-->und dazu noch die deutsche Ausgabe von heute:
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 27. April 2004
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* Die Nadel in der US-Immobilien-Blase
* US-Konjunkturdaten
* Vossloh: Unsichere Umsatzprognose
* Sony mit Gewinneinbruch
* Eines Tages wird irgendetwas passieren (Teil 2)
* Es ist eine Party?
* Grashüpfer in Nebraska
* Das neue Paradigma der FED
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Dienstag, 27. April 2004
Die Nadel in der US-Immobilien-Blase
von Jochen Steffens
Generell führte der Anstieg von 8,9 % bei den US- Neubauverkäufen
gestern deswegen zu Kursverlusten, weil damit in der Phantasie der
Anleger die Zinserhöhungsängste wieder erneut geschürt wurden,
jedenfalls ist das die offizielle Version. Etwas seltsam ist, dass der
Februarwert von schon beachtlichen 5,8 % auf minus 1,1 % revidiert
wurde. Für mich sieht das ein wenig so aus, als wäre hier hin und her
geschoben worden. So hat man nun zweimal einen sehr deutlichen Anstieg
bei den vorläufigen Zahlen erzielt - zweimal gute Werte
veröffentlichen können.
Rechnet man die runterrevidierten 40.000 des letzten Monats auf die
für diesen Monat prognostizierten 1.168.000 dazu, ergibt sich ein Wert
von 1.208.000, der nahe an dem vorläufigen Wert von 1.228.000
heranreicht. Würde man diese 40.000 Einheiten zurückrechnen, verbliebe
ein Anstieg von etwas über 1 %. Traue keiner Statistik, die du nicht
selber manipuliert hast. Ich weiß natürlich nicht, wie die Statistiker
auf diese Werte gekommen sind, aber es bleibt seltsam.
Ebenfalls spannend ist, dass der Medianpreis von 210.000 Dollar auf
201.400 Dollar zurückgegangen ist. Werden hier Häuser billiger
verkauft? Die Hypothekenanträge gehen zumindest zurück. Haben die
Häuserverkäufer vielleicht schon Angst, ihre Objekte nicht mehr
loszukriegen? Alles reine Theorie, noch. Denn noch sind die Zahlen bei
weitem nicht aussagekräftig genug und liegen in der"normalen"
Schwankungsbreite. Aber steigenden Leitzinsen in den USA könnten in
letzter Konsequenz die Nadel in der US-Immobilien-Blase sein, die
diese zum Platzen bringt.
Überall liest man von steigenden Zinsen und den Folgen, von Inflation
und den Folgen. Dabei hat der Dollar seit seinem Tief wieder deutlich
zulegen können. Eins hat somit zumindest funktioniert: Die"verbale
Zinserhöhung". Hier wird mal angedeutet, da ein wenig Informationen
gestreut und hier ein bisschen Unwissenheit vorgeführt. Der Magier der
Finanzmärkte zaubert sich seine Welt, wie sie ihm gefällt. Ich bin
wirklich gespannt, ob die Zinsen so bald angehoben werden, wie die
meisten Analysten mittlerweile erwarten. Es geht ja auch so.
Aber lassen wir das Thema etwas ruhen und wenden uns lieber der
eigenen Haustüre zu. Schwächlich, zumindest im Vergleich mit den Amis,
könnte man das Wirtschaftswachstum in Deutschland bezeichnen. Die
sechs führenden Wirtschaftsinstitute haben ihre Prognosen um 0,2
Prozentpunkte auf 1,5 % gesenkt. Kein Wunder, schließlich riskiert die
EZB auch nicht so eine ruinöse Zinspolitik, wie die Fed und unsere
Regierung erlaubt sich nicht eine ganz so ausufernde
Verschuldungspolitik, wie die Bush-Regierung.
Erfreuliches ist vom Arbeitsmarkt zu hören; offenbar soll die
Arbeitslosigkeit in diesem Jahr sinken, um magere 44.000 auf 4,33 Mio.
Doch zumindest scheint der Anstieg gestoppt zu sein, wenn sicherlich
auch die zum Teil rüden Methoden der Arbeitsämter ihren Teil zu dieser
"Verbesserung" beigetragen haben.
Wirklich verwundert dürfte kaum jemand darüber sein, dass Deutschland
wahrscheinlich auch 2004 den Stabilitätspakt erneut verletzten wird.
So erwarten die Wirtschaftsinstitute eine Staatsverschuldung von
3,5 %. Sparen, wäre angesagt - aber 3,5 %... wenn man sich da die
amerikanische Politik anschaut.
Und zum Schluss: Offenbar soll ein großer Anschlag in Jordanien
verhindert worden sein. So sollten nach jordanischen
Geheimdienstberichten 20 Tonnen Sprengstoff und Chemikalien in die
Luft gejagt werden. Ziele seien die US-Botschaft, der jordanische
Ministerpräsident und die Geheimdienstzentrale gewesen. In den Medien
wird von bis zu 80.000 (!) möglichen Opfern geredet.
Was in einem solchen Fall die Börsen machen, kann sich jeder
vorstellen. Gleichzeitig kündigte EL-Kaida an, dass das Jahr 2004 das
"Jahr der Anschläge" werden würde. Diese Drohung reiht sich in viele
andere Drohungen ein, die allerdings bisher nicht erfüllt wurden (zum
Glück). Trotzdem kann man nicht leugnen, dass die Börsen jederzeit
eine latente Bedrohung begleitet. Hoffen wir, dass uns solche
Anschläge letzten Endes erspart bleiben.
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Dienstag, 27. April 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Um 16.00 Uhr wurden die Zahlen zum Verbrauchervertrauen des Conference
Boards für April 2004 veröffentlicht.
Der Vertrauensindex notiert bei 92,9. Erwartet wurde der Index bei
87,5 bis 88,6 nach zuvor 88,5 (revidiert von 88,3). Die Amerikaner
scheinen ihren Optimismus noch nicht verloren zu haben.
Gleichzeitig wurden die Zahlen zu den Verkäufen bestehender Häuser für
März 2004 veröffentlicht.
Die Zahl der Hausverkäufe ist um 5,7 % auf 6,48 Mio. gestiegen.
Erwartet wurden 6,20 bis 6,30 Mio. Hausverkäufe nach zuvor 6,13 Mio.
(revidiert von 6,12 Mio.).
Wenn Zinserhöhungsängste die Märkte bewegen, dann sollten nach diesen
Zahlen die Märkte richtig einbrechen. Statt dessen stiegen sie erst
einmal deutlich an - aber die relevante Bewegung wird sowieso erst
zeitversetzt erfolgen. Dabei darf man sich fragen, wie lange es dauern
wird, bis die Zinserhöhungsangst in den aktuellen Kursen eingepreist
sein wird.
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Dienstag, 27. April 2004
Vossloh: Unsichere Umsatzprognose
von Jochen Steffens
Der Verkehrstechnikkonzern Vossloh musste im ersten Quartal 2004 einen
Rückgang beim Ebit von zuvor 28,9 Mio. Euro auf 16,3 Mio. Euro
hinnehmen. Begründet wurde dieser Rückgang damit, dass das Ergebnis in
2003 Veräußerungsgewinne von 14,5 Mio. Euro enthalten hatte. Der
Quartalsüberschuss sank auf 8,5 Mio. Euro nach 20,8 Mio. Euro im
Vorjahr. Der Umsatz legte jedoch um 8,2 % auf 198,2 Mio. Euro zu.
Begründet wurde dieser Anstieg mit der positiven Entwicklung der
Geschäftsfelder Vossloh Locomotives und Vossloh Information
Technologies.
Enttäuscht reagierten die Märkte darauf, dass Vossloh den bislang
prognostizierten Umsatz von 960 Mio. Euro in Frage stellt. Grund,
Aufträge würden sich verzögern. Die Gewinnprognose bekräftigte der
Konzern hingegen. So soll der Überschuss um 2,5 % auf 56,9 Mio. Euro
zulegen. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird mit einem
Anstieg 5 % auf 106 Mio. Euro gerechnet.
Vossloh sackte nach dieser Nachricht teilweise um über 8 % ein, konnte
sich dann jedoch auf 41,60 Euro oder minus 1,49 % erholen.
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Dienstag, 27. April 2004
Sony mit Gewinneinbruch
von Jochen Steffens
Der Unterhaltungselektronik-Konzern Sony musste einen Einbruch beim
Gewinn von 23 % auf 88,5 Mrd. Yen, nach 115,5 Mrd. Yen hinnehmen. Der
Vorsteuergewinn brach sogar um über 40 % auf 144 Mrd. Yen ein. Nur der
Umsatz konnte leicht, um 0,3 % auf 7,4 Billionen Yen zulegen.
Begründet wurde dieser Gewinneinbruch mit Umstrukturierungskosten für
den Personalabbau. Der schärferen Wettbewerb gerade im Bereich DVD
Rekorder und Flachbildschirmen macht Umstrukturierungsmaßnahmen
erforderlich.
So zeigt sich Sony beim Ausblick optimistisch, dass durch den Sparkurs
und aufgrund steigender Nachfrage der Gewinn um 13 % auf 100 Mrd. Yen
zulegen werden. Der Umsatz soll um knapp 1 % auf 7,5 Billionen Yen
steigen.
Nun zu Bill Bonner, der immer noch wartet:
Dienstag, 27. April 2004
Eines Tages wird irgendetwas passieren (Teil 2)
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich warte und warte. Ich warte immer noch darauf, dass etwas passiert.
Die Aktien sind im Ganzen ziemlich überteuert. Die Dividendenrendite
auf die meisten Aktien beträgt weniger als zwei Prozent. Die
Investoren spekulieren lediglich darauf, dass sie weiter steigen.
Dabei sind die Aktien der Spitze ihrer historischen Kursspanne schon
sehr nahe.
Immobilien sind im Ganzen ebenso zu teuer. Wo können Sie, nach Abzug
der Kosten, noch einen anständigen Ertrag bei Immobilien erwarten? Das
ein oder andere Ã-rtchen gibt es wahrscheinlich schon noch, aber die
meisten Investoren investieren ohnehin nicht aufgrund des Ertrages...
sie spekulieren auf höhere Preise und nehmen in großem Umfang
Hypothekenschulden auf, ganz so, als wenn diese eine sichere Wette
wären.
Anleihen? Mein Tipp geht dahin, dass die Anleihen die Investoren
dadurch überraschen könnten, dass sie nicht kollabieren. Nun, da
Greenspan eine Deflation ganz offiziell verneint hat, scheint das ja
nahe an der Gewissheit zu sein. Eine Deflation würde auf geringere,
nicht höhere Erträge hinauslaufen... und offensichtlich auf höhere
Preise für Anleihen.
Also, was soll's? Wir investieren ja schließlich nicht aufgrund
unserer Vorahnungen. Anleihen könnten runter- genauso gut wie
heraufgehen. Außerdem: Welchen Gewinn man mit Anleihen auch immer
machen kann, er nimmt sich auf jeden Fall ziemlich bescheiden aus
gegenüber den immensen Verlusten, die Sie als Investor auf jeden Fall
erleiden werden, wenn es zu einer Inflation kommt.
Daher setze ich auf Goldmünzen und warte ab. Wenn abwarten alles ist,
was Sie tun können, bleiben Sie letztendlich beim guten alten Bargeld
- ob in Dollar, Euro oder Yen -, oder auch beim Gold.
Währenddessen geschieht zur Zeit etwas sehr Interessantes auf dem
gemeinsamen Treffen der G-7. In der gestrigen Ausgabe der Londoner
Times berichtet Gary Duncan, dass sowohl französische als auch
deutsche Regierungspolitiker über den Präsidenten der Europäischen
Zentralbank Jean-Claude Trichet verärgert sind.
Bemerkenswerter Weise scheint Herr Trichet seine Verantwortung für den
Schutz des europäischen Geldes sehr ernst zu nehmen. Deutsche und
französische Politiker hätten nichts dagegen, wenn die Zinsraten etwas
gesenkt würden. Somit könnte zu Hause dann eventuell wenigstens ein
Hauch von wirtschaftlichem Aufschwung erreicht werden. Herr Trichet
erinnerte sie jedoch daran, dass seine Arbeit nicht darin besteht,
ihnen zur Wiederwahl zu verhelfen; stattdessen wird von ihm nun mal
erwartet, dass er die Inflation im Zaume hält.
Das Wirtschaftswachstum in Euroland sei gegenwärtig bereits so groß,
wie unter den gegebenen Umständen erwartet werden könnte, verkündete
er. Nebenbei meldete die Financial Times in einer ihrer Schlagzeilen
"Inflation in der Euro-Zone bricht durch die Decke." Gegenwärtig ist
schlicht nicht die Zeit, Zinsraten zu kürzen, meint Trichet.
Wie sehr müssen die Deutschen und Franzosen doch ihre amerikanischen
Pendants beneiden! Während der unbeugsame Monsieur Trichet nicht
willens zu sein scheint, auch nur einen Finger zu krümmen um die
europäische Wirtschaft weiter zu inflationieren, ist Amerikas eigener
Zentralbanker Alan Greenspan, der Herr der Spekulationsblasen, dagegen
der reinste Wackelpudding. Seine Herren im Weißen Haus scheinen ihn in
jede denkbare Form gießen zu können, egal wie unnatürlich und abartig
sie auch sein mag.
Egal ob Haushaltsdefizit, Blasen auf dem Aktien- und Immobilienmarkt,
Verbraucherverschuldung oder schwankende Hypothekenzinsen - es gab
bisher keine Situation, egal wie unangenehm oder unbequem sie auch
war, an die Herr Greenspan sich nicht perfekt angepasst hätte, wenn
die Gelegenheit dafür günstig erschien.
Sein Niedrigzinssatz von einem Prozent wird irgendwann gebrochen
werden. Ich warte solange, bis das passiert und behalte mein Geld für
den Augenblick bei mir - mag sein, das ich es noch brauchen werde.
Nun aber zu Eric Fry an die Wall Street:
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Dienstag, 27. April 2004
Es ist eine Party?
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
Letzte Woche spazierte Ihr New Yorker Korrespondent an drei
aufeinanderfolgenden Tagen in das glitzernde neue Time Warner Gebäude
am Columbus Circle. Ich war Gast der CNN-Sendung"Market Call". Ebenso
bei der Show anwesend war eine ganze Reihe von Wall-Street-Experten,
um ihre Kommentare zu Berichten über"überraschend starke Gewinne"
oder"überraschend robustes" wirtschaftliches Wachstum abzugeben.
Ein Kommentator meinte dazu:"Es ist eine Party."
"Wenn es eine Party ist", erwiderte ich,"sollte der Anleihenmarkt
dabei der Fahrer sein. Dieser bleibt nämlich nüchtern, während der
Aktienmarkt ausgelassen feiert... Der Trend des Anleihenmarktes wird
den Trend des Aktienmarktes bestimmen."
Der NASDAQ feierte die ganze Woche Höchststände und stieg um 2,7 % auf
2.050 Punkte. Der US-Dollar legte letzte Woche ebenso kräftig zu und
stieg um mehr als ein Prozent auf 1,184 $ pro Euro. Das Glück des
Dollars war jedoch der Kummer des Goldes. Das Edelmetall fiel um
5,90 $ auf 395,70 $.
Die ganze Woche über flogen günstige Wirtschaftsnachrichten über die
Kabel wie Champagnerkorken. Technologieunternehmen von Motorola bis
Microsoft blendeten ihre Kunden mit hohen Erträgen im ersten
Jahresquartal, ebenso wie Immobilienfirmen und zahlreiche andere
Unternehmen.
Auch Anlageunternehmen beglückten ihre Kunden mit erfreulichen
Quartalsberichten. Caterpillar, Ingersoll-Rand und Parker-Hannifin
wussten alle über sensationelle Ergebnisse zu berichten. Die
erstaunlichen Berichte über langlebige Bedarfsgüter am Freitag - ein
Anstieg auf 3,4 % im März - legen nahe, dass die Investitionen ihr
mörderisches Tempo fortsetzen.
Was dieses Quartal betrifft, haben ungefähr 90 % der im S&P 500
gelisteten Unternehmen die übereinstimmenden Erwartungen erfüllt oder
übertroffen. Die Ertragsergebnisse haben gegenüber dem
Vorjahreszeitraum um insgesamt 26 % zugelegt.
Damit Sie sich von den erfreulichen Neuigkeiten nicht mitreißen
lassen, sollten Sie im Hinterstübchen behalten, dass die Zinsraten
sogar stärker ansteigen, als die kollektive Freude über die Stärke der
US-Wirtschaft. Wie ich letzte Woche schon bemerkte, ist weder die Wall
Street, noch die breite Ã-ffentlichkeit auf steigende Zinsen
vorbereitet. Die Aktien von Banken, Hypothekengebern und Maklerfirmen
und andere Aktien, die äußerst empfindlich auf Zinsveränderungen
reagieren, machen mehr als 25 % des S&P 500 aus. Wenn die
Finanzanlagen ins Schleudern kommen, dann wird das auch beim S&P 500
der Fall sein.
Große Firmen wie Caterpillar, General Motors und Ford haben ihre
überraschend starken Erträge zum größten Teil ihren finanziellen
Transaktionen zu verdanken. Die Finanzgeschäfte von General Motors
tragen mehr zum Endgewinn der Firma bei als ihre Autoverkäufe. Die
Gewinne der Firma aus Hypothekengeschäften sanken jedoch um mehr als
eindrucksvolle 30 %. Wenn die Zinsraten weiterhin steigen, so werden
auch die Gewinne, die General Motors ohne Autogeschäfte erzielt,
abrutschen.
Dies bringt uns zum Anlagemarkt zurück. Alan Greenspan verspricht,
dass die Zinsraten"an irgendeinem" Punkt steigen werden. Ich glaube
ihm auch."Irgendein Punkt" scheint allerdings schon erreicht zu sein.
Die Erträge auf 10-jährige Schatzwechsel sind in weniger als zwei
Monaten von 3,77 % auf 4,46 % gestiegen.
Alan Greenspan glaubt und hofft, dass allmählich steigende Zinsraten
die Wirtschaft ALLMÄHLICH verlangsamen werden auf ein"nachhaltiges"
Wirtschaftswachstum. Leider hat Greenspan noch weniger Einfluss auf
die Auswirkungen als auf die Ursachen, ungeachtet der Gerüchte über
die Allmacht des"großen Vorsitzenden."
Vielleicht werden die steigenden Zinsraten die Wirtschaft und den
Aktienmarkt so allmählich verlangsamen wie erhofft. Andererseits
können steigende Zinsraten die Wirtschaft genauso abrupt treffen wie
ein Stock, der durch die Speichen eines Fahrrades geworfen wird.
Der Hypothekenmarkt leidet bereits jetzt empfindlich. In der Woche,
die am 9. April endete fielen die Hypothekenanträge um 22,1 % - ein
anhaltender Rückgang seit vier Wochen. Die Anträge zur Refinanzierung
von Hypotheken fielen um 30,7 %. Beide Rückgänge waren die
bedeutendsten innerhalb von neun Monaten. Vielleicht wird der
Aktienmarkt"lernen", mit steigenden Zinsen umzugehen - so wie ein
Hund lernt, mit drei Beinen zu laufen. Erwarten Sie dann aber nicht,
dass er dann Geschwindigkeitsrekorde aufstellt.
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Dienstag, 27. April 2004
Grashüpfer in Nebraska
von unserem Korrespondenten Bill Bonner zurück in London
*** Langanhaltende Aufträge verblüfften die Ã-konomen am Freitag. Sie
stiegen fünf mal so schnell wie erwartet. Die Preise für Anleihen
fielen als Reaktion darauf. Die Anleger sahen die neue Auftragsanzahl
als Beweis für eine sich erhitzende Wirtschaft. Sie gehen davon aus,
dass höhere Zinsraten folgen werden.
*** Es gibt jedoch ein Problem, lieber Leser. Der durchschnittliche
Verbraucher hat sich bei Zinsraten verschuldet, die Greenspan
künstlich niedrig angesetzt hatte. Sie sind wie eine merkwürdige
Züchtung von sehr zahmen Tieren, die nicht mehr länger selbständig in
der Wildnis überleben können. Steigende Zinsen werden sie so treffen
wie ein besonders kalter Winter.
***"Grashüpfer bedrohen die Ernteerträge in Nebraska", ließ
Associated Press verlautbaren
*** Venedig war ein sehr angenehmer Ort, um dort eine Woche zu
verbringen. Die Stadt ist voll von Renaissance-Kunst... üppige
Kirchen... und elegante alte Gebäude, an denen der Putz
herunterfällt. Als wir ankamen, waren wir etwas überrascht und
beunruhigt darüber, dass unsere Bleibe nicht im Herzen der Stadt lag.
Sie war vielmehr auf der Insel Guidecca gelegen, gegenüber dem großen
Kanal vor der Piazza San Marco. Mit dem Wassertaxi war das Appartement
jedoch nur einige Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Das uns trennende
Gewässer erwies sich dabei als Segen. Die Stadt hat eine
museumsähnliche Qualität an sich, mit Touristen - inklusive unserer
eigenen Familie -, die herumlaufen, als wenn sie im Pariser Louvre
wären. Genau wie in einem Museum, waren die Restaurants überteuert und
nicht sehr gut. Wie in einem Museum kollidierte ich auch jedes Mal mit
einem anderen Touristen, sobald ich mich herumdrehte. Guidecca war
eine echte Erleichterung, dort lebten sogar richtige Italiener!
*** Am gestrigen Tag, im Jahr 1889 wurde der Philosoph Ludwig
Wittgenstein geboren, einer der größten Philosophen der Welt. Mehr zu
ihm später während der Woche.
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Dienstag, 27. April 2004
Das neue Paradigma der FED
vom Mogambo Guru
"Zumindest für einige Anleger", schreibt James Gipson vom Clipper
Fond,"scheint die bedeutendste Lektion der Geschichte darin zu
bestehen, dass es richtig gut ist, die größten Fehler der
Vergangenheit zu wiederholen." Umformuliert in Mogambo-ese heißt das
in etwa:"Für die Trottel in der Regierung und der FED scheint es
nichts anderes zu geben, als die entscheidende Lektion der Geschichte
zu ignorieren."
Diese besteht nämlich darin, zu erkennen, dass die Produktion von Geld
und Krediten im Übermaß KEIN Rezept ist, um köstlichen
Schokoladenkuchen herzustellen, sondern vielmehr in etwas anderem
resultiert, dass zwar auch schokoladenbraun ist, aber viel stärker
stinkt und sich über die gesamte Wirtschaft ausbreitet.
Das Schlimmste daran ist, dass diese schokoladenfarbige Substanz dort
auftaucht, wo sie am wenigsten benötigt wird. Das gilt insbesondere
für die Preise, welche für jeden erkennbar himmelwärts schießen, außer
offensichtlich für Sir Alan und seine fröhlichen Männer bei der FED.
"Die Beamten bei der FED sollten mal zum Shopping rausgehen", sagt
Caroline Baum im Titel ihres Artikels über Bloomberg."Bei der FED
gibt es offenbar keine Inflation. In dem Paralleluniversum, in dem die
meisten von uns leben, steigen die Preise jedoch unaufhörlich." Ms.
Baum bezieht sich ohne Frage auf die Zahlen vom Büro für
Arbeitsmarktstatistik, dessen letzter irreführender Bericht einen
Anstieg um 0,5 % im Lebenshaltungskostenindex auswies und einen
Anstieg um 0,4 % im Kernindex, der Nahrungsmittel und Energie außen
vor lässt.
Laut Bill Dunkelberg, einem führenden Ã-konomen der National Federation
of Independent Business in Washington, sind die Preisanstiege jedoch
durchgehend und werden angeführt vom Dienstleistungssektor, der nicht
energieabhängig ist.
Mr. Dunkelberg hat sich ebenso die Preisentwicklung auf dem Finanz,
Versicherungs- und Immobilienmarkt angesehen und herausgefunden, dass
niemand die Preise gesenkt hat, wohingegen 42 % der Unternehmen sie
angehoben haben. Andere Untersuchungen kamen zu ähnlichen Ergebnissen
und konstatierten"das aggressivste Preisverhalten seit Anfang 2000".
Woher also hat Greenspan die idiotische Idee, dass sich eine
Deflationskrise zusammenbraut? Wo zum Henker sind die verdammten
fallenden Preise, die Zinsraten erfordern, die so niedrig sind, wie
sie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr gewesen sind? Niemand
kann sie entdecken außer Greenspan und seinen kleinen Spielgefährten
bei der FED.
Das ist sehr gefährlich, denn bevor Sie es auch nur bemerken kann die
Inflation, die dieser Typ Greenspan nicht sieht, sehr schnell zu einer
Hyperinflation werden, die er nicht sieht. Was in einer Hyperinflation
passiert, ist, dass die Leute anfangen Dinge wie verrückt zu kaufen.
Sie kaufen irgendetwas - alles - in dem verzweifelten Versuch, ihr
Geld so schnell wie möglich loszuwerden. Sie investieren alles, was
sie haben, in Sachanlagen, welche in der Zukunft mehr wert sein
werden, weil ihr Geld in der Zukunft auf jeden Fall weniger wert sein
wird. Als Antwort auf diese riesige Nachfrage steigen die Preise dann
so an, als wenn sie raketengetrieben wären.
Das zwangsläufige Ergebnis davon ist, dass jeder, der noch
irgendwelches Geld hat, das er nicht ausgeben konnte, allmählich
bankrott geht. All diese Panikkäufe führen nämlich dazu, dass die
Preise, als Ergebnis der alten Dynamik aus Nachfrage und Angebot, noch
weiter ansteigen und die Hyperinflationskrise weiter verstärken. Das
führt zu mehr Panikkäufen. Diese führen wiederum zu weiteren
Preisanstiegen. Die führen zu weiteren Panikkäufen. Diese führen...
Sie haben es wahrscheinlich begriffen.
Unglücklicherweise steigen die Zuwendungen, die Mitglieder der
Sozialversicherung zu erwarten haben, nicht einmal andeutungsweise so
stark an wie die Preise. Der Hauptgrund für diesen Kaufkraftverlust,
insbesondere bei Rentnern, besteht darin, dass die Kosten der
Lebenshaltung (COLA=Cost of Living Allowance), mit denen die
monatlichen Zuwendungen der Sozialversicherung in den USA an die
Inflation angepasst werden, dem Verbraucherpreisindex gleichgestellt
ist. Die Regierung hat somit einen Riesenschwindel ersonnen, mit dem
ausdrücklichen Ziel, eine Menge alte Leute auszurauben.
Die Verbraucherpreise steigen jährlich um eine Rate von 5,1 %. Dies
hat vielleicht mit der Tatsache zu tun, dass der Dollar gegenüber
einer ganzen Reihe anderer Währungen einen Wertverlust von 11 % in den
letzten zwei Jahren hat hinnehmen müssen.
Sie werden sich vielleicht daran erinnern, dass diese galoppierende
Inflation, genau das ist was der Mogambo gegenüber all den sogenannten
"Ã-konomen", als einsamer Rufer in der Wüste vorhergesagt hat.
Um gegen diese ganze galoppierende Inflation vorzugehen, hat das
Arbeitsministerium der USA nun Doppelschichten eingelegt, um die
Statistiken so zu manipulieren, dass es aussieht, als wenn keine
Inflation vorliegt. Doch selbst die korrupten Herren aus dem
Arbeitsministerium werden nun von der schieren Beweislast förmlich
erdrückt, die allen zeigt, dass die Inflation stattfindet, und zwar
mit einem Anstieg von 5,1 Prozent im Jahr!
Es gibt nun natürlich die unvermeidlichen Erwartungen, dass die FED
jetzt gezwungen sein wird, die Zinsen zu erhöhen, um einer
galoppierenden Inflation vorzubeugen. Darüber kann ich nur lachen. Die
FED kann auf ihrem einprozentigen Zinssatz so lange sitzen bleiben wie
sie will und wenn sie mich fragen, wird sie auch genau das machen.
Bisher hat sie jedenfalls nicht die geringste Absicht gezeigt, zu tun,
wofür sie da ist, nämlich zu verhindern, dass die Inflation die USA
nachhaltig schädigen wird und die Banken ruinöse Blasen finanzieren.
Ich habe ernsten Zweifel, um nicht zu sagen sehr ernsthafte Zweifel,
dass die FED sich jetzt eines Besseren besinnen wird.
Daniel Denning vertritt die Ansicht, dass die Wirtschaft nur dann
wachsen kann, wenn die Verbraucher mehr ausgeben. Die Verbraucher
könnten jedoch nicht mehr ausgeben, wenn Preise und Zinsraten weiter
steigen.
Das erscheint mir einleuchtend. Was also schließen wir daraus? Mr.
Denning prophezeit, dass die FED so besorgt aufgrund der Marktpreise
und der steigenden Zinsen ist, dass sie die Zinsen auf ihrer
Zusammenkunft am 4. Mai, oder am 30. Juni SENKEN wird.
Der alte Aphorismus, nach dem die FED die Punch-Bowle entfernt,
nachdem die Party gerade angefangen hat, hat sich damit als falsch
erwiesen. Das neue Paradigma der FED ist weitaus bizarrer: Die FED
gießt nun reinen Alkohol in den Rachen derjenigen Partygäste ein, die
schon betrunken und bewusstlos auf dem Flur liegen.
Mit besten Grüßen
Der Mogambo Guru für Investor's Daily
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