-->Supervulkane
Rubrik: Geologie
[Beitrag vom 14. Mai 2000]
Der Yellowstone Nationalpark im Bundesstaat Wyoming/USA ist schon seit vielen Jahrzehnten durch seine eindrucksvollen Geysire als vulkanisch aktives Gebiet bekannt. Anfang der 80-iger Jahre untersuchen Geologen des U.S. Geological Survey die geologische Struktur des Parks und stellten fest, daß große Teile des Gesteins vulkanischen Ursprung haben. In den folgenden Jahren bemühte man sich vergebens, die Quelle respektive den Vulkankrater im Park auszumachen. Erst der Zufall half den Geologen: Ende der 80-iger Jahre testete die NASA eine neuartige Infrarot-Kamera für künftige Mondmissionen über dem Yellowstone Park. Nach der Auswertung der Daten konnte das gesamte Ausmaß der vulkanischen Struktur begutachtet werden.
Fast der gesamte Yellowstone Park stellt einen einzigen, riesigen Vulkankrater dar. Die Caldera, eine kraterförmige Landschaftsmulde, mit rund 80 km Durchmesser, welche nach gewaltigen vulkanischen Eruptionen vor rund 1,2 Mio. und 630.000 Jahren entstand, ist nicht mit einem herkömmlichen Vulkan zu vergleichen. Bei dieser Größe spricht man von so genannten Supervulkanen.
Der entscheidende Unterschied zu herkömmlichen Vulkanen ist die bei einem Ausbruch freigesetzte Energie. Diese ist wesentlich größer als bei einem normalen Vulkanausbruch und kann der eines Asteroideneinschlages gleichkommen. Bei solch einem Ereignis werden riesige Mengen an Gestein, Asche, Staub und Schwefelgasen in die obere Atmosphäre geblasen, wo sie die Sonneneinstrahlung blockieren und einen dramatischen Rückgang der Temperaturen auf der Erdoberfläche - vergleichbar einem nuklearen Winter - bewirken. Diese Situation würde vier bis fünf Jahre anhalten und nahezu alle Ã-kosysteme zusammenbrechen lassen. Genetiker haben entdeckt, daß eine ähnliche Katastrophe die Weltbevölkerung vor rund 70.000 Jahren auf ein paar tausend Menschen dezimiert hat. Die Menschheit schrammte damals knapp am Aussterben vorbei. So eine Katastrophe kann jederzeit wieder passieren.
Ein weiterer Unterschied findet sich in der Funktionsweise des Vulkans: Typischerweise formen Supervulkane große Depressionen, Kollapskrater, so genannte Calderen. Gerade wegen ihrer Größe sind diese nicht immer leicht festzustellen. So misst die Yellowstone-Caldera etwa 70 mal 30 km. Acht km unter der Erdoberfläche befindet sich eine gewaltige Magmenkammer. Steigt der Druck in dieser Kammer, so bläht sich die Erdoberfläche gleichsam auf. Wenn die Magmenkammer nach dem Ausbruch in sich zusammenfällt und die angrenzenden Ränder nachfallen, dann entsteht einen größerer Krater, als durch den Ausbruch selbst verursacht.
Auf der Erde befinden sich lediglich eine Handvoll dieser gigantischen Supervulkane. Zu diesen zählt beispielsweise der Toba auf Sumatra/Indonesien. Dieser Supervulkan sorgte mit seinem Ausbruch vor 74.000 Jahren dafür, daß die Temperaturen weltweit um drei bis fünf Grad hat abfielen, in mittleren und höheren Breiten während der Wachstumsphasen wohl sogar um 10 Grad. Eine andere Caldera befindet sich in Italien, in den so genannten Plegräischen Feldern, nördlich Neapel.
Der Vulkan unter dem Yellowstone Nationalpark hat eine hat einen Eruptionszyklus von 600.000 Jahren. Der letzte Ausbruch fand jedoch vor 640.000 Jahren statt, so daß der nächste Ausbruch längst überfällig ist. Und der schlafende Gigant gibt Lebenszeichen von sich: Vulkanologen aus aller Welt beobachteten, dass sich der Boden in Yellowstone in den letzten Jahren um zehn Zentimeter gehoben hat. Möglicherweise handelt es sich nur um Verlagerungen des unterirdischen Magmas.
Die Touristen, die jedes Jahr zu Mio. in den Yellowstone Nationalpark strömen, wissen nicht, daß sie auf einer tickenden Zeitbombe wandeln. Die verheerenden Auswirkungen eines Ausbruchs lassen sich aufgrund fehlenden Vergleichsmöglichkeiten nur sehr wage abschätzen.
Mittels ausgeklügelter Beobachtungs- und Vermessungsmethoden (Satelliten-Radar-Interferometrie) versuchen beispielsweise die Wissenschaftler der University of Utah und des U.S. Geological Survey in Menlo Park/Kalifornien in Langzeitbeobachtungen die Anzeichen von unwahrscheinlichen aber doch möglichen Eruptionen rechtzeitig zu erkennen.
Eine kleine Auswahl weiterer Aufnahmen aus dem Yellowstone National Park:
<ul> ~ hier der Link mit den schönen Bildern und mehr Info</ul>
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