-->Hallo Firmian,
>n.b.: Solschenizyn hat mit der Russischen Literatur soviel zu tun,
>wie Guido Knopp mit der Deutschen.
Und was ist mit Dostojewski, dessen Romanen Du neulich ein Loblied gesungen hast? Es ist schon ein paar Jährchen her, daß ich Dostojewski gelesen habe, aber was bei mir hängengeblieben ist, daß er gelegentlich auf eine Art und Weise vom Leder zieht, die einem deutschen Schriftsteller erhebliche Probleme bereiten wird.
Werden in"Schuld und Sühne" nicht eine Pfandleiherin und ihre Schwester von Raskolnikow mit dem Hackebeil erschlagen?
Was steht in den Dämonen über eine Minderheit, die überall, wo sie auftaucht, Unglück und Verderben bringen soll?
Das also auch entpfehlen, weil es nicht in die Moralschablone paßt? Und"Den Kaufmann von Venedig" gleich mit verbrennen?
Dann aber auch gleich alle Bücher auf den Index, in denen über Deutschland Dreck ausgekübelt wird. Einer der ersten, der dann mit Acht und Bann zu belegen wäre, dürfte erneut Dostojewski sein, weil nicht nur einmal der Antigermanismus mit ihm durchgeht; etwa in den Schilderungen des Gouverneurs Lemke und seiner Frau, einer schönen aber kreuzdoofen Deutschen, die nicht weiß was sie sagen soll, und statt dessen lieber ihr schönes Gebiß entblößt (Die Dämonen).
Aber wie wir wissen, trifft der scharfsichtige Dostojewski mit seiner Kritik an den Deutschen,"die kein größeres Verbrechen kennen, als kein Geld zu haben", jedesmal ins Schwarze.
Ganz im Gegensatz dazu stehen die negativen Charakterisierungen anderer fremder Völker, in denen wir lediglich den literarischen Ausfluß des russischen Hangs zu Hochprozentigem erblicken wollen, und vielleicht noch eine Folge von Dostojewskis Epilepsie-Erkrankung.
Ist nicht auch Solschenizyn ein von Schicksalsschlägen, Krankheiten, Gulag und Gefängnis gezeichneter Mann?
Tempranillo
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