-->Hi,
>"Das Blut der Versöhnung"
>Zu den Grundlagen der abendländischen Kultur gehört eine brutale Geschichte von Verrat, Folter und Mord. Der Fall Jesus Christus, neu verfilmt von Mel Gibson, fesselt die Menschen noch immer: Scharlatan, Heiland, Produkt der Phantasie? Wer eigentlich hat Jesus umgebracht?
>siehe: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,294549,00.html
ist jedenfalls meine wahrscheinlichste Antwort - überbieten kann ich die Frage nicht.
Die Kreuzigung Jesu muß man im Zusammenhang mit seinem Auftritt im Tempelbezirk sehen, als er - so übereinstimmend von Matthäus, Markus und Lukas überliefert - dort die Geldwechsler und Händler hinaustrieb bzw. deren Tische umstieß und damit die Autorität des Tempels, des Hohen Rates, in Frage stellte.
Siehe hierzu auch Dottores Anmerkungen in seinem „Aufwärts ohne Ende“, Seiten 116 - 119, wonach Jesus mit seiner Aktion den Tempelpriestern das Geschäft vermasselt hatte. Dieses bestand
1) im „Geldwechseln“ zwecks korrekter Entrichtung der Tempelsteuer, im Klartext: im - natürlich gebührenpflichtigen - Umtausch von „Nicht-GZ“ in „GZ“ (was offenbar römische Münzen waren, zumal der Tempel auch ein Schatzhaus voller Münzen aus der Tempelsteuer war, die zu einem großen Teil aus der Diaspora, wo diese Steuer mit Zustimmung der Römer ebenfalls erhoben wurde, stammten)
2) im Verkauf von Opfertieren - diese hatten bekanntlich fehlerfrei zu sein und wurden wohl deshalb, vermutlich monopolmäßig, im Tempelbezirk gehandelt.
3) Und wer sich das eine oder andere nicht (mehr) leisten konnte, kam damals nicht steuerfrei davon, sondern mußte sich’s eben leihen - und dieses Geschäft wickelten vermutlich auch die „Wechsler“ ab.
Wie brisant vor allem Punkt 3 war, kann man daran ersehen, daß die Krise auch durch die Thesaurierung von Steuerzahlungsmitteln im Tempel angeheizt wurde - das Wieder-in-Umlauf-bringen durch Verleih löste das Problem letztendlich nicht, sondern verschärfte es, weil das Geld ja wieder zurückzuzahlen war, und das mit Zinsen.
Daß Jesus kein Freund von Thesaurierungen war, ist bekannt: „...und nichts kommt aus ihm [dem Schatzhaus] heraus!“ Und: „So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.“ (Lk 12,21)
Und was sagte Jesus, als ihn eine römische Münze (mit den Bild des Kaisers) gezeigt wurde?
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ (Mt. 22,15-22, Mk. 12,13-17, Lk. 20,20-26
Sollte auch heißen: Das Geld des Kaisers (= Steuerzahlungsmittel) hat im Tempel (allein ein Haus Gottes) nichts zu suchen!
Mit solchen Forderungen biß er beim Hohen Rat natürlich auf Granit. Und machte sich damit auch bei der römischen Über-Macht, sofern sie ihn denn überhaupt beachtete, auch nicht beliebt.
Der Hohe Rat befand sich allerdings, nachdem das „Unerhörte“ geschehen war, in einer mißlichen Lage:
Man erinnere sich in diesem Zusammenhang an die rätselhaften Worte des Hohenpriesters Kaiaphas: Es ist besser, ein Mensch stürbe, denn das ganze Volk / daß ein Mensch für das Volk stirbt (Joh. 18,14).
Im Klartext: Hätte der Hohe Rat Jesus nicht „ausgeliefert“ (sprich: dem Präfekten Pilatus aufs Auge gedrückt) oder ihn gar in einer dann zwangsläufigen Auseinandersetzung mit den Römer unterstützt, wäre es bereits zu jener Zeit, und nicht erst 35 bzw. 100 Jahre später, vermutlich zum großen Aufstand gegen die römische Herrschaft gekommen, mit allen absehbaren Konsequenzen - u. a. der, daß die Römer sich des Tempelschatzes bemächtigt hätten, was vermutlich die größte Sorge des Hohen Rates war.
Und die beständigste: ihr Tempel als eine immer größer werdende „Schatzinsel“ inmitten eines immer höhere Wellen schlagenden Meeres der Depression (siehe den römische Banken-Crash von anno 33, kurz nach der Kreuzigung des „Aufmischers“); das mußte irgendwann zum „Dissens“ mit den Römern führen, so romfreundlich man sich auch geben mochte (tatsächlich holten die Römer anno 66/70, nach jüdischen Übergriffen auf römische Soldaten in Jerusalem, zum großen Schlag aus: der Tempelschatz wurde endlich abgeräumt).
Also „mußte“ der Hohe Rat die Komödien-Nummer abziehen: Jesus zum Möchtegern-Messias stempeln (Gotteslästerung), das Volk (zum Passahfest zahlreich erschienen) aufwiegeln und den"Fall", weil"auch eine Gefahr für die römische Macht", an den Präfekten abschieben - an der wegen der für Gotteslästerung zu verhängenden Todesstrafe lag’s bestimmt nicht, denn die Hinrichtung durch Steinigung war auch unter den Römern erlaubt.
Und der Rest - siehe Gibsons Film.
Nichtjuden sind dazu da, Juden zu dienen...?
Gelegentlich, siehe Pontius Pilatus.
Gruß + gute Nacht
bernor
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