-->Hab die Sendung auch gesehen, die Geschichte mit den Merowingern, dem Blut Christi, der Katholischen Kirche ist tatsöächlich misteriös.

hat da irgendeiner harte Fakten, nicht nur das was auf den Verschwörungsseiten rumgeistert.

...z. B. das Konzil von Tours im Jahre 813, auf dem beschlossen wurde, daß die Predigten künftig, zum besseren Verständis für die Schäfchen, nicht mehr auf Latein, sondern in der Sprache des Volkes abzuhalten waren, genauer gesagt, im jeweiligen romanischen Dialekt und - jetzt kommt's - in der"linguam theodiscam", also in der"deutschen" = germanischen Sprache.

Waren damit Germanen in Gallien gemeint? Nein - die wären im 9. Jh. schon längst romanisiert gewesen (siehe auch die zweisprachigen"Straßburger Eide" von 842, als zwei fränkische Fürsten vor ihren Heeren einander Beistand, vor allem gegen einen anderen Fürsten namens"Ludher" - das soll der Karolinger"Lothar" sein - schworen).

Also kämen nur die germanisch gebliebenen Franken (und andere Germanen) außerhalb Galliens in Betracht.

Aber: Da die Franken bereits um 500 n. Chr. zum römischen Christentum konvertierten, bleibt die Frage: haben die sich 300 Jahre lang lateinische, sprich völlig unverständliche Predigten angehört?

Natürlich nicht - also gehört dieses Konzil, sofern tatsächlich abgehalten, in das frühe 6. Jahrhundert, bezogen auf damals noch germanisch sprechende Franken (und andere Germanen).

Und das zieht noch eine weitere Schlußfolgerung nach sich: da Latein, auch in der bisherigen"vulgären" Variante, schon um ca. 500 vom einfachen Volk nicht mehr gesprochen wurde - rücken auch die"Straßburger Eide" um rund 300 Jahre zurück; der romanische Text:

"Pro Deo amur et pro christian poblo et nostro commun salvament, d'ist di in quant Deos savir et podir me dunat, si salvarai..."

(Auf Deutsch etwa:"Mit göttlichem Beistand und um des Christenvolkes und unseres gemeinsamen Heils willen, von diesem Tage an, so Gott mir Wissen und Kraft gibt, so werde ich erretten...")

ist eindeutig kein Latein mehr, aber, abgesehen von -ai in salvarai ("ich werde erretten"), auch noch ohne typische Merkmale des Französischen.

Diese bildeten sich tatsächlich erst nach der Vermischung von Franken und Galloromanen heraus (u. a. Abschwächung von unbetonten Silben, Endvokalschwund - typisch für die Entwicklung der germanischen Sprachen) und wären somit spätestens für das 7. Jahrhundert zu erwarten gewesen - doch erst ab dem späten 11. Jh. tauchten die ersten eindeutig (alt-)französchen Texte auf (z. B. das Rolandslied - so nebenbei eine"Carlemagne"-Verherrlichung, ab ca. 1100)...

Dazwischen gibt es nur noch das Eulalia-Lied (Märtyrer-Singsang für die Messe, bereits mit einigen Merkmalen des Altfrz.) - sonst gähnende Leere...

Zu den"Straßburger Eiden" bleibt noch anzumerken, daß die dort versammelten Gefolgschaften (als Zeugen und selbst Eidablegende) offensichtlich noch freie Franken waren (vor/von Söldnern schwört/verlangt man keine Eide) -
aber es war, siehe die romanisierten"West-"Franken, schon von da an die Entwicklung zur"typisch mittelalterlichen" Feudalgesellschaft, auch für die Franken als Untertanen, möglich.


Gruß bernor

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