--> Aktienmärkte: Nur Unterbrechung bei Börsen-Rallye
mein Gottfried Heller in der Die Welt
Die Börsen seien ins Stolpern geraten, die Gewinne seit Jahresanfang weggeschmolzen wie der Schnee in der Märzsonne, mein Gottfried Heller. Von den größeren Börsen würden mit Ausnahme Japans die meisten wieder etwa bei Null anfangen in diesem Jahr. Die Terroranschläge in Spanien, im Nahen Osten und im Irak hätten Anleger und Märkte verunsichert. Schon würden sich die Zweifel mehren, ob die Angst vor dem Terror sich negativ auf den Konsum und die Investitionen auswirke. Es gäbe auch bereits Indizien einer wirtschaftlichen Verlangsamung. Der Frühindikator der OECD und der Ifo-Index zeigten nach unten.
Auch in den USA sei das Bild nicht ganz ungetrübt. Obwohl das Wachstum robust und mindestens doppelt so hoch sei, wie in Europa, ginge es mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze nur sehr zögerlich voran.
Sei also die Börsenschwäche ein Vorbote einer wirtschaftlichen Flaute oder sei sie nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach oben?
Man müsse wohl Jahrzehnte zurückgehen, um ähnlich günstige wirtschaftliche Bedingungen in den USA zu finden, wie heute, meint der Ex-Geschäftspartner von Kostolany.
Um einige zu nennen: Es gäbe extrem niedrige Zinsen, großzügigste Steuererleichterungen, stark steigende Unternehmensgewinne und ein deutlich billigerer US-Dollar, wodurch die Importe gedrosselt und Exporte gesteigert würden. Die Folge würde sein, dass sich im Laufe des Jahres das Leistungsbilanzdefizit verringern würde.
Auch aus Japan kämen, erstmals seit langem, hoffnungsvolle Nachrichten. Der Tankan-Bericht der Notenbank, ein Index für die Wirtschaftstimmung, sei im März auf den höchsten Stand seit Juni 1997 gestiegen. Selbst in Deutschland gäbe es Hoffnungsschimmer. In ihrem Monatsbericht stellte die Bundesbank fest, dass sich die langfristigen Perspektiven der Staatsfinanzen in den vergangenen zwölf Monaten"in bemerkenswertem Umfang" verbessert hätten. Die volle Wirkung der Reformen würde sich erst noch zeigen.
Er, Heller, käme (in seinem Report in der Die Welt) zu dem Ergebnis, dass der synchrone, weltweite Konjunkturaufschwung nicht gefährdet sei. Natürlich seien auch einige Gefahrenmomente nicht zu übersehen. Dazu zähle der enorme Anstieg der Rohstoffpreise. So sei der Rohstoffpreisindex seit Anfang 2002 um etwa 50 Prozent gestiegen, Kupfer sogar über 100 Prozent - in US-Dollar gerechnet.
Rechne man allerdings in Euro, so liefe das ganze auf ein Nullsummenspiel hinaus. Diese Tatsache sei besonders erfreulich beim Ã-lpreis, der sich in Dollar gerechnet seit Anfang 2002 um 60 Prozent verteuert habe, in Euro gerechnet aber nur um zehn Prozent. Das sei die positive Kehrseite des gestiegenen Eurokurses.
Die Ursache für die kurzfristige Börsenschwäche läge nach Ansicht von Börsenfachmann Gottfried Heller eher im technischen als im fundamentalen Bereich. Wegen des Irak-Konflikts wäre nämlich die Baisse um etwa fünf Monate verlängert und erst Mitte März 2003 geendet. Dadurch wäre auch das übliche saisonale Verlaufsmuster um den gleichen Zeitraum verschoben mit der Folge, dass man danach einen fast ungebrochenen, völlig untypischen, einjährigen Aufschwung erlebt hätte. Dadurch hätte sich die jetzige Korrektur in eine Zeit verschoben, in der normalerweise an der Börse eitel Sonnenschein herrschte. Die Folge davon könne sein, dass nun einige freundliche Monate anstünden, und dass vielleicht das"Sell in May and go away" - wie schon im letztes Jahr - auch diesmal nicht zuträfe.
|