Tages-Anzeiger Zürich vom Samstag, 16.11.2000 / Von Claude Bühler, New York
Die Sendung schlug in den USA alle Rekorde und läutete die Renaissance der Gameshows ein. Nun wird sie abgesetzt. Der Grund: das zu hohe Alter des Publikums.
«Who wants to be a Millionaire?» auf dem Fernsehsender ABC war bis vor kurzem die meistgesehene Fernsehshow der USA. Im August 1999 begann die Show unter der Leitung des 63-jährigen Regis Philbin ihren Siegeszug. In den ersten sechs Monaten verfolgten durchschnittlich mehr als 24 Millionen Zuschauer dreimal in der Woche das Frage-Antwort-Spiel. Mit dieser Sendung avancierte ABC zur Nummer eins unter den amerikanischen Fernsehesendern. Die andern Sender zogen bald einmal nach und das traditionelle Ratespiel erlebte eine neue Blüte, nachdem dieses Format während Jahren aus der Primetime verbannt gewesen war.
Der Kitzel an der Sache war nicht zuletzt das hohe Preisgeld. Doch dies allein scheint keine Erfolgsgarantie mehr zu sein. Obgleich bis heute immerhin sieben Kandidaten einen Gewinn von einer Million Dollar einstreichen konnten, liess sich der langsame Untergang der einstündigen Show nicht aufhalten.
Marktforschung setzt Grenzen
Seit rund einem halben Jahr haben Marktforschungen der Werbewirtschaft ergeben, dass immer mehr ältere Zuschauer die Millionärsshow anzappen. Im ersten Halbjahr 2000 waren die Zuschauer im Alter zwischen 30 und 45 Jahren in der Mehrzahl. Seit Juli 2000 hat sich das Alter kontinuierlich nach oben verschoben. Die 50- bis 75-jährigen Fernsehzuschauer sind nun in der Überzahl. Die Jugendlichen zwischen 18 und 28, die am Anfang auch stark vertreten waren, sind total weggefallen. Und letzte Woche schliesslich sank die durchschnittliche Zuschauerzahl auf unter 8 Millionen.
Die Showleitung und der amerikanische Fernsehsender ABC haben sich nun entschlossen, auf Ende Jahr die Show aus der Primetime des Senders zu kippen. Ob sie in den regionalen ABC-Sendern zum Einsatz kommt, wird zur Zeit abgeklärt.
Wie Stacey Lynn Koerner von der Marktforschungsfirma TN Media N.Y. NBC-TV erklärte, scheint auch die Muttergesellschaft von ABC-TV, Walt Disney, hinter diesem Entscheid zu stehen: «Walt Disney kann sich einfach kein 'Altersheim-Image' leisten.»
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