-->Wenn schon Friseure in Immos spekulieren und fast schon anmaĂend Ihr UnverstĂ€ndnis dafĂŒr zum Ausdruck bringen, daĂ nicht alle kaufen anstatt zu mieten, dann ist der Markt definitiv oben. âDie Hauspreise steigen doch nur, und die monatliche Hypothek kostet kaum mehr als die Mieteâ, sagt er.
Erinnert mich sehr stark an Neuer Markt-Zeiten 2000, als man HĂ€me und UnverstĂ€ndnis einstecken muĂte, wenn man nicht dabei war.
Bursche, Du wirst auch noch rasiert!!!! Diesmal aber anders....
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Hier der Artikeltext, solange er noch frei ist:
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Preise auf dem US-HĂ€usermarkt schnellen nach oben
Kaufen, verkaufen, reich werden
Von Tobias Moerschen
Levent Boltan verdient als Friseur in New York ganz ordentlich. Doch zum MillionĂ€r hat ihn nicht sein Beruf gemacht. Das erledigte Boltans Haus. âMein Haus habe ich vor neun Jahren fĂŒr 350 000 Dollar gekauft, jetzt könnte ich dafĂŒr mehr als eine Million bekommenâ, erzĂ€hlt der Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion stolz zwischen Nackenrasur und Föhnen.
NEW YORK. Boltan kann nicht verstehen, warum manche Leute immer noch mieten statt zu kaufen. âDie Hauspreise steigen doch nur, und die monatliche Hypothek kostet kaum mehr als die Mieteâ, sagt er.
TatsĂ€chlich boomt der private Wohnungsmarkt in den USA seit Jahren. Vom kalifornischen San Francisco ĂŒber Florida im SĂŒden bis nach New York an der NordostkĂŒste steigen die HĂ€userpreise auf breiter Front. Der Immobilienboom beschĂ€ftigt Heere von Maklern, AnwĂ€lten, Innenausstattern und Bauarbeitern - ein mĂ€chtiger Wirtschaftsfaktor. So bewahrte der starke Wohnungsmarkt die US-Wirtschaft vor einer tieferen Rezession, als die Börsen im Jahr 2000 einbrachen.
Umgekehrt dĂŒrfte der aktuelle Konjunkturaufschwung wackeln, wenn die HĂ€userpreise fallen oder auch nur lĂ€nger stagnieren. Diese Gefahr sieht Wirtschaftsprofessor Robert Shiller von der Elite-Uni Yale. âVieles spricht dafĂŒr, dass sich in einigen regionalen WohnungsmĂ€rkten eine gefĂ€hrliche Spekulationsblase gebildet hatâ, warnt Shiller. Er wurde berĂŒhmt durch sein Buch âIrrationaler Ăberschwangâ, in dem er Anfang 2000 den Aktien-Crash prognostizierte.
Doch Shillers akademische Theorien interessieren im pragmatischen Amerika kaum jemanden. Viel ĂŒberzeugender wirken die sehr konkreten Erfolgsgeschichten, die der Boom stĂ€ndig produziert. âMeine Freundin hat vor einem Jahr gekauft, und der Wert ihres Hauses ist schon um 50 000 Dollar gestiegenâ, erzĂ€hlt Eleonora Calvera bei einem Drink in der âBar 444â. Die Kneipe liegt im New Yorker Stadtteil Brooklyn an der siebten Avenue. Die StraĂe zĂ€hlt mehr MaklerbĂŒros als GaststĂ€tten.
Die Makler haben viel zu tun. Im April stieg landesweit die Zahl der HausverkĂ€ufe auf den zweithöchsten Stand der US-Wirtschaftsgeschichte, bei weiter steigenden Preisen. Ein klassisches Zweifamilienhaus in bester Lage kostet in Brooklyn inzwischen locker eine Million Dollar. Die gleiche Summe erzielt in Manhattan schon manches Zweizimmerapartment. Viele Hauspreise haben sich in den vergangenen fĂŒnf Jahren verdoppelt.
Das lockt unternehmerische Naturen wie die erst 18-jĂ€hrige Eleonora. Sie hat ein Praktikum bei einem Makler begonnen. Ihr Ziel: âIch kundschafte jetzt den Markt aus und kaufe nĂ€chsten Monat selbst ein Hausâ, verkĂŒndet die sommersprossige Immobilien-Mogulin in spe und nippt an ihrer Margarita.
In Deutschland wĂ€ren solche Theken-TrĂ€ume am nĂ€chsten Morgen ausgetrĂ€umt. Doch in den USA kann dank niedriger Hypothekenzinsen und (fast) unbegrenzter VerfĂŒgbarkeit von Krediten fast jeder TellerwĂ€scher beim amerikanischen HĂ€user-Monopoly mitspielen.
Firmen wie Ditech.com preisen im Internet âDarlehen mit bis zu 125 Prozent des Hauswertsâ an. Damit können Kunden nicht nur den Hauskauf ohne einen einzigen Cent Eigenleistung abwickeln, sie bekommen sogar die Renovierung und vielleicht sogar ein neues Auto obendrein finanziert. AuĂerdem können EigentĂŒmer ihr Haus fĂŒr weniger als vier Prozent beleihen. Viele Amerikaner bezahlen damit den Urlaub oder den Fernseher, den sie sich eigentlich nicht leisten können.
FĂŒr einen 30-jĂ€hrigen Hypokredit zahlten Amerikaner zuletzt 6,3 Prozent Festzins. âGeld ist reichlich vorhandenâ, sagt Marcia Miller, Chefin des Maklerhauses Open Options Real Estate in New York. Wer - was ungewöhnlich ist - ein FĂŒnftel des Hauspreises selbst zahle, brauche nicht mal einen Einkommensnachweis zu erbringen. âDie Sitten sind recht locker gewordenâ, sagt Miller.
Davon profitiert Nadeshda Rosariu. Die New Yorker Putzfrau hat ihr Leben lang hart gearbeitet, doch bei 15 Dollar Stundenlohn ohne Sozialleistungen bleibt trotzdem am Monatsende nichts ĂŒbrig. âFĂŒrs Alter habe ich nur mein Hausâ, sagt die Einwanderin aus Mexiko. Mit Hilfe ihrer Bank erwarb Rosariu ein HĂ€uschen im Arbeiterviertel Queens. âDas hat sich im Wert verdreifachtâ, erzĂ€hlt sie stolz.
Der Immobilienbesitz hat sich zum modernen Sinnbild fĂŒr den uralten amerikanischen Traum von Freiheit und Wohlstand fĂŒr alle entwickelt. Die US-Politik fördert den Boom nach KrĂ€ften. So sind Zinszahlungen fĂŒr private Baukredite voll steuerabzugsfĂ€hig. Die beiden Finanzriesen Fannie Mae und Freddie Mac fördern in staatlichem Auftrag den privaten Wohnungsbau durch milliardenschwere Kreditprogramme. Sie tragen dazu bei, dass mancher Amerikaner mit auf Pump gekauftem Wohneigentum praktisch ĂŒber Nacht reich geworden ist.
âDie Erfolgsgeschichten, die sich per Mund-zu-Mund-Propaganda verbreiten, fĂŒhren zu einer SelbstverstĂ€rkung des Boomsâ, sagt Yale-Professor Shiller. So tauche das Thema Wohnungsmarkt in AlltagsgesprĂ€chen fast so hĂ€ufig auf wie im Boomjahr 1988. Das ergab eine Umfrage Shillers unter 700 HauskĂ€ufern.
âDie Leute gewöhnen sich an steigende Preise, viele beeilen sich zu kaufen, weil sie weitere Preisanstiege erwarten, was wiederum den Markt zusĂ€tzlich nach oben treibtâ, erklĂ€rt Shiller. Dieser SelbstverstĂ€rkungseffekt könne eine spekulative Blase erzeugen.
Shiller fand bei seiner Umfrage in 2003 mehrere Indikatoren fĂŒr eine spekulative Blase - neben den vermehrten AlltagsgesprĂ€chen ĂŒber Immobilien auch die Erwartung steigender Preise. Die Ergebnisse waren fast so eindeutig wie bei einer Ă€hnlichen Umfrage im Boomjahr 1988. Damals folgte auf den Boom ein jahrelanger RĂŒckgang der HĂ€userpreise in besonders heiĂ gelaufenen Regionen wie Los Angeles, Boston und New York.
Bislang rollt der Boom jedoch weiter. âUnter den VerkĂ€ufern grassiert das Gier-Genâ, sagt die New Yorker Maklerin Miller, âviele stellen horrende Preisforderungen fĂŒr ihre HĂ€user - und oft greifen unbedarfte KĂ€ufer auch noch zuâ, erzĂ€hlt sie.
TatsĂ€chlich ist der US-Wohnungsmarkt regional stark zersplittert. Anders als die Boomregionen an der WestkĂŒste und im reichen Nordosten tendieren die Hauspreise im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten eher seitwĂ€rts.
Viele Volkswirte glauben, dass die HĂ€userpreise höchstens in einigen Regionen ĂŒberhöht sind, nicht aber auf dem gesamten US-Markt. Laut Jan Hatzius, Volkswirt bei der Investmentbank Goldman Sachs in New York, treiben zwei fundamentale Faktoren den US-Immobilienboom - Einkommen und Zinsen. âDiese beiden GröĂen können die Entwicklung der Hauspreise seit Anfang der 90er-Jahre recht gut erklĂ€renâ, sagt Hatzius. Er mag daher nicht von einer Spekulationsblase sprechen. Fest steht fĂŒr ihn jedoch: âDer Wohnungsmarkt stellt eine wesentliche StĂŒtze fĂŒr die Gesamtwirtschaft dar.â
Sollte der Immobilienrausch verfliegen, werden in den nĂ€chsten Jahren private Tragödien die Folge sein. âManche KĂ€ufer werden ihre Raten nicht mehr bezahlen können und ihre Existenz verlierenâ, sagt Professor Shiller. Maklerin Miller registriert bereits einen âleichten Anstiegâ der Zwangsversteigerungen.
Doch auch daraus schlagen die geschĂ€ftstĂŒchtigen New Yorker noch Profit. Auf der Internetseite www.propertyshark.com erhalten Interessierte gegen GebĂŒhr Informationen ĂŒber HĂ€user, die zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben sind. Im angeschlossenen Diskussionsforum preist ein âMikeâ sich als Krisen-Detektiv an: Er finde von Zwangsversteigerung bedrohte HĂ€user und knöpfe den Besitzern ihre Habe gĂŒnstig ab. Zwölf RĂŒckfragen in der Mailingliste beweisen, dass Mikes Dienste derzeit gefragt sind.
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