-->Herausforderung des Systems durch die symbolische Gabe des Todes
Wir haben es also nicht mit einem Zusammenprall der Kulturen oder Religionen zu tun, und das betrifft auch keineswegs nur den Islam und Amerika, auf die man den Konflikt gerne zuspitzt, um sich die Illusion einer sichtbaren Konflikts und einer gewaltsamen Lösung vorzugaukeln.
Es geht hier in der Tat um einen grundlegenden Antagonismus, der freilich in Gestalt Amerikas (das vielleicht das Zentrum, aber keineswegs die einzige Verkörperung der Globalisierung ist) und in Gestalt des Islam (der ebenfalls nicht der Inbegriff des Terrorismus ist) die triumphierende Globalisierung bezeichnet, die mit sich selbst in Konflikt gerät.
In diesem Sinne kann man durchaus von einem Weltkrieg sprechen; nicht vom dritten, sondern vom vierten, dem einzigen, der seinen Namen wirklich verdient, weil es dabei unmittelbar um die Herausbildung einer globalen Welt geht.
Die beiden ersten Weltkriege entsprachen dem klassischen Bild des Krieges. Der erste beendete die europäische Vorherrschaft und das Zeitalter des Kolonialismus. Der zweite beseitigte den Nationalsozialismus. Der dritte Weltkrieg, der in Form des Kalten Krieges und der Abschreckung stattfand, machte dem Kommunismus ein Ende. In jedem dieser Kriege kam man dem Ziel einer einzigen, globalen Weltordnung ein Stück näher.
Heute ist dieses Projekt an seine Grenzen gelangt; jetzt gerät es in Konflikt mit diffusen Gegenkräften, die sich überall bemerkbar machen, in allen aktuellen Zuckungen, bis hinein ins Zentrum des Globalen. Ein fraktaler Krieg aller Zellen, aller Singularitäten, die in Form von Antikörpern revoltieren.
So weit unter der Wahrnehmungsschwelle gelegen, dass man die Idee des Krieges von Zeit zu Zeit in spektakulären Inszenierungen ñ wie im Golfkrieg oder heute in Afghanistan ñ in Erinnerung rufen muss. Aber der vierte Weltkrieg findet anderswo statt. Er ist das, was jede globale Weltordnung, jede hegemoniale Herrschaft wie ein Quälgeist heimsucht ñ wäre der Islam die dominierende Weltmacht, würde er sich gegen den Islam wenden. Denn es ist die globale Welt selbst, die sich der Globalisierung widersetzt.
Der Terrorismus ist unmoralisch. Das Ereignis des World Trade Centers, diese symbolische Herausforderung, ist unmoralisch, und entspricht einer Globalisierung, die selbst unmoralisch ist. Seien also auch wir unmoralisch, schauen wir uns ein bisschen jenseits von Gut und Böse um, damit wir uns einen Reim darauf machen können. Versuchen wir in diesem Fall, wo wir mit einem Ereignis konfrontiert sind, das nicht nur die Moral, sondern jede Art der Deutung herausfordert, ein Wissen vom Bösen zu erlangen.
Der springende Punkt liegt in dem radikalen Unverständnis der abendländischen Philosophie ñ der Aufklärung ñ für das Verhältnis zwischen dem Guten und dem Bösen. Wir glauben naiverweise, dass der Fortschritt des Guten, seine Verbreitung in allen Bereichen, einer Niederlage des Bösen entsprechen würde. Niemand scheint begriffen zu haben, dass das Gute und das Böse zur gleichen Zeit mächtiger werden, weil sie in ein und derselben Bewegung begriffen sind.
In der traditionellen Welt gab es noch ein Gleichgewicht von Gut und Böse, eine Art dialektischer Beziehung, die mehr schlecht als recht für Spannung und Ausgewogenheit im moralischen Universum sorgte ñ ein wenig wie im Kalten Krieg, wo die direkte Konfrontation der beiden Supermächte ein Gleichgewicht des Schreckens garantierte. Dieses Gleichgewicht wird von dem Augenblick an gestört, wo eine totale Verallgemeinerung des Guten stattfindet.
Von diesem Moment an wird das Gleichgewicht gestört; es ist, wie wenn Böse nun eine unsichtbare Autonomie gewinnen würde, indem es mit exponentiellen Zuwächsen verlorenen Boden wiedergutmacht.
Nach dem Untergang des Kommunismus und dem weltweiten Triumph der liberalen Mächte hat sich eine ähnliche Situation in der politischen Ordnung ereignet: Es tritt ein phantomhafter Feind auf, der sich auf dem ganzen Globus verbreitet, der wie ein Virus überall eindringt und in allen Fugen der Macht sein Unwesen treibt. Der Islam.
Der Islam ist aber ist nur die bewegliche Front, an der sich dieser Antagonismus festmacht. Dieser Gegensatz ist überall, und er ist in jedem von uns. Also gilt: Terror gegen Terror. Aber asymmetrischer Terror. Und es ist diese Asymmetrie, welche die globale Allmacht vollständig entwaffnen muss.
Im Konflikt mit sich selbst, klammert sie sich umso verbissener an ihre eigene Logik der Macht, ohne das Spiel auf dem Terrain der symbolischen Herausforderung und des Todes annehmen zu können. Vom Tod besitzt sie keine Vorstellung mehr, seit sie ihn in ihrer eigenen Kultur für null und nichtig erklärt hat.
Es ist den Terroristen gelungen, aus ihrem Tod eine absolute Waffe gegen jenes System zu schmieden, das sich einer absoluten Todesvermeidung, also dem Prinzip Ñnull Toteì verpflichtet hat. Jedes System mit Ñnull Totenì ist ein Nullsummenspiel.
Und alle Mittel der Abschreckung und Zerstörung sind machtlos gegen einen Feind, der aus seinem Tod eine Waffe für den Gegenangriff geschmiedet hat. ÑWas kümmern uns die amerikanischen Bomben! Unserer Männer sind ebenso begierig zu sterben, wie die Amerikaner begierig sind zu leben!ì 7000 Tote auf einen Schlag sind unvergleichlich viel, wenn sie einem System zugefügt werden, das mit Ñnull Totenì rechnet.
Die Hypothese des Terrorismus ist, dass das System in Reaktion auf die vielfache Herausforderung durch Suizid und Tod ebenfalls Selbstmord begehen wird. Denn weder das System noch die Macht entgehen der symbolischen Verpflichtung ñ in dieser Falle liegt die einzige Chance ihrer Katastrophe.
Der Tod des Terroristen ist in diesem schwindelerregenden Kreis des Todes, der nicht getauscht werden kann, ein unendlich kleiner Punkt, der freilich eine Sehnsucht, eine Leere, eine Konvektion von gigantischer Sogwirkung erzeugt.
Um diesen Punkt herum verdichtet sich das System des Reellen und der Macht, es fällt in einen Wundstarrkrampf, blockiert sich selbst und geht an seiner eigenen monströsen Vollkommenheit zugrunde.
Die Taktik des terroristischen Modells ist es, einen Realitätsexzess zu provozieren und das System darunter zusammenbrechen zu lassen. Das Lächerliche der Situation und die Gewalt, mit der die Macht reagiert, fallen auf sie zurück, denn die Terrorhandlungen sind das vergröberte Abbild seiner eigenen Gewalt und gleichzeitig das Modell einer symbolischen Gewalt, die ihm untersagt ist, der einzigen Gewalt, die das System nicht ausüben kann: die seines eigenen Todes.
Dies ist der Grund, weshalb die ganze sichtbare Macht gegen den winzigen, aber symbolischen Tod einiger Individuen machtlos ist. Man muss sich klar darüber sein, dass hier ein neuer Terrorismus entstanden ist, eine neue Aktionsform, die das Spiel spielt und sich seine Spielregeln aneignet, um es besser zu stören. Nicht nur kämpfen diese Leute mit ungleichen Waffen, denn sie setzen ihr eigenes Leben aufs Spiel, wogegen es keine mögliche Antwort gibt (ÑEs sind Feiglingeì), denn sie haben sich alle Waffen der herrschende Macht angeeignet.
Das Geld und die Börsenspekulation, die Informationstechnologie und die Luftfahrt, die Dimension des Spektakulären und die medialen Netze: sie haben sich alle Errungenschaften der Moderne und der globalen Zivilisation zu eigen gemacht, ohne ihr Ziel aus den Augen zu verlieren, das in der Zerstörung dieser Moderne besteht.
Und die größte ihrer Listen war, dass sie sogar die Banalität des amerikanischen Alltagslebens als Maske und Tarnung benutzt haben. Als Schläfer in den Vorstädten, als brave Studenten, häuslich, arbeitsam und unauffällig, die vom einen Tag zum anderen als Zeitbomben erwachten.
Die perfekte Beherrschung dieser klandestinen Existenz ist fast ebenso terroristisch wie der spektakuläre Akt des 11. Septembers. Denn sie lenkt den Verdacht auf jedes x-beliebige Individuum: Ist nicht jede beliebige, harmlose Person ein potentieller Terrorist?
Wenn diese Täter unentdeckt blieben, dann ist jeder von uns ein unentdeckter Krimineller, und in einem tieferen Sinne ist dies vielleicht sogar wahr. Denn es entspricht vielleicht einer unbewussten Form der potenziellen, maskierten und sorgfältig verdrängten Kriminalität, die stets in Gefahr steht, wenn nicht auszubrechen, so doch klammheimlich mitzufiebern angesichts der Auftritte des Bösen. So wird das Ereignis zur Quelle eines noch subtileren, mentalen Terrorismus.
Der ungeheure Erfolg eines solchen Attentats stellt ein Problem dar. Wer ihn erklären möchte, muss sich von unserer abendländischen Optik lösen und zu verstehen suchen, was sich in der Organisation und den Köpfen der Terroristen abspielt.
Eine solche Effizienz würde bei uns ein Maximum an Berechnung, an Rationalität voraussetzen, die bei den Attentätern anzunehmen uns schwer fällt. Aber selbst wenn diese Voraussetzungen gegeben wären, müssten auch hier, wie in jeder rationalen Organisation und in jedem Geheimdienst, undichte Stellen und Pannen vorkommen.
Das Geheimnis dieses Erfolges liegt also anderswo. Der Unterschied liegt darin, dass diese Täter keinen Arbeitsvertrag erfüllen, sondern einen Pakt und eine Verpflichtung zum Opfer realisieren.
Eine solche Verpflichtung ist immun gegen jeden Verrat und über alle Versuchungen erhaben. Es ist diesen Leuten gelungen, sich an das globale Netz, an die Erfordernisse des technischen Protokolls anzupassen, ohne irgendetwas von ihrer Komplizenschaft auf Leben und Tod aufzugeben ñ darin liegt das eigentliche Wunder.
Im Unterschied zum Vertrag bindet ein Pakt keine Individuen ñ selbst ihr ÑSelbstmordì ist kein individueller Heroismus, sondern eine kollektive Opferung, die durch einen idealen Anspruch untermauert wird. Und es ist diese Verknüpfung zweier Dispositive, einer operativen Struktur und eines symbolischen Paktes, die eine Tat von dieser Maßlosigkeit möglich gemacht hat.
Der Selbstmord-Terrorismus war zuvor ein Terrorismus der Armen; hier haben wir es mit einem Terrorismus der Reichen zu tun. Und das macht uns ganz besonders Angst: Dass diese Leute reich geworden sind und trotzdem nicht aufhören, von unserem Untergang zu träumen. Gewiss, nach unseren Wertvorstellungen spielen sie mit falschen Karten: Es gehört sich nicht, dass man seinen eigenen Tod aufs Spiel setzt. Doch das kümmert sie nicht, und die neuen Spielregeln gehören nicht mehr uns.
So kommt uns jedes Mittel gelegen, um ihre Taten in Verruf zu bringen. Etwa von ÑSelbstmördernì und ÑMärtyrernì zu sprechen, um dann gleich hinzuzufügen, dass der Märtyrertod nichts beweise, dass er nichts mit der Wahrheit zu habe, ja dass gerade der Märtyrer ñ wie Nietzsche sagt ñ der schlimmste Feind der Wahrheit sei. Gewiss, ihr Tod beweist nichts, doch das ist einem System, wo Wahrheit selbst unerreichbar ist, auch gar nicht nötig ñ oder wollen wir behaupten, dass wir die Wahrheit besitzen?
Andererseits lässt sich dieses höchst moralische Argument umkehren. Wenn das freiwillige Martyrium von Kamikaze-Tätern nichts beweist, dann ist auch mit dem unfreiwilligen Martyrium der Attentatsopfer nichts bewiesen, und es hat etwas Unanständiges und Frivoles, daraus ein moralisches Argument zu machen (ohne damit ihr Leiden und ihren Tod in Frage stellen zu wollen).
Ein anderes zweifelhaftes Argument: Diese Terroristen tauschen ihren Tod gegen einen Platz im Paradies ein. Ihr Handeln ist nicht selbstlos, also ist es auch nicht aufrichtig.
Es wäre nur dann selbstlos, wenn diese Leute nicht an Gott glauben würden, wenn also für sie der Tod so hoffnungslos wäre, wie er das für uns ist. Auch hier kämpfen sie also mit ungleichen Waffen; sie leben in der Gewissheit eines Heils, auf das wir nicht einmal mehr hoffen können. Wir haben den Tod bereits abgeschrieben, für sie ist es der höchstmögliche Einsatz.
Die Ursache, der Beweis, die Wahrheit, die Belohnung, die Mittel und Zwecke ñ im Grunde ist es eine typisch abendländische Rechnung, die hier aufgemacht wird. Selbst den Tod bewerten wir danach, was er abwirft, nach seinem Kosten/Nutzen-Verhältnis.
Es ist völlig verkehrt, im Handeln der Terroristen nur die reine Logik der Zerstörung am Werk zu sehen. Es scheint mir, dass ihr eigener Tod nicht von diesem Handeln getrennt werden kann ñ ganz im Gegensatz zur unpersönlichen Vernichtung des anderen.
Entscheidend bleiben Herausforderung und Zweikampf, das heißt die duale, persönlichen Beziehung zur gegnerischen Macht. Von ihr ging die Demütigung aus, sie soll nun selbst gedemütigt werden. Es genügt nicht, sie zu vernichten. Man muss sie dazu bringen, das Gesicht zu verlieren. Und dies erreicht man nie durch bloße Gewalt und Beseitigung des anderen. Dieser muss vielmehr von der vollen Wucht des Missgeschicks getroffen werden.
Über den Pakt hinaus, der die Terroristen untereinander verbindet, gibt es hier auch eine Art von Paktieren mit dem Gegner wie bei einem Duell. Es ist also das genaue Gegenteil jener Feigheit, die man ihnen zum Vorwurf macht, und es ist das genaue Gegenteil der amerikanischen Kriegführung im Golfkrieg (die sich nun in Afghanistan zu wiederholen scheint), wo das Ziel unsichtbar bleibt und getötet wird auf Knopfdruck.
Zu den verschiedenen Waffen, welche die Terroristen dem System entwendet und gegen ihre Besitzer gerichtet haben, gehört die Echtzeit der Bilder, ihre sofortige Verbreitung auf allen Kanälen. Sie haben sich der Medien ebenso bedient wie der Börsenspekulation, der Informatik oder des Flugverkehrs. Die Rolle des Bildes ist ambivalent.
Das Ereignis wird im Bild nicht nur verstärkt, sondern gleichzeitig zur Geisel genommen. Es wird in seiner medialen Abbildung nicht nur unbegrenzt vervielfältigt, sondern gleichzeitig zerstreut und neutralisiert. Diese Zusammenhänge werden regelmäßig übersehen, wenn von der ÑGefahrì der Medien die Rede ist. Die Abbildung konsumiert das Ereignis, das heißt sie verschlingt es und reicht es dann zum Konsum. Gewiss, das Ereignis kann so einen Einfluss ausüben, der vorher undenkbar war, aber nur als Bild-Ereignis.
Was ist nun aber mit dem realen Ereignis, wenn überall das Bild, die Fiktion und das Virtuelle die Realität bestimmen? Man hat die Terror-Attacken zum Anlass genommen, von einer Rückkehr des Realen und der Gewalt des Realen in ein angeblich virtuelles Universum zu sprechen. Vielleicht war man sogar ein wenig erleichtert.
"Schluss mit dem ganzen Gerede von der Virtualität ñ das da ist echt!" Auch von der Wiederauferstehung der Geschichte nach ihrem angekündigten Ende war die Rede. Doch übertrifft die Realität wirklich die Fiktion?
Der Einsturz des World Trade Center war unvorstellbar, aber er war nicht ausreichend, um daraus ein reales Ereignis zu machen. Ein Übermaß an Gewalt genügt nicht, um in die Realität zu gelangen. Denn die Realität ist ein Prinzip, und es ist dieses Prinzip, das wir verloren haben. Wirklichkeit und Fiktion sind nicht auseinander zu halten, und die Faszination des Attentates ist in erster Linie eine Faszination durch das Bild.
In diesem Fall also addiert sich das Reale zum Bild wie eine Schreckensprämie, wie ein zusätzlicher Schauder. Es ist nicht bloß erschreckend, sondern auch wirklich geschehen. Nicht die Gewalt des Realen war zuerst da, gefolgt vom Gruseleffekt des Bildes, sondern es verhält sich eher umgekehrt: Am Anfang war Bild, und erst dann kam der Schauder des Realen. Gleichsam eine zusätzliche Fiktion, eine Fiktion, welche die Fiktion übertrifft.
Diese terroristische Gewalt bedeutet also weder eine Rückkehr der Wirklichkeit noch eine Wiederkehr der Geschichte. Diese terroristische Gewalt ist nicht Ñrealì. In gewissem Sinne ist sie schlimmer als das: Sie ist symbolisch. Gewalt als solche kann von vollkommener Banalität sein. Nur symbolische Gewalt vermag Singularität zu erzeugen.
Und so findet man am Ende in diesem singulären Ereignis, in diesem Katastrophenfilm aus Manhattan jene beiden Phänomene vereint, die die Massen des 20. Jahrhundert mehr als alles andere fasziniert haben: die weiße Magie des Kinos und die schwarze Magie des Terrorismus.
Man versucht krampfhaft, dem Ereignis nachträglich einen Sinn abzugewinnen oder irgendwelche Deutungsmuster überzustülpen. Doch es gibt keinen, und so bleibt uns einzig die Radikalität des Spektakels, seine Brutalität als ursprüngliche, letzte Wirklichkeit dieses Ereignisses.
Das Spektakel des Terrorismus zwingt uns den Terrorismus des Spektakels auf. Und gegen dies unmoralische Faszination (auch wenn sie eine universelle moralische Reaktion auslöst) ist die politische Ordnung machtlos. Es ist unser Theater der Grausamkeit, das einzige, das uns noch bleibt.
RĂĽckgang der Produktion, der Nachfrage, der Spekulation, des Wachstums (aber gewiss nicht der Korruption): Alles erweckt den Eindruck, als ob das Weltsystem einen strategischen RĂĽckzug, eine schmerzhafte ĂśberprĂĽfung seiner Werte vollziehen wĂĽrde. Scheinbar geschieht dies in Reaktion auf die Terrorattacken, im Grunde aber entspricht es durchaus geheimen, systeminternen Erfordernissen; als Folge der absoluten Unordnung kommt es zu Zwangsregulierungen, die das System sich selbst auferlegt, indem es seine eigene Niederlage gleichsam verinnerlicht.
Es gibt keine Lösung für diese extreme Situation, vor allem nicht der Krieg, der nur ein Szenario des Altbekannten, also wieder dieselbe Sintflut von Streitkräften, geisterhaften Nachrichten, sinnlosen Luftschlägen, hohlen und pathetischen Ansprachen, Sternstunden der Technik und der Propaganda anbieten kann. Das ist denn auch der eigentliche Zweck dieses Krieges, ein wirkliches, furchtbares Ereignis, das einzigartig und unvorhersehbar ist, durch ein Pseudo-Ereignis der Wiederholung und des Altbekannten zu ersetzen.
Der Krieg als die Fortsetzung der Abwesenheit von Politik mit anderen Mitteln.
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