eltern brachen die Chemotherapie ab und stiegen auf Raths Vitamine um. Die haben den Jungen geheilt, behauptet Rath. Die Uni-Ärzte sagen, es war ein Erfolg der Chemotherapie."Krebs lässt sich nicht mit Vitaminen heilen", sagt Günter Henze, Klinikdirektor an der Charité. Aber mit Hilfe moderner Medizin überlebten 75 Prozent der krebskranken Kinder. Die Krebshilfe warnt vor dem Irrglauben an die Heilkraft der Vitamine: Er könnte Patienten von notwendigen Operationen oder der Chemotherapie abhalten.
http://www.berlinonline.de/.bin/mark.cgi/berliner-zeitung/berlin/316077.html?keywords=dr%2erath
Im Foyer tummeln sich die Fans von Rath, der sich im fast dreistündigen Vortrag meist Dr. Rath nennen wird."Ich finde ihn sehr seriös", sagt Reinfeld Lauterbach. Rath werde von der Industrie nur so erbittert bekämpft, weil er deren Profite gefährde. Ehefrau Veronika will sich über alternative Methoden gegen Krebs informieren."Dr. Rath bedeutet für mich Hoffnung, in meiner Familie sind einige an Krebs gestorben."
Ein Arzt sagt:"Wer Allheilmittel anbietet, kann nicht seriös sein." Lächerlich sei, dass bei Rath hinter fast jedem Satz ein Ausrufezeichen steht."Wie im Märchenbuch." Rath wolle nur den Verkauf seines neuen Buches ankurbeln.
Der Saal mit den 2 700 Plätzen ist gut gefüllt. Auftritt: Dr. Rath. Braun gebrannt, aber fülliger als auf den Fotos."Vielen Dank, dass sie zu dieser Sektenveranstaltung gekommen sind", sagt er. Lachen, Beifall. Er spricht ruhig, gibt den Einzelkämpfer, den seine Gegner nur diffamieren würden. Als Scharlatan, Guru, Geschäftemacher. Die Industrie habe das"Geschäft mit der Krankheit" und ihren patentierten Medikamenten zum profitablen Wirtschaftszweig ausgebaut. Seine Methode verhindere die Ausbreitung von Krebszellen im Körper und vernichte Metastasen. Die Kraft der Vitamine werde verschwiegen, weil sonst der Markt für die bisherige Krebsbekämpfung zusammenbrechen würde."Das ist Völkermord", sagt Rath. Beifall. Das Spiel mit den Vorbehalten gegen die Industrie funktioniert.
Rath sieht sich gar in einer Linie mit Welterneuerern wie Galilei, dem auch niemand glauben wollte. Er ruft gleich noch eine Revolution aus, die die Allmacht der Pharma-Konzerne beenden wird. Er will die Welt retten und verspricht ein nebenwirkungsfreies Allheilmittel."Die Wahrheit wird siegen", ruft Rath.
Die Leute strömen aus dem Saal, schreiben sich in Vereinslisten ein, kaufen sein Buch"Warum kennen Tiere keinen Herzinfarkt" - das Stück für 10 Euro, zehn Stück für 60 Euro. Draußen verteilt ein Mann Zettel:"Wir machen das, was Herr Rath mit Vitaminen tut, mit Bakterien." Die Leute sind gerade nicht scharf auf eine neue Lehre."Die Pharma-Industrie hasst uns doch auch", ruft der Mann beschwörend.
Glosse
Lieber Doktor Rath
Auch ich saß am Mittwochabend in Ihrer Veranstaltung im Tempodrom (siehe Seite 20). Ich war einer der Journalisten, über die Sie herzogen, weil sie allesamt dem riesigen Pharmakartell hörig seien, das gigantische Gewinne mit der Krankheit macht. Da ist schon was dran. Begriffe wie Investmentbranche, Patente und Profit lassen sich nicht so einfach wegreden.
Aber dass Sie es sind, der dem ganzen Treiben ein Ende machen wird, wusste ich vorher nicht. Durch Sie habe ich endlich wieder den Halt gefunden, den ich als Journalist so viele Jahre vermisste. Ihre Vitaminpräparate werden die Krankheiten besiegen und das ganze imperialistische Milliardengeschäft zum Einsturz bringen. Es ist diese einfache Wahrheit, die mich begeistert und die ja schon immer funktionierte. Die Welt ist aus einem Punkte zu kurieren - ich wusste es spätestens, nachdem ich im FDJ-Studienjahr Lenin gelesen hatte. Nun will ich nicht mehr dem Pharma-Geschäft hörig sein, sondern ganz allein Ihnen. Das sage ich auch meinem Pharma-Vertreter, wenn er nachher mit dem Geldkoffer zur Türe hereinkommt. Torsten Harmsen
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