-->Veränderungen der Umlaufgeschwindigkeit einer Bevölkerung durch technischen Fortschritt, verursachen wie wir überall feststellen können eine massive Zunahme des Verkehrs.
Wird die Masse einer Bevölkerung durch steigende Pendelvorgänge, und werden die Wege erhöht (Ostsee-Krabben zum Puhlen nach Marokko und zurück), so steigt die Dichte einer Bevölkerung stark an.
In Anlehnung an die durch die Umlaufgeschwindigkeit ergänzte primitive Fassung der Geldtheorie könnte man sagen (nach Prof. Kohr):
Die Bevölkerungsmasse (M) wird durch die Grösse oder Zahl der Bevölkerung (B) im Verhältnis zu dem verfügbaren Lebensraum (L) bestimmt.
Die Umlaufgeschwindigkeit der Bevölkerung (U) (z.B. Anzahl der zurückgelegten Kilometer pro Jahr) erhöht nach folgender Formel die Masse der Bevölkerung:
M=(BxU)/L
Der Bürger und die Waren von Heute legen ein Vielfaches an Kilometern (vor allem mit PKW/LKW) gegenüber 1950 zurück. Alle Prognosen die nach dem Krieg für das Verkehrsaufkommen (und hier insbesondere für den Straßenverkehr) gemacht wurden, sind von der Entwicklung immer wieder übertroffen worden. Heute werden allein in München täglich rund 20 Mio. Kfz-Kilomter zurückgelegt.
Die Bevölkerungsmasse (Dichte) ist also allein durch die Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit massiv gewachsen. Leopold Kohr bezeichnete dies als die Geschwindigkeitstheorie der Bevölkerung.
Das bedeutet, das die Bevölkerungsmasse (Dichte) nach obiger Gleichung, von Deutschland (West) aus dem Jahre 1950, mit ca. 50 Mio. Einwohnern nur ein Bruchteil der Masse von Heute ausmacht.
Leopold Kohr gibt in seinen Buch"Die Überentwickelten Nationen" ein Beispiel:
<center>"Dagegen ist heute, im zwanzigsten Jahrhundert, eine Mittelstadt wie New Brunswick (New Jersey) mit nur 40.000 Einwohnern, aber einer Tagesumlaufgeschwindigkeit, die ihre Masse vielleicht verzehnfacht, tagaus, tagein, vom Morgen bis zum Abend, verstopft, und zwar nicht trotz, sondern wegen der Bemühungen moderner Kommunalverwaltungen, den Verkehr mit allen Mitteln zu beschleunigen, notfalls sogar indem die sie ihre Städte Stück für Stück abmontieren."</center>
Die Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit der Bevölkerung erhöht ihre Masse bis zu einem kritischen Punkt. Wird dieser Punkt überschritten, hilft auch kein technischer Fortschritt. Mehr Autobahnen, mehr Umgehungsstraßen, Einbahnstraßen, Über- und Unterführungen, größere Parkmöglichkeiten. Straßen verursachen erst die Steigerung des Verkehrs. Ergebnis? Nach jeder Verbesserung sind die Verkehrsstauungen schlimmer als zuvor.
Statt das Problem der Übervölkerung zu lösen, verändert der technische Fortschritt hier die Tendenz, wenn ein bestimmter Punkt überschritten ist, die Probleme der Übervölkerung nicht nur zu ändern, sondern sie sogar zu erschweren.
Gruss -Stephan
<ul> ~ Verkehrsplaner und Kohr-Kenner Prof. Knoflacher im Audio-Interview (mp3)</ul>
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