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Weshalb man 300 Jahre Geschichte nicht einfach erfinden kann
Thesen gegen Heribert Illig
von Heinrich Tischner
I. Erfindung eines Zeitalters kaum vorstellbar
Es ist kaum denkbar, dass alle bekannten Schriften aus der Karolingerzeit innerhalb weniger Jahre"erfunden" wurden. Das beträfe ja nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa. Es hätten also auch sämtliche französischen, italienischen, päpstlichen, englischen, dänischen, arabischen, byzantinischen Dokumente gefälscht werden und die entsprechenden Geschichtsdaten, Herrschernamen, Kriege usw. erfunden und auf einander abgestimmt werden müssen, und das ist noch weniger vorstellbar. Man kann sich notfalls ausmalen, dass Otto I. die Macht hatte, deutsche falsche Dokumente ausstellen zu lassen. Aber auch ausländische?
Die „Vielfalt“ der zu fälschenden Dokumente und der zu Beteiligenden relativiert sich, wenn man weiß, daß für die Austellung von Dokumenten damals ausschließlich Klöster „zuständig“ waren, weil nur dort das Lesen und Schreiben und damit ein Monopol beherrscht wurde.
Bauern und andere „Erwerbstätige“ hatten keine Zeit, sich so nebenbei mit im Vergleich zu heute mühseligen Schreibarbeiten zu beschäftigen. Das konnte jemand nur „hauptberuflich“ machen, d. h., wenn er von anderen Arbeiten freigestellt war - wie die Mönche eben (siehe auch die Mitwirkung von klösterlichen Notaren bei der Abfasung von Privatverträgen, z. B. in St. Gallen)
Damit wird auch klar, daß 1) ohne Mitwirkung der Kirche keine Fälschung möglich war und 2) nur durch die Mitwirkung der Kirche die notwendige „Diskretion“ gewährleistet werden konnte.
Damit reduzieren sich sich die für eine Fälschung notwendigen Initiatoren / Hauptbeteiligten auf wenige Institutionen und Personen (Kirche und Kaiser / Könige).
Im übrigen ging es bei der Fälschung zunächst und in erster Linie um die Schaffung eines zusätzlichen Zeitraums, in dem anschließend - individuell und damit gar nicht mehr koordinationsbedürftig - beliebig viele „Schenkungs“-Urkunden von „Karl dem Großen“ u. a. untergebracht (und echte Urkunden „breiter gestreut“) werden konnten. Eine Koordinierung"historischer" Abläufe der fiktiven Zeit hingegen hat gar nicht stattgefunden, wie an folgenden Beispielen ersichtlich ist:
1) Wo findet man in spanischen Quellen etwas über den angeblichen Feldzug „Karls des Großen“ nach Spanien?
2) Warum kennt die byzantinische Geschichte für die fragliche Zeit nur zwei fränkische Herrscher „Pippin“ und „Karl“? Sind damit vielleicht nur fränkische (machthabende) Hausmeier wie Pippin und Karl Martell gemeint? Oder sind diese Fiktion?
3) Wo oder wer ist in der arabische Geschichtsschreibung „Harun al-Raschid“?
Kurz gesagt: die jeweilige historische Entwicklung jener Zeit verlief, ganz im Gegensatz zu späteren Zeiten, solitär - ohne bi-/multilateral nachweisbare Beziehungen.
1. Die sprachliche Entwicklung hat Zeit gebraucht
Es gibt eine ganze Menge altdeutscher Literatur aus der Karolingerzeit, die eine Entwicklung der deutschen Sprache seit etwa 800 dokumentiert.
a. Das Spätalthochdeutsche zur Zeit Ottos I. unterscheidet sich doch sehr von den ältesten Aufzeichnungen. Zudem ist die alte Sprache auch noch stark in regionale Dialekte gefächert; man kann genau zwischen fränkischen, alemannischen, bayrischen, niedersächsischen Texten unterscheiden. So etwas kann man nicht erfinden. Es wäre auch sehr viel einfacher gewesen, alles auf lateinisch zu schreiben, wie im 9er Jahrhundert üblich.
b. Die Masse der altdeutschen Literatur enthält nicht historische, sondern religiöse, wissenschaftliche, folkloristische und schöngeistige Texte, deren Sprache sich deutlich von den spärlichen Resten aus der Zeit Ottos I. unterscheidet, in der hauptsächlich lateinisch geschrieben wurde. Weshalb hätten sich die Schreiber dieser Zeit die Mühe machen sollen, alle diese Schriften in einer antiquierten Sprache zu erdichten?
Hier liegt wohl ein Mißverständnis vor: Illig hat seine Fälschungsthese stets auf lateinisch geschriebene Urkunden bezogen. Die anderssprachigen Urkunden sind tatsächlich echt; hier stellt sich „nur“ die Frage der richtigen Datierung - da die heutige Anno-Domini-Jahreszählung erst ab dem Jahr 1000 regelmäßig aufkam, steht und fällt eine zuverlässige chronologische Einordnung der Urkundenregister mit der Echtheit von Bezugspersonen (z. B. Ludwig der Fromme) und deren zeitlichen Fixierung.
Zum Argument „Die sprachliche Entwicklung hat Zeit gebraucht“ nur dies:
Die Reinschriften der oben erwähnten St. Galler Urkunden über private Rechtsgeschäfte sind im Althdt. des 8./9. Jh., die sog. Vorakten (mit Anmerkungen zum Inhalt des jeweiligen Rechtsgeschäfts) dagegen in der ahdt. Sprache des 10./11. Jh. abgefaßt.
Daß die Vorakte, weil vermutlich umgangssprachlich abgefaßt, jünger erscheint als die eher im „antiquierten Stil“ verfaßte eigentliche Urkunde, ist nicht überraschend - eher schon, daß sie permanent rund 200 Jahre Sprachentwicklung vorwegnimmt...
Fazit: die Sprachentwicklung innerhalb des Althochdeutschen hat nur wenige Generationen lang gedauert - wie angesichts der „Dynamik“ infolge der Akzentverlagerung im vorangegangen Germanisch auch zu erwarten ist (Umlautung, Abschwächung von Vokalen in unbetonten Silben)
c. Auch in den lateinischen Schriften der Karolingerzeit, z.B. Einhard, Lorscher Codex, stehen althochdeutsche Wörter und eine Menge von Namen, die dem jeweiligen sprachlichen Stand entsprechen, den wir aus den deutschen Werken kennen, z.B. Lauresham, Raureheim in den ältesten Dokumenten neben dem jüngeren Lorse, Roreheim, älteres Hluodwicus neben jüngeren Ludowicus.
Im Lorscher Codex steht an vielen Stellen der Name Heimerich, der zweifellos die Vorform von Heinrich, Henricus ist, wie in den Quellen zur Zeit Ottos I. zu lesen ist.
In den zitierten ahd. Wörten steht in den unbetonten Silben fast durchweg ein „e“. Dies ist das Ergebnis der Abschwächung von ursprünglichen Vokalen des Germanischen / Althochdeutschen in der Entwicklung zum Mittelhochdeutschen,
z. B. (ahd.) wituwo > (mhd.) witewe = Witwe.
Somit gehören diese Urkunden offenbar ins 10. oder 11.Jh. - und damit in die Realzeit.
d. Die ältesten Sprachdenkmäler sowohl der deutschen als auch der französischen Sprache sind die Straßburger Eide von 840 mit lateinischem Begleittext. Der deutsche Text ist gehalten in der damaligen rheinfränkischen bzw. südhessischen Mundart, die nur bei den Karolingern offizielle Amtssprache war. Unter den sächsischen Königen wäre das undenkbar gewesen, wohl aber zu einer Zeit, in der die Könige Franken, vielleicht sogar wie der Staatssekretär Einhard Rheinfranken waren. Wie kommt ein Fälscher darauf, so ein altertümliches Dokument statt auf lateinisch auch noch in einem antiquierten und später unbedeutenden deutschen Dialekt und zusätzlich auf Altfranzösisch wiederzugeben?
Der „antiquierte und später unbedeutende deutsche Dialekt“ und das „Altfranzösische“ waren die Muttersprachen der beeidenden Parteien, siehe dazu http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/275677.htm
Angemerkt sei dazu noch, daß es damals „offizielle Amtssprachen“ nicht gab, und später allenfalls „Ausgleichssprachen“, siehe die Kaufleute und die umherziehenden Minnesänger, die in einem möglichst weitläufigen Gebiet verstanden werden wollten.
(Überhaupt die Ausdrucksweise... wie auch beim „Staatssekretär“ Einhard - fehlt nur noch dessen „Besoldungsgruppe“...)
e. Die lateinische Sprache der Merowingerzeit war sehr verwildert (z. B. Gregor von Tours). Lateinische Texte zur Zeit Ottos I. sind wieder dem klassischen Latein angepasst. Wie kommt das? Zur Zeit Karls d. Gr. hat man sich sehr um klassische Bildung und ein gepflegtes Latein bemüht und dafür den angelsächsischen Gelehrten Alkuin nach Aachen geholt. Der Kaiser soll Mitglied eines literarischen Zirkels gewesen sein, in dem man Latein sprach und sich mit lateinischen Spitznamen titulierte. In Aachen wurde der Text der lateinischen Bibel revidiert und zum Standard gemacht. Eine besondere Schreibschrift, die"karolingische Minuskel" wurde nach angelsächsischen Vorlagen kreiert. Sie sind Vorbild für unsere heutigen Kleinbuchstaben. Die damalige"karolingische Renaissance" hat das gesamte Mittelalter geprägt. Da muss doch was zwischen den Merowingern und den Ottonen gewesen sein! Verwildern tut eine Kultur von selbst, aber zum Veredeln braucht man Zeit und Energie.
Die hatte man in den Klöstern reichlich, siehe oben.
f. Karl d. Gr. hat die"Volkssprachen" Deutsch und Französisch gefördert und z. B. angeordnet, dass die alten volkssprachlichen Lieder gesammelt wurden. Sein Sohn Ludwig der Fromme hat dieses heidnische Zeug wieder vernichten lassen.
Nun sind ja verschwundene Dokumente keine Argumente.
Goldrichtig. Also ist Punkt f. argumentativ Müll.
Vertreter obskurer Theorien berufen sich mit Vorliebe auf solche Beweisstücke, die es noch 1794 gab, dann aber leider, leider verschwunden sind. Ein Pluspunkt für Illig?
Was für „obskure Theorien“? Was hat Illig damit zu tun?
Nein, eins der alten Lieder hat die Vernichtung überlebt, das Hildebrandslied in einer Kunstform, die zur Zeit Ottos I. längst außer Mode war: dem Stabreim.
Dieses eine Lied soll wohl 300 Jahre retten...
2. Und das Zubehör?
Es ist unmöglich, eine ganze Epoche mit allem Zubehör zu erfinden. Beispiele:
a. Man hätte dann auch die gesamte Lebensgeschichte von Bonifatius (Zeit Karl Martells) samt allen Ausstellungsstücken in Fulda (Kopfreliquie, beschädigtes Buch) erfinden müssen. Das ließe sich vielleicht noch machen. Aber warum sollte der Fälscher auf den Gedanken kommen, in den lateinischen Bonifatiusbriefen deutsche Namen"englisch" zu schreiben (z. B. Raedbodus statt Radbodus, wie sonst üblich)?
Vielleicht kam der Schreiber, wie so manche Mönche damals, aus England?
b. Wäre es denkbar, dass im Auftrag des sächsischen Kaisers Otto I. eine fingierte Geschichte von dem Sachsenkrieg und der Zwangsbekehrung dieses Volkes geschrieben worden wäre?
Der Sachsenherzog Widukind war in den Augen Einhards ein Bösewicht - die Niedersachsen sind heute noch stolz auf ihn. Was hätte man 200 Jahre später unter einem sächsischen Kaiser für einen Grund gehabt, Widukind zu erfinden und zum Bösewicht zu stempeln? (...)
Tischner folgt hier der Illigschen Fixierung der Phantomzeit auf die 297 bzw. 300 Jahre, obwohl einiges auch für eine längere Dauer spricht. Dann wären die o. a. Argumente gegenstandslos.
Die „Sachsenkriege Karls des Großen“ mit den andauernden Aufständen und Schlächtereien und Umsiedlungen ernstzunehmen, ist Schwachsinn - woher kommt dann im 10.Jh. - in denselben Grenzen! - das intakte Stammesherzogtum Sachsen?
Hätte „Karl der Große“ die Sachsen wirklich besiegt, wäre das Land anschließend, erst recht nach den Aufständen, aufgeteilt worden (so wie es Ende des 12. Jh. tatsächlich geschah, nach der Verbannung des abtrünnigen Herzogs Heinrich des Löwen).
Und „Widukind“: anstelle für seinen „Verrat“ hingerichtet zu werden, blieb er weiterhin, nach Unterwerfung und Taufe (Pate: „Karl d.G.“), Herzog. Diese Sonderbehandlung läßt darauf schließen, daß im echten Verlauf der Geschichte der Sachsenherzog, sich nach anfänglichen Scharmützeln mit den Franken verständigend, eine einem Frankenkönig Karl Wieauchimmergeheißen fast ebenbürtige, sprich mächtige Stellung innehatte - siehe die dänischen Verwandten „Widukinds“ und die Dänen in der Normandie.
3. karolingische Bauwerke
Ich bezweifle, dass es in Westeuropa so wenige karolingische Bauwerke gibt. Ich verstehe nicht viel davon, (...)
...o.k., das lassen wir dann mal... obwohl eine Prüfung auf Plausibilität gehirnschmalzmäßig möglich sein sollte, erst recht für die „Experten“ - wo bleibt er denn nur, der „Anti-Illig“ (in Buchform bitte, nicht bloß in"offenen Briefen" und sonstigen Schmähartikeln)?
4. karolingische Münzen
Illig behauptet, es hätten sich kaum karolingische Münzen erhalten, und bezweifelt, dass man ein so großes Reich mit so wenig Geld regieren konnte. Von Münzen verstehe ich nicht viel. (...)
Andere, wie dottore, umso mehr.
5. Fälschungen?
Fälschungen waren im Altertum und Mittelalter gar nicht selten und es hat nicht erst die Kunst moderner Forscher bedurft, um den Betrug zu entlarven.
Ja, ganz richtig...wenn man daraus nur die richtigen Schlüsse ziehen könnte...
a. Es gibt z.B. viel mehr Evangelien und Apostelbriefe, als in der Bibel stehen. Sie kamen nicht in die Bibel, weil die Gelehrten schon in der Frühzeit der Kirche erkannten, dass es sich um Fälschungen handelte.
Nicht ganz. Damals galt: Was nicht zum Kanon gehört, ist falsch.
b. Was anderes ist es wohl mit Urkunden, die irgendwelche Rechte beweisen sollen. Da hatten die Fälscher eine starke Lobby mit handfesten Interessen im Rückhalt, so dass etwaige kritische Stimmen kein Gehör fanden.
Yep.
Wer sollte aber von einer so umfassenden Geschichtsfälschung wie der Erfindung der Karolinger Nutzen gezogen haben? Es ist ja auch viel einfacher, ein einzelnes Dokument zu erfinden, aus dem hervorgeht, dass ich von einem Prominenten der Vergangenheit mit einem Besitztum und bestimmten Rechten ausgestattet wurde. (...)
Es ging, bereits zu Beginn der Feudalzeit, nicht um eine, sondern um viele Urkunden... und welchem, möglichst edlen, „Prominenten der Vergangenheit“ sollte man diese eigentlich sonst unterjubeln - Kaiser Romulus Augustulus?
d. Das Thema Geschichtsfälschung ist heute noch aktuell, wenn es z.B. um das 3. Reich geht. Die Generation meiner Eltern hatte erst gelernt, das dritte Reich sei gut. Dann hat man ihnen gesagt, es sei böse gewesen. Ich befürchte, dass unser heutiges Geschichtsbild ein bisschen schief ist, weil kaum jemand unvoreingenommen über diese Zeit schreiben kann. Aber es hat niemand Hitler erfunden und keiner versucht, ihn wegzuretuschieren. Es ging allein um die Frage, wie er und seine Politik zu bewerten sind.
Andererseits geht heute das Gerücht von der"Auschwitzlüge" um. Es gibt Leute, die können das immer noch nicht glauben und meinen, man habe dem geliebten Führer da was angehängt, um ihn unmöglich zu machen. (...)
Ach, Herr Tischner kann’s auch nicht ganz lassen... diese Quasi-Gleichsetzung von Geschichtsrevisionisten mit den anderen... yet there is method in it...
Alles weitere dazu siehe das Posting von nereus.
II. Methodische Bedenken
1. Fälschungen?
Es ist ein sehr bedenkliches Argument: Alles, was mir nicht passt, ist eine Fälschung. Ob ein Dokument gefälscht ist, muss von Fall zu Fall geprüft werden. Das dürfte schwierig sein.
Wozu gibt’s Experten, z. B. für Urkunden Diplomatiker?
2. Illig sucht Beweise für eine fixe Idee
Illig geht von einer Hypothese auf: Das"dunkle Zeitalter" der Karolinger hat es nicht gegeben, sondern wurde erfunden. Diese Hypothese versucht er in seinem Buch mit eine Fülle von Argumenten zu beweisen, denen wohl auch ein Fachmann kaum folgen kann.
Was der erklärte Nichtfachmann Tischner so alles von sich gibt...
Das ist keine wissenschaftliche Methode, denn in der Wissenschaft steht nicht die Hypothese am Anfang, sondern die Untersuchung. Dabei muss der Forscher freilich von zunächst unbewiesenen Vermutungen ausgehen. Aber er wird nicht alles dran setzen, für eine einmal gefasste Meinung immer wieder neue Beweise zu suchen, sondern er wird seine vorläufige Arbeitshypothese im Laufe seiner Arbeit entweder bestätigt finden, modifizieren oder wieder aufgeben. Die am Ende gefundene Hypothese versucht die Untersuchungsergebnisse zu erklären. Andere Forscher deuten die Ergebnisse anders; man disputiert darüber und gelangt schließlich zu einer Erklärung, die alle bisherigen Fragen beantwortet. (...)
Hehre Grundsätze in der Tat - wie wär’s, wenn sich die etablierte Wissenschaft auch mal daran halten würde?
Zur Motivlage, sich als Etablierter „wissenschaftlich“ zu äußern:
Eine „wertfreie“ und nur der Sache verpflichtete wissenschaftliche Arbeit ist Illusion - in Deutschland und vielen anderen Ländern sind die Wissenschäftler Angehörige eines zumeist öffentlich-rechtlich strukturierten „Systems“, die sich zumindest in jungen Jahren sehr wohl überlegen (müssen), was sie, z. B. zu Illig, sagen, - sonst keine Fördergelder für Projekte, Karriere im Eimer usw.
3. Illig sagt nicht, wie die Geschichte wirklich abgelaufen ist
Illig stellt das bisherige Geschichtsbild in Frage, bleibt aber dem Leser die Antwort schuldig, wie denn seiner Meinung nach die Geschichte ohne die Karolinger abgelaufen sein müsste: Waren die sächsischen Kaiser unmittelbare Nachfolger der Merowinger? Wie müsste dann eine Zeittafel aussehen? Haben Jesus und Augustus 300 Jahre"n. Chr." gelebt? Wie verhält sich die deutsche Geschichte zur allgemeinen Weltgeschichte?
Das ist ein Punkt, den man Illig, neben seiner wenig leserfreundlichen Schreibe, nach fast 15 Jahren Mittelalter-Forschung durchaus ankreiden könnte - was auch damit zu tun hat, daß der „endgültige“ Zeitrahmen für die Kürzung immer noch nicht abgesteckt ist (Kalenderrechnung scheint auch nicht Illigs „Steckenpferd“ zu sein, obwohl man hier, auch im Hinblick auf die Auswirkung einer Zeitkürzung auf die Osterfestberechnung, ebenfalls eine Antwort finden muß - und kann).
Beispiel: Einhard nennt in seiner Biographie Karls d. Gr. ausländische Herrscher aus Byzanz (Nikephoros I, Michael I., Leo), Bagdad (Harun ar-Raschid), England (ohne Namen), Dänemark (Gottfried) und Spanien (Alfons II.), mit denen Karl korrespondiert habe. Die müssten doch wenigstens zum Teil auch in den ausländischen Quellen auftauchen.
Ja, wo sind sie denn, die „ausländischen Quellen“.... (s. o.)?
4. Wie zuverlässig sind die Quellen?
a. Illig überschätzt die historische Zuverlässigkeit von Quellen überhaupt. Es stimmen ja auch moderne Dokumente nicht immer (z.B. Berichte von Veranstaltungen in der Zeitung).
b. Er überschätzt die historische Zuverlässigkeit von Augenzeugen, z.B. Einhard. Augenzeugen berichten aus der Erinnerung und haben das Recht sich zu irren. Ein Historiker recherchiert aus Quellen und wehe, wenn er sich irrt oder etwas übersieht!
Worauf beruht dann eigentlich die herkömmliche Geschichtsschreibung - nichts Geschriebenes, keine Zeugenaussagen.. bleibt dann wohl nur noch die göttliche Eingebung...
Halleluja! Verbrennt die Ketzer!
Aktuell: 28.02.2004
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Wollen wir mal hoffen, daß das kein Gründe zum gekränkt sein abgibt
Gruß bernor
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