-->Hi eesti,
>Kommt es denn nicht eigentlich nur darauf an, wie hoch die Nettoverschuldung zu nicht dem Wirtschaftsraum angehörenden Körperschaften ist?
Nur, wenn es den Schuldnern nicht möglich ist, sich jene Devisen zu beschaffen, die sie schuldig sind. Steigen jene Devisen, erhöht sich nur die Schuld entsprechend. Wer keine Schulden in Devisen hat (sondern nur in"Avisen", wie die USA in US-Dollar) hat damit kein Problem.
>Anders gesagt interessiert doch eigentlich nur die Auslandsverschuldung abzüglich der ans Ausland ausgereichten Kredite.
Die auf ausländische Währung lautende Verschuldung ja.
>Jegliche interne Verschuldung ist doch durch Guthaben in gleicher Höhe gedeckt.
So ist es. Es gibt allerdings ein subtiles Problem: Was passiert bei der Fälligkeit? Ein 10-Jahres-Titel (Schuld) entspricht einem 10-Jahres-Guthaben, usw., usw. Saldo: Null. Nach 10 Jahren kann nicht beides einfach weiter saldiert werden, sondern die dann fällige Schuld muss in etwas bezahlt werden ("Geld"), das seinerseits nur beschafft werden kann, indem noch laufende, also noch nicht fällige andere Titel bei der ZB eingereicht werden, um an das zu kommen (GZ), womit der (erste) Titel dann endgültig zum Verschwinden gebracht wird.
Verfügt der Schuldner des (ersten) Titels weder über weitere, später fällige Titel (und auch nicht über sonstige, bei ihm dann liegende tägliche Fälligkeiten bzw."Geld" bzw. über zusätzliche Verschuldungsmöglichkeiten, mit deren Hilfe er Geld bzw. tägliche Fälligkeiten erhalten kann), erlischt der (erste) Titel ohne Bezahlung und der Schuldner geht in Konkurs, was u.U. den Gläubiger gleich mit einreißt.
Es muss daher immer eine zusätzliche Nettoneuverschuldung (gesamthaft) stattfinden, um das System am Laufen zu halten - der berühmte"Kettenbrief-Effekt" des"Kapitalismus". Die Instanz, die für diese"new credits" zuständig ist, war früher vornehmlich die private Wirtschaft, inzwischen ist es die Staatswirtschaft.
Was darauf hinausläuft, dass der einzige Nettoschuldner des"Systems" nur der Staat ist, der seinerseits nicht bilanziert, weshalb den Staatsschulden zwar Privatguthaben in gleicher Höhe gegenüber stehen - aber der Staat an"Geld" zur Bedienung der Privatguthaben bei Fälligkeit nur über Besteuerung der Privaten in Höhe der Fälligkeit kommen kann und da dies inzwischen längst nicht mehr möglich ist (siehe weltweite Staatsschuldenkurven) der Staat die alten Schulden prolongieren, dazu sich in Höhe der von ihm (!) zu zahlenden Zinsen zusätzlich verschulden und überdies (um den damit verbundenen Verrentungs- und Sklerotisierungsprozess der gesamten Wirtschaft zu"überwinden" ="anzukurbeln") immer weiter auch darüber hinaus verschulden muss.
>Staatsverschuldung verstehe ich nur als Umverteilung des Reichtums in der Gegenwart (Lebensniveauangleichung) durch Verstärkung der Differenzierung in der Zukunft.
Wenn sich der Staat verschuldet, tritt er künftige Steuereinnahmen ab (andere Einnahmen als Steuern, also Zwangsabgaben hat der Staat letztlich nicht). Wer die Staatstitel als Guthaben hält, muss nur darauf achten, diese bei Fälligkeit nicht als wertlos zu verlieren (Besteuerung, Staatsbankrott). Der Staatstitelhalter kassiert also letztlich die (späteren) Steuern, die der Staat für ihn eintreibt.
Da der Staatstitelhalter die Titel immer nur mit täglicher Fälligkeit erhalten kann, läuft das Ganze darauf hinaus, dass es immer höhere Staatsverschuldung geben muss, um mit Hilfe der dabei erscheinenden Titel just die täglichen Fälligkeiten (Geld, GZ) zu beschaffen, mit denen später erscheinende Titel gekauft werden können.
Dabei wird nicht"Reichtum" umverteilt, sondern es werden
- erstens Steuern vom Staat an Private zediert und
- zweitens diese Steuern entsprechend den"Zeichnungen" der Staatstitel durch die Privaten unter den Privaten verteilt. Dies führt logischerweise zu einer sich immer weiter verschlechternden Verteilung des"Reichtums", der im Klartext eine sich immer weiter verschiebende Verteilung künftiger Steuereinnahmen, besser: Steuer-Ansprüche zugunsten jener ist, die Staatstitel halten und einfach"stehen lassen", d.h. mit den"Zinserträgen" (= an ihn weiter geleitete Steuern bzw. zusätzliche Steuer-Ansprüche) immer weitere Staatstitel kaufen.
Vielleicht klärt das etwas mehr.
Gruß!
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