-->Bedingung von Wirtschaft
Jetzt und mittelfristig sind Erdöl und Erdgas als Bedingung von Wirtschaft, und damit von Entwicklung, Stärke und Einfluss, nicht zu ersetzen. Vor dem Hintergrund der erklärten „grand strategy“ der USA ist es daher mehr als auffällig, dass ein entscheidendes Thema bisher nur hinter verschlossenen Türen diskutiert wird, aber nicht Gegenstand einer (welt-)öffentlichen Debatte ist, wie das bei früheren „doomsday- Szenarien der Fall war. Die Fachleute nennen es „peak oil“. Volkswirte verweisen beruhigend auf die bekannten Vorkommen. Dies ist mit hoher Wahrscheinlichkeit irreführend, weil es am Kern des Problems vorbeigeht.
Die entscheidende Frage, so namhafte Ã-lgeologen, ist eine andere: Wann ist der Zeitpunkt erreicht, zu dem die weltweit höchste Förderkapazität unwiderruflich ihren Höhepunkt überschritten hat und dann kontinuierlich sinkt. Der Hintergrund: wenn 50% eines Ã-lfeldes ausgebeutet sind, werden der technische und Energieaufwand für den Rest exponentiell größer. Um 2010 soll es weltweit soweit sein. Gleichzeitig steigt jedoch die Nachfrage dramatisch an. China importiert bereits jetzt 20% der Weltfördermenge.
„The Cheney National Energy Report“ vom April 2001 in Verbindung mit den Prognosen der Geologen und der „grand strategy“ des PNAC-Dokumentes liefert stichhaltigere Erklärungen für die amerikanische Außen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik und die militärischen Interventionen der vergangenen Jahre als unsere transatlantischen White House- Astrologen in Politik und Medien. Dies gilt umso mehr, als die PNAC- Autoren keine Spindoktoren, sondern langjährige Amts- und Machtinhaber mehrerer Administrationen sind und führende Funktionen in der US- Ã-lindustrie inne hatten.
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„Let’s look at it simply. The most important difference between North Korea and Iraq is that economically, we just had no choice in Iraq. The country swims on a sea of oil.” Deutlicher geht es nicht mehr. Den aufmerksamen Zuhörer der „Autumn Lunch Speech“ des Chief Executive Officer von Halliburton und heutigen Vizepräsidenten Dick Cheney war schon 1999 klar, wohin die Reise gehen würde. Cheney warf die Frage auf, woher die um 2010 weltweit benötigten zusätzlichen 50 Millionen Barrel täglich kommen sollten, wenn Regierungen und nationale Ã-lgesellschaften 90% der Ã-lfelder kontrollierten. Zur Größenordnung: Der prognostizierte Zusatzbedarf machte 1999 fast zwei Drittel der Weltfördermenge aus. Cheney sah also die nationale Verfügungsgewalt als eines der Hauptprobleme an. Deswegen begann die Ausarbeitung militärischer Optionen für einen Regimewechsel im Irak bereits acht Monate vor dem 11.September 2001.
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Die Vereinigten Staaten haben weder die Vereinten Nationen noch ihre engsten Verbündeten jemals auf derart brutale Weise vor vollendete Tatsachen gestellt und die eigene Bevölkerung sowie die Weltöffentlichkeit zu täuschen versucht, wie das im Vorfeld des Irakkrieges geschah. Sie haben riskiert, ausgerechnet die Region zu destabilisieren, die in ihren strategischen Überlegungen die erste Priorität einnimmt und für das Funktionieren der Weltwirtschaft eine erstrangige Bedeutung hat. Sie haben ihre Reputation als „soft power“, die für Frieden, Freiheit und Stabilität steht, aufs Spiel gesetzt und stehen heute als Lügner da. Ich stelle mir die Frage, unter welchen Umständen rational gesteuerte Politiker ein solches Risiko eingehen, sie va banque spielen. Da die Handelnden weder Hasardeure, noch psychisch Gestörte sind, gibt es nur eine überzeugende Erklärung: Die US-Regierung plant und agiert auf der Grundlage der Peakprognosen, um deren dramatischen Konsequenzen für Amerikas Vormachtstellung vorzubeugen. Gestützt wird diese Einschätzung durch das von Paul Bremer mit dem Dekret 39 vom September 2003 verordnete Wirtschaftsprogramm. Es belässt die irakische Ã-l- und Gaswirtschaft unter amerikanischer Kontrolle. Ins Bild passen auch von der Weltöffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommene, gleichwohl aussagekräftige Vorgänge: Im August 2003 verzichtete Japan unter amerikanischem Druck auf einen unterschriftsreifen Vertrag mit Iran zur Entwicklung eines bedeutenden Ã-lfeldes.[Anmerkung von mir: Den vertrag hat Japan mit dem Iran mittlerweile unterzeichnet!*]
Den Artikel insgesamt finde ich sehr gut, er fasst die wichtigsten und wahrscheinlichsten Entwicklungen der nächsten Jahre gut zusammen, besonders brisant finde ich den Background des Autors, der
"Nach 38 Jahren als Berufsoffizier der Luftwaffe nun außenpolitischer Berater. Die letzten sechs Dienstjahre im Bundesministerium der Verteidigung im Stab des Generalinspekteurs eingesetzt. Davor zwölf Jahre in NATO-Gremien, sechs Jahre in NATO-Stäben. "
Gruß,
Sorrento
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Japan schließt Ã-l-Deal mit Iran
Trotz US-Kritik hat Japan mit Iran einen zwei Milliarden Dollar schweren Ã-lfördervertrag geschlossen. Vertreter beider Seiten unterzeichneten den Vertrag über die Nutzung des riesigen Asadegan-Ã-lfelds im Südwesten Irans, wie das japanische Handelsministerium in Tokio mitteilte. Mit der Förderung soll 2007 begonnen werden. Asadegan war 1999 als einer der größten Erdölfunde der letzten Jahre entdeckt worden. Das Feld umfasst schätzungsweise 26 Milliarden Barrel.
Japan, das seinen Ã-ldurst nahezu vollständig durch Importe stillen muss, hat seit der Ã-lkrise 1973 eine sehr selbständige Diplomatie im Nahen Osten entwickelt, was schon öfter zu Konflikten mit den USA geführt hat. Iran gehört für US-Präsident George W. Bush zur"Achse des Bösen".
Die USA stehen der Vereinbarung kritisch gegenüber, weil sie befürchten, dass Iran die Investitionen aus Japan zur Entwicklung von Atomwaffen nutzen könnten ."Wir sind sehr besorgt über Vereinbarungen wie diese", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington. Die japanische Regierung erklärte dagegen ausdrücklich, das Abkommen bedeute keine Billigung des iranischen Nuklearprogramms.
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