-->Hallo Andrè,
bei der Beschäftigung mit Religionen im allgemeinen sieht man schnell den Sinn der ganzen Veranstaltung: Abgaben! Hier ein kurzer Auszug aus meiner Arbeit zu den Isländern:
So schreibt Ernst Probst in seinem Buch „Deutschland in der Steinzeit“ (ein MUSS für jeden Geschichtsinteressierten) über die Zeit von vor 35.000 Jahren:
„Vielleicht erhielt aber auch die Funktion des Schamanen, der für das Gelingen der Jagt und das Wohlergehen der Stammesangehörigen zuständig war, schon in der jüngeren Altsteinzeit so großen Gewicht, daß dieser von anderen Tätigkeiten freigestellt und von seiner Gruppe ernährt wurde.“
Der Schamane war also der erste Mensch, der für eine religiöse Dienstleistung ein arbeitsloses Einkommen erhielt. Viel komplizierter wird die Sache dann bei den Tempelpriestern und Priester-Königen. In „Was ist Antisemitismus“ gibt Gunnar Heinsohn viele Hinweise auf religiös motivierte Steuern:
„..., die ganze erste Stufe der Hochkultur mit Priestern, die das Opfer durchführten, sowie Tempeln, denen die Menschen Abgaben leisten und so erstmals eine gesellschaftliche Hierarchie auf Dauer stellen.“
„Indem der heroische Priester fürs heilige Töten die Schuld übernimmt - wirklicher Heiland wird - gerät die so von unerträglichen Spannungen befreite - also wirklich erlöste - Gemeinschaft in seine Schuld. Diese abtragend, d.h. Abgaben und Geschenke zum Opferplatz tragend, begründen die Gemeinden das frühe - noch palastfreie, also auf den jetzt erbauten Tempeln beschränkte - Priestertum, das weitgehend ohne innergesellschaftliche Gewalt auszukommen scheint.“
„Die noch königlose Priesterdominanz lebt von einer hohen Legitimation, in der allerdings Abstufungen auftreten. Der für die Gemeinschaft heilig tötende und dafür psychisch und körperlich büßende Priester verfügt über eine unstrittigere Anerkennung als der für die Vor-bereitung und Durchführung der Opferrituale und ihrer Lokalitäten entstehende Apparat, der miternährt wird, ohne den Preis des Schuld auf sich ladenden Priesters auf gleiche Weise zahlen zu müssen. Die Spitzenkader der Tempelverwaltung (... ) gehören deshalb zu den ersten Anwärtern für die Aufrichtung einer monarchischen Diktatur. Dasselbe gilt für die Offiziere der Tempelwachen, die nicht mehr wie in der Steinzeit allein für die jeweilige Not-lage als militärische Häuptlinge gewählt und dann wieder gewöhnliche Stammesgenossen werden, sondern für die - fremde Begehrlichkeiten weckende - neue Dauerinstanz Tempel ebenfalls permanent im Amt bleiben. Solange jedoch die Legitimation des Priesters uner-schütterlich ist, können auch Verwaltung und Militär ohne besondere Nachhilfen auf Mitversorgung rechnen.“
„Die Abgaben für die Kultabwicklung werden teilweise oder ganz verweigert. Mit dem Sturz oder der Schwächung dieser Priester geraten auch die von ihrer Legitimation abhängigen Tempelverwaltungen und Wachmannschaften ins Wanken. Konkurrierende Kulte und neue Priesterschaften drohen die Gemeinschaften der frühen Hochkultur zu entzweien. In dieser Situation entschließen sich die in der Verwaltung und Beschützung einer Abgabenwirtschaft versierten, aber kultisch nicht sonderlich engagierten Kader zum Putsch, bei dem kaltblütige Priester selbstredend nicht ausgeschlossen sein müssen. Aus ihren Reihen erwachsen die ersten Könige, die über allen Tempeln stehen und nicht mehr durch einen einzigen und beson-deren ihre Legitimation erhalten.“
„Das spätere Priester-Königtum - die monarchische erste Feudalgesellschaft der Geschichte - fügt den Schreckensbewältigungsopfern Ausbeutung hinzu,... Die nun konkurriernden und mit den Königen teilenden Tempel... erhalten die bäuerlichen Abgaben nicht ohne legiti-mierende Gegenleistung: Heilung bzw. Erlösung durch Abfuhr panischer Wut in opferlicher Aggression, durch ritualisierten Kampf gegen die Darsteller der angstmachenden Natur-gewalten. Die Schuld für das rituelle Töten von Menschen und Tieren übernehmen die Priester, denen sie keiner mehr abnehmen kann. Selbstgeißelungen und asketische Verzichts-bußen bis hin zur Selbstkastration werden deshalb priesterliche Selbstentschuldungstechniken fürs heilig-therapeutische Schlachten.“
„Die Bedrängung durch Abgaben wird gewiß verspürt, aber daß eine Gegenleistung gänzlich fehle, wird keineswegs behauptet.“
„Zwar beginnen auch in Assyrien und Babylon geldwirtschaftliche Blütezeiten, aber die Ent-machtung des Priesterkönigtums geht viel weniger weit, und die Leibeigenschaft ver-schwindet keineswegs. Priesterliche Ausbeutungsinteressen treten nun in den Vordergrund. Die schlichte Ausnutzung der Gemeinden kann nicht ausbleiben. Das vormals legitime Ange-bot, nach entsetzlichen Katastrophen wieder seelische Ruhe zu finden, wird in die Androhung künftiger Katastrophen gewendet, die denjenigen treffen sollen, der dem priesterlichen Herrn nichts liefert. (Im Extrem der präkolumbischen mittelamerikanischen Kulturen wird aus dem Menschenopfer für die Verängstigten nicht selten schlicht eine Todesstrafe für die zu Mutigen.) Mit Gewalt werden die Menschen beim Ritual gehalten, und unter solchen Gewalt-habern wird die Konkurrenz um fromme Abgaben entschieden heftig ausgetragen.“
Zweifellos haben die Priester vom Volk Abgaben (oder Tempelsteuern) verlangt. Man kann nirgends erkennen, daß dies bei den heidnischen Priestern der Vikinger anders gewesen sein soll.
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Beste Grüße und Frohe Ostern, <font color=#008000>Zandow</font>
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