-->AUSZUG:
manager-magazin.de, 02.05.2004, 18:07 Uhr
http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,298058,00.html
WARREN BUFFETT
"Last Man Standing"
Von Matthias Kaufmann
Bald schon droht eine schwere Krise des Finanzsystems, orakelt Warren Buffett. Seine Firma, Berkshire Hathaway, werde sie überstehen - und alle, die sich nach seinem Rat richten. Hendrik Leber war dabei, als 20.000 Anleger den Meister feierten.
Omaha -"Die meisten Investoren haben sich jahrelang wie Schafe verhalten. Selbstverständlich wurden sie so auch geschoren."
Es sind Pointen wie diese, für die Tausende von Anlegern nach Omaha pilgern. Bei der Jahreshauptversammlung von Berkshire Hathaway sind - ungewöhnlich genug - Notizblocks ein Standardutensil. Wenn Warren Buffett, der Chef der Investmentgesellschaft die Jünger an seiner Weisheit teilhaben lässt, dann kratzen Tausende von Kugelschreibern wild über die Seiten.
..........
"Aber seine Weisheiten sind noch immer bemerkenswert", so das Resümee. Hendrik Leber wird auch 2005 nach Omaha reisen, das steht schon fest. Nicht nur, dass Buffetts Kommentare eine wichtige Orientierungshilfe für den Fondsmanager sind. So etwa, wenn Buffet die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page lobt -"zwei hochintegre und intelligente Männer" -, weil sie für ihren IPO seine Idee der"Bedienungsanleitung für Anteilseigner" kopiert haben. Es ist auch die Pflege lieb gewonnener Kontakte, die Leber immer wieder zum Woodstock der Kapitalisten führen, das Wiedersehen mit zahlreichen"Gleichgesinnten, die die Dinge sehr entspannt sehen".
Selbst die haben zuweilen Sorgen in der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Lage. Sorgen, denen Buffett mit großer Gelassenheit begegnete. Es habe zu allen Zeiten immer die gleiche Zahl negativer Faktoren gegeben, beruhigt er die Geängstigten, langfristig hätten die positiven Einflüsse aber überwogen. Kein Grund also für die liquiden Berkshire-Gesellschafter, weiche Knie zu bekommen - wenn sie sich an seinen zentralen Rat hielten.
Der einzige Weg, die Krise zu überstehen
Dieser Rat ist simpel:"Keine Schulden!" In den kommenden zehn Jahren werde es nämlich zu tiefen Erschütterungen des Finanzsystems kommen."Seien Sie unverschuldet, dann können Sie diese Krise gut überstehen." So wie übrigens Berkshire Hathaway, eine der wenigen Gesellschaften, die das alles weitgehend ungeschoren überstehen werde:"We'll be the last man standing!"
Doch nicht nur Rat und Trost hielt er bereit. Buffett holte zur großen Manöverkritik des Kapitalismus aus. Vor allem in der Branche der Investmentfonds sei viel zu lange offensichtliches Fehlverhalten toleriert worden. Es habe erst eines Mannes wie Eliot Spitzer, den Chef der New Yorker Börsenaufsicht, bedurft, damit bei den teils kriminellen Machenschaften aufgeräumt werde.
Wo es ihm besonders gegen den Strich ging, nannte er Ross und Reiter: Royal Dutch/Shell habe die gesamte Finanzwelt jahrelang unter den Augen gestrenger Branchenkenner betrogen. Dass die gefälschten Nachschubschätzungen erst jetzt aufflogen, hat ihn offenbar sehr irritiert.
........
|