-->Ex-Bankier Schmidt droht Betrugsanklage
Von Reinhard Hönighaus, Frankfurt
Gut zwei Jahre nach der abgewendeten Pleite der fränkischen Schmidt Bank steht dem ehemaligen Privatbankier Karl Gerhard Schmidt eine Anklage bevor. Ihm wird Untreue und Betrug vorgeworfen.
Das Ermittlungsverfahren steht kurz vor dem Abschluss. In einigen Punkten wird man Anklage erheben müssen", sagte der Hofer Oberstaatsanwalt Ernst Schmalz der FTD. Damit sei in den nächsten Monaten zu rechnen. Der Bankier war für einen Kommentar nicht zu erreichen.
Schmidt, der die Regionalbank jahrelang nach Gutsherrenart geführt hatte, muss sich dann vor der Strafkammer des Landgerichts Hof für einen unvorteilhaften Aktienrückkauf und möglicherweise auch für die fahrlässige Kreditvergabe verantworten, die seine Bank Ende 2001 an den Rand des Abgrunds brachten. Damals verhinderte der Sicherungsfonds des deutschen Bankgewerbes die drohende Pleite, um die 400.000 Kunden der Schmidt Bank zu schützen und einen Vertrauensverlust für das Bankgewerbe insgesamt zu verhindern. Schmidt musste seine 65 Prozent Familienanteile abtreten.
Über 1,5 Mrd. Euro Schaden
Die mehr als 1,5 Mrd. Euro teure Sanierung der Bank ist so weit fortgeschritten, dass die Commerzbank die 70 Filialen in Nordostbayern, Sachsen und Thüringen kaufen will. Mit den Verhandlungen vertraute Kreise rechnen damit, dass die Verträge Anfang März unterschriftsreif sind.
Über Jahre hatte der Privatbankier Karl Gerhard Schmidt Kredite ohne ausreichende Sicherheiten vergeben. Der Rückkauf eines Aktienpakets der Schmidt Bank für knapp 30 Mio. Euro galt als überteuert und damit zum Schaden der Bank. Auch als Kulturförderer war Schmidt spendabel. Dies könnte die Staatsanwaltschaft ihm nun als Untreue gegenüber den Sparern auslegen, die ihr Geld seiner Bank anvertraut hatten. Dazu kommt der Betrugsvorwurf: Die Bank hatte Kleinanlegern noch kurz vor ihrer Fast-Pleite eigene Aktien als Altersvorsorge verkauft."Schmidt hätte damals wissen müssen, dass die Aktien bald wertlos sein würden", sagte Staatsanwalt Schmalz.
Außergerichtliche Einigung
Beim Sohn des Privatbankiers, Karl Matthäus Schmidt, gebe es trotz einiger Querverbindungen zur Schmidt Bank"keine Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten", sagte Schmalz. Karl Matthäus Schmidt betrieb die Schmidt-Bank-Tochter Consors, einen Online-Broker.
Unabhängig von dem Strafverfahren strebt der Bundesverband deutscher Banken, der die Last der Banksanierung trägt und damit Schadensersatzansprüche gegen Schmidt geltend machen kann, eine außergerichtliche Einigung an. Wie die FTD erfuhr, soll die Bankiersfamilie Schadensersatz gemäß ihrer heutigen wirtschaftlichen Kraft zahlen.
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Und nun die Preisfrage:
Wer ist der böse Banker - der, der den Hahn zudreht oder der, der ihn aufdreht?
Gruß
Tobias
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