-->Hi Popeye,
eigentlich, so jedenfalls der große Katalog zur Etruskerausstellung 2000, konkurrieren 3 Theorien:
1. Die orientalische (Lemnos usw.). Vielleicht können wir auch ex Lydien operieren, wobei mir persönlich Lykien am besten gefiele (Buchstabenähnlichkeit auf Münzen sog."lykischer Dynasten"). Nehmen wir Westkleinasien ist wiederum zu fragen, woher sie dorthin gekommen sind. Wie Neumann 1961 nachweist ("Weiterleben hethitischen und luwischen Sprachguts in hellenistischer und römischer Zeit"), haben sich bestimmte Wörter sehr weit nach Westen verbreitet.
Linguistik hin und her. Bei der orientalischen Theorie hätten wir es mit einem sehr weiten Weg zu tun und dies vermutlich übers Meer, was doch ziemlich einmalig wäre, sehen wir von den"Seevölkern" oder Wikingern ab, die aber weniger siedeln, sondern plündern wollten.
2. Die rhätische Theorie (zuerst Fréret, Recherches sur l'origine... des différents peuples d'Italie, 1753, dem sogar Niebuhr und Mommsen folgten). Demnach wären sie aus den Alpen gekommen.
3. Die bodenständische Theorie:"A relict of a prehistoric substratum who continued to occupy the same territory." (Briquel im Katalog, 43).
Vielleicht haben wir es mit einer Variante der refugia-Theorie von Schultze zu tun, auf der ich - nach dankenswertem Hinweis plus Übersendung - noch immer kaue, allerdings mit zunehmendem Genuss (auch wenn es die"Erstbesiedlung" auch nicht klärt, immerhin aber das Hin und Her danach). Die Po-Ebene war so uninteressant nicht, und wenn wir Villanova als Scharnier nehmen, würde dies auch die Expansion nach dem italischen Süden erklären. Denn wer wandert schon freiwillig über den Apennin? Die Lemnos-Connection (interessant neben der Schrift auch der Speerspitzen-Vergleich) würde sich dann möglicherweise als späteres Abenteuer entpuppen.
Bei dem genetischen Checking frage ich mich, warum nur gen Osten und nicht auch gen Norden gecheckt wurde/wird.
Besonders rätselhaft ist die Begräbnis-Kultur (man bedenke, dass sogar der Sarkophag Karls des Großen" eindeutig - in der Römerzeit gefertigt - den etruskischen gleicht, vgl. das schöne im Kreis aufgestellte Ensemble in Florenz). Die Urnen-Kultur (ex Kremierung), für die es in HH schöne Beispiel zu sehen gab, kommt eindeutig von Norden.
Insgesamt fehlt mir bei den Etruskern ein nachvollziehbarer Pantheon, von einer Theogonie ist gar nichts da (Texte fehlen, Texte), und so ein Mini-Zeus aus Kestner überzeugt nicht richtig. Dennoch haben sie das Tod- und Jenseits-Problem irgendwie"lustig" gelöst. Die Tomben und alles drum herum machen doch einen fröhlich-bunt-beschwingten Eindruck.
Vielleicht ist auch alles nicht so schlimm, was noch kommt?
Die Etrusker in HH war für mein Gefühl wieder eine Perle in den falschen Trog geworfen. Die Besucher und was für einen unsäglichen Stuss sie dort verzapften. Aber der gute Bucerius wird's mit seinem berühmt-subtilen Humor, den er auf seiner Wolke nicht verloren hat, auch posthum verschmerzen.
Mann, Mann, diese Elb-Hanseaten."Na-aa? Na-aa!" Jeder Laut tut weh.
Danke, vor allem für den Gen-Hinweis (more to come?) + Gruß!
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