-->>Irgendwie hast Du Recht. Tut zwar weh, was Du schreibst, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, und im Grunde denke ich genau so. Ich bin im Bereich der Wissenschaften tätig.
War ich auch mal, hab gekuendigt, weil ichs nicht mehr ertragen konnte...
>Das gleiche Bild. Was in der Privatwirtschaft ein Patent ist, ist für den Wissenschaftler die Publikation. Und da werden die Bibliotheken gnadenlos zugeklatscht."Publish or perish", so läuft das halt.
Das Schlimmste, bei den Veroeffentlichungen zaehlt nur noch die Seitenzahl und die Bebilderung, lesen kann das niemand mehr. Es gibt ueber den Daumen gepeilt nix langweiligeres und uninteressanteres als den Text einer wissenschaftlichen Publikation. Ich habe selbst mit grossem Bemuehen nie mehr als 3 Seiten hintereinander lesen koennen... und was mich am meisten angestunken hat, wenn ich als"Jungwissenschaftler" selber was schrieb, hat mein Chef das Ganze sich nocheinmal vorgenommen und die Seitenzahl etwa vervierfacht (mit copy-paste hat er Standartsaetze aus seinen sonstigen Publikation eingemischt) und das Ergebnis bezueglich der Lesbarkeit war dasselbe wie eben beschrieben. Natuerlich war er dann auf dem Titel auch der Hauptautor.
>Ob das noch kreativ ist, das interessiert kaum noch jemanden, interessiert niemanden. Nur die Liste muß lang sein, und der"impact factor" muß stimmen. Tja,"impact" auf was? Sinnfragen, Inhalte, Kreativität, der Mensch selbst, das steht alles hinten an. Wie soll man auch"Mensch" messen? In welchen Einheiten? Aber es muß ja unbedingt gemessen werden, andere Merkmale kennt diese Zeit nicht. Irgendwie muß es eben Wettbewerb geben, Vergleichmöglichkeiten usw. Es muß ein Kriterium geben, ob jemand"gut" ist, oder nicht. Und dann kommt das eben so.
Ueber soetwas hatte ich dann schon gar nicht mehr nachgedacht, wollte nur noch weg, um nicht selbst zu einem dieser Wissenschaftszombies zu werden. Wegen mir koennten die ganzen Institute alle zugemacht werden. Das ganze Geblubber von Wissenschaft/Fortschritt usw. ist doch zu 99% alles heisse Luft.
>Im Grunde bewegen wir uns auf diese Weise in einem Zustand der"babylonischen Verwirrung". Ich kann darin keinen Fortschritt sehen. Jedenfalls keinen menschlichen.
Ein Teil meiner Kollegen von damals (die ehrlicheren, juengeren) hatte nach meiner Kuendigung offen zugegeben, dass sie am liebsten auch kuendigen wuerden, aber das es fuer sie halt schwieriger waere, wegen der Kinder und dem abzuzahlenden Haus. Und die aelteren haben sowieso eigentlich nur noch auf die Rente gewartet. Und sowas passiert im neben dem Fraunhofer"fuehrenden" deutschen Forschungsinstitut fuer Informationstechnologie GMD (mittlerweile mit Fraunhofer fussioniert).
>Grüße,
>Michael
|