--><font size="5">Charttechniker raten: Ruhe bewahren</font>
Stimmungsumfragen zeigen steigenden Pessimismus - Kursrückschläge dürften gerade deshalb begrenzt bleiben
Berlin - Mit mulmigem Gefühl beobachten derzeit viele Investoren, wie der Dax mit der"magischen Marke" von 4000 Punkten kämpft. Denn die vergangenen Tage haben gezeigt, wie schnell der Index auch einmal die Balance verlieren und nach unten abrutschen kann. Hat das deutsche Leitbarometer ausreichend Halt, um sich auf dem aktuellen Niveau zu behaupten und in absehbarer Zeit weiter nach oben zu klettern, fragen sich daher bange die Börsianer.
Nach Ansicht von Chartanalysten sind die Investoren zu Recht hellhörig geworden."Aus technischer Sicht ist die Region um 4000 Zähler in der Tat sehr interessant", sagt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus & Burkhardt und verweist auf die Kursbewegung des Dax seit Anfang Januar. Seitdem hat der Index zwei Hochs ausgebildet, zwischen denen er schon einmal bis auf 4008 Punkte zurückgefallen ist."Bleibt der Dax nun länger unter dem 4000er Niveau, hätte er eine klassische Doppeltop-Formation ausbildet, aus der sich als nächstes Kursziel die Marke von 3825 Punkten errechnen lässt", so Sartoris. Dass dieses Szenario eintritt, hält der Analyst für wahrscheinlich:"Die Indikatoren sprechen derzeit eher für eine Dax-Schwäche."
Auch Wieland Staud von Staud Research weist darauf hin, dass die aktuelle dreiphasige Konsolidierungsbewegung noch nicht abgeschlossen sei. Gleichzeitig sind sich die Experten aber einig, dass die Rückschläge überschaubar bleiben werden. Der Dax-Stand von 3825 Punkten, den Sartoris anvisiert, würde gerade einmal einen Abschlag von rund vier Prozent bedeuten. Und nach Ansicht von Staud ist schon"spätestens bei 3880 Zählern Schluss". Hier befinde sich eine markante Unterstützung. Die technischen Experten der Bayerischen Landesbank weisen darauf hin, dass der mittelfristige Aufwärtstrendkanal des Dax intakt bleibt, so lange 3800 Punkte nicht unterboten werden.
Dem jüngsten Rückfall des Dax sollten die Anleger keine allzu große Bedeutung beimessen, betont Charttechniker Staud."Die Mehrheit des Marktes ist"bearish" gestimmt. Wenn der Index dann tatsächlich einmal nachgibt, ist die Verkaufsbereitschaft umso höher und es kann schnell nach unten gehen", erklärt er. Neue Sentiment-Umfragen bestätigen seine Einschätzung, wie es derzeit um die Stimmung an der Börse bestellt ist. So zeigen sich die Anleger in der aktuellen"Investor Confidence Studie" von JP Morgan Fleming zwar weiterhin optimistisch für Aktien.
Die Investitionsbereitschaft ist jedoch gefallen: Nur 24,6 Prozent der Befragten wollen in den nächsten zwölf Monaten neu in Fonds ansteigen (Vormonat: 25,7 Prozent). Die große Mehrheit von 66,8 Prozent gab an, keine Neuinvestitionen zu planen. Und auch der Bull/Bear-Index, der wöchentlich vom Analysehaus Cognitrend für die Deutsche Börse ermittelt wird, signalisiert eine gestiegene Skepsis - bei privaten wie institutionellen Investoren. Der Anteil der Dax-Optimisten ist im Vergleich zur Vorwoche um sechs Prozentpunkte auf 43 Prozent gefallen; genau dieser Anteil findet sich nun im Lager der Pessimisten (36 Prozent) wieder. Noch stärker gewandelt hat sich die Stimmung beim TecDax. Hier ist der Anteil der Bullen sogar um 23 Prozentpunkte auf nunmehr 37 Prozent gesunken, während der Anteil der Bären um 21 Prozentpunkte auf 41 Prozent gestiegen ist.
Für die Anleger könnte dies allerdings Gutes bedeuten."Da die Pessimisten nun deutlich die Oberhand gewonnen haben, dürfte ein Großteil der Abwärtskorrektur bereits abgewickelt sein", interpretiert Gianni Hirschmüller von Cognitrend das Ergebnis. Auch für Charttechniker Staud ist die Stimmung auf dem Parkett ein positives Zeichen:"Wenn die Börsianer denken, dass der Markt schon so weit gelaufen ist, dass es kaum weitergehen kann, ist das die beste Voraussetzung für eine Fortsetzung der Kursrallye."
Staud sieht gute Chancen, dass der Dax in absehbarer Zeit wieder die Zone von 4150 bis 4170 Zählern überwinden kann und dann das Ziel von 4400 Punkten in Angriff nimmt. Auch HSBC-Analyst Sartoris rät, sich nicht beirren zu lassen:"Manchmal braucht der Markt einfach Zeit zum Durchatmen." Er empfiehlt privaten Anlegern, ihre Positionen zu halten oder auch einmal Gewinne mitzunehmen."Einsteigen sollten sie erst wieder, wenn der Markt neue zyklische Hochs ausgebildet hat."
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