-->.....nicht versiegt!!!! Etliche Berliner Politiker, aber auch jede Menge Bundespolitiker, sowie"angesehene" Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Sport sind mit ihrem Geld in diesen Mafia-Fonds investiert. Deshalb wird es schwer, die Bank in die Insolvenz gehen zu lassen. So ist das in unserer feinen Gesellschaft. Ich hoffe immer noch darauf, dass irgendwann einem von den Gaunern das schlechte Gewissen plagt und diesen akribisch geplanten Betrugsplan offenlegt und zugibt!
>Guten Abend
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>SUEDDEUTSCHE > > Wirtschaft > 04.03.2004 17:05 Uhr
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>Berliner Bankenkrise
>"Ja, wo issân nuâ die Kohle?"
>Keiner der Verantwortlichen im Skandal um die Berliner Bankgesellschaft weiĂ was, und natĂŒrlich hat auch keiner was veranlasst â der harte Kampf der Ermittler in einem Fall, der die Stadt Berlin bis zu acht Milliarden Euro kosten könnte.
>Von Marcus Jauer > > Am Abend in einem Seminarraum der UniversitĂ€t inmitten der Stadt. An der Tafel steht eine Ă-konomin. Eine kleine Frau, die freundlich lĂ€chelt und eine einfache Frage stellt.
>Sie fragt: âWas ist eine Bank?â Dann schaut sie in die Runde. Vor ihr sitzen dreiĂig Leute an einem Hufeisentisch. Junge und alte. Studenten, Rentner, Arbeiter, KĂŒnstler. Einige haben Zeitungsausschnitte dabei, einige Stift und Papier. Es ist eng, es fehlen StĂŒhle. Zwei MĂ€nner sitzen auf dem Boden.
>âSie verleiht Geldâ, sagt einer. âUnd was noch?â, fragt die Ă-konomin. âSparbĂŒcherâ, ruft jemand. Eine Bank verleihe also Geld und nehme Geld an, sagt die Ă-konomin. âWie kann sie da pleite gehen?â
>Die Leute schauen erwartungsvoll. Sie gehören zur Initiative âBerliner Bankenskandalâ. Einige von ihnen könnten eine Antwort gebrauchen. Sie haben 37.000 Unterschriften gesammelt, dass jetzt endlich âSchluss mit dem Berliner Bankenskandalâ sein soll. Da wĂ€re es natĂŒrlich nicht schlecht, wenn man wĂŒsste, wie es ĂŒberhaupt dazu kam.
>Die Ă-konomin hat ein Haus an die Tafel gemalt, das kauft die Bank. Dann verkauft sie es an ihre Tochter und die verkauft es an einen Immobilienfonds der Bank. Jedesmal wird das Haus teurer, jedesmal macht die Bank Gewinn.
>âIst das verstanden?â, fragt die Ă-konomin. âAber das Haus ist doch nicht so viel wertâ, sagt jemand. Die Ă-konomin antwortet: âDas ist nicht der Punkt.â
>Der Punkt ist, die Bank braucht Geld. Das bekommt sie, wenn Kunden Anteile des Fonds kaufen. Damit sie das tun, garantiert die Bank, dass Miete flieĂt, sagen wir fĂŒr zwanzig Jahre. Mit dem Geld ihrer Kunden legt die Bank dann neue Fonds auf und holt noch mehr Geld rein.
>âJa, aber wo issân nuâ die Kohleâ, fragt einer. âMomentâ, sagt die Ă-konomin.
>Sollte das Haus keine Miete abwerfen, weil zum Beispiel der gesamte Immobilienmarkt zusammengebrochen ist, stört das die Bank erstmal kaum. Zur Zeit hat sie Geld und kann die Garantie bezahlen. So verschiebt sie das Risiko in die Zukunft.
>Dort hÀuft es sich an. Wenn kein ökonomisches Wunder geschieht, weil das Haus, sagen wir, ein Plattenbau in Leipzig ist, entsteht irgendwann Verlust.
>Die Ă-konomin redet zwei Stunden. Danach schwebt wenigstens eine Ahnung davon im Raum, dass hier irgendeine riesige Sauerei gelaufen sein muss.
>Monströser Schaden
>Vor zehn Jahren grĂŒndete das Land Berlin die Bankgesellschaft. Eine Hauptstadtbank, geboren aus der Euphorie der Nachwende.
>Berlin behielt die Mehrheit der Anteile. Die Bank expandierte und wurde MarktfĂŒhrer bei Immobilienfonds. Mit ihrem Geld entstanden die Fassaden des Aufschwungs. Acht Jahre spĂ€ter war sie fast pleite. Ohne die Absicherung der Fondsgarantien wĂ€re sie geschlossen worden. Berlin musste absichern.
>In dieser Woche gibt es erstmals einen Prozess zum Skandal. Es sind nur zwei Nebenfiguren, die vor dem Berliner Landgericht stehen. Man wirft ihnen Betrug in Höhe von 800.000 Euro vor.
>Wenn es schlimm kommt fĂŒr das Land, verliert es an den GeschĂ€ften der Bank tausendmal mehr. Acht Milliarden Euro. Davon könnte Berlin fast zwanzig Jahre lang seine Kultur bezahlen. Opern, Theater, Museen, Bibliotheken. Zwanzig Jahre. Oder zwanzig Jahre eben nicht.
>Der Stadt wird ein monströser Schaden entstehen. Die Frage ist nur, ob man die, die ihn verursacht haben, bestrafen kann. Das fragen sich die BĂŒrgerinitiative, der Untersuchungsausschuss des Parlaments und die Staatsanwaltschaft. Und je nachdem, wohin man geht, bekommt man verschiedene Antworten.
>Am Tor der Polizeidirektion steht ein VW Bully, Baujahr â91, die Scheiben mit dunkler Folie beklebt. Er ist das Fahrzeug der Ermittlungsgruppe Bankgesellschaft. Der Polizist darin bringt einen zu einem groĂen GebĂ€ude, in einen Aufenthaltsraum, in dem Claus-Peter Wulff wartet, Leitender Oberstaatsanwalt. Wulff sagt: âZuerst zu den Akten!â
>In einer Halle, die frĂŒher einmal eine Kleiderkammer war, stehen siebzehn riesige Eisenregale mit Tausenden von Ordnern. Davor sitzen Polizisten, StaatsanwĂ€lte und Wirtschaftsreferenten, etwa 40 Leute. Das ist Wulffs Mannschaft.
>Die Bank gehört Berlin...
>Als die StaatsanwÀlte im Herbst 2001 mit Ermittlungen gegen die Bank begannen, wurde ihnen bald klar, dass sie mit ihr zusammenarbeiten mussten.
>Inzwischen gab es einen neuen Vorstand, der war bereit, Akten herauszugeben. Es hÀtte sonst Monate gedauert, bis sie gewusst hÀtten, was sie beschlagnahmen sollen in einem Konzern mit 112 Tochterfirmen und 16.000 Mitarbeitern.
>Also fragen sie: Wie viele Akten gibt es zu so einem Fonds? Die Bank sagt: Etwa 600. Sie verspricht, sie zusammenzustellen. Plötzlich ruft sie an und sagt: Wir haben uns geirrt. Es sind zehnmal so viel.
>Auf die Art kamen die StaatsanwĂ€lte zu 5700 Aktenordnern, von denen sich der gröĂte Teil in der Kleiderkammer stapelt. Eineinhalb Jahre lang haben sie hier nur gesessen und gelesen und in eine Datenbank eingetragen.
>Hinter der Kleiderkammer gibt es einen Raum, da steht ein grauer Kasten. Ein Server, auf dem vier Millionen Dateien gespeichert sind.
>Es ist unmöglich, alles Material zu lesen, dann zu ĂŒberlegen, was der Vorwurf sein könnte, und dann nochmal zu lesen. Man muss vorher wissen, was man sucht.
>Wulff sagt: âAm einfachsten wĂ€re es, wir fĂ€nden ein Papier, in dem die Banker beschlossen haben, ihre Bank zu ruinieren.â Nur so ein Papier finden sie nicht.
>Es ist ja nicht so, dass die Banker sich das Geld eingesackt hĂ€tte. Sie brauchten es, um ĂŒber die Fonds das groĂe Rad zu drehen. Ihre Bank wurde gröĂer, sie immer wichtiger.
>Nur das Rad konnten sie nicht mehr stoppen. Aber nicht jeder GröĂenwahn ist strafbar. Geht ein GeschĂ€ft schief, kann das passieren. Geht es aber vorsĂ€tzlich schief, wĂ€re es Untreue.
>âNicht alles ist schon kriminell, nur weil der Schaden hoch istâ, sagt Wulff.
>Die meisten Beschuldigten erklĂ€ren, keiner könne etwas dafĂŒr, dass der Immobilienmarkt zusammengebrochen ist. Viele hĂ€tten geglaubt, dass Berlin mal sechs Millionen Einwohner haben wĂŒrde. Wer sage denn, dass das nicht noch passiert?
>âEs ist schwer, unternehmerische Entscheidungen mit der Elle des Strafrechts zu messenâ, sagt ein Staatsanwalt.
>Und selbst wenn er etwas findet. Untreue verjĂ€hrt nach fĂŒnf Jahren. FĂŒr vieles, was die StaatsanwĂ€lte hĂ€tten untersuchen können, war es schon zu spĂ€t, als sie anfingen. FĂŒr manches in den Akten wird es vielleicht jetzt gerade zu spĂ€t.
>Wulff verlĂ€sst die Kleiderkammer und geht in den Aufenthaltsraum zurĂŒck. Ein kleiner, energischer Mann, Anfang sechzig. Er spricht schnell und in AbkĂŒrzungen, âdamit nicht noch was verjĂ€hrtâ. Er hat schon gegen Schalk-Golodkowski ermittelt, aber das war nicht zu vergleichen.
>Das Verfahren um die Bank ist das gröĂte in der Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik. Nur wirkt es manchmal, als wĂŒssten dies nur die Beschuldigten. Sie verpflichten AnwĂ€lte, die fĂŒr einen HaftprĂŒfungstermin bis zu 50.000 Euro verlangen. Wulff hat nicht einmal ein Diensthandy. Wenigstens sind die Laptops vor einiger Zeit gekommen.
>124 Verfahren wurden eingeleitet, 78 sind erledigt, sieben Anklagen geschrieben. Die gröĂten Prozesse werden wohl dieses Jahr beginnen. âAber auch wenn wir alles geleistet haben, was möglich istâ, sagt ein Staatsanwalt am Ende, âdie BĂŒrger werden unzufrieden sein.â Mit dem Satz steigt man wieder in den Bully.
>Als Anfang 2001 erste Verluste bei der Bank auftauchten, sprang das Land Berlin mit vier Milliarden Mark ein. Ein Untersuchungsausschuss wurde eingesetzt. Danach zerbrach die GroĂe Koalition, es gab Neuwahlen. Der Untersuchungsausschuss aber arbeitet noch immer.
>...aber das Parlament darf nicht hineinschauen
>Ein Freitagmorgen im Abgeordnetenhaus. Im Raum 113 sucht ein Mann, der frĂŒher in der Kreditabteilung einer Tochter der Bank gearbeitet hat. Es geht darum, ob er wusste, dass die Immobilien weniger wert waren als die Kredite. âDas ist mir nicht bekanntâ, sagt er.
>Es befragt ihn eine Frau aus der Fraktion der BĂŒndnisgrĂŒnen. Sie hat Akten vor sich liegen und einen Teller mit Möhren. âAber Sie waren doch verantwortlichâ, sagt sie. âJa, sorryâ, sagt er, âwenn ichâs nicht weiĂ, kann ich es nicht verhindern.â Die Frau blĂ€ttert in den Akten. âUnd wer hat es dann veranlasst?â, fragt sie. âDas weiĂ ich nichtâ, sagt er.
>Da fragt Barbara Oesterheld den jungen Mann noch, ob er denn Alzheimer hat. Aber darauf antwortet er auch nicht.
>SpĂ€ter sitzt sie in ihrem BĂŒro, das wie mit Aktenordnern tapeziert ist. Eine kleine Frau mit rauer Stimme, die mit den Begriffen Kreditwesengesetz, Andienungsrecht, NieĂbrauch, Objektgesellschaft und FreistellungserklĂ€rung jongliert.
>Seit drei Jahren untersucht sie die Bank. Sie ist baupolitische Sprecherin. Wenn sie sich frĂŒher mit Immobilien beschĂ€ftigt hat, dann weil es um eine Hausbesetzung ging oder um sozialvertrĂ€gliches Umsiedeln von Plattenbaumietern. Aber nicht um Milliardenkredite.
>Als der Ausschuss die VorstÀnde und AufsichtsrÀte der Bank vorlud, mussten sich seine Mitglieder anhören, sie hÀtten ja keine Ahnung von Wirtschaft
>Also ging Barbara Oesterheld auf Immobilienkongresse, um sich schlau zu machen.
>Hinweisen statt beweisen
>Sie war verblĂŒfft, was alles rechtlich zulĂ€ssig ist. AuĂerdem hatte sie den Eindruck, dass dort alle wussten, was los war mit der Bank. Nur sie nicht.
>Tagelang las sie im Bunker des Abgeordnetenhauses in den vertraulichen Unterlagen der Bank. Tagelang blÀtterte sie in der Kleiderkammer in den Aktenordnern der Staatsanwaltschaft.
>Doch der Ausschuss bekommt nicht alle Akten der Justiz. Wenn er etwas kopieren möchte, muss er es kennzeichnen. Dann prĂŒft es eine Kanzlei der Bank, ob es nicht zu vertraulich ist. Wenn ja, wird nicht kopiert. Dann muss der Ausschuss begrĂŒnden, warum er das Papier trotzdem braucht. So geht es hin und her.
>âEs Ă€rgert michâ, sagt Barbara Oesterheld, âdie Bank gehört Berlin.â Aber das Parlament darf nicht hineingucken. Sie weiĂ inzwischen trotzdem genug, um die VorstĂ€nde noch einmal vorzuladen.
>Vielleicht sagen sie wieder nichts. Vielleicht fehlt wieder eine Akte, die man ihnen hĂ€tte vorhalten können. Aber sie werden kommen mĂŒssen. Und dann kommt die Presse und schreibt darĂŒber.
>âWas diese Leute der Gesellschaft angetan haben, dieses Verhaltenâ, sagt Barbara Oesterheld, âdas muss geĂ€chtet werden. Es kann nicht sein, dass sie Milliarden verlieren und davonkommen.â
>Ende des Jahres will der Ausschuss die Arbeit beenden. Der Bericht ist schon jetzt 300 Seiten lang. Wer ihn liest, wird sehen, dass so ein Ausschuss gegenĂŒber der Justiz im Vorteil ist.
>NatĂŒrlich holt auch er das Geld nicht zurĂŒck. Aber er kann Versagen benennen, auch wenn es nicht kriminell ist oder schon verjĂ€hrt. Er muss nicht beweisen, er kann hinweisen. Was er nicht kann, ist verurteilen.
>Es ist spĂ€t geworden im Seminarraum an der UniversitĂ€t. âIst das verstanden?â fragt die Ă-konomin. Jemand sagt: âNö.â
>"Ă-konomisch-politisch-juristisch-administrative Komplizenschaft"
>An einem der abgewetzten Tische sitzt Peter Grottian, er sieht mĂŒde aus. Er ist Anfang sechzig, ein schwerer Mann in einer Strickjacke, die Brille am BĂ€ndchen. Seit vier Stunden reden sie jetzt nun.
>Grottian ist Professor fĂŒr Politik, er ist einer der wenigen, die verstehen, worin der Skandal besteht. Aber er will, dass es alle verstehen, egal wie lange es dauert. Sie sind die Initiative gegen den Bankenskandal. Sie sind seine Mannschaft.
>Die Initiative grĂŒndete sich im Sommer 2002, einige Zeit, nachdem sich Berlin dazu entschlossen hatte, fĂŒr die Verluste aus dem ImmobiliengeschĂ€ft seiner Bank einzustehen.
>Eine ihrer ersten Aktionen war ein Spaziergang durch Grunewald, zu den Villen der BankvorstÀnde. Fast 1000 Menschen standen damals vor dem Haus von Klaus Landowsky.
>Vor Monaten starteten sie ein Volksbegehren fĂŒr die Insolvenz der Bank, weil sie glauben, dass das fĂŒr Berlin billiger wird, als fĂŒr Verluste zu haften. Aber der Senat wies die 37.000 Unterschriften ab, weil sich das Begehren auf den Haushalt auswirke, und das dĂŒrfe es nicht. Also ziehen sie jetzt vor das Verfassungsgericht.
>âMan muss was vom Zaun brechenâ, sagt Grottian, âwir haben keinen Apparat, wir mĂŒssen auch mal provozieren.â
>Grottian hat da Erfahrung. 1984 hat er an der Freien UniversitÀt, an der er lehrt, versucht, einen Beamtenstreik gegen den Nato-Doppelbeschluss vom Zaun zu brechen.
>Letztes Jahr hat er Studenten zum Schwarzfahren aufgefordert, damit das Sozialticket wieder eingefĂŒhrt wird. Das ist so sein Spektrum. Seine Stelle an der UniversitĂ€t hat er geteilt, so bleibt ihm jedes zweite Jahr Zeit fĂŒr Aktionen.
>âMan kann das fĂŒr naiv haltenâ, sagt Grottian, âaber ich habe nicht die Sozialwissenschaftler-Pose, alles vorher zu wissen. Man kann ja erfolgreich scheitern.â
>Vor einem Monat haben sie versucht, eine Anzeige in Berliner Tageszeitungen unterzubringen. Darauf standen die Namen einiger Banker und deren Pensionen. Summen bis zu 19.000 Euro im Monat. Banker, die von ihrer eigenen Bank auf Schadensersatz verklagt worden waren. Trotzdem haben sich die Zeitungen nicht getraut, die Anzeige zu drucken.
>âIch glaube nicht an Verschwörungâ, sagt Grottian, âaber es gibt bei dem Skandal eine ökonomisch-politisch-juristisch-administrative Komplizenschaft.â
>Am Ende beschlieĂt die Initiative, was sie zu dem Prozess vor dem Landgericht vom Zaun brechen will. Sie verabreden Transparente, FlugblĂ€tter und eine Speakers Corner. Sie rechnen mit 300 Leuten. Als der Prozess beginnt, sind 25 da. > > >
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