-->Hallo André!
Auf Nowosti (http://de.rian.ru/rian/index.cfm?msg_id=4376216) findet man folgenden Artikel:
2004-05-27 20:05 Hohe Ã-lpreise: Für welche Taktik entscheidet sich Russland?
MOSKAU, 27. Mai (Wassili Subkow, wirtschaftlicher Kommentator der RIA Nowosti). Die Erdölpreise auf Weltmärkten klettern auf Rekordhoch. Es stellt sich heraus, dass die meisten Experten mit ihren Prognosen für das Jahr 2004 falsch lagen. Welche Schritte wird Russland vor dem Hintergrund der aktuellen Weltkonjunktur in der Ã-lbranche unternehmen? Es gibt drei wahrscheinliche Szenarien.
Szenario 1. Russland steigert deutlich seinen Ã-lexport. Im Laufe der Opec-Beratung in Beirut wird am 3. Juni voraussichtlich der Erhöhung der Ã-lförderungs-Quoten zugestimmt. Das erwarten die Verbraucher auch von Russland.
Der russische Finanzminister Alexej Kudrin ist davon überzeugt, dass die russische Staatsführung an ihrer bisherigen Exportpolitik festhalten und das Angebot erweitern würde. Obwohl sich der aktuelle Trend auf dem Ã-lmarkt als kurzfristig erweisen kann, bringt sie dem Land laut Kudrin Gewinne. „Russland soll die Ã-lförderung erhöhen und mehr Erdöl zu höheren Preisen verkaufen", hieß es.
Als ein Gleichgesinnter von Kudrin könnte auch Professor Jewgeni Jassin gelten, der ehemalige Wirtschaftsminister. Die Ã-labhängigkeit ist aus seiner Sicht ein Wohl für Russland. Die günstige Weltkonjunktur sollte laut Jassin für die Reformierung der Industrie genutzt werden. „Gott hat Russland Riesenressourcen geschenkt und dieser Konkurrenzvorteil darf nicht ignoriert werden", sagte Jassin kürzlich auf einer Pressekonferenz.
Die Ã-lförderung in Russland hat in diesem Jahr deutlich zugenommen. Innerhalb der ersten vier Monate wurden 147,2 Millionnen Tonnen gefördert. Das ist 14,2 Millionen Tonnen mehr als im selben Zeitraum im Jahr zuvor. Dieses Ã-lförderungs-Niveau wollte man eigentlich nur gegen 2008-2010 erreichen.
Für den Ausbau der Erdölförderung setzen sich auch russische „Ã-lbarone" ein, obwohl ihr Einfluss im Kreml inzwischen deutlich geschwächt wurde.
Szenario 2. Russland reduziert allmählich die Ã-lförderung und den Ã-lverkauf ins Ausland. Die möglichen Verluste werden dabei durch aktuelle Rekordpreise kompensiert. Dieser Plan hat ziemlich viele Befürworter. Der stellvertretende Außenminister Viktor Kaljuschny (ehem. Russlands Energieminister) ist sich etwa sicher, dass sich Betriebe der russischen Ã-lbranche vor allem um die Versorgung des Binnenmarkts kümmern sollten. Gerade in diesem Bereich seien große Bemühungen erforderlich. Man müsse es verstehen, Geld vernünftig anzulegen, neue Technologien einzusetzen und neue Tankstellen zu bauen. Es sei auch wichtig, Ã-lverarbeitung und Erdölchemie zu fördern. Und der Export sollte sich laut Kaljuschny auf Rohstoffüberfluss und Verarbeitungsprodukte beschränken.
In der Tat wird in Russland oft gefragt: Warum sind russische Verarbeitungsbetriebe nicht völlig ausgelastet, indem fast die ganze Ã-lverarbeitungs-Industrie in Tschechien, Griechenland, Deutschland und anderen Ländern mit russischem Erdöl arbeitet? Für Importeure bedeutet das wirtschaftliche Stabilität und neue Arbeitsplätze. Für russische Betriebe resultiert daraus Arbeitsausfall. „Die russische Ã-lverarbeitungs-Industrie ist eine der rückständigsten in der Welt", so der Vizepräsident des Konzerns Lukoil, Wagit Scharifow. Der Gehalt an Beimischungen im russischen Benzin und Dieselöl überschreitet die in Europa maximal zulässige Grenze auf das 3,5 fache. Von 25 russischen Ã-lraffinerien (in den USA gibt es 133 Betriebe solcher Art) wurden sechs vor über 60 Jahren gebaut. Sechs weitere sind über 50 Jahre alt und acht Raffinerien wurden vor 1960 in Betrieb genommen. Mit vielen Problemen wird auch die russische Erdölchemie konfrontiert. Die Ã-lraffinerien in Russland sind ziemlich große Komplexe, bei denen sich Prozesse der organischen Synthese vollziehen. Bei einer 50-prozentigen Auslastung können diese Betriebe aber keine Erdölchemie-Erzeugnisse produzieren. Natürlich erfordert die Modernisierung der Branche riesige Bemühungen und Gelder. Es ist viel einfacher, rohes Ã-l zu exportieren.
Das Erdöl wird in Russland von elf großen und übergroßen vertikal integrierten Unternehmen (92 Prozent) sowie von über 100 kleineren und mittelständischen Firmen gefördert. 2003 wurden 421 Millionen Tonnen Ã-l gefördert und 223 Millionen Tonnen exportiert. Die Sowjetunion förderte 600 Millionen Tonnen jährlich. Damals gab es nur einen Exporteur, das staatliche Unternehmen Sojusnefteexport. Heute agieren über 250 Auslands-Handelsfirmen in Russland. Das sind Verkäufer, Weiterverkäufer, Spekulanten, Offshore-Firmen, die gleich nach seiner Gründung verschwinden, und so weiter.
Die Zweckmäßigkeit der Reduzierung oder mindestens der Beibehaltung des heutigen Ã-lförderungs-Volumens ist auch auf die Schrumpfung der Ã-lvorräte in Russland zurückzuführen. Das beschleunigte Förderungswachstum wird durch die Zunahme erkundeter Ã-lvorräte nicht kompensiert, meinte der Minister für Industrie und Energiewirtschaft, Viktor Christenko. Das laufe auf ernsthafte Probleme hinaus. Gegen 2020 brauche Russland zusätzliche Ã-lvorräte im Gesamtvolumen von 7,5 bis 10 Milliarden Tonnen. Dabei sind die größten Vorkommen in Russland zum großen Teil erschöpft. Und diejenigen, die bereits erkundet sind, aber noch nicht ausgebeutet werden, befinden sich in schwer zugänglichen Regionen in Sibirien und im russischen Norden. Dabei sind russische Ã-lvorräte laut westlichen Schätzungen viel größer. Laut Einschätzung der US-Unternehmen „DeGoyler & McNaughton" und „Miller and Lents" sind erkundete Vorräte des Konzerns Yukos nahezu 16 Prozent größer, als bisher vermutet, und die von Lukoil 4,7 Prozent größer. Laut einer Studie von Brunswick UBS ist das Gesamtvolumen erkundeter Ã-lvorräte in Russland dreimal so hoch, als vermutet (nicht 60, sondern 180 Milliarden Barrel). Jemand will Russen einflößen, dass sie noch sehr viel Ã-l haben und die Förderung beschleunigen sollten...
Szenario 3. Alles bleibt bei altem. Die Steigerung von Ã-lförderung und -export erfolgt im Rahmen der Staatsaufträge. Es gibt keine Beschleunigung und Überanstrengung. Das würde es ermöglichen, sich umzusehen, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen und Gesetze nachzubessern. Diesen Weg befürworten heute die meisten Experten des Ministeriums für Industrie und Energiewirtschaft. Dafür setzen sich auch Ã-lverarbeiter und Erdölchemiker ein. Dieses Szenario verspricht Vorteile für mittelständische und kleine Unternehmen, die heute darum besorgt sind, Almosen vom Tisch der Ã-lriesen zu sammeln, aber auch für Geologen und Pipelinebauer. Es ist auch jenen russischen Unternehmen recht, die nur damit beginnen, mit ausländischen Partnern aktiv zusammenzuarbeiten.
Gegen 2010 würde das optimale Förderungsvolumen vermutlich bei 450-460 Millionen Tonnen jährlich liegen. Das optimale Exportvolumen würde dann etwa 260-280 Millionen Tonnen jährlich betragen.
Jedes dieser Szenarien hat seine Vor- und Nachteile. Es besteht kein Zweifel, dass sich Wirtschaftsexperten und Berater im Kreml mit diesem Problem bereits beschäftigen. Sie würden sich dafür entscheiden, was dem Land die größten Vorteile bringt und den anspruchsvollen Wirtschaftsplänen Russlands entspricht.
In einem weiteren Beitrag geht es nochmals um die Ã-lbarone.
Man legt Wert auf die Feststellung, daß deren Macht geschwunden sei, doch geschwunden heißt nicht unbedingt verschwunden.
Bei einem Kurs von 26 EUR kann ich den Konkurs noch nicht so recht glauben.
Ich denke in den Kursen sind die Nachrichten immer schon drin. [img][/img]
Stürzt die Aktie natürlich demnächst auf 5 oder 2 EUR, dann schließe ich mich dem Board-Trauerzug an. Dann ist wirklich allerhöchste Gefahr.
mfG
nereus
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