--><font size="5">Florentino Pérez machte Real Madrid zum schuldenfreien Super-Klub </font>
von Peter Ehrenberg
Er sieht aus wie spanische Version von Hans Eichel; auch wenn sein Vorname"der Prächtige" bedeutet, ist sein Auftritt im gedeckten Anzug und mit der schmalrandigen Brille genauso unscheinbar wie der des deutschen Finanzministers. Beide verbindet auch, dass sie mit Milliarden jonglieren. Der feine Unterschied: Florentino Pérez besitzt sie, Eichel fehlen sie.
Wenn Pérez, Präsident von Real Madrid, heute Abend seinen Platz in der Ehrenloge des Münchner Olympiastadions einnimmt, so tut er das mit der Gewissheit, seinen Klub dorthin gebracht zu haben, wohin es der Gegner FC Bayern voraussichtlich niemals schaffen wird: zum Status des Global players. Spielt der Brachenprimus aus Deutschland heute in der Champions League, so befindet sich Pérez mit Real längst in einer Weltliga.
"Zirkusverein" und"Affentheater" hatte Münchens Manager Uli Hoeneß gehöhnt (und sich nun dafür entschuldigt), als im vergangenen Sommer der vorerst letzte Akteur im Dauerbrenner"Pérez sucht den Superstar" vorgestellt wurde: David Beckham. Die Zeremonie wurde in 63 Länder live übertragen, und so bekam jeder mit, wie Pérez den Engländer verzückt als"Symbol der Postmoderne" umschmeichelte. Für Real entpuppte sich der Transfer des smarten Mittelfeldspielers - die extrovertierte Ehefrau Victoria Adams, vormals Posh Spice, gab es zur Freude der Madrider Edelboutiquen und Juweliere gratis dazu - als ein glänzendes Geschäft trotz der 35 Millionen Euro Ablöse an Manchester United: Beckham öffnete den asiatischen Markt für die Königlichen aus Madrid, eine Million Trikots mit der Nummer 23 wurden verkauft - und auch wenn viele der Shirts gefälscht waren, so wird Reals Bruttoeinnahme daraus auf 60 Millionen Euro geschätzt.
Im Jahr 2000 war Pérez, Jahrgang 1947, mit dem Versprechen angetreten, den 1902 gegründeten und zu dem Zeitpunkt mit rund 250 Millionen Euro Schulden ziemlich maroden Verein Real Madrid zu sanieren. Seine politische Erfahrung als Stadtrat von Madrid kam ihm sicher zupass, als er zwei kühne Wahlversprechen abgab:"Ich saniere den Klub und hole Figo." Pérez setzte sich schließlich mit 16 469 zu 13 302 Stimmen gegen den Amtsinhaber Lorenzo Sanz durch. Dann machte er überraschend ernst.
Erst wurde der Portugiese Figo für 60 Millionen Euro vom verhassten Rivalen FC Barcelona gekauft. 2001 kam der Franzose Zinedine Zidane für 75 Millionen (von Juventus Turin), 2002 der Brasilianer Ronaldo für 50 Millionen (von Inter Mailand), 2003 dann Beckham. Offenbar rentieren sich für Real die spektakulär teuren Transfers internationaler Superstars, die in der zuletzt klammen Branche für helle Aufregung sorgten; allerdings mehren sich Zweifel an der Sauberkeit der Entschuldung des Klubs, die über einen Grundstückverkauf abgewickelt wurde. Hier war Milliardär Pérez nun wirklich voll in seinem Element.
Der Ingenieur und Vater dreier Kinder leitet nach der Fusion mit seiner Firma seit 1997 den Baukonzern ACS (Actividades de Construcciones y Servicios). Das Unternehmen mit 100 000 Angestellten machte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von zwölf Milliarden Euro, ist in Spanien die Nummer eins und in Europa Nummer drei im Baugewerbe. Pérez, der politisch der regierenden Volkspartei PP sehr nahe steht und häufig Sitznachbar des Ministerpräsidenten José Maria Aznar im Bernabeu-Stadion ist, verkaufte das vereinseigene Trainingszentrum Ciudad Deportivo für eine halbe Milliarde Euro an die Stadt. Auffällig dabei war nur, wie plötzlich das Grundstück im Norden Madrids zuvor als Bauland für vier Wolkenkratzer ausgewiesen wurde und zum Teil der Olympiabewerbung Madrids für die Spiele 2012 gehört. Zum 100. Geburtstag des Vereins am 6. März 2002 war der Klub jedenfalls schuldenfrei - nur zeigt sich EU-Kommissar Monti als Spielverderber, es laufen Ermittlungen wegen des Verdachts einer verschleierten Subvention.
Pérez aber sieht sich - wohl zu recht - als Retter des Klubs, den er seit Kindheitstagen verehrt. Nun fädelt er gerade für Real Madrid, das der Fußballweltverband Fifa zum Klub des Jahrhunderts gewählt hat, die neue Welttournee im Sommer durch die USA, Japan und China ein. Und sucht natürlich schon den neuen Star. Einen, der weiter für weltweiten Glanz im Reich des Prächtigen sorgen soll.
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